Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

Aus dem Heft

1. Winterweizen – zweite „Grüne Revolution“?

Lesezeit: 4 Minuten

Die Einkreuzung der Verzwergungsgene brachte in den 1980er-Jahren einen Ertragszuwachs von rund 20 dt/ha. Eine besondere Eigenschaft dieser Genetik ist, dass diese Sorten einen höheren Gibberellingehalt haben, aber auf dieses Streckungshormon schwächer ansprechen. Die Pflanzen bleiben kürzer, sind standfester und verzweigen deutlich intensiver. Dadurch wird nicht nur die Bestockung und Entwicklung guter Seitentriebe verbessert, auch die Blütenbildung in den Ährchen ist stärker. Hohe Erträge hat die Züchtung so über eine hohe Kornzahl je Ähre erreicht – die Ära der Korndichtetypen begann.


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Diese Sortengeneration hatte aber zwei wesentliche Nachteile: Der Proteingehalt war zu niedrig und die Fusarium-Anfälligkeit zu hoch. Heutige Sorten haben meist nur noch eins der beiden Verzwergungsgene, um die Standfestigkeit zu erhalten. Die Anfälligkeit gegen Fusarien konnte verringert werden, dafür ist die Einkörnung der Nebentriebe deutlich schlechter als die der Haupttriebe. Die Bestände werden dadurch ungleichmäßiger in der Ährenausbildung.


Nebentriebe nun Nebensache?

Auffällig ist, dass die Bewurzelung der Nebentriebe im Herbst deutlich schlechter geworden ist. Zumindest im langtaggeprägten Norden sind Blattentwicklung und Bestockung verlangsamt. Heutige Sorten benötigen eine Temperatursumme von 100°C pro Blatt, ältere nur 70 bis 80°C. Dadurch wurden die Sorten frühsaatverträglicher, aber um den Preis, dass die Nebentrieb-Vitalität gelitten hat.


Im Weizen sind hohe Erträge und die Anfälligkeit für Fusarium nach wie vor eng gekoppelt. Bestes Beispiel ist die Sorte Tobak. Ertragreiche und vor allem kurzstrohige Sorten, die nur wenig gegen Fusarium anfällig sind, wären die zweite „Grüne Revolution“.


Hoher Ertrag geht aber auch mit niedrigerem Proteingehalt einher. Der Eiweißgehalt ist noch immer ein wichtiges Qualitätskriterium für die Backeignung und den Export. Untersuchungen zeigen, dass gute Backeigenschaften eher von der Proteinqualität abhängen und sich Sorten mit 11% Protein auch sehr gut verbacken lassen. Wenn wir trotz hoher Erträge oder unter restriktiver N-Düngung Backqualität vermarkten wollen, muss sich die Qualitätsbewertung ändern.


Da 70% des Kornproteins in der Pflanze zwischengespeichert werden, sind Erfolge in der Züchtung aber dennoch denkbar. Hier spielen die Umverlagerungsprozesse eine Rolle, die sich im Vergleich zu alten Sorten deutlich verlangsamt haben. Stroh und Blatt reifen nur langsam ab, was vor allem bei blattgesunden Sorten und in Jahren mit geringem Krankheitsbefall auffällt. Manchmal wirkt sich deshalb der greening-Effekt von Fungiziden schon ertragsbegrenzend aus. Die Folge: Wir ernten schlecht ausgereifte Körner und grünes Stroh. Hier würde man sich ein schnelleres Umverlagern und besseres Ausnutzen der Biomasse wünschen. Die Wurzel hingegen müsste langsamer altern, um späten N noch besser für die Proteinbildung nutzen zu können.


Bei den Halmbasis- und Wurzelerkrankungen besteht generell der Wunsch nach mehr Gesundheit gegenüber Rhizoctonia, teilweise auch Pseudocercosporella und vor allem Schwarzbeinigkeit. Fungizide und Beizen dämmen den Befall nur unzureichend ein.


Die Züchter suchen auch bei Weizen nach Schädlings-Toleranzen. So sind inzwischen Sorten verfügbar, die resistent gegen die orange Weizengallmücke sind (z.B. Lear, Kometus, Kurt). Künftig sind auch Gelbverzwergungsvirus (BYDV)-tolerante Sorten zu erwarten. Viruspartikel, die von Läusen übertragen werden, können sich dann in der Pflanze nicht schnell genug vermehren und ausbreiten (Ausbreitungsresistenz). Auch im Weizen treten Mosaikvirosen auf. Die ersten resistenten Sorten sind Rebell und Pilgrim.


Um die züchterische Arbeit zu bündeln, werden im Rahmen der internationalen „Weizeninitiative“ verschiedene Forschungsprojekte gefördert (s. Kasten). Weizen hat bei uns eine Gesamt-TM-Leistung von 240 bis 260 dt je ha. Mehr lassen Vegetationszeit und Verdunstungsniveau bei einer C3-Pflanze nicht zu. Für Spross und Wurzel benötigt sie 80 bis 100 dt/ha, sodass für den Kornertrag maximal 160 dt/ha bleiben. Insofern erscheint das Ertragsziel der Engländer von 20 t/ha sehr ambitioniert.

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.