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30 Jahre Weidehaltung

Lesezeit: 4 Minuten

Auf dem Betrieb Lammers stehen die Kühe von März bis November Tag und Nacht auf der Weide. Das Ergebnis: günstige Milch und gesunde Tiere. Das geht nur mit einer leistungsstarken Grasnarbe.


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Die Grasnarbe der Hauskoppel ist schon 50 Jahre alt“, erzählt Max Lammers stolz. „Wir haben immer nur nachgesät, nie umgebrochen.“ Der 70-jährige Landwirt steht auf der 25-ha-großen Hauskoppel in Winnert, Schleswig-Holstein. Seit 30 Jahren setzt Lammers auf Weidehaltung. Damals entschied er sich bewusst gegen den Trend zur Stallhaltung: „Ich wollte die Milch günstig produzieren.“


Über die Jahre hat sich auf der Hauskoppel eine besonders dichte Narbe entwickelt, mit rund 45000 Triebe/m². Das ist das Ergebnis eines Projekts der Europäischen Innovations-Partnerschaften (EIP). Durchschnittliche Weiden bringen es auf 15000 Triebe/m². Inzwischen hat Sohn Hanno Lammers (35) die Her-de aufgestockt: 150 Holstein-Friesian laufen auf der Kurzrasenweide.


Einfache Grünlandpflege


Bei der Grünlandpflege konzentrieren sich Vater und Sohn auf das Wesentliche: Ende Januar/Anfang Februar bringen sie bodennah 25 m³ Gülle/ha aus. Bevor die Kühe zum Vegetationsstart auf die Weide gehen, streuen Lammers ca. 1 t Faxe-Kalk (85% CaOC3), striegeln 15 kg/ha einer Deutsch-Weidelgras-Mischung ein und düngen mit 2 dt Stickstoff-Schwefeldünger (24%N) an. Stagniert das Wachstum im Mai, düngt Hanno Lammers ca. bis September kleine N-Mengen nach.


Über das Jahr sind auf der Hauskoppel ein bis zwei Reinigungsschnitte nötig – insbesondere an den Geilstellen. „Wenn die zu lang wachsen, lassen die Kühe das Gras dort stehen“, erklärt Senior Lammers. Mähen und liegenlassen ist seine Devise. Die Kühe fressen es und Unkräuter breiten sich nicht aus.


Max und Hanno Lammers schätzen an der Weidehaltung besonders die eher arbeitsarme und günstige Wirtschaftsweise: Mähen, kreiseln, schwaden und ernten entfällt weitestgehend, ebenso wie die Siloplatzpflege. „Vor allem müssen wir nicht mit den großen Folien hantieren“, fügt der Senior hinzu. Die 150 Stück Nachzucht laufen auf den eher abgelegenen Mähweiden der insgesamt 105 ha Grünland. Von diesen Weiden holen Lammers übers Jahr Siloballen als Futter für den Wintervorrat.


Die Kühe sind von März bis November Tag und Nacht draußen. Rund 16 kg Trockenmasse (TM) nimmt eine Kuh pro Tag über das Gras auf, schätzt Max Lammers. Künftig will Hanno Lammers mit einem Gras-O-Meter die Aufwuchshöhe messen und davon auf den Ertrag schließen.


Gesunde Kühe, gute Leistung


Die Herdenleistung liegt übers Jahr bei 9000 kg Milch je Kuh. Mit der Vegetationskurve steigt auch die Milchkurve – im Mai/Juni bringt es die Herde auf knapp 40 l/Kuh. Gerade dann müssen Lammers aufpassen, dass es nicht zum Energieüberschuss kommt. Im Sommer füttern sie im Stall zu, ca. 10 kg Mais je Kuh und Tag, Kraftfutter bekommen die Kühe per Transponder. Je nach Leistung gibt es in der Hochleistungsphase bis zu 7 kg Kraftfutter/Kuh/Tag. Im Sommer sind es mit 3 kg etwas weniger. „Noch reduzieren wir das Kraftfutter im Mai nicht ganz so extrem, wie es manchmal notwendig wäre“, gibt Hanno Lammers zu. Dennoch: Die Kühe sind gesund, im Sommer brauchen sie keinen Tierarzt. „Sogar Kühe, die nicht so gut zu Fuß sind, gehen gern auf die Weide“, hat Max Lammers beobachtet.


Echte Klauenprobleme wie Mortellaro treten im Winter eher auf, wenn die Tiere im Stall sind. Dann wächst auf der Weide nichts mehr. Im Stall füttert Hanno Lammers eine Totale Mischration (TMR). Dabei setzt er auf 70% Gras und 30% Mais. „Mit mehr Mais nehmen auch die Probleme zu, wie Labmagenverlagerungen“, ist seine Erfahrung.


Anfang Dezember stehen 80% der Kühe trocken, sodass im Winter etwas Ruhe im Betrieb einkehrt. Ende Januar/Anfang Februar kalben dann zunächst die Färsen im Block – ohne künstliche Besamung. Das Erstkalbealter auf dem Betrieb liegt bei 33 Monaten. Sollten die Färsen schon mit 24 Monaten kalben, müssten Lammers viel zufüttern. „Von reiner Weidehaltung würden die Tiere nicht schwer genug“, erklärt der Senior.


Das Warten macht sich bezahlt: Die Tiere auf dem Betrieb bringen eine Lebensleistung von etwas über 30000 l, bei durchschnittlich 3,5 Laktationen.

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