Schweinehalter sollten die Wirtschaftlichkeit von Tierwohlprogrammen genau prüfen, mahnt Herbert Klein von der Unabhängigen Erzeugergemeinschaft Hohenlohe-Franken.
Immer mehr Lebensmitteleinzelhändler bieten Programme mit besonderen Tierwohl- oder Fütterungsauflagen für Schweine an. Wie gefragt sind diese Programme bei Ihren Mitgliedsbetrieben?
Klein: Wir als UEG sind bestrebt, die regionale Fleischvermarktung voranzubringen. Deshalb prüfen wir Mehrwertprogramme und versuchen sie umzusetzen, wenn sie den Bauern nützen. Auch unsere Mitglieder sind solchen Programmen gegenüber grundsätzlich sehr aufgeschlossen. So haben sich am Gutfleisch-Programm, das die Edeka Südwest vor 16 Jahren aufgelegt hat, viele unserer Betriebe beteiligt.
Sie haben die Wirtschaftlichkeit solcher Programme auf mehreren Betrieben durchgerechnet. Zu welchen Ergebnissen sind Sie gekommen?
Klein: Wir haben die Programme, die für Baden-Württemberg eine große Rolle spielen, genau beleuchtet und bewertet. Und zwar von ganz einfachen Programmen mit geringem Zuschlag, wie das Süddeutsche Schweinefleisch von Ulmer Fleisch, bis zu Programmen mit strengen Auflagen und hohen Zuschlägen wie das Wertschätze-Programm von Kaufland. Wir stellen fest, dass sich die Programme mit hohen Zuschlägen doch nicht so gut rechnen, wenn man alle Kosten berücksichtigt.
So lohnen sich manche Programme nur über staatliche Zuschüsse, wie das FAKT-Programm. Der Mehrwert kommt somit nicht durch die Zuschläge des LEH, sondern erst durch die FAKT-Prämien.
Was raten Sie Ihren Betrieben, wenn diese entscheiden, ob sie sich an solchen Programmen beteiligen sollen?
Klein: Jeder Betrieb muss für sich seine Voraussetzungen bewerten: Welchen Stall hat er, was kann er daraus machen und wie rechnet sich folglich das Programm für ihn?
Auch bei einem Zuschlag von 20 € pro Tier ist nicht garantiert, dass ein Mehrwert bleibt, wenn man die Produktionskosten und -einschränkungen sowie die bürokratischen Aufwendungen da gegenrechnet.
Nach Lidl haben jetzt auch Aldi und Rewe einen vierstufigen Haltungskompass aufgelegt, der zwischen den gesetzlichen Vorgaben und der Ökohaltung zwei weitere Stufen vorsieht. Welche Folgen hat das für die Schweinehalter?
Klein: Man muss schauen, welche Mengen dahinterstehen. Aus Stufe 4, sprich der Ökohaltung, werden deutschlandweit 6 000 Schweine pro Woche geschlachtet. Das sind etwa 0,5 % der Gesamtproduktion.
Aus Stufe 3 dürfte etwa die gleiche Menge stammen. Somit machen die Stufen 3 und 4 nur etwa 1 % der Produktion aus. Hinter Stufe 2, die den Vorgaben der Initiative Tierwohl entspricht, stehen ganz andere Mengen.
Wie sollten die Erzeugergemeinschaften und ihre Dachorganisation VEZG auf diese Entwicklung reagieren?
Klein: Bei der VEZG macht man sich darüber sehr wohl Gedanken, weil sie ganz wesentlich die Preisgestaltung in Deutschland und in Europa beeinflusst. Wir Erzeugergemeinschaften sehen es als unsere Aufgabe, die Mehrleistungen, die die Betriebe mit solchen Auflagen erbringen, zu beziffern und zu veröffentlichen. Unser Bestreben ist, dass wir diese Mehrleistung nicht nur für einen Produktionsausgleich bringen, sondern dass das Risiko der Abnahme und der Vermarktungsmöglichkeiten in die Preisfindung einbezogen wird.
Es kann nicht sein, dass die Bauern einen Mehrwert für den nachgelagerten Bereich schaffen und sie dafür nur einen Produktionskostenausgleich bekommen.
Dieses Kurzinterview stammt aus der Südplus 1/2019. Jetzt testen.
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Immer mehr Lebensmitteleinzelhändler bieten Programme mit besonderen Tierwohl- oder Fütterungsauflagen für Schweine an. Wie gefragt sind diese Programme bei Ihren Mitgliedsbetrieben?
Klein: Wir als UEG sind bestrebt, die regionale Fleischvermarktung voranzubringen. Deshalb prüfen wir Mehrwertprogramme und versuchen sie umzusetzen, wenn sie den Bauern nützen. Auch unsere Mitglieder sind solchen Programmen gegenüber grundsätzlich sehr aufgeschlossen. So haben sich am Gutfleisch-Programm, das die Edeka Südwest vor 16 Jahren aufgelegt hat, viele unserer Betriebe beteiligt.
Sie haben die Wirtschaftlichkeit solcher Programme auf mehreren Betrieben durchgerechnet. Zu welchen Ergebnissen sind Sie gekommen?
Klein: Wir haben die Programme, die für Baden-Württemberg eine große Rolle spielen, genau beleuchtet und bewertet. Und zwar von ganz einfachen Programmen mit geringem Zuschlag, wie das Süddeutsche Schweinefleisch von Ulmer Fleisch, bis zu Programmen mit strengen Auflagen und hohen Zuschlägen wie das Wertschätze-Programm von Kaufland. Wir stellen fest, dass sich die Programme mit hohen Zuschlägen doch nicht so gut rechnen, wenn man alle Kosten berücksichtigt.
So lohnen sich manche Programme nur über staatliche Zuschüsse, wie das FAKT-Programm. Der Mehrwert kommt somit nicht durch die Zuschläge des LEH, sondern erst durch die FAKT-Prämien.
Was raten Sie Ihren Betrieben, wenn diese entscheiden, ob sie sich an solchen Programmen beteiligen sollen?
Klein: Jeder Betrieb muss für sich seine Voraussetzungen bewerten: Welchen Stall hat er, was kann er daraus machen und wie rechnet sich folglich das Programm für ihn?
Auch bei einem Zuschlag von 20 € pro Tier ist nicht garantiert, dass ein Mehrwert bleibt, wenn man die Produktionskosten und -einschränkungen sowie die bürokratischen Aufwendungen da gegenrechnet.
Nach Lidl haben jetzt auch Aldi und Rewe einen vierstufigen Haltungskompass aufgelegt, der zwischen den gesetzlichen Vorgaben und der Ökohaltung zwei weitere Stufen vorsieht. Welche Folgen hat das für die Schweinehalter?
Klein: Man muss schauen, welche Mengen dahinterstehen. Aus Stufe 4, sprich der Ökohaltung, werden deutschlandweit 6 000 Schweine pro Woche geschlachtet. Das sind etwa 0,5 % der Gesamtproduktion.
Aus Stufe 3 dürfte etwa die gleiche Menge stammen. Somit machen die Stufen 3 und 4 nur etwa 1 % der Produktion aus. Hinter Stufe 2, die den Vorgaben der Initiative Tierwohl entspricht, stehen ganz andere Mengen.
Wie sollten die Erzeugergemeinschaften und ihre Dachorganisation VEZG auf diese Entwicklung reagieren?
Klein: Bei der VEZG macht man sich darüber sehr wohl Gedanken, weil sie ganz wesentlich die Preisgestaltung in Deutschland und in Europa beeinflusst. Wir Erzeugergemeinschaften sehen es als unsere Aufgabe, die Mehrleistungen, die die Betriebe mit solchen Auflagen erbringen, zu beziffern und zu veröffentlichen. Unser Bestreben ist, dass wir diese Mehrleistung nicht nur für einen Produktionsausgleich bringen, sondern dass das Risiko der Abnahme und der Vermarktungsmöglichkeiten in die Preisfindung einbezogen wird.
Es kann nicht sein, dass die Bauern einen Mehrwert für den nachgelagerten Bereich schaffen und sie dafür nur einen Produktionskostenausgleich bekommen.
Dieses Kurzinterview stammt aus der Südplus 1/2019. Jetzt testen.