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Rentnern die Förderung streichen?

Die Hofabgabeklausel ist Geschichte. Damit Rentner den Hof dennoch übergeben, solle man ihnen die Agrarförderung streichen, meint das Evangelische Bauernwerk Württemberg. Zwei Hofnachfolger diskutieren den kontroversen Vorschlag.

Lesezeit: 4 Minuten

Nur, wer seinen Hof abgibt, bekommt Rente – diese Regelung muss laut Bundesverfassungsgericht weg. Laut Politikern aller Couleur kommt sie auch nicht zurück.

Mitten in dieses Vakuum macht das Evangelische Bauernwerk Württemberg einen kontroversen Vorschlag: Statt der Rente solle man den Rentnern künftig die Agrarförderung streichen. So schaffe man einen Anreiz für die Alten, sich mit dem Thema Hofübergabe „rechtzeitig zu beschäftigen“. Abgeben falle Übergebern allgemein schwer, wirke sich aber positiv auf die Entwicklungschancen der Betriebe aus.

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Gar nicht begeistert ist von dieser Idee die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). Die Gelder seien ein Ausgleich für hohe Auflagen und honorieren gesellschaftliche Leistungen, sagt AbL-Bayern-Vorsitzender Josef Schmidt. „Es gibt keine vernünftige Erklärung dafür, Landwirte über 65 dafür nicht zu honorieren“, sagt er. Entwicklungschancen für die Betriebe solle lieber die Agrarpolitik schaffen.

Wir haben zwei junge Landwirte gefragt, was sie vom Vorschlag des Bauernwerks halten:

PRO

Seit dem Aus für die Hofabgabeklausel fehlt der weichenden Generation ein Anreiz, sich mit der Hofübergabe zu befassen. Viele schieben das Problem vor sich her oder verlieren es ganz aus dem Blick. Oft tritt mit dem Alter dann auch eine gewisse Engstirnigkeit auf.

Gleichzeitig ziehen immer mehr junge Menschen in die Stadt. Wenn Junglandwirten die Gewissheit fehlt, kurz- bis mittelfristig den elterlichen Hof zu übernehmen, dürfte sich diese Landflucht noch verstärken. Das kann politisch nicht gewollt sein. Deswegen braucht es einen Ersatz für die Hofabgabeklausel. Der Vorschlag des Evangelischen Bauernwerks geht in die richtige Richtung.

Es wäre ein Anreiz für beide Generationen, die Übergabe gezielt zu planen. So könnte man den Nachfolgern Planungssicherheit zurückgeben und die künftigen Altenteiler mit sanftem Druck daran erinnern, den Prozess rechtzeitig einzuleiten. Das sorgt für einen geregelten und weitgehend konfliktfreien Wechsel. Dass dieses Modell funktioniert, zeigt uns der Blick zu unseren Schweizer Nachbarn: Dort findet diese Praxis seit Jahren erfolgreich Anwendung.

Natürlich bin auch ich dafür, dass Menschen, die ihr Arbeitsleben lang in die Rentenkasse eingezahlt haben, eine anständige Rente erhalten. Sie sollen ihren Hof weiter bewirtschaften können, ohne darauf zu verzichten. Prämien sollten sie dann aber nicht mehr erhalten. Das gilt zumindest für die Betriebe, auf denen die Hofnachfolger schon parat stehen.

Der Generationswechsel auf dem Betrieb war schon immer ein heikles Thema. Verständlich, wenn man bedenkt, dass die ausscheidende Generation über Jahrzehnte den Hof geführt und Unmengen an Zeit, Geld, Mühen und auch Herzblut investiert hat. Viele sorgen sich um den Erfolg des Betriebes und um die eigene Stellung auf dem Hof.

Das sorgt für Zündstoff. Klare Spielregeln würden es für alle leichter machen.

Kontra

Der Vorschlag des Bauernwerks ist nicht zu Ende gedacht, und zwar aus einer Reihe von Gründen:

  • Die Rente macht wenige Hundert Euro im Monat aus, die Prämie dagegen oft ein Drittel bis die Hälfte des Einkommens! Der Einschnitt wäre noch schärfer als bisher unter der Hofabgabeklausel.

  • Wer keinen Hofnachfolger hat und viele Flächen pachtet, stünde vor einem Problem: Ohne Prämie kann man beim Pachtpreis nicht mithalten und verliert die Flächen.

  • Von den wenigen eigenen Flächen – selbst bewirtschaftet oder verpachtet – und der mickrigen Rente kann aber niemand gut leben. Weil der Pachtanteil in Deutschland hoch ist, würde das viele treffen. Zudem würde es den Strukturwandel beschleunigen. Sich einen Hofnachfolger zu suchen, der nicht aus der Familie stammt, ist für diese Landwirte oft auch keine Option: Sie haben Angst, ihr Lebenswerk in fremde Hände zu geben.

  • Aber auch für diejenigen, die einen Hofnachfolger haben, sind die Aussichten nicht rosig: Wer aussteigt, muss von Austrag und Rente leben und kann sich meist keine großen Sprünge mehr leisten. Auf dem Arbeitsmarkt haben sie in der Regel keine Chance mehr. Für meine Generation ist es dagegen ein Leichtes, sich ein Einkommen außerhalb des Betriebes zu suchen.

Ich bin daher dagegen, den Älteren einfach den Geldhahn zuzudrehen, damit sie den Hof übergeben. Ich weiß um die Arbeit und den Fleiß, den sie in den Betrieb gesteckt haben. Es wäre unfair, ihnen das einfach zu nehmen.

Eine Hofübergabe sollte aus freien Stücken erfolgen, nicht aus Zwang. Die Alten müssen dahinterstehen. Ist das nicht der Fall, sind hinterher Konflikte vorprogrammiert. Ich bin daher dafür, einen Rentenbonus einzuführen, wie ihn die Union im Bundestag jüngst vorgeschlagen hat: Wer den Hof abgibt, erhält einen Aufschlag auf die gesetzliche Rente.

Wer ihn weiterbewirtschaftet, muss dennoch nicht verzichten. Das ist fair für alle.

Dieser Beitrag stammt aus der Südplus 11/2018. Ein kostenloses Probeabo erhalten Sie unter www.topagrar.com/suedplustesten

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