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"Am Anfang war ich sauer!"

Dr. Joachim Eder war jahrelang ein Befürworter der Grünen Gentechnik. Doch dann änderte der Maisexperte seine Meinung – und das nicht nur aus fachlichen Gründen. Mit Südplus redete er ganz persönlich über diesen Wandel.

Lesezeit: 3 Minuten

Bei der Grünen Gentechnik haben Sie Ihre Meinung geändert. Standen dahinter nur fachliche Überlegungen?

Eder: Nein. Ich stehe bis heute in einer ständigen Diskussion zu dem Thema. Die hört an der Institutstür nicht auf. Sie läuft auch in meiner Familie. Mit meinen Kindern hatte ich immer spannende Gespräche dazu. Meine Tochter ist z. B. ganz auf der Ökoschiene. Mein Bruder ist Biobauer und hatte auch eine andere Meinung als ich. Da fragt man sich ständig: Bist du noch auf dem richtigen Weg? Irgendwann habe ich gemerkt: Du musst die Kurve kriegen.

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Was führte zu Ihrem Sinneswandel?

Eder: Der kam über die Jahre. Ursprünglich hatte ich gedacht, dass uns die Grüne Gentechnik binnen fünf oder zehn Jahren große ökologische Vorteile bringt. Dann hätte man auch in Kauf nehmen müssen, dass das Saatgut von großen Konzernen kommt, und dass z. B. die transgenen Maispollen, die durchs Land fliegen, einigen wenigen Insekten Probleme bereiten.

Aber jetzt, 20 Jahre später, muss ich sagen: Die Vorteile sind nie eingetreten. Zudem habe ich gemerkt, dass die Konzerne im Umgang mit Kritikern nicht zimperlich sind. Das hat den Sinneswandel noch befördert.



"Die Vorteile sind nie eingetreten. Die Nachteile überwiegen"

Das klingt nicht nach Grundsatzkritik an der Gentechnik.

Eder: Eine Technologie per se ist nie das Problem. Man muss immer abwägen, welche Vorteile und welche Nachteile sie bringt. Eine eindeutige Antwort gibt es nie. Bei meinem Handy z. B. bin ich mir bis heute nicht sicher, ob die Strahlung mir nicht doch irgendwie schadet. Aber ich werde es trotzdem weiter nutzen.

Bei der Grünen Gentechnik kann man hingegen festhalten: Der Zug ist in die falsche Richtung gefahren. Die Nachteile überwiegen.

Ihre Pro-Position verteidigten Sie mutig, trotz vieler Kritik. Erfordert auch die Kontra-Position Mut?

Eder: Bis heute habe ich am Institut nicht unbedingt alle hinter mir. Aber wir mussten die Wende nicht selbst durchboxen, sie kam von oben. Die Bayerische Staatsregierung beschloss irgendwann, nicht mehr zur Grünen Gentechnik zu forschen.



"Die Öffentlichkeit wusste längst, dass es da um mehr geht"

Waren Sie erleichtert?

Eder: Nein, am Anfang war ich sauer! Wir machten ja vor allem Sicherheitsforschung: Bringt die Gentechnik wirklich die Probleme für die Umwelt mit sich, die im Raum stehen? Diese Forschung musste die Landesanstalt für Landwirtschaft aber einstellen. Zudem kam mein Sinneswandel erst später. Aber im Nachhinein gesehen wäre es egal gewesen, was da rauskommt. Das Thema war in Deutschland sowieso Geschichte.

Was würden Sie heute anders machen, wenn Sie noch einmal in der Situation von damals wären?

Eder: Wichtig ist, dass man die Augen offen hält und auch auf die Gesellschaft hört. Wir waren damals auf die pflanzenbaulichen Vorteile der Technik fokussiert. Aber die Öffentlichkeit wusste längst, dass es da um mehr geht: Dass internationale Konzerne über diese Technologie ihre Macht auf dem Saatgutmarkt ausbauen wollen. Das hätte auch ich von Anfang an kritischer hinterfragen müssen.

-cm-

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