In Zeiten (fast) allmächtiger Lebensmittelkonzerne klingt die Idee der Schwarzwälder Biobauern bestechend: Die Milchviehhalter unter ihnen liefern künftig abgetränkte, mastfähige Biokälber an Rindermäster im Umkreis. Diese wiederum vermarkten die Schlachtkörper nach der Bio-Weidemast über eine regionale Erzeugergemeinschaft als Label-Rindfleisch an Edeka Südwest (siehe Seite 10).
Den Akteuren ist es offenbar gelungen, eine geschlossene Lieferkette aufzubauen, bei der alle auf ihre Kosten kommen. Denn Basis ist eine gemeinsam erarbeitete Liefervereinbarung, die nicht nur bestimmte Haltungskriterien vorschreibt, sondern auch einen Fixpreis für die Kälber sowie einen Mehrpreis pro Kilogramm Schlachtgewicht enthält. So weiß jeder in der Kette, wie er kalkulieren muss.
Der Weg dahin war langwierig und mühsam: Die Landwirte haben mehrere Jahre diskutiert. Den Viehhändler anzurufen, der beim Milchviehhalter die Kälber möglichst schnell vom Hof holt oder dem Mäster ausreichend große Partien liefert, ist schließlich wesentlich einfacher.
Eine gesicherte Vermittlung der Kälber und eine höhere Wertschöpfung für ordentlich aufgezogene Tiere hat die Praktiker schließlich dazu gebracht, Kompromisse einzugehen. Zudem wissen sie jetzt, dass ihre Kälber bis zur Theke in der Bioschiene bleiben.
Bis die Lieferkette ohne Probleme in der Praxis läuft, gibt es zwar noch ein paar Klippen zu umschiffen. So zum Beispiel, ob die Futterqualität auf extensiven Weiden für gute Schlachtkörper ausreicht. Oder ob genügend gute Kreuzungskälber bereit stehen, um die verfügbaren Mastplätze zu besetzen.
Doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Und sollte das Schwarzwälder Kooperationsmodell nur dazu führen, dass die Branche insgesamt – auch die konventionellen Tierhalter – intensiver über die Kälberqualität und die Art ihrer Vermarktung diskutiert, wäre das schon ein großer Verdienst. Denn Reserven gibt es noch genug. Schon allein durch eine klare Anpaarungsstrategie ließe sich in so manchem Betrieb aus dem Kälberverkauf eine höhere Wertschöpfung erzielen.
Das Pilotprojekt aus dem Schwarzwald zeigt zudem, dass ein Teil des Handels für solche Ideen offen zu sein scheint. So engagiert sich Edeka Südwest einmal mehr für eine regionale, nachhaltige Erzeugung. Und auch Feneberg im Allgäu steht bereits mit Initiator Lukas Kiefer von der Universität Hohenheim in Kontakt. Bestimmt gibt es weitere Lebensmittelhändler, die man dafür gewinnen könnte! Zumal der Konsum an Bio-Rindfleisch laut AMI weiter steigen wird. Zwar langsamer als noch im letzten Jahr, als rasante Zuwächse verzeichnet wurden, aber dafür kontinuierlich.
Mit einem guten Konzept beim Filialisten vor Ort anzuklopfen, schadet nie. Vielleicht müssen die Impulse für eine höherwertige Vermarktung gerade in Süddeutschland noch aktiver als bisher von der Basis selbst kommen. Denn schließlich wissen die Landwirte am besten, was zu welchem Preis geht, und was nicht. Bleibt nur noch, den Mut für den ersten Schritt aufzubringen.