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Das ist wirklich drin

Lesezeit: 5 Minuten

Wer die betriebseigenen Nährstoffe effizient einsetzen will, muss die Inhalte seiner Gülle genau kennen. Wir haben dazu die Nährstoffmessung VAN-Control 2.0 von Zunhammer getestet.


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Ihr Ertrag wird künftig auch davon abhängen, ob Sie mit organischem Dünger sauber bis an die gesetzlich erlaubte Nährstoffobergrenze düngen. Was man bei der Gülleausbringung verschenkt, lässt sich mineralisch nicht wieder ausgleichen.


In der Gülletechnik ist deswegen immer mehr die NIR-Spektroskopie (NIRS) im Kommen. Mit dieser Technik lassen sich neben dem TS-Gehalt auch die relevanten Inhaltsstoffe wie Gesamt-Stickstoff (N), Ammonium-Stickstoff (NH4), Phosphat (P2O5) sowie Kalium (K2O) ermitteln.


In Verbindung mit einer Durchflussmengen-Erfassung kann man also feststellen, wie viel Kilogramm an Nährstoffen man tankt und ausbringt – oder abgibt.


Pionier bei der NIRS-Analyse von Gülle war vor zwölf Jahren Zunhammer. Der bayerische Gülletechnik-Spezialist brachte das mobile Gülle-Labor als erstes zur Serienreife und ist seit zwei Jahren mit der zweiten, deutlich kompakteren Generation „VAN-Control 2.0“ am Markt.


Erfahrungs-Vorsprung:

Die Entwicklungszeit ist insofern nicht ganz unwichtig, als dass bei einer NIRS-Technik die erfassten Messwerte permanent mit einer im System hinterlegten Datenbank abgeglichen werden. Je mehr Laboranalysen das System kalibriert und je mehr Messwerte im System hinterlegt sind, desto genauer arbeitet die Technik also. Bei Gülle ist dies so aufwendig, weil die Inhaltsstoffe bereits bei einer Gülleart sehr stark schwanken können.


Die NIRS-Technik besteht aus einem Messkopf, dem Spektrometer mit Fotozellen und einer Recheneinheit. Der Messkopf, der beim Befüllen oder beim Entleeren in die vorbeifließende Gülle schaut, strahlt Licht aus und nimmt das reflektierte Licht wieder auf. Die in der Gülle enthaltenen Moleküle absorbieren bestimmte Wellenlängen im Bereich des nahinfraroten Lichts. Fotozellen im Spektrometer messen die Intensität des reflektierten Lichts, abhängig von der Wellenlänge. So entsteht etwa ein „spektraler Scan“ pro Sekunde, der Rückschlüsse auf die Nährstoffgehalte in der Gülle zulässt. Im System sind für Schweinegülle, Rindergülle und für Gärreste spezifische Kennlinien hinterlegt.


Der Sensor, der vom Zulieferer m-u-t stammt, lässt sich entweder mobil am Ausbringfass einsetzen oder stationär – für beliebig viele Tankwagen – an einer Ansaugstation. Zunhammer bietet beides an. Wir wollten wissen, ob es Unterschiede zwischen unterschiedlichen Einbauorten gibt und konnten zwei NIRS-Techniken im Frühsommer einsetzen.


Ein Messkopf, zwei Verfahren:

Das stationäre Messsystem „Dokustar“ war an der Andockstation „Trista“ von Zunhammer installiert. Zusätzlich war an der 200er-Ansaugleitung ein Durchflussmesser von Krohne montiert. Das Komplettsystem mit VAN-Control 2.0, Isobus-Terminal, Drucker und Funkfernbedientem 3-Wege-Schieber kostet satte 47353 € plus Mehrwertsteuer sowie 1020 € Gebühr für die Inbetriebnahme und Einweisung beim Kunden.


Aus diesem Preis leitet sich schon ab, dass man eine solche stationäre Nährstoffmessung (derzeit) nur überbetrieblich oder auf entsprechenden Betrieben mit mehreren Güllefässern wirtschaftlich einsetzen kann. Vorteil: Auch mehrere Güllefässer oder Zubringer wissen aufs Kilo genau, was sie an Nährstoffen geladen haben. Der andere NIRS-Sensor in unserem Vergleich war an einem 18,5 m3-Pumptankwagen mit Schleppschuhgestänge von Zunhammer montiert. Hier „schaut“ der Sensor hinten links in den Fahrzeugrahmen, durch den die Gülle von der Pumpe nach hinten zum Verteiler fließt. In dieser mobilen Anwendung kostet der VAN-Control-Sensor 28500 € inklusive Datenbank – wenn bereits ein Isobus-Terminal vorhanden ist. Er steht dann aber ausschließlich diesem einen Fahrzeug zur Verfügung. Grundsätzlich rentiert sich der Sensor schneller, je mehr Gülle durch ihn hindurchfließt.


Nach Bedarf düngen:

Wird der Sensor in einem Güllefass ohne automatische Mengenregelung verbaut, zeigt das System die Inhaltsstoffe lediglich an und zeichnet sie auf. Unser Testtanker war mit einer automatischen Mengenregelung ausgestattet. Vorteil: Mit dem Sensorsystem VAN-Control 2.0 lässt sich so ein gewünschter Nährstoffwert für Gesamt-N, Ammonium-N, P oder K einstellen und automatisch durch das Regeln der Pumpendrehzahl einhalten. Bei allen Parametern funktionierte das nach einer kurzen Regelstrecke gut. Ist das Isobus-Terminal mit einem GPS-Empfänger verbunden, lassen sich die ausgebrachten Nährstoffe sogar georeferenziert (ortsgebunden) aufzeichnen.


Wir haben beide Sensoren in separierten (dünnen) Gärresten und in Rindergülle eingesetzt. Die vom VAN-Control gemessenen Nährstoffwerte stimmten weitestgehend mit den von uns vorher in Auftrag gegebenen Laborergebnissen überein. Dabei muss man bedenken, dass eine Laborprobe auch immer nur eine zufällige Stichprobe aus einem möglichst homogenisierten Lager ist. Hinzu kommt die Wartezeit auf die Laborergebnisse. Die Online-Messung steht dagegen sofort zur Verfügung.


Vorteile konnten wir auch in der Transportlogistik erfahren: Aus einem eher zufällig nicht aufgerührten Lager brachten wir aufgrund der erst höheren Nährstoffkonzentration weniger Güllemenge bei gleicher N-Menge auf entfernter gelegenen Flächen aus, und konnten so Touren (Diesel, Stundenlohn und Reifenverschleiß) sparen.


Noch nicht anerkannt:

Neben unseren Tests sammeln erste Lohnunternehmer und Ackerbaubetriebe bereits seit einigen Jahren positive Erfahrungen mit der Online-Nährstoffmessung. Das System sollte zeitnah auch für Dokumentationszwecke anerkannt werden, wenn die Prüfung eines NIRS-Sensors nach entsprechend offiziellen Regeln erfolgt. Solche Testkriterien für die Zertifizierung von NIRS-Güllesensoren hat die DLG bereits erarbeitet, das Zertifikat steht nach derzeitigem Stand kurz vor der Veröffentlichung (Stand: Juli 2017). Dann sind die Behörden am Zug!


Auch sollte der Gesetzgeber darüber nachdenken, die Anschaffung oder den (Lohn-)Einsatz der derzeit noch sehr teuren Technik zu fördern – so wie er es im Rahmen der Düngeverordnung auch bei der Anschaffung emissionsreduzierender Ausbringtechnik handhabt.


Jan-Martin Küper

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