Auch der Forstwirtschaft setzt das Klima heftig zu. Ob die Fichte noch eine Zukunft hat, fragten wir Manfred Lexer, Waldbau-Insitut der Universität für Bodenkultur Wien.
Auch der Forstwirtschaft setzt das Klima heftig zu. Ob die Fichte noch eine Zukunft hat, fragten wir Manfred Lexer, Waldbau-Insitut der Universität für Bodenkultur Wien.
Sind die Waldschäden diesen Sommer ein erster Vorbote des Klimawandels?
Lexer: Es ist eine deutliche Erinnerung daran, dass die Menschheit im Begriff steht, das Klimasystem der Erde durch den Ausstoß von Treibhausgasen in die Atmosphäre zu verändern. Die Entwicklungsbedingungen für den Fichtenborkenkäfer haben sich stark verbessert.
Treten dann auch noch längere Trockenperioden gleichzeitig auf, schwächt das die Fichtenbestände und sie können den Käfern keinen ausreichenden Widerstand mehr entgegensetzen. Während der Sommermonate war es im Waldviertel so trocken, dass sogar die Waldkiefer schwer an Wassermangel gelitten hat und stehend an Trockenheit einging.
Hat die Fichte noch Zukunft in der Waldwirtschaft?
Lexer: Es klingt paradox, aber durch die höheren Temperaturen können in den Bergregionen die Fichten sogar besser wachsen. Vorausgesetzt, die Wasser- und Nährstoffversorgung ist ausreichend. Zum Problem für die Fichte wird das enorm ansteigende Risiko durch Borkenkäfer. Mittelfristig ist mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass der Anteil der Fichte an der Gesamtbestockung in den tieferen Lagen durch die vielen Kalamitäten stark zurückgehen wird.
In Gebieten mit mindestens 10° C Jahrestemperatur bei womöglich verringerten Niederschlagsmengen und längeren Trockenperioden wird die Fichte mit den herkömmlichen Konzepten nicht mehr nachhaltig bewirtschaftet werden können. Als Zukunftsbaumart kann die Fichte in den Tieflagen sicher nicht bezeichnet werden. Bei weiter ansteigenden Temperaturen werden Borkenkäfer aber auch in Höhenlagen gefährlich werden, wo es bisher zu kühl für sie war.
Die Douglasie gilt als große Hoffnung als Ersatzbaumart für die Fichte. Lässt sich die Fichte aber an allen Standorten einfach durch die Douglasie ersetzen?
Lexer: Nein, die Fichte kann nicht 1:1 durch die Douglasie ersetzt werden. Erstens sollte die Douglasie nicht verwendet werden für Kalkstandorte und für wasserbeeinflusste und schwere Böden, auf denen ja heute extrem schadanfällige standortswidrige Fichtenbestände stocken. Und zweitens gilt auch für die Douglasie: Mischbestände sind immer stabiler als Reinbestände. Es wäre nicht sinnvoll, Fichtenreinbestände durch großflächige Douglasienreinbestände zu ersetzen.
Welche generellen Empfehlungen haben Sie für Waldbesitzer, um sich für den Klimawandel zu rüsten?
Lexer: Waldbesitzer mit Fichtenbeständen in Tieflagen kennen die Situation mit ständigen Kalamitätsnutzungen durch Borkenkäfer ja schon seit ca. 15 Jahren. Dies wird sich auch in Zukunft auch in höhergelegenen Waldgebieten häufen. Unter solchen Bedingungen werden dann Forstschutzmaßnahmen wie Kontrolle und rasches Aufarbeiten besonders wichtig sein.
Mischbestände haben den großen Vorteil, dass sie gegenüber Schadinsekten stabiler sind. Heimische Eichen, Ahorn aber auch die Roteiche sind Baumarten, die hohe Ertragspotenziale aufweisen. Um die Kosten für die Begründung niedrig zu halten, sollte unbedingt die vorhandene Naturverjüngung ausgenützt werden. Eine Voraussetzung dazu sind natürlich angepasste Wilddichten. -bh-
Das Interview stammt aus der top agrar Österreich 11/2018. Mehr Infos: www.topagrar.at
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Auch der Forstwirtschaft setzt das Klima heftig zu. Ob die Fichte noch eine Zukunft hat, fragten wir Manfred Lexer, Waldbau-Insitut der Universität für Bodenkultur Wien.
Sind die Waldschäden diesen Sommer ein erster Vorbote des Klimawandels?
Lexer: Es ist eine deutliche Erinnerung daran, dass die Menschheit im Begriff steht, das Klimasystem der Erde durch den Ausstoß von Treibhausgasen in die Atmosphäre zu verändern. Die Entwicklungsbedingungen für den Fichtenborkenkäfer haben sich stark verbessert.
Treten dann auch noch längere Trockenperioden gleichzeitig auf, schwächt das die Fichtenbestände und sie können den Käfern keinen ausreichenden Widerstand mehr entgegensetzen. Während der Sommermonate war es im Waldviertel so trocken, dass sogar die Waldkiefer schwer an Wassermangel gelitten hat und stehend an Trockenheit einging.
Hat die Fichte noch Zukunft in der Waldwirtschaft?
Lexer: Es klingt paradox, aber durch die höheren Temperaturen können in den Bergregionen die Fichten sogar besser wachsen. Vorausgesetzt, die Wasser- und Nährstoffversorgung ist ausreichend. Zum Problem für die Fichte wird das enorm ansteigende Risiko durch Borkenkäfer. Mittelfristig ist mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass der Anteil der Fichte an der Gesamtbestockung in den tieferen Lagen durch die vielen Kalamitäten stark zurückgehen wird.
In Gebieten mit mindestens 10° C Jahrestemperatur bei womöglich verringerten Niederschlagsmengen und längeren Trockenperioden wird die Fichte mit den herkömmlichen Konzepten nicht mehr nachhaltig bewirtschaftet werden können. Als Zukunftsbaumart kann die Fichte in den Tieflagen sicher nicht bezeichnet werden. Bei weiter ansteigenden Temperaturen werden Borkenkäfer aber auch in Höhenlagen gefährlich werden, wo es bisher zu kühl für sie war.
Die Douglasie gilt als große Hoffnung als Ersatzbaumart für die Fichte. Lässt sich die Fichte aber an allen Standorten einfach durch die Douglasie ersetzen?
Lexer: Nein, die Fichte kann nicht 1:1 durch die Douglasie ersetzt werden. Erstens sollte die Douglasie nicht verwendet werden für Kalkstandorte und für wasserbeeinflusste und schwere Böden, auf denen ja heute extrem schadanfällige standortswidrige Fichtenbestände stocken. Und zweitens gilt auch für die Douglasie: Mischbestände sind immer stabiler als Reinbestände. Es wäre nicht sinnvoll, Fichtenreinbestände durch großflächige Douglasienreinbestände zu ersetzen.
Welche generellen Empfehlungen haben Sie für Waldbesitzer, um sich für den Klimawandel zu rüsten?
Lexer: Waldbesitzer mit Fichtenbeständen in Tieflagen kennen die Situation mit ständigen Kalamitätsnutzungen durch Borkenkäfer ja schon seit ca. 15 Jahren. Dies wird sich auch in Zukunft auch in höhergelegenen Waldgebieten häufen. Unter solchen Bedingungen werden dann Forstschutzmaßnahmen wie Kontrolle und rasches Aufarbeiten besonders wichtig sein.
Mischbestände haben den großen Vorteil, dass sie gegenüber Schadinsekten stabiler sind. Heimische Eichen, Ahorn aber auch die Roteiche sind Baumarten, die hohe Ertragspotenziale aufweisen. Um die Kosten für die Begründung niedrig zu halten, sollte unbedingt die vorhandene Naturverjüngung ausgenützt werden. Eine Voraussetzung dazu sind natürlich angepasste Wilddichten. -bh-
Das Interview stammt aus der top agrar Österreich 11/2018. Mehr Infos: www.topagrar.at