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„Wie ich meinen Ackerbau dem Klimawandel anpasse“

Lesezeit: 6 Minuten

Ackerbauer Lorenz Mayr aus Österreich rüstet sich mit dem verstärkten Anbau von Zwischenfrüchten und der Direktsaat gegen die Folgen des Klimawandels.


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Am 30. Juli 2014 fielen bei uns fast 80l/m2 Regen innerhalb einer Stunde“, erinnert sich Lorenz Mayr. Der Landwirt bewirtschaftet in Großmugl im österreichischen Weinviertel einen Betrieb mit 110ha Ackerbau. Knapp ein Jahr später im Mai 2015 folgte ein Hagelunwetter mit fast 50 l/m2 in nur 40 Minuten. Für Mayr sind das zwei besonders bleibende Wetterereignisse aus den letzten Jahren.


Seine Ackerbaustrategie hat er angesichts der Klimaveränderungen inzwischen umgestellt. Begonnen hat er mit Mulchsaattechnik. Vor etwa fünf Jahren ist er auf Direktsaat umgestiegen. „Zu dieser Zeit war diese Technik bereits so weit ausgereift, dass ich diesen Schritt wagen konnte“, so der Landwirt. Heute baut er alle Kulturen, ob Getreide, Mais, Raps, Zuckerrüben oder auch Kartoffeln, nach diesem Verfahren an.


Strategie bei Körnermais


Im Folgenden soll vor allem auf seine Strategie bei Körnermais näher eingegangen werden. Der Anbau beginnt für Lorenz Mayr bei der Planung der Herbizidstrategie für die Vorfrucht Getreide. Dabei setzt er Broadway und Biathlon 4D ein, da es bei beiden Produkten keine Nachbauprobleme gibt. Neben dem zu beseitigenden Unkrautspektrum ist ihm wichtig, dass die Begrünungen später sicher wachsen können, Problemunkräuter in der Folgekultur aber trotzdem im Griff behalten werden.


Der erfolgreiche Maisanbau hängt für ihn nicht zuletzt von der Strohbehandlung ab. „Damit das Stroh bis ins Frühjahr gut verrottet, muss es aufgebrochen sein“, erklärt der Landwirt. Im Hinblick auf die Erosionsminderung ist es laut Mayr wichtig, das Stroh „oben“ zu halten. „Beim ersten Arbeitsgang empfiehlt sich die Kurzscheibenegge mit einer maximalen Tiefe von etwa 4 cm“, so der Landwirt. „Das Rückverfestigen sorgt dafür, dass Ausfallgetreide gut aufläuft.“


Vor Mais sät Mayr die Zwischenfrucht ohne Bodenbearbeitung in die Getreidestoppel. Das erhöht den Erosionsschutz, spart Wasser und Zeit.


Die Begrünung ist für Mayr der Grundstein für den erosionsgeschützten Anbau. Deshalb schenkt er ihr die gleiche Aufmerksamkeit wie einer Hauptfrucht. Vielfältige Mischungen geben die Sicherheit eines guten Feldaufganges und nützen die positiven Effekte jeder Kultur aus. So wird der Boden in den verschiedenen Tiefen durchwurzelt und bedeckt das Feld über alle oberirdischen Etagen. 15 kg Buchweizen sowie 0,5 kg nematodenresistenter Senf sorgen für die frühe Beschattung des Bodens. Das reduziert die Verdunstung, unterdrückt das Ausfallgetreide und die Unkräuter.


Was ist in der Mischung?


1kg Kresse und 20kg Öllein verrotten sehr langsam durch den hohen Lignin-anteil. Daher sorgen sie für den Bodenschutz im kommenden Frühjahr. 3kg nematodenresistenter Ölrettich und 1kg Meliorationsrettich nehmen den freien Stickstoff (N) im Boden auf und hinterlassen nach dem Abfrieren der Pflanzen große Löcher im Boden. Sie tragen zur schnellen Versickerung des Regenwassers bei. 2kg Phacelia bedecken den Boden und durchwurzeln die oberen Zentimeter sehr gut. Die Ackerbohne bildet ein sehr schönes Wurzelwerk und bringt zusammen mit der Winterwicke die Vorteile der Leguminosen in die Mischung.


Versuchsweise hat Lorenz Mayr Anfang Oktober 2017 Wintererbsen in diese Begrünung geschlitzt. Sie sollen den Boden nach dem Abfrieren der anderen Mischungspartner im Frühjahr wieder bedecken und ebenfalls N in den Boden bringen. Grundsätzlich geht der Betrieb mit allen Flächen grün in den Winter. Nur so können die Bodentiere ausreichend ernährt werden und der Bodenschutz gelingen.


Vielfältige Funktionen


Die Begrünung hat für den Landwirt viele Aufgaben zu erfüllen. Sie sammelt Tauwasser und hält den Bestand im Herbst feucht. Schnee wird nicht verweht und gelangt nach der Schmelze in den Boden. Bei Starkregen wird das Wasser gebremst und kann durch die abgestorbenen Wurzelgänge schnell in den Boden infiltrieren.


Luftstickstoff wird durch die Leguminosen gebunden. Nitrat wird von den Begrünungspflanzen aufgenommen und geht nicht ins Grundwasser, P wird mobilisiert. Diese Nährstoffe stehen nach dem Absterben der Zwischenfrucht der Hauptkultur zur Verfügung. Bodenlebewesen finden Nahrung und werden durch die Begrünung und Bodenruhe immer mehr.


Der Boden wird biologisch durch die Wurzeln und Bodentiere gelockert. Somit kann auf eine intensive Bodenbearbeitung verzichtet werden. Das trägt zum Humusaufbau bei und bietet einen Lebensraum für die Wildtiere und Insekten. Ende April 2018 fand bei Lorenz Mayr eine Anbauvorführung zur Maisdirektsaat statt. Hierbei konnten viele Besucher beobachten, wie er Mais in den feuchten Boden legte. Ortsüblich ist hier aufgrund der Trockenheit der Anbau schon zehn Tage vorher. Viele Besucher waren überzeugt, dass die grünen Erbsen das letzte Wasser aus dem Boden gezogen hätten. Doch dem war nicht so. Vielmehr hatte die Begrünung den Boden gut bedeckt und so vor Wind und Sonneneinstrahlung geschützt.


Sternräumer nicht zu tief


Da der Boden nicht bearbeitet wurde, ging kein Wasser verloren. Daher heißt es bei der Direktsaat: Ruhe bewahren und säen, wenn die Bodenverhältnisse passen. Beim Anbau ist es wichtig, das Saatkorn ohne zu viel organische Masse in den festen Boden zu bringen.


Die Einstellung der Sternräumer ist eine heikle Aufgabe. Sind sie zu tief, erzeugen sie Furchen und führen bei Starkregen zu Erosion in der Reihe. Wellscheiben (Coulter-Scheiben) vor dem Säschar schneiden den Boden auf und erzeugen genügend Feinerde, die über dem Samenkorn wieder angedrückt wird. Der Schardruck ist auf die Bodenverhältnisse abzustimmen.


Glyphosat gehört für Mayr untrennbar zur Direktsaat. Er setzt es fünf Tage nach der Saat ein, um die Altverunkrautung und die winterharte Begrünung zu regulieren. Eine mechanische Bodenbearbeitung gibt es nur noch vor der Begrünungssaat vor Kartoffeln.


Direktsaaten entwickeln sich zu Beginn langsamer als herkömmlich gesäte Bestände. Doch das ist kein Grund zur Panik. Sobald im Sommer auf anderen Flächen die ersten Trockenschäden auftreten, kann der Direktsaatmais vom verfügbaren Wasser zehren. Die organische Masse bremst die Tropfen bei Starkregen, sie versickern im belebten Boden. Somit werden die Aggregate nicht zerstört, kein Boden fließt ab. Mayr: „Die Fotos aus dem Jahr 2018 lassen erkennen, wie gut die Bodenstruktur durch weniger Bodenbearbeitung und ständigen Bewuchs ist. Wasser, das im Feld bleibt, steht der Kulturpflanze zur Verfügung. Das spiegelt sich letztlich im Ertrag wider.“ Dieser lag 2018 auf dem Vorführfeld bei Mais mit 14% TS bei über 10,4 t/ha.


Nach der Ernte mulcht der Landwirt die Stoppeln und sät mit der Rapid den Weizen hinein. Dabei kommen die Vorwerkzeuge leicht zum Einsatz, um das Maisstroh mit Erde zu vermischen und damit die Fusariengefahr zu reduzieren. „Das funktioniert gut, im Frühjahr haben die Bodentiere das Stroh zersetzt.“


Der „ordentliche“ Landwirt


Für den Pionier der Direktsaat hat sich das Bild des „ordentlichen“ Landwirtes gewendet. „Der ordentliche Landwirt ist für mich jener, der das wertvollste Gut, den Boden, auf seinem Feld hält.“ Zwar sei Nachhaltigkeit mittlerweile ein abgedroschenes Schlagwort. Lorenz Mayr: „Doch wir Landwirte leben das schon seit Generationen. Ich habe meine Felder mit fruchtbaren Böden von meinen Vorfahren übergeben bekommen. Diesen wertvollen Boden als Lebensgrundlage für uns alle werde ich auch meinen Kindern weitergeben.“ Torsten Altmann


silvia.lehnert@topagrar.com

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