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topplus Aus dem Heft

Mit dem Russen ins Gelände

Lesezeit: 7 Minuten

Mit dem Auto dort hinfahren, wo es der Schlepper schon schwer hat. Dafür ist der Lada Taiga 4x4 die richtige Wahl. Wir wollten wissen, was der russische Wagen kann und was er nicht kann.


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Ja, das Auto ist neu! Das mussten wir mehrmals erklären, wenn wir mit dem Lada Taiga 4x4 vorfuhren. Am Design hat sich seit 1977 kaum etwas getan. Als größte Änderung könnte man wohl die größere Heckklappe mit hochkant gestellten Rückleuchten bezeichnen, die der russische Hersteller AwtoWAS dem Fahrzeug verpasste – und das war bereits 1994. Den früher unter dem Namen Niva verkauften Lada gibt es heute als Dreitürer oder Fünftürer. In Grundausstattung nennt er sich Lada Taiga 4x4. Der von uns eingesetzte Zweisitzer trägt in Deutschland die Zusatzbezeichnung Utility. In Österreich verkauft Lada ihn als Fiskal-Lkw. Das bringt dort Gewerbetreibenden Steuerersparnisse.


Kein SchnickSchnack


Beim Einsteigen fällt einem als erstes der schmale Durchgang für die Füße auf. Mit Arbeitsschuhen bleibt man hier schon oft an den Lautsprecherboxen der Türen hängen. Anschließend steigen einem die unangenehmen Ausdünstungen des Kunststoffs in die Nase. Hat man sich einmal in die bequemen Stoffsitze gesetzt, findet man sich sofort mit fast allem zurecht. Aber einiges passt einfach nicht mehr in die heutige Zeit, wie z.B. der dreigeteilte Schlüssel: ein Schlüssel für die Tür, ein Transponder für die Wegfahrsperre und ein Schlüssel fürs Zündschloss auf der linken Seite des Lenkrads. Das Lenkrad ist leider nicht in Höhe und Neigung einstellbar. Manche Testfahrer hätten zudem gerne den Sitz weiter nach hinten stellen können.


Alle Schalter und Hebel sind eindeutig gekennzeichnet und einfach zu bedienen. Sie geben eine klare haptische und akustische Rückmeldung, wenn man sie betätigt. Leider piept das Fahrzeug nicht, wenn das Licht nach Abstellen des Motors noch leuchtet. So steht man schnell am nächsten Morgen mit einer leeren Batterie da, das ist ärgerlich.


Die Lüftung hat zwei Stufen, die beide wirklich laut sind. Deshalb lässt man das Gebläse häufig freiwillig aus. Zwei Schieberegler stellen die Temperatur ein. Die Heizleistung ist recht hoch – typisch russisch. Eine Klimaanlage gibt es leider nicht. Dafür haben die Russen aber beim letzten Update dem Wagen elektrische Fensterheber spendiert. Sie lassen sich von der Mittelkonsole aus bedienen.


Durchzugsstark


Im Lada 4x4 arbeitet ein 1,69 l-Ottomotor mit max. 61 kW/83 PS. Er erfüllt seit Dezember 2018 die Abgasnorm Euro 6d-TEMP. Dafür hat natürlich auch der Lada eine elektronische Motorsteuerung. Das Triebwerk kommt ohne Turbolader aus. Dadurch hat er im Verhältnis zu manch turbogeladenen Motoren im unteren Drehzahlbereich ein höheres Drehmoment. Das ist im Gelände super. Seine Maximalleistung erreicht das Aggregat bei ca. 5000 1/min. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h betrug bei uns ganze 19 Sekunden. Zum Vergleich schafft es laut VW ein Polo mit 80 PS vier Sekunden schneller – ein Rennwagen ist der Lada nicht. Wir haben auf unseren gemischten Testfahrten den Kraftstoffverbrauch des Benziners ermittelt und kamen auf knapp 10 l/100 km. Das ist für den nur 1,2 t schwerem Wagen schon viel.


Daran hat auch das Getriebe mit nur fünf Gängen seinen Anteil. Bei 100 km/h dreht der Motor schon mit knapp 2900 1/min. Das wirkt sich auch auf die Lautstärke aus. Im Landstraßentempo dröhnen Motor und besonders auch Getriebe zusammen mit ca. 77 db(A). Da sind heutzutage selbst Schlepper unter Volllast entscheidend leiser. Richtig laut ist der Lada dann bei seiner Maximalgeschwindigkeit von 139 km/h. Hier gesellten sich zusätzlich Windgeräusche zum Lärmpegel. Bei uns standen 84 db(A) auf dem Messgerät. Lange fährt man aber eine solche Geschwindigkeit mit dem Lada freiwillig nicht. Auch, da man sich nicht sehr sicher in dem Wagen auf der Autobahn fühlt. Als einziges Sicherheitssystem können wir das Antiblockiersystem (ABS) nennen. Airbags gibt es z.B. gar keine.


Im Gelände zu Hause


Der Lada Taiga 4x4 hat einen permanenten Allradantrieb. Standardmäßig bietet er zudem eine schaltbare Untersetzung und Differenzialsperre. Die Schalthebel sind in der Mittelkonsole untergebracht. Das gesamte Getriebe lässt sich somit schön zentral bedienen. Die Untersetzung darf man aber nur im Stand schalten. Uns hat das aber nicht gestört. Der eigentliche Ganghebel für die Gänge ist zwar recht lang, die Schaltwege und die Schaltkulisse sind aber vertretbar.


Das Chassis hat keinen Leiterrahmen, die Karosserie trägt sich selbst. Vorne sind die Räder einzeln aufgehängt und mit Schraubenfedern gefedert. Hinten montiert der Hersteller eine durchgehende Achse. Insgesamt ist das Fahrwerk recht schwammig abgestimmt. Das bringt zwar auf der Straße kein gutes Kurvenverhalten, auf dem Feld federt es aber alle groben Stöße sauber weg. Man kann ruhig mit 50 km/h über gegrubbertes Land fahren – kein Problem. Die Bereifung ist mit 185/75R16 für heutige Verhältnisse schmal, damit packt der Lada es aber selbst durch lockeren Sand. Die Bodenfreiheit beträgt an den Radaufhängungen 20 cm. In der Mitte des Fahrzeuges sind es 21 cm. Vorne kann der kleine Geländewagen Böschungswinkel von 40° und hinten von 37° überwinden. Das sind fast 10° mehr, als bei der G-Klasse von Mercedes! Wir haben mit dem Lada auch steile Erdhaufen überwunden, gefühlt war das keine große Sache für den untersetzen Antrieb.


Kein Lastesel


Hat der Wagen eine Anhängerkupplung, darf er laut Fahrzeugschein Anhänger bis zu 300 kg ungebremst bzw. 600 kg gebremst ziehen. Laut Lada sollen es eigentlich 400 bzw. 1490 kg sein. Das zulässige Gesamtgewicht beträgt 1610 kg. Das bedeutet eine Zuladung von 410 kg inklusive Fahrer. Für einen PKW ist das in Ordnung. Für einen Transporter müssten es aber mehr sein. Der ebene Teil der Ladefläche im Kofferraum ist 100 cm tief, 103 cm breit und 97 cm hoch. Die Ladekante war bei unserem Modell auf einer Höhe von 71 cm. Das ist in Ordnung. Besonderes Manko an der Kofferraumklappe ist: Es gibt außen keinen Öffner! Die Klappe muss man an der B-Säule auf der Fahrerseite mit einem kleinen Kunststoffhebel öffnen, das ist wirklich unpraktisch. Das Abtrenngitter zum Fahrgastraum wirkt massiv. Die seitlichen Scheiben sind beim Fiskal-Umbau durch Blechtafeln ersetzt. Das schränkt die Sicht ein.


Der Lada Taiga 4x4 ist mit den beiden massiven Stoßstangen nur 3,74 m lang. Mit Spiegel misst er in der Breite 2,03 m. Damit dürfte der Geländewagen sogar in den meisten Autobahnbaustellen auf der linken Spur fahren. Ob man das möchte, ist eine andere Frage. Viel wichtiger sind diese kompakten Abmessungen, um im Wald durch enge Gassen fahren zu können. Hier macht der Allradler trotz seines großen Wendekreises von 11,10 m eine gute Figur.


Hoher Fahrspaß


Auch wenn die meisten Bauteile am Lada längst aus einer anderen Zeit sind, haben uns die Fahrten mit dem Wagen richtig Spaß gemacht – zumindest, wenn wir keine weiten Strecken fahren mussten. Unsere Einschätzung: Der Lada Taiga 4x4 ist optimal, um kurze Strecken noch kürzer zu machen. Die Geländegängigkeit ist super, auch im Vergleich zu europäischen Vertretern. In der günstigsten Ausführung steht die zweisitzige Variante für 11490 € (Preise inklusive MwSt.) in der deutschen Liste. Das Modell 4x4 Urban mit fünf Türen, Sitzheizung, elektrisch verstellbaren Außenspiegeln und Leichtmetallfelgen gibt es für 14790 €. Für den in Österreich interessanten Fiskal-Lkw veranschlagt der Importeur 14490 €.


florian.tastowe@topagrar.com

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