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Sorgfalt für Senf & Co.

Lesezeit: 5 Minuten

Zwischenfrüchte bestrafen eine nachlässige Aussaat. Welcher Aufwand ist gerechtfertigt und welche Technik lohnt sich?


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Die Arbeitsspitze im August verleitet oft dazu, Zwischenfrüchte möglichst zeitsparend zu säen. Darunter leidet dann zu oft das Ergebnis. Schlecht auflaufende, ungleichmäßige und zu dünne Bestände genügen den Ansprüchen an Nährstoffbindung, Unkrautunterdrückung oder Strukturverbesserung aber nicht.


Wie Hauptfrucht behandeln


Über zwei Drittel der Zwischenfrüchte werden nach Winterweizen angebaut. Bei knappen Arbeitszeiten erfolgt die Zwischenfruchtaussaat dann selten mit der gleichen Sorgfalt wie bei einer Hauptfrucht. Dies ist aber zu empfehlen, da sich Zwischenfrüchte nur bei sorgfältiger Bodenbearbeitung, optimalem Stroh- und Ausfallgetreidemanagement sowie Saatbett gut entwickeln.


Folgende Bedingungen behindern einen gleichmäßig hohen Feldaufgang mit rascher Anfangsentwicklung und die homogene Bestandsentwicklung:


  • ungleichmäßige Strohverteilung beim Mähdrusch,
  • zu lange Strohhäcksellänge beim Mähdrusch (z.B. durch stumpfe Häckslermesser, zu geringe Drehzahl des Häckslers),
  • zu geringe Sorgfalt und Intensität bei der Stroheinarbeitung, ggf. mangelhafte Bodenbearbeitungstechnik,
  • Bodenschadverdichtungen durch Mähdrescher und Erntefahrzeuge bzw. in Fahrgassen,
  • unzureichende Bodenlockerung und Aufbrechen von Verdichtungen vor allem in Fahrspuren,
  • nicht dem Saatgut angepasste Saatgutablagetiefe,
  • bei hohen Strohmengen im Strohmulchverfahren und unzureichender Strohdurchmischung und -rotte Gefahr der Ablage des Saatgutes auf dem Stroh mit unzureichendem Bodenkontakt,
  • mangelnde Rückverfestigung und schlechter Bodenschluss,
  • ungleichmäßige Breitverteilung des Saatgutes z.B. von Zwischenfruchtmischungen bei der Ausbringung mit dem Schneckenkornstreuer,
  • zu späte Saat von nicht spätsaatverträglichen Arten,
  • zu geringe N-Versorgung bei großen Strohmengen (N-Sperre durch N-Bindung des Strohs),
  • zu geringe Aussaatmengen,
  • zu geringe Bodenfeuchte und Niederschläge nach der Saat.


Ausfallgetreide als grüne Brücke


Sind die Aussaatbedingungen nicht optimal, so können Zwischenfrüchte Ausfallgetreide und Unkräuter nicht überwachsen. Das ist in erster Linie für die Feldhygiene ein Problem, da Ausfallgetreide im Herbst eine „grüne Brücke“ darstellt und Blattläusen eine frühzeitige Besiedlungsmöglichkeit bietet. Dadurch können Krankheiten wie das Gelbverzwergungsvirus auf benachbarte Getreideschläge übertragen werden.


Da es im Rahmen des Greenings nicht zulässig ist, Ausfallgetreide/-raps in der Zwischenfrucht mit Herbiziden (Glyphosat) auszuschalten oder durch Bodenbearbeitung im Herbst zu bekämpfen, sind ackerbauliche Maßnahmen zu nutzen. Dadurch schafft man einerseits optimale Auflaufbedingungen für Ausfallgetreide/-raps und fördert andererseits die Entwicklung der Zwischenfrüchte, damit sie einen unkrautunterdrückenden Effekt haben. Für ein effektives Ausfallgetreide/raps-Management bedeutet dies:


  • gleichmäßige Strohverteilung und möglichst intensive Strohzerkleinerung,
  • flache, aber intensive Stoppelbearbeitung (ggf. diagonal zu den Fahrgassen),
  • gute Rückverfestigung vor allem bei Trockenheit.
  • Der zweite, meist tiefere Arbeitsgang sollte nicht zu früh erfolgen, damit Ausfallgetreide ausreichend Zeit zum Auflaufen hat. Die Zwischenfrucht sollte lieber einige Tage später gesät werden, als die Sorgfalt bei der Bekämpfung von Ausfallgetreide zu vernachlässigen. Empfehlenswert kann auch eine etwa 20%ige Erhöhung der üblichen Aussaatstärke sein, um Ausfallgetreide besser zu unterdrücken. Dies gilt insbesondere bei späteren Saatzeiten.


Mit wenig Aufwand säen?


Ein weitverbreiteter Anspruch ist, dass Zwischenfrüchte möglichst wenig Aufwand, Zeit und Geld kosten dürfen. Bezogen auf die Verfahrenstechnik bedeutet das: so wenig Bodenbearbeitung wie möglich und so viel wie unbedingt nötig.


Drillsaaten nach Pflug sind zwar einerseits das sicherste Aussaatverfahren, weil Unkräuter und Ausfallgetreide nahezu ausgeschaltet und ein feinkrümeliges Saatbett insbesondere für feinsämige Zwischenfrüchte erstellt werden kann. Es ist aber gleichzeitig das aufwendigste und damit kostenintensivste Verfahren. Bei engen Fruchtfolgen, knapper Technikausstattung und dadurch bedingt hohen Arbeitsspitzen, erfolgt die Zwischenfruchtsaat zunehmend in kombinierten Arbeitsgängen zusammen mit der Bodenbearbeitung.


Grubbersaaten nehmen zu


Sogenannte Grubbersaaten setzen sich zunehmend durch. Hierbei wird ein Pneumatikstreuer auf einen Grubber oder eine Scheibenegge aufgesattelt. Das Saatgut wird über breit streuende Säaggregate bzw. Säschläuche in den Bodenstrom meist vor oder in die nachlaufende Packerwalze gleichmäßig über die Arbeitsbreite verteilt. Hier bieten verschiedene Technikhersteller inzwischen entsprechende Spezialtechnik an.


Um günstige Voraussetzungen für die Grubbersaat zu schaffen, ist auch hier wieder das A und O ein optimales Strohmanagement. Wird das Stroh abgefahren, erübrigt sich dieses Problem weitgehend und die Voraussetzungen für die Saatgutablage und Bestandsetablierung sind deutlich günstiger.


Daneben sollte man für die Zwischenfruchtsaat bei der Bodenlockerung die gleichen Ansprüche anstreben wie zur Rapsaussaat. Eine Zwischenfrucht soll den Boden intensiv und möglichst tief durchwurzeln können, um die Struktur zu verbessern und Nährstoffe auch aus unteren Bodenschichten zu erschließen. Dies ist umso bedeutsamer, je stärker einerseits die N-Versorgung der Zwischenfrüchte über die Düngung nach den Vorgaben der Düngeverordnung eingeschränkt ist. Andererseits aber auch, um auswaschungsgefährdete Nährstoffe wie Stickstoff, Kalium und Schwefel über die Biomasse der Zwischenfrüchte zu binden.


Dennoch ist eine Grubbersaat nicht ohne Nachteile. Der hohen Arbeitseffizienz steht das Risiko einer ungleichmäßigen Saatgutablage gegenüber. Insbesondere Feinsämereien wie Kleearten oder Lichtkeimer, wie Phacelia oder Ramtillkraut, reagieren empfindlich auf Grubbersaaten. Senf dagegen hat deutlich geringere Ansprüche und ist für Grubbersaaten gut geeignet. Für eine Zwischenfruchtmischung mit Ackerbohnen und Feinsämereien ist ein absätziges Arbeitsverfahren sinnvoll: Zuerst die Ackerbohnen auf 6 bis 8 cm eingrubbern und im zweiten Arbeitsgang die feinsamigen Zwischenfrüchte mit Kreiselegge-Drillmaschine flach einbringen. Das sicherlich einfachste, schlagkräftigste und kostengünstigste Verfahren ist das Verteilen des Saatgutes mit einem Dünger- oder Schneckenkornstreuer auf die bearbeitete Fläche. Bei einer Aussaat auf eine relativ feinkrümelige Bodenoberfläche mit ausreichender Rückverfestigung ist ein relativ guter Feldaufgang bei Senf und Ölrettich möglich.


Bei weniger günstigen Bedingungen kann eine Erhöhung der Saatgutmenge um 20% sinnvoll sein. Ölrettich läuft bei der Saat mit dem Schneckenkornstreuer, insbesondere bei trockenen Bodenverhältnissen, 7 bis 14 Tage später auf als bei Drillsaaten. Es ist sinnvoll, den Saattermin entsprechend vorzuverlegen.


Hubert Kivelitz, LK NRW


silvia.lehnert@topagrar.com

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