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Empfehlungen für die Kalkdüngung auf mineralischen und anmoorigen Standorten

Leistungsfähige (im Hinblick auf Futterquallität und –ertrag) und ausdauernde Grünlandbestände erfordern nach wie vor eine optimale Kalkversorgung ihres Standortes!

Lesezeit: 8 Minuten

Leistungsfähige (im Hinblick auf Futterquallität und -ertrag) und ausdauernde Grünlandbestände erfordern nach wie vor eine optimale Kalkversorgung ihres Standortes!

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Die mit der Bodenuntersuchung ermittelten pH-Werte alleine reichen für die Ermittlung des Kalkdüngebedarfs nicht aus. Vielmehr muss man bei der Bedarfsermittlung neben den pH-Werten auch den Humusgehalt und die Bodenart einbeziehen.


Die Empfehlung für das Grünland in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Sachsen und Thüringen, das überwiegend durch mineralische Standorte gekennzeichnet ist, sind in Übersicht 1 angegeben. Eine Kalkung von Grünlandflächen mit über 15 % Humusgehalt wird hier wegen des verstärkten Humusabbaus nicht empfohlen. Die Höchstmengen einer einma­ligen Kalkung sollen dabei die in der Übersicht aufgeführten Mengen nicht überschreiten, da ein ver­stärkter Humusabbau bzw. hohe N-Mineralisation möglich ist. Ist eine höhere Kalkgabe nötig, so muss diese auf mehrere Jahre verteilt werden.


Bundesländer mit mehr Grünland auf anmoorigen und torfigen Böden differenzieren ihre Kalkempfehlung auch für diese Standorte, wie z. B. die Empfehlung in Niedersachsen (Übersicht 2)


Warum kalken?

Die Bedeutung einer ausreichenden Kalkversorgung des Grünlandes wird oftmals unterschätzt, obwohl sie zur Erhaltung standortgerecht zusammengesetzter und leistungsfähiger Pflanzenbe­stände für die Erzeugung hochwertigen Grobfutters unerlässlich ist.

Der Nährstoffaufwand an CaO unterliegt jährlichen Schwankungen und lag im Mittel der Wirt- schaftsjahre 2008/09 bis 2015/16 bei 2,45 Mio. t (Abbildung 1). Dies entspricht einer Gesamtmenge von etwa 4,8 Mio. t Kalkdünger. Der Kalkaufwand ist in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich, was zum großen Teil durch die unterschiedlichen standörtlichen Voraussetzungen bedingt ist.



Abbildung 1: Inlandsabsatz an Düngekalk (1.000 t CaO) in den Wirtschaftsjahren 2008/2009 bis 2015/2016 in Deutschland (Datenquelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 4 Reihe 8.2)

 

Bodenuntersuchungsergebnisse in den Ländern zeigen aber, dass die eine unzureichende Kalkversorgung beschreibenden pH-Klassen A und B (s. Tabelle 1) auf Wirtschaftsgrünland noch zu häufig vorkommen (z. B. in Sachsen im Untersuchungszeitraum 2011 bis 2014 mit 35 % oder in Hessen in Jahr 2015 mit 55 %).

Die optimale Kalkversorgung des Bodens ist nach wie vor eine der Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Grünlandbewirtschaftung, sei es aus ökonomischer als auch aus ökologischer Sicht.

Auch in extensiven Grünlandnutzungssystemen kommt der Aufrechterhaltung des optimalen pH-Wertes eine besondere Bedeutung zu, da damit die Stickstofffixierung durch Leguminosen und natürliche Nährstoffnachlieferung aus dem Boden unterstützt werden kann.

 

Positive Wirkungen des Kalkes im Grünland


Boden· Erhaltung der optimalen Bodenreaktion für futterwirtschaftlich wertvolle Grünlandarten· Verbesserung der Verfügbarkeit anderer Nährstoffe (Phosphor (P), Stickstoff (N), Schwefel (S), Kalium (K), Calcium (Ca), Magnesium (Mg), aber auch Molybdän (Mo))· Vermeidung von Mängeln bei den Nährstoffgehalten im Boden und im Grundfutter· Einschränkung der Pflanzenverfügbarkeit von Schwermetallen (z. B. Aluminium (Al)· „Biologische Kalkwirkung“, d. h. Kleinorganismen wie Bakterien, Milben, Tausendfüssler und vor allem Regenwürmer haben ihr Vermehrungs- und Wirkungsoptimum meist im schwach sauren bis neutralen pH-Bereich
Pflanzen-bestand· Erhaltung standortgerechter, leistungsfähiger und ausdauernder Pflanzenbestände· Förderung der Zusammensetzung vielseitiger und stabiler Pflanzenbestände aus futterbaulich wertvollen

Gräsern, Leguminosen und Kräutern, wobei natürlich auch die gesamte Düngungs- und Nutzungsintensität

richtig aufeinander abgestimmt sein muss, um positive Effekte auf die Futterqualität zu erzielen· verstärktes Wurzelwachstum und damit erhöhte Nährstoffaufnahme
Tier· wichtige Funktionen im Knochengerüst und in den Zähnen, bei der Blutgerinnung und Reizübertragung

sowie im Energiestoffwechsel· indirekt, da Grünlandfutter mit physiologisch ausreichenden Calcium-Gehalten- die Gesundheit fördert (Vorbeugung von Weidetetanie und Rachitis sowie Lahmheiten),- die Leistungsbereitschaft erhöht und- zur Verbesserung der Fruchtbarkeit mit beitragen kann.



Der pH-Wert ist Gradmesser für die Kalkversorgung eines Standortes. Seine Bestimmung erfolgt im Rahmen der regelmäßig durchzuführenden Bodenuntersuchung (fachliche Empfehlung: alle 4 Jahre) durch Fachlabore. Auch die Zusammensetzung des Grünlandbestandes kann Hinweise auf die Kalkversorgung des Bodens geben (Zeigerpflanzen für saure oder basische/alkalische Bodenreaktion).


Ursachen des Kalkverbrauches


  • Ernteentzüge (v. a. Leguminosen und Kräuter haben mit etwa 1,5 % Calcium in der TS im Vergleich zu Futtergräsern mehr als doppelt so hohe Calcium-Gehalte)
  • physiologisch saure Dünger
  • natürlich bedingte Versauerung durch Niederschläge (Auswaschung und Neutralisation)


Wie viel kalken?

Bei der Kalkung wird die pH-Klasse C angestrebt (Tab. 1).


Tabelle 1: Definition der pH-Klassen für die Kalkversorgung des Bodens sowie des Kalkdüngungsbedarfs (nach VDLUFA, 2000)


pH-Klasse / KalkversorgungKalkdüngungsbedarf
A / sehr niedrigGesundungskalkung
B / niedrigAufkalkung
C / anzustreben, optimalErhaltungskalkung
D / hochkeine Kalkung
E / sehr hochkeine Kalkung und keine Anwendung physiologischer bzw. chemisch alkalisch wirkender Düngemittel

Zur Aufrechterhaltung des für den jeweiligen Standort optimalen pH-Wertes dient die Er­haltungskalkung, die in der Regel alle 4 Jahre mit Aufwendungen von 4 bis 8 dt CaO/ha (entspricht 7 - 14 dt/ha CaCO3) erfolgt.

Ist der pH-Wert im Boden unter die Grenzwerte für die pH-Klasse C abgesunken, so ist eine Gesundungskalkung erforderlich. Die Gesundungskalkung sollte dabei die angegebenen Höchstmengen nicht überschreiten, sonst ist ein verstärkter Humusabbau bzw. eine hohe N-Mineralisation möglich. Ist eine höhere Kalkgabe nötig, erfolgt in den Folgejahren solange eine Kalkung, bis der jeweilige optimale pH-Wert wieder erreicht ist.


Auf Grünland kommt der strukturstabilisierenden Kalkwirkung eine weniger große Bedeutung zu als auf dem Ackerland, weil hier die Aufgabe des Kalkes vom Humus übernommen wird. Deswegen sind auch die optimalen pH-Werte auf Grünland niedriger als auf Ackerland. Auch nimmt der Ziel-pH-Wert mit steigendem Humusgehalt ab.


Die mit der Bodenuntersuchung ermittelten pH-Werte alleine reichen für die Ermittlung des Kalkdüngebedarfs nicht aus. Vielmehr muss bei der Bedarfsermittlung neben den pH-Werten auch der Humusgehalt und die Bodenart einbezogen werden (Tabelle 2 und 3). Dabei dient der VDLUFA Standpunkt „Bestimmung des Kalkbedarfs von Acker- und Grünlandböden“ als Rahmen, der aufgrund der unterschiedlichen Standort und Nutzungsbedingungen in den Bundesländern ggf. angepasst wird.


In Tabelle 2 ist die Empfehlung für das Grünland in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Sachsen und Thüringen angegeben, das überwiegend durch mineralische Standorte gekennzeichnet ist. Eine Kalkung von Grünlandflächen mit über 15 % Humusgehalt wird hier wegen des verstärkten Humusabbaus nicht empfohlen.


Tabelle 2: Empfehlung in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Sachsen und Thüringen für Grünland bis 15 % Humus zur Einstufung der pH-Werte des Bodens (CaCl2-Methode) in die pH-Klassen sowie erforderliche Kalkmengen für die Gesundungs- und Erhaltungskalkung (dt CaO/ha)

BodengruppeBodenartpH-Klasse
ABCMax. Kalkeinzelgabe CaO [dt/ ha]
GesundungskalkungAufkalkungErhaltungskalkung
pH-WertCaO [dt/ha]pH-WertCaO [dt/ha]pH-Wert*CaO [dt/ha]
1Sand (S)< 3,5 - 4,030 – 194,1 - 4,616 – 54,7 – 5,0421
2schwach lehmiger Sand (l`S)< 3,8 - 4,340 – 274,4 - 5,124 – 65,2 - 5,5521
3stark lehmiger Sand (lS)< 4,0 - 4,550 –334,6 - 5,330 – 75,4 - 5,7628
4sand. bis schluffiger Lehm (sL/uL)< 4,2 - 4,757 – 384,8 - 5,535 – 85,6 - 5,9735
5Lehm bis Ton (t'L/tL/lT/T)< 4,2 - 4,768 - 474,8 - 5,643 – 95,7 – 6,1842



* darüber und über 15% Humusgehalt wird keine Kalkung empfohlen

Die empfohlenen Kalkmengen beinhalten den Kalkbedarf bis zur nächsten Bodenuntersuchung (empfohlen alle 4 Jahre).

 

Die Höchstmengen einer einma­ligen Kalkung sollen dabei die in Tabelle 2 aufgeführten Mengen nicht überschreiten, sonst ist ver­stärkter Humusabbau bzw. hohe N-Mineralisation möglich. Ist eine höhere Kalkgabe nötig, so muss diese auf mehrere Jahre verteilt werden.

 

Bundesländer mit mehr Grünland auf anmoorigen und torfigen Böden differenzieren ihre Kalkempfehlung auch für diese Standorte, wie z. B. die Empfehlung in Niedersachsen (Tabelle 3).


Tabelle 3: Empfehlung in Niedersachsen für Grünland zur Einstufung der pH-Werte des Bodens (CaCl2-Methode) in die pH-Klassen sowie erforderliche Kalkmengen für die Gesundungs- und Erhaltungskalkung (dt CaO/ha) (LK Niedersachsen, Stand März 2015, verändert)


TypenbezeichnungGruppeMindestgehalteDurchschnittsgehaltAnmerkung
Kohlensaurer KalkNaturkalke75 % CaCO380 - 95 % CaCO3besonders für Grünland geeignet, langsam wirkend
Kohlensaurer Magnesiumkalk50 % CaO80 - 95 % CaCO3, darin 15 - 40 % MgCO3bei Mg-Mangel einsetzen, langsam wirkend
Branntkalk65 % CaO75 - 90 % CaOnur auf schweren Böden und bei Gesundungskalkung, schnell wirkend, stark ätzend, zur Desinfektion



* (h)=humusarm bis humos, h=stark humos; sh=sehr stark humos, a=anmoorig, H=Torf

 

Was kalken?

Kalk ist ein Dünger, der in der Natur in Karbonatform (CaCO3) u.a. als Mergel oder Kreide vorkommt. Ferner fällt Düngekalk bei industriellen Prozessen (Industriekalke) an. In Tabelle 4 sind einige der für Grünland geeigneten Kalkdünger aufgeführt.

Bei der Düngung ist zu beachten, dass der Ca-Gehalt des kohlensauren Kalkes in der Carbonatform (CaCO3), bei allen anderen Kalkdüngern in der Oxidform (CaO) ange­geben wird. Die geringere Löslichkeit des Ca-Carbonates in Wasser bedingt, dass eine Düngung mit kohlensaurem Kalk nur langsam, dafür aber längere Zeit anhaltend zur Wirkung kommt. Er ist daher bevorzugt auf Grünland anzuwenden. Nur die schweren Aue- und Lehmböden sollten mit Branntkalk versorgt werden. Auf Magnesium (Mg)-armen Standorten sind Mg-haltige Kalke zu empfehlen.

Kalkdünger, und hier besonders die Gruppe der Naturkalke, sind neben ihrer allgemeinen Kalkwirkung gleichzeitig der wichtigste Magnesiumlieferant in Deutschland.

 

Tabelle 4: Ausgewählte Kalkdünger für Grünland

andere basisch wirkende Dünger (z. B.):
Thomaskali20 - 24 % CaO, 7 - 14 % P2O5, 8 - 21 % K2O
Dolophos65 % CaCO3, 15 % P2O5, 15 % MgCO3
Kalkstickstoff60 % CaO, 21 % N

Cax1,399=CaOCaOx0,715=Ca
Cax2,497=CaCO3CaCO3x0,400=Ca
CaOx1,785=CaCO3CaCO3x0,560=CaO

Umrechnungsfaktoren zwischen den Oxidformen


Wann kalken?

Die Kalkung kann bei entsprechender Witterung und Befahrbarkeit des Bodens fast das ganze Jahr über erfolgen, zu bevorzugen ist jedoch der Spätherbst. Eine Kalkung im Spätherbst erhöht auch den Anteil an wertvollen Gräsern und Kräutern.

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