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Konventionelles Futter für Biobetriebe erlauben?

Lesezeit: 4 Minuten

Wegen der Dürre ist auch in vielen Biobetrieben das Grundfutter extrem knapp. Sollen biologisch wirtschaftende Betriebe in dieser Notsituation konventionelles Futter zukaufen dürfen?


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Angesichts der Dürre frage ich mich, ob ich mit meinem Betrieb wirklich auf einem klimaschonenden Weg bin und was ich noch tun kann, dass solche Wetterveränderungen nicht noch mehr überhand nehmen.


Einen Teil unserer Milch füllen wir in unserer Hofmolkerei als Vorzugsmilch ab und vermarkten sie an Geschäfte und Privatkunden im Raum Stuttgart, den anderen Teil verkaufen wir an die Demeter-Molkerei Schrozberg.


Für unsere 50 Milchkühe und Nachzucht suchen wir ganz dringend Bioheu. Uns fehlen wegen der Dürre über 60% Futter von un-seren Flächen.


Momentan bekommen die Kühe das Winterfutter, das normalerweise erst ab Oktober vorgesehen war. Wir konnten dieses Jahr einen guten 1. Schnitt und einen eher mittelmäßigen 2. Schnitt einfahren. Alle Vorräte sind aufgebraucht. Vor Kurzem gab es seit zehn Wochen wieder Regen – leider nur zwei Liter.


Der Markt für Biofutter, aber auch für konventionelles Futter ist wohl leer. Einen Lastzug italienisches Luzerneheu in Bioqualität und ein paar bayerische Silageballen konnte ich noch ergattern. Aber um welchen Preis?


Mir würde es das Herz brechen, wenn ich einen Teil unserer gesunden Tiere notschlachten müsste. Die Fütterung ist nur ein Teil der Demeter-Zertifizierung. Konventionelle Zufütterung könnte an dieser Stelle eine Notlösung sein!


Klar, die Diskussionen darüber werden schon längst in den Medien geführt. Da ist Bio jetzt plötzlich kein Bio mehr und die Landwirte hätten ja eh schon zuviel Subventionen und jetzt auch noch Dürrehilfen erhalten. Hier sollten wir Landwirte uns künftig mehr in die Diskussionen einbringen und die Verbraucher in unseren Alltag mitnehmen.


Von unseren Verbrauchern wünsche ich mir Vertrauen, Wertschätzung und Verständnis und von der Politik kurzfristig Mut zu schnellen und sinnvollen Entscheidungen und längerfristig eine ökologisch nachhaltigere Agrarpolitik.


Überzeugte Biolandwirte arbeiten im Einklang mit der Natur und wirtschaften nach den von den Verbänden vorgegebenen Richtlinien.


Dies erwarten die Verbraucher auch von den Ökolandwirten und sind deshalb bereit, für den Mehrwert der Bioprodukte einen höheren Preis zu bezahlen. Bioprodukte, die mit konventionellen Futtermitteln erzeugt worden sind, wird kein Verbraucher akzeptieren.


Selbstverständlich muss den von Dürre und Futtermangel betroffenen Landwirten geholfen werden, da es sich hier um einen absoluten Notstand handelt – aber nicht mit der Zulassung von konventionellem Futter.


Voraussichtlich wird sich im Winter die Situation auf vielen Betrieben noch verschärfen, wenn alle Futtervorräte aufgebraucht sind. Dann ist auch die Solidarität unter den Biolandwirten gefragt. Unser Betrieb hat vielleicht noch die Möglichkeit, Futter abzugeben. Aber auch hier im Allgäu hat es die letzten vier Wochen kaum geregnet.


Die Biomolkereien werden weiterhin nur Biomilch verarbeiten, die aus 100% Biofutter erzeugt worden ist, um das Vertrauen der Verbraucher nicht zu verlieren. Denn diese werden nach meiner festen Überzeugung die Zulassung von konventionellem Futter nicht akzeptieren.


Im Übrigen steht die konventionelle Landwirtschaft vor den gleichen Futterproblemen. Wir dürfen hier in keine Konkurrenzsituation treten. Sonst sehen wir uns schnell dem Vorwurf ausgesetzt, „Biobauern kaufen den konventionellen Landwirten das Futter weg“.


Ich gehe davon aus, dass dieser Sommer keine Ausnahme bleiben wird. Schon jetzt hat sich im Allgäu aufgrund der Klimaerwärmung die Vegetationszeit nachweislich um 20 Tage verlängert.


Biobetriebe müssen deshalb künftig 20 bis 30% Futterreserven für ertragsarme Jahre bevorraten. Die Viehbestände müssen möglichst schnell an die Futtersituation angepasst werden. Dies ist in vielen Betrieben schon geschehen.


Konrad Stöger bewirtschaftet am Forgensee im Ost-allgäu einen Biolandbetrieb mit 60 Milchkühen.


Anja Frey führt einen Demeterhof mit 80 ha Land und 50 Milchkühen im schwäbisch-fränkischen Wald.

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