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Auch Kühe verdichten Wiesen

Verdichtete Böden betreffen nicht nur Ackerbauern. Auch schwere Böden im Grünland neigen zu Staunässe und Sauerstoffmangel. Vier Landwirte aus der Region Brienz (BE) gehen das Problem gemeinsam an. Bruno Oehrli berichtet für das Schweizer Agrar-Magazin LANDfreund 5/2017.

Lesezeit: 5 Minuten

Verdichtete Böden betreffen nicht nur Ackerbauern. Auch schwere Böden im Grünland neigen zu Staunässe und Sauerstoffmangel. Vier Landwirte aus der Region Brienz (BE) gehen das Problem gemeinsam an. Bruno Oehrli berichtet für das Schweizer Agrar-Magazin LANDfreund 5/2017.


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Dass mit ihrem Grünland etwas nicht stimmt, hatten die vier Landwirte schon länger beobachtet. Der nasse Sommer 2014 zeigte schliesslich deutlich, wo das Problem lag. Überall entstanden kleine Seen. Ihre Böden waren verdichtet, schlossen Hanspeter Michel, Paul Grossmann, Andreas Grossmann und Bernhard Zumbrunn daraus.


Als Schuldige identifizierten sie unter anderem die Kühe. Weiden bei nassem Wetter hat auch bei flachen Parzellen Grenzen und führt über längere Zeit zu Bodenverdichtungen. Zudem hatte der Maisanbau in der Ebene zwischen Meiringen und Brienz zu mehr Staunässe geführt.


Dass die Bauern 2014 gezwungen waren, auch bei nassen Bedingungen die Böden zu befahren, verbesserte die Situation nicht. Warum dies so ist, zeigt ein Blick zurück. Vor rund 130 Jahren war hier Supfgebiet. Die Aare schlängelte sich durch den Talboden Richtung Brienzersee und suchte sich immer wieder neue Wege.


Seit der Fluss korrigiert und die Felder entwässert wurden, sind die Böden landwirtschaftlich nutzbar. Teilweise liegen die Parzellen über wasserdurchlässigen Kiesablagerungen. Grösstenteils herrscht aber Schwemmland vor und die Böden sind entsprechend schwer. Wer hier in die Tiefe gräbt, stösst nach rund 50 cm auf schlammige Gleyschichten.


Engländer machen’s vor


Doch wie sollten die vier Landwirte den Boden wieder auflockern? In Ackerbaugebieten ist das mit dem Grubber relativ einfach. Auf Grünland ist die Herausforderung grösser. Ein Düngerberater machte die Landwirte im vergangenen Sommer darauf aufmerksam, dass Grünland-Landwirte aus England, Irland oder Holland ihre von ähnlichen Problemen betroffenen Böden von Zeit zu Zeit mechanisch mit einer Spezialmaschine auflockern.


Noch im Herbst folgte eine Maschinendemonstration in Brienz. Die schonende Arbeitsweise des Gerätes und die Erfahrungen der Engländer überzeugten die vier Landwirte. Im Winter kauften sie via den lokalen Landmaschinenhändler gemeinsam einen Tiefenlockerer.


Das Gerät sieht wie ein Grubber aus, ist aber keiner. Während ein Grubber die obersten Bodenschichten bewegt, bleibt hier alle Erde an Ort und Stelle. Die Grasnarbe wird so erhalten. Zudem kommen keine Blackensamen an die Bodenoberfläche. Die Funktionsweise ist denkbar einfach. Am Rahmen sind drei Zähne im Abstand von 80 cm montiert. Vor den Zähnen schneidet eine Scheibe die Grasnarbe rund 8 cm tief auf. Der Zahn arbeitet in rund 40 cm Tiefe. Genug, um allenfalls auch Pflugsohlen zu erreichen.


Ganz hinten folgt die Glattwalze. Sie drückt die aufgerissenen Schlitze wieder an und lässt sich mit Wasser füllen, um den Anpressdruck zu verändern. Zudem reguliert die Walze die Arbeitstiefe der Zähne.


Je trockener der Boden, desto besser die Wirkung


Kurvenfahrten sollten Sie vermeiden, da sonst die Schlitzscheibe und die Zähne nicht in einer Linie arbeiten und die Schlitze unnötig weit aufreissen. Ein hydraulisch angetriebener Exzenter bringt den ganzen Rahmen in Vibration. Dies verringert den Zugkraftbedarf des Traktors, da die Zähne die Erde auseinander vibrieren.


Die Vibrationsstärke ist mittels Einstellschraube veränderbar. Eher feuchte Böden brauchen fast keine Vibration, um Schmierschichten zu vermeiden.


Sowieso ist der Lockerungseffekt in trockenen Böden am besten und hält auch die Mäusepopulation in Schach, da deren Wühlgänge einstürzen. Hindernisse wie Schächte sollten Sie für den Fahrer markieren. Um Schäden am Gerät oder an Leitungen zu vermeiden, sind die Zähne einzeln mit Federspeichern abgesichert. Diese lassen dem Zahn bei hohem Gegendruck wie Steinen genügen Spielraum, nach hinten auszuscheren und dem Hindernis nach oben auszuweichen. Die vom Hersteller empfohlene Fahrgeschwindigkeit beträgt 4 bis 5 km/h.


Bester Einsatzzeitpunkt, die Erde zu lockern, ist der Herbst. Die Winterniederschläge und Fröste dringen in die Schlitze ein und sprengen die Erde zusätzlich auf. Grundsätzlich sei der Durchgang aber auch im Frühjahr oder nach einem Grasschnitt möglich. Idealerweise sollte der gelockerte Boden danach vor der nächsten Nutzung zwei bis drei Wochen ruhen und sich von selbst setzen können. Damit der Tiefenlockerer wunschgemäss arbeitet, ist ein 100 PS starker Traktor vonnöten.


Der Hydraulikmotor braucht 40 bis 50 l/Minute und einen drucklosen Rücklauf. Vom 19 000 Franken teuren Gerät erhoffen sich die vier Landwirte viel. Staunässen seien bereits deutlich weniger sichtbar. Zudem bringt das System Luft bis in tiefere Schichten. Dies fördert die Mineralisierung, hilft den Bodenlebewesen und den Wurzeln.


Erste Erfolgserlebnisse


Obwohl die vier Landwirte noch keine langjährige Erfahrung mit dem Tiefenlockerer haben, sind bereits erste Erfolge sichtbar. Die im letzten Herbst behandelten Flächen waren diesen Frühling nach Regenfällen im Vergleich zu benachbarten, unbehandelten Parzellen deutlich schneller abgetrocknet. Die Bauern sind froh, ihre flachen Wiesen auf diese Art und Weise einfach sanieren zu können. Denn so sind sie leicht und schnell bewirtschaftbar, brauchen keine teure Bergmechanisierung und bieten zum Weidegang viele Vorteile.


Kaum sichtbare Spuren. Nun stimmen aber der Wasserabfluss und die Luftzufuhr wieder.

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