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Lesezeit: 7 Minuten

Farmall könnte übersetzt heißen: Alles auf dem Hof. Ob der neue Case IH Farmall 75 A das erfüllt, haben wir in unserem Test ausprobiert. Vorweg: Der kleine Rote hat richtig Spaß gemacht.


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Stufenlos, GPS, Isobus: Bei der ganzen Elektronik tat es gut, mal wieder einen „mechanischen“ Traktor zu testen. So wie den neuen Farmall 75A von Case IH. Für unseren Test haben wir die Zapfwelle gebraucht, Frontladerarbeiten erledigt, gegrubbert, transportiert, rangiert – und kein Mal mussten wir in die Betriebsanleitung schauen. Alles ist klar gekennzeichnet und tut genau das, was es soll.


Der Farmall wird in der Türkei gebaut und wendet sich als kleiner Allrounder an Nebenerwerbsbetriebe oder Tierhalter. Er kann aber auch gut die Nummer Zwei neben dem Ackerschlepper sein.


Kabine:

Die Tür der Vierpfostenkabine öffnet weit und steht dann satte 62 cm seitlich heraus. Der Aufstieg auf die 95 cm hohe Plattform ist prima, der Durchstieg misst an seiner engsten Stelle immerhin noch 28 cm. Auf der rechten Seite stört der mechanische Frontladerhebel den Einstieg. Prima: Per Pedaldruck schwenkt die Lenksäule federunterstützt weg. Das Platzangebot hat uns – für diese Traktorgröße – gut gefallen (L × B: 147 × 133 cm). Der Grammer-​Luftfedersitz bietet einen relativ geringen Federweg und kommt bei unruhiger Fahrt öfter an seinen oberen Anschlag. Leider war der neue Beifahrersitz noch nicht an Bord, hier hat CaseIH aber eine gute Lösung gefunden.


Die Verkleidungen im dunklen Beige haben eine weiche Oberfläche und wirken robust. Insgesamt fanden wir die Verarbeitungsqualität in der Kabine ordentlich.


Trotz der relativ breiten Haube ist die Sicht nach vorne okay. Auch die Sicht durch die Kunststoff-Dachluke ist deutlich besser, als bei den größeren Case IH-Traktoren, nur fällt der Holm zwischen Frontscheibe und Dachfenster breit aus. Zu den Seiten und nach hinten gibt es in puncto Sicht nichts auszusetzen. Allerdings sitzt der Heckscheibenmotor etwas im Sichtbereich. Und die obere hintere Kabinenverkleidung ist wegen des Lüftungsgebläses ziemlich wuchtig. Der Testschlepper hatte eine einfache Klimaanlage an Bord, die ordentlich funktionierte.


Alle Bedienelemente sind quasi um den Fahrer herum angeordnet. Hier hatten unsere Tester – für einen mechanischen Traktor – nichts auszusetzen.


Motor:

Der Dreizylinder von FPT bietet 2,9 l Hubraum und erfüllt die Abgasnorm III B über die Abgasrückführung. Er kommt ohne Partikelfilter und AdBlue aus. Seine Nennleistung erreicht er bei relativ hohen 2300 U/min. An der Zapfwellenbremse der DEULA Warendorf lieferte der Motor maximal 48 kW/ 65 PS bei 1735 U/min ab. Das maximale Drehmoment von 305 Nm haben wir bei 1370 U/min gemessen.


Nachteil: Wenn der Farmall richtig arbeiten muss, wird er ziemlich laut. Bei Höchstleistung erreichte er recht hohe 77,5 dB(A). Besonders fiel uns das laute Fauchen des Lüfters auf. Dabei ist der kleine doch gar kein Puma …


Das Handgas auf der Konsole lässt sich feinfühlig steuern, Drehzahlspeicher gibt es nicht.


Mit einem vierbalkigen 3 m breiten Grubber machte der Farmall auf sandigem Boden eine gute Figur. Der Motor tat das, was er soll: ordentlich ziehen.


Getriebe:

Das Getriebe baute sich bei unserem Testschlepper aus drei (unsynchronisierten) Gruppen und vier Gängen auf (Kriechgänge optional). Beide Schalthebel machen nur kurze Wege und liegen rechts vom Fahrer in guter Position. Der Schaltkomfort der Gänge ist vielleicht nicht ganz so hoch wie beim Pkw, für einen Traktor aber gut. Zwölf Gänge bis 40 km/h sind natürlich mager, nur drei von ihnen liegen bei 1800 U/min im Hauptarbeitsbereich von 4 bis 12 km/h. Zwischen dem vierten Gang der Gruppe II und dem ersten der Gruppe III gibt es keine Überlappung, der Sprung ist etwa 2,5 km/h groß. Vielleicht wäre es besser, die Gruppe I etwas schneller zu machen. Oder Case IH sollte seinem Kleinen eine Lastschaltstufe spendieren – dann macht das Ackern etwas mehr Spaß. Denn beim Grubbern hätte uns eine etwas größere Gangauswahl nicht gestört.


Die mechanische Wendeschaltung mit ihrem Hebel links an der Lenksäule fanden wir okay. Sie lässt sich sogar auch ohne zu kuppeln betätigen. Dann geht es genauso schnell rückwärts wie vorwärts. Bei unseren Ladearbeiten wechselte der Farmall fast ruckfrei die Richtung, das ging richtig gut.


Der Allradantrieb lässt sich komfortabel per Kippschalter an der Lenksäule schalten. Die Differentialsperre steuert der Fahrer über ein Pedal vor dem Sitz. Uns ist es nicht gelungen, das Differential zu sperren – das scheint zumindest hakelig zu sein. Laut Case IH kann die Werkstatt das besser einstellen.


Hydraulik:

Eine Zahnradpumpe fördert bis zu 48 l Öl pro Minute. Bei unserem Test lieferte die Pumpe sogar 53 l an einem Steuergerät ab, bei nur 4 bar Rückstaudruck und knapp 190 bar Höchstdruck – prima. Die entnehmbare Ölmenge gibt Case IH mit maximal 12 l an.


Zum Test kam der Farmall mit drei mechanischen Steuergeräten (dw). Die Hebel auf der Konsole ließen sich gut bedienen, uns fehlte allerdings eine eindeutige Schwimmstellung. Die Durchflussmenge lässt sich nur am dritten Steuergerät einstellen. Die Anschlüsse sind klar gekennzeichnet und liegen alle links – prima. Nur läuft das Lecköl beim Kuppeln direkt auf den Boden – das ist nicht mehr zeitgemäß und wir finden, Case IH sollte das ändern.


Der Farmall hat eine klassische mechanische Hubwerksregelung. Je nachdem, wo die Hubstreben eingehängt waren, haben wir eine mittlere Hubkraft von 2,7 bzw. 3 t gemessen, was in dieser Klasse okay ist. Zum Bedienen des Krafthebers gibt es wie üblich zwei Hebel rechts neben dem Sitz, einen für die Höhe, den anderen für die Regelhydraulik, wobei man den Unterschied der beiden nicht direkt erkennt. Das Ganze funktionierte ordentlich, nur ließen sich die Anschläge im Hebelweg nicht fest genug arretieren. Gut fanden wir den mechanischen Schnellaushub rechts auf der Konsole, der ganz ursprünglich aus Fiatagri-Baurheihen der 80er Jahre kommt (Lift-O-Matic).


Die Außenbedienung erfüllt die Sicherheitsvorschriften und lässt sich immer nur Stück für Stück bewegen. Damit konnten wir leben.


Zapfwelle:

Die Serienausstattung mit nur einer 540er-Übersetzung ist mager und auch in der Vollausstattung gibt es nur die 540E zusätzlich (Wegezapfwelle optional). Die 540 erreicht der Kleine bei 1950 U/min, mit 540E bei 1630 U/min. Der Drehzahlwechsel läuft über einen Hebel links hinten – etwas hakelig, aber kein großes Problem. Ein weiterer Hebel links neben dem Fahrer startet und stoppt die Welle. Das funktioniert ordentlich, doch eine Position rechts, in der Nähe der Hubwerksbedienung hätte uns auch gut gefallen. Wenn man bei eingeschalteter Zapfwelle die Kabine verlassen möchte, muss man einen kleinen Knopf vorne am Armaturenbrett drücken. Sonst schaltet sich der Motor aus (Sicherheitsvorschrift TMR).


Frontlader:

Der Lader in Traktorfarben kommt von Stoll. Gemessen im Gerätedrehpunkt hebt er 3,2 m hoch, was in dieser Klasse okay ist. Im unteren Bereich stemmte der Lader bei unseren Messungen 1,3 t und im Schnitt 1,5 t. Das passt ebenfalls gut zu dieser Klasse.


Der mechanische Kreuzhebel sitzt vorne rechts. Wir finden, er könnte etwas weiter in Richtung Fahrer geneigt sein und kürzere Wege machen. Zum Senken der Schwinge muss man sich schon ein Stück weit nach vorne beugen. Trotzdem ließ sich der Lader gut steuern. Die Sicht beim Kuppeln der Werkzeuge ist ebenfalls okay.


Fahrkomfort:

Was erwartet man von einem Traktor mit 2,08 m Radstand, 420/85 R 30 Hinterreifen und ungefederter Frontachse? Auf schlechten Straßen schüttelt es den Fahrer ordentlich durch, er geht automatisch vom Gas. Auf guten Wegen fuhr sich der Farmall dafür gut und sicher. Die Bremsen lassen sich gut dosieren, die Handbremse tut, was sie soll. Die Lenkung arbeitet präzise und braucht rund drei Umdrehungen von rechts nach links. Das geht allerdings nicht übermäßig leicht. Mit seinen 9,80 m Wendekreis kommt der Farmall auch in engeren Gebäuden gut zurecht.


Ohne Lader, aber mit Anbaukonsolen wog der Farmall 75 A in der Testausstattung 3460 kg. Dann bleiben nur noch 1340 kg Nutzlast – nicht besonders viel, vor allem, wenn die Frontladerschwinge plus Schaufel angebaut sind.Kontakt:guido.hoener@topagrar.com

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