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Wie viel Diesel sparen Straßenreifen?

Lesezeit: 6 Minuten

Straßen- oder Ackerreifen – womit fahren Sie sparsamer? Auf unserer Teststrecke haben wir den Verbrauchsunterschied ermittelt.


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Viele Traktor-Anhänger-Gespanne verbringen in den nächsten Monaten die meiste Zeit auf der Straße. Welche Reifen sind für diese Touren die richtigen und lohnt sich vielleicht sogar ein Satz „Straßenreifen“ für den Traktor? Wir haben verschiedene Varianten auf die Reise geschickt.


Bei unseren Fahrten stellte uns Claas einen Arion 650 zur Verfügung. Für den passenden Anhang sorgte Fortuna mit einem 18 t-Zweiachskipper K180, der beladen mit Weizen auf die Strecke ging. Diese Reifenkombinationen haben wir ausprobiert:


  • Standard: Traktor mit AS-Bereifung Trelleborg TM 800 (vorne 540/65 R 30, hinten 650/65 R 42), Anhänger mit Vredestein Flotation Pro 560/60 R 22.5.
  • Straße: Traktor mit Nokian TRI mit Industrieprofil in gleicher Dimension wie die AS-Bereifung, Anhänger mit LKW-Reifen Windpower VTR 69 in der Dimension 385/65 R 22.5.
  • Traktor Straße: Traktor mit Straßenbereifung, Anhänger mit Acker-Standardbereifung.
  • Anhänger Straße: Traktor mit Standardreifen, Anhänger mit LKW-Pneus.


In diesen Kombinationen musste das Gespann auf unsere knapp 50 km lange Testrunde, auf der wir auch die Straßenverbräuche beim Schleppertest ermitteln. Die Runde wurde mit beladenem Anhänger zwei Mal von zwei verschiedenen Fahrern absolviert. Ein Durchgang mit 40 km/h und der zweite mit 50 km/h Höchstgeschwindigkeit.


Um den Anteil des Anhängers am Verbrauch ermitteln zu können, führten wir außerdem Solofahrten mit den unterschiedlichen Ausstattungsvarianten des Traktors durch. So lässt sich der Verbrauchsanteil errechnen. Der Reifendruck betrug in den AS-Reifen des Schleppers 1,3 bar und bei den Nokian- Straßenreifen 3,2 bar. Beim Anhänger waren wir mit 3,5 bar (Vredestein) und 8 bar (LKW-Reifen) unterwegs.


Die Standardbereifung auf Schlepper und Anhänger lieferte mit 56,8 l Verbrauch auf 100 km bei 50 km/h Maximalgeschwindigkeit die Vorlage für den Vergleich. Die Geschwindigkeit des Gespanns lag im Schnitt bei gut 40 km/h. Eine reduzierte Endgeschwindigkeit (40 km/h) sparte mit dieser Bereifung 5 l/100 km ein (9%). Der Streckenschnitt ging auf 36 km/h zurück. Auf unserer Testrunde war das Gespann damit 7 Minuten länger unterwegs.


14% weniger Diesel:

Die reine Straßen-Variante sparte gegenüber den AS-Reifen in unserem Versuch bei 50 km/h rund 14% Diesel (7,9 l/100 km weniger). Das Gespann war auf der Runde 2 Minuten schneller unterwegs. Auch in der 40 km/h-Variante sparte die Vollausstattung am meisten (- 12%). Der Schnitt blieb dabei nahezu gleich.


Bei den gemischten Varianten zeigte sich ein durchwachsenes Bild. Mit LKW-Bereifung auf dem Anhänger geht der Verbrauch auf der 50 km/h-Runde nur um 3% zurück. Gleichzeitig erreichte das Gespann in dieser Kombination aber seine höchste Durchschnittsgeschwindigkeit. Einfache Erklärung: Die AS-Reifen am Traktor federten besser als die strammen Straßenpneus. Gleichzeitig lag der Anhänger mit den harten LKW-Reifen sehr gut und sicher, der Fahrer war in Kurven automatisch zügiger unterwegs. Bei der 40 km/h-Variante ging der Verbrauch sogar nur um 1% zurück. Hier konnten die LKW-Reifen also nahezu keinen Verbrauchs-Vorteil herausfahren.


War der Schlepper mit Straßenreifen und der Anhänger mit AS-Flotation-Pneus unterwegs, sank der Verbrauch stärker. In der 50 km/h-Variante ging er um 7% zurück (- 4% bei 40 km/h). Die großen und breiten Traktorreifen haben demnach einen deutlich größeren Einfluss auf den Verbrauch, als die am Anhänger. In allen 40 km/h-Varianten schwankte die Durchschnittsgeschwindigkeit nur leicht.


Weniger Komfort:

Der Nokian-Reifen kann mit bis zu 3,2 bar Druck gefahren werden. Allerdings bedeutet das deutliche Komforteinbußen für den Fahrer. Schlechte Straßen gleicht der Reifen nicht mehr durch Einfedern aus und reicht die Schlaglöcher direkt an den Fahrer weiter. Für den kombinierten Acker-Straßen-Einsatz und hohen Wirtschaftswege-Anteil empfiehlt es sich deshalb, wie beim AS-Reifen auch mit 1,3 bar Druck zu fahren. Der Fahrkomfort ist dann nur leicht vermindert, einen Einfluss auf den Kraftstoffverbrauch konnten wir nicht feststellen. Das liegt vermutlich an den steifen Flanken des Reifens. Auch bei 1,3 bar zeigt sich kaum ein Einfedern.


Der Anhänger neigte mit AS-Flotation-Reifen in Kurven eher zu schwammigem Fahrverhalten, als mit den strammen LKW-Pneus. Mit ihnen fuhr er auf der Straße wie auf Schienen, das bringt Komfort und ein sicheres Gefühl.


Acker-Einsatz:

Unter trockenen und leicht feuchten Bedingungen machte der Nokian-Reifen auch auf dem Acker seine Sache gut. Wenn es extrem wird, oder der Schlepper zwischendurch immer wieder für schwere Zugarbeiten eingesetzt wird, ist die Umrüstung zu aufwendig.


Eindeutig ist unser Urteil beim Anhänger-Reifen: Das LKW-Profil gehört nur auf die Straße! Wir sind mit dem Anhänger voll beladen mit beiden Reifenvarianten auf den Acker gefahren. Während das mit den breiten Flotation- Reifen problemlos möglich war, brauchte es an der gleichen Stelle zwei Traktoren, um den LKW-bereiften Kipper wieder vom Feld zu bekommen – mit entsprechenden Folgen für den Boden.


Weniger Verschleiß:

Durch seinen höheren Positivanteil hat der Nokian-Reifen eine deutlich höhere Standzeit. Laut Untersuchungen der FH Kiel aus dem Jahr 2013 betrug der Profilabrieb nach 400 Stunden Straßeneinsatz knapp 1 mm. Ein AS-Reifen verlor im gleichen Zeitraum über 8 mm an Profi. Die Reifendimensionen entsprachen dabei den von uns eingesetzten Pneus.


Lohnt es also, den Schlepper oder Anhänger doppelt zu bereifen? Beim Traktor liegt die Schwelle zwischen 700 und 900 Stunden überwiegendem Straßen-einsatz pro Jahr. Wer deutlich darüber liegt, spart mit den reinen Straßenreifen Geld. Sind die Einsatzzeiten geringer, bringt die Ersparnis die Kosten für die Anschaffung des zusätzlichen Reifensatzes und den Umbau nicht wieder rein. Außerdem kommt es darauf an, wie oft umgebaut werden muss. Sind die Einsatzzeiten klar abgegrenzt, zum Beispiel Stoppelbearbeitung im Sommer mit AS-Reifen und Transport im Herbst mit Straßenpneus, kommt man mit wenigen Umbauaktionen aus. Wechseln sich dagegen die Einsätze ab, werden auch die Umrüstungen zum größeren Kostenfaktor.


Beim Anhänger ist der Verbrauchseffekt gering. Hier sprechen vor allem der geringere Verschleiß und die besseren Fahreigenschaften für ein Umbereifen bei reinen Straßentransportaufgaben. Für einen zusätzlichen LKW-Radsatz (Reifen und Felge) müssen Sie mit etwa 1500 € rechnen. Dagegen stehen mindestens 2500 € für vier neue Flotation-Reifen (ohne Felge), wenn deren Verschleißgrenze erreicht ist. Auch hier gilt: Häufiges Umbauen macht den Einsatz weniger attraktiv.


Frank Berning

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