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Maiswurzelbohrer: Welche Strategie hilft wirklich?

Lesezeit: 5 Minuten

Die Fangzahlen des Schädlings sind 2018 in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz erneut deutlich gestiegen. Was muss jetzt passieren?


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Während der Maiswurzelbohrer (Diabrotica) im Norden Deutschlands bisher kaum eine Rolle spielt, sind die Fangzahlen im Süden in diesem Jahr erneut alarmierend. In der besonders betroffenen Rheinebene rund um Freiburg im Breisgau (Baden-Württemberg) hat sich die Zahl der Käfer mit 305 pro Falle in diesem Jahr gegenüber 2017 fast verdoppelt (Übersicht 1)! Allein im Landkreis Emmendingen fand man in den 60 Fallen jeweils 664 Käfer. Im grenznahen Lörrach waren es 229 pro Falle (Übersicht 2).


Ein ähnliches Bild in Bayern: Die LfL Bayern registrierte vor allem in den intensiven Maisanbauregionen Traunstein, Berchtesgadener Land, Altötting und Passau bei gleicher Anzahl der Fallen eine Vervielfachung der Fänge gegenüber dem Vorjahr. Die Gesamtzahl der gefangenen Käfer erreichte mit 25250 ein fünfstelliges Niveau. Zudem habe man erstmals welche in bisher weitgehend freien Gebieten um Straubing und Erding gefunden.


Als Hauptgrund dafür geben die Experten den nach wie vor verbreiteten Monomaisanbau an. Dass sichtbare Schäden trotz der hohen Fangzahlen überschaubar blieben, erklären sie hauptsächlich mit der Trockenheit. Die durch die Larven verursachten Wurzelschäden hätten die Standfestigkeit des Maises offenbar nicht so stark beeinträchtigt wie in feuchteren Jahren. Der frühe Erntezeitpunkt könnte hierbei ebenfalls eine Rolle spielen. Die meisten Silo- und Körnermaisbestände in der Oberrheinebene wurden bereits Anfang September gedroschen. Der Saatmais im Laufe des Oktobers.


Fruchtfolgeregelung:

Um den Schädling zurückzudrängen, setzen beide Bundesländer, wie die Schweiz (siehe Seite 24), auf das Instrument einer weiten Fruchtfolge. Laut Experten sei das der vielversprechendste Weg. „Zumal mit einer Zulassung von insektiziden Bodengranulaten gegen die Larven nicht zu rechnen ist und deren Wirkung vermutlich auch nicht ausreicht“, sagt Steffen Wagner, LfL Bayern.


Doch während Bayern bei den Ackerbauern – momentan noch – an einen freiwilligen Fruchtwechsel appelliert, hat das westliche Nachbarland 2017 die Daumenschrauben angezogen. So sind Landwirte im am stärksten betroffenen Regierungsbezirk Freiburg seit dieser Saison nach zwei Jahren Mais zu einer mindestens einjährigen Anbaupause verpflichtet. 2019 soll die Einhaltung dieser Regel erstmals kontrolliert und gegebenenfalls sanktioniert werden.


Ausnahme Saatmais:

Die traditionell in der Region sitzenden Saatmaisproduzenten sind bisher vom Anbauverbot ausgenommen und dürfen Granulate wie etwa Belem oder Trika Expert zur Bekämpfung einsetzen. Diese Ungleichbehandlung sorgt unter Praktikern zum Teil für hitzige Diskussionen.


Allerdings gibt es angesichts der weiter steigenden Käferzahlen aktuell Diskussionen darüber, ob nicht auch Landwirte mit Saatmais ihren Teil zur Bekämpfung beitragen sollten. Zumal laut Raphael Maurath, Pflanzenbauberater beim Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald, die Zahl der Käfer mittlerweile auch im Saatmais trotz chemischer Bekämpfung ansteige. Prof. Michael Zellner hat ähnliche Erfahrungen: „Die Populationsentwicklung lässt sich nach unseren Beobachtungen mit chemischen Mitteln nicht nennenswert beeinflussen.“


Die Saatmaisproduzenten sind alarmiert: „Ein Anbauverbot wäre das Aus für diese Kultur und würde viele Betriebe vor kaum lösbare Probleme stellen. Deshalb brauchen wir tragfähige Lösungen, um für alle Landwirte den Maisanbau zu erhalten, denn sie ist unsere wirtschaftlichste Kultur!“, betont Wolfgang Selinger. Der Nebenerwerbslandwirt aus Merdingen in der Rheinebene baut seit zehn Jahren auf ca. 20 ha sterilen Saatmais an.


Viele Praktiker wie er schauen mit Neid ins benachbarte Elsass, wo den Landwirten trotz ebenfalls deutlich gestiegener Fangzahlen lediglich geraten wird, ab 100 Käfern pro Falle innerhalb von sechs Jahren einmal mit dem Maisanbau auszusetzen.


Wolfgang Selinger fordert zwar die Zulassung geeigneter Beizmittel gegen den Schädling, ist aber auch biologischen Methoden gegenüber offen. So hat er in diesem Jahr mit 13 ha an einem Versuch zum Einsatz von Nematoden teilgenommen. „Optisch haben wir dabei keinen Unterschied festgestellt, allerdings lagen wir bei den Fängen auch unter der Schadschwelle.“


Erste Versuche mit Nematoden:

Die Forschung zur Wirksamkeit von Nematoden gegen den Maiswurzelbohrer steht noch relativ am Anfang. Sie werden in einer Konzentration von etwa 1 bis 2Mrd. Nematoden/ha in Wasser gelöst in den Boden eingebracht und töten die Larven des Schädlings ab.


In mehrjährigen Versuchen konnte Berater Maurath bisher zeigen, dass die Variante 66% Mais in der Fruchtfolge mit 0,10 gefundenen Käfern pro Pflanze wirksamer war als 80% Mais kombiniert mit Nematoden. Denn hier fanden sich noch 0,19 Käfer/Pflanze. Bei 100% Mais plus Nematoden waren es 0,36 Käfer/Pflanze. „Als flankierende Maßnahme kann man Nematoden empfehlen. Allerdings sind die Wirkungsgrade abhängig von der Bodenfeuchte und daher sehr schwankend.“


65% Wirkungsgrad:

Der Hersteller des Nematoden-Produktes Dianem, Fa. Enema, gibt einen mittleren Wirkungsgrad von 65 % an. Ziel sei, die Ausbringung der Nützlinge mit der Maisaussaat, so Firmenvertreter Bart Vandenbossche. Allerdings müssten die Nematoden dann die Zeit bis zum Auftreten der ersten Schädlinge im Boden überleben. Zurzeit sei man dabei, robustere Nematodenstämme zu züchten, die damit keine Probleme hätten.


Im deutsch-französischen Grenzgebiet tüfteln Berater derzeit an einer praktikablen Ausbringtechnik für die Nematoden-Lösung. „Denn das Aufrühren der Nützlinge in jeweils 200l Wasser pro Hektar und das Mitführen dieser Lösung ist sehr aufwendig“, sagt Lohnunternehmer Klaus Schitterer aus Freiburg-St. Georgen. Er hat in diesem Jahr 17 ha Mais damit behandelt.


Technik in Entwicklung:

Im Prototyp-Stadium ist z.B. eine Technik, die die Nematoden per Schlauchpumpe ähnlich dem Depotdüngeverfahren als Band appliziert. Der Wassertank wird dabei im Frontanbau mitgeführt. Alternativ kann die Ausbringung per angehängtem Stachelrad mit der Flüssigdüngung oder mittels einer speziellen Injektor-Technik mit der Aussaat kombiniert werden. Kontakt: silvia.lehnert@topagrar.com

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