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Schlaue Sensoren steigern die Effizienz

Lesezeit: 7 Minuten

Den Mähdrescher an seiner Leistungsgrenze fahren – das schaffen auch die besten Fahrer nicht über die ganze Kampagne. Deshalb sorgen intelligente Systeme für mehr Effizienz. Prof. Dr. Thomas Rademacher, Fachhochschule Bingen, stellt die neuesten Mähdrusch-Trends vor.


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Bei den Mähdreschern wächst nicht nur die technische Leistungsfähigkeit. Ein wichtiges Thema auf der diesjährigen Agritechnica ist vor allem die Steigerung der Effizienz. Durch moderne Informations- und Regeltechniken kann dann ein kompakterer Mähdrescher ebensoviel leisten wie der nächst größere ohne diese Ausstattung. Und Großbetriebe reduzieren die Anzahl ihrer Maschinen. Die verbleibenden Mähdrescher müssen ein Maximum an Leistung und Arbeitsqualität bringen.


Für Mähdrescher der obersten Leistungsklasse stellen BISO Schrattenecker und Claas neue Schneidwerke mit 12 m oder sogar 15 m Arbeitsbreite vor. Je breiter der Erntevorsatz, desto höher die Druschleistung. Der Mähdrescher wird gleichmäßiger mit Material beschickt, und die Wendezeiten nehmen ab. Auch der Dieselverbrauch sinkt durch die geringere Fahrgeschwindigkeit.


BISO wählt für die tragende Konstruktion neuartige Hohlblockelemente aus Aluminium. Diese Baukastenkonstruktion erlaubt eine Erweiterung der Arbeitsbreite auf 15 m. Der Schneidtisch aus Edelstahl lässt sich von der Nullposition aus um 10 cm kürzen oder um bis zu 70 cm verlängern. Die Steuerzeiten der Einzugsfinger, die Höhe der Einzugsschnecke und die Position der Abstreifleiste lassen sich stufenlos einstellen. Das Schneidwerk wurde mit einer Silbermedaille prämiert.


Claas stellt das 12 m breite Schneidwerk V1200 mit der bekannten Verstelltechnik vor. Der Verstellbereich ist mit 30 cm nach wie vor begrenzt, für die Rapsernte müssen Zusatzbleche eingelegt werden. Das spart allerdings Gewicht im Vergleich zu Vario-Schneidwerken mit weiterem Verstellbereich.


Die beidseitigen Antriebe arbeiten ausschließlich über Getriebe plus Kardanwelle bzw. hydraulisch.


Zur Saison 2010 bieten alle großen Hersteller neben den Schüttlermaschinen mindestens einen Rotor-Mähdrescher an. Bei einigen ist der Absatz von Rotor-Maschinen auf mehr als 40 % gestiegen.


AGCO stellt erstmals den Hybrid-Mähdrescher MF Delta vor. Ähnlich den bekannten Systemen von Claas und John Deere ist den beiden Axial-Zinkenrotoren ein Tangential-Dreschwerk vorgeschaltet. Um einen größeren Windvolumenstrom zu erhalten, nutzt die Reinigung das Injektorprinzip. Zunächst entsteht im Zuluftkanal der Reinigung ein Staudruck. Das erzeugt einen Sog, so dass durch zusätzliche Einlassöffnungen mehr Wind in die Reinigung gelangt.


Claas bringt zur kommenden Saison einen Hybrid-Mähdrescher in der Tucano-Reihe. Anstelle der Schüttler wird ein einzelner, 4,2 m langer Abscheiderotor mit einem Durchmesser von 57 cm eingebaut. Durch die einfache Bauweise kann man nun auch in der mittleren Leistungsklasse die Vorteile der Verlust-Durchsatzkennlinie von Hybrid-Abscheidesystemen nutzen, die auch unter schwierigeren Bedingungen nur flach ansteigt.


Interessantes Mittelfeld


Das Marktangebot für mittlere Betriebe und Maschinengemeinschaften wächst. Erstmals baut Claas sein Beschleuniger-Dreschwerk APS in Mähdrescher der unteren Leistungsklasse ein: Mit dem Avero 240 steigt nun auch die Druschleistung der 4 Schüttler-Klasse. Von Sampo Rosenlew ist erstmals der SR 2095 Hurricane zu sehen, eine Fünfschüttler-Maschine mit vier Trommeln: Vordreschtrommel, Dresch- und Wendetrommel sowie Strohreißtrommel über den Schüttlern. In Deutschland werden die Sampo-Mähdrescher über Kleine, Salzkotten, vertrieben.


Deutz-Fahr bietet neben den überarbeiteten Schüttler-Mähdreschern die Axial-Mähdrescher der Serie 75 RTS an. Die Motorleistung steigt von 264/360 kW/PS auf 331/450 kW/PS. Für Regionen mit geringeren Stroherträgen und -feuchten wird eine Version mit 269/366 kW/PS erhältlich sein. Einrotor-Axial-Mähdrescher scheiden rechtsseitig mehr Korn ab. Das belastet die Reinigung ungleichmäßig. Deshalb haben die Konstrukteure eine Quertrogschnecke auf dem Vorbereitungsboden angebracht, die das rechtsseitig überschüssige Korn-Kurzstroh-Spreu-Gemisch nach links fördert und gleichmäßig verteilt.


Technische Lösungen für mehr Einsatzsicherheit


Um den Einsatz und die Druschleistung zu sichern, arbeiten die Konstrukteure aller Hersteller an Detailverbesserungen ihrer Mähdrescher: John Deere bietet das bereits im Feldhäcksler genutzte ProDrive-Getriebe jetzt auch für Mähdrescher an. Es kombiniert einen leistungsstarken Hydrostaten mit einem zweistufigen Lastschaltgetriebe. Das ProdDrive überträgt hohe Zugleistungen und lässt sich während der Fahrt schalten.


Leistungsstarke Motoren, wie das 434/590 kW/PS starke Triebwerk des CR9090 von New Holland, müssen sicher gekühlt werden. Unter feuchten Einsatzbedingungen, wie z. B. teils bei der Raps- oder Maisernte, kann es zu Verklebungen an den Ansaugkörben kommen. Alternativ zu den üblichen Bürsten und Absauggebläsen bietet New Holland nun ein spezielles Gebläse mit beweglichen Düsen an. Ebenso wie bei der Motorreinigung werden die Ansaugkörbe in bestimmten Zeitabständen mit Lufthochdruck komplett von Ablagerungen befreit.


EasyCut 2010 heißt das überarbeitete Schnittsystem der Gebr. Schumacher. Neben Detailverbesserungen, wie z. B. drei Bohrungen pro Klinge für sichere Befestigung an Messerköpfen und -verbindungen, sind die Stahlfinger zu nennen. Sie werden mit einer Ober- und Unterstrebe am Schneidtisch befestigt. Darüber hinaus verhindern variable Führungsrollen ein Kippen des Schneidwerkmessers und reduzieren so den Verschleiß.


Zur Agritechnica stellen weitere Hersteller Häcksler mit Wurfgebläsen vor, die ähnlich aufgebaut sind wie der 2003 erstmalig vorgestellte Radialverteiler von Claas. Beim Häcksler des New Holland CR9090 lassen sich die speziell geformten Leitbleche um die Wurfrotoren öffnen und auf- und niederbewegen. Dies erlaubt sowohl eine Änderung der Wurfweite als auch des Verteilbildes.


Der neue Strohhäcksler Maxi Spreader der Rekordverken aus Schweden funktioniert ähnlich. Zwischen den beiden Wurfrotoren befindet sich eine Art Pendelkegel, der den Umschlingungswinkel um die Rotoren wechselweise vergrößert und verkleinert. Dadurch ergibt sich ein ähnlicher Verteileffekt wie bei den Systemen von Claas und New Holland. Der Häcksler von Rekord wird für den John Deere S-Mähdrescher erhältlich sein.


Für den neuen Tucano-Rotor-Mähdrescher baut Claas einen Strohhäcksler, der nur das seitlich ankommende Material mit Wurfrotoren zu beiden Seiten verteilt. In der Mitte wird die Wurfenergie des Häckselrotors genutzt. Durch diese Konstruktion wird nur an den Seiten für Arbeitsbreiten bis 9 m zusätzliche Energie für die Strohverteilung gebraucht.


Optimale Einstellung dank elektronischer Assistenten


Mit dem neuen Assistenzsystem CEMOS (Claas elektronischer Maschinen-Optimierungs-Service) leitet Claas ein neues Kapitel in der Bedienung von Mähdreschern ein. Es ist ein Assistenzsystem für den Lexion, in dem ähnlich einer Datenbank alle Einstellgrenzen aller Baugruppen des Mähdreschers, vom Halmteiler bis zum Strohhäcksler, für alle Früchte hinterlegt sind. Auch die Erntebedingungen werden berücksichtigt. Erkennt der Fahrer ein Problem, wie z. B. einen ungleichmäßigen Gutfluss im Schneidwerk oder einen unsauberen Ausdrusch, so kann er bei CEMOS entsprechende Einstellvorschläge anfordern. Nachdem CEMOS die aktuellen Einstelldaten des Mähdreschers geprüft hat, schlägt das System eine logisch naheliegende Einstellung vor, die der Fahrer annehmen, überspringen oder ablehnen kann. In letztgenannten Fällen erhält er einen Alternativvorschlag. Ist der Fahrer mit dem Einstellergebnis nicht einverstanden, so kann er die Einstellung zurücknehmen und eine andere Optimierungsvariante wählen. Bei den sensorisch überwachten Kennwerten, wie den Körnerverlusten und der Überkehr, erhält der Fahrer eine Meldung, wie sich das Arbeitsergebnis durch die Optimierung verändert hat. Der Fahrer wird auch darauf hingewiesen, wenn z. B. der Durchsatz bei der aktuellen Maschineneinstellung zu gering ist. CEMOS berücksichtigt über 50 Einstellparameter, um den gesamten Druschprozess zu optimieren. Die Neuheitenkommission hat das CEMOS mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.


Da viele Fahrer die Teilbreitenschaltung für den Erntevorsatz bei der Ernte von Reststreifen nicht exakt bedienen oder die programmierte Arbeitsbreite nicht exakt einhalten, kommt es oft zu Ungenauigkeiten bei der Flächenerfassung. Das automatische Arbeitsbreiten-Erfassungssystem von New Holland korrigiert diese Ungenauigkeiten.


Bei Bergauf- und Bergab-Ernte mit dem Mähdrescher kann es in der Reinigung zum Überblasen und damit zu überhöhten Körnerverlusten bzw. überhöhten Gutschichtdicken kommen. Das bedeutet unreines Korn im Bunker bzw. ein „Abschütten“ des Korn-Spreu-Gemisches. New Holland verhindert diesen Effekt durch ein neues Regelsystem für das Reinigungsgebläse. Die Gebläsedrehzahl wird frucht- und neigungsabhängig bei Bergauffahrt reduziert und bergab erhöht, was für ein gleichmäßigeres Arbeitsergebnis sorgt. Das System entlastet den Fahrer vom ständigen Anpassen der Gebläsedrehzahl und ist ein weiterer Schritt zur Teilautomatisierung des Mähdrusches. Daher wurde es von der DLG mit einer Silbermedaille ausgezeichnet.

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