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Ackerbau in 20 Jahren

Lesezeit: 6 Minuten

Das zu erwartende milde, im Frühjahr trockene Wetter begünstigt wärmeliebende Kulturen wie Mais, Sojabohnen oder Sonnenblumen und Rüben (Übersicht 1). Diese Kulturen werden einen Ertragssprung machen. Getreide und Raps werden dem nicht folgen können, weil sie unter Frühjahrstrockenheit und Hitze stärker leiden. Wie wird sich der Anbauumfang (siehe Übersicht 2) künftig entwickeln?


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Neue Fruchtfolgen:

Zusammen mit dem prognostizierten Bedarf an Energie- und Eiweißpflanzen ergeben sich neue Aspekte für die Fruchtfolge. Getreidereiche Fruchtfolgen werden der Vergangenheit angehören. Dafür treten andere Prob­leme auf, die jetzt bereits im Süden zu spüren sind. Rhizoctonia ist ein Pilz, der in Mais, Rüben, Soja und Kartoffeln erheblichen Schaden anrichtet. Er wird mit Verticillium und Sklerotinia, die in fast allen Blattfrüchten auftreten können, zu einem Dauerthema werden. Die Züchtung wird sich auf dieses Thema verstärkt einstellen müssen. Aus den veränderten Fruchtfolgen ergeben sich aber auch mehr Chancen, unsere heutigen Problemfelder Fuchsschwanz, Trespen und Windhalm gezielt zu erkunden und auszumerzen (Übersicht 3).


Die Fruchtfolge Raps/Weizen/Mais/Getreide (auch als Ganzpflanze) wird auf vielen Standorten die klassische Dreier-Fruchtfolge Raps/Weizen/Gerste oder Weizen ablösen. Ohne Mais geht es auch, z. B. mit Raps/Weizen/Ackerbohnen/Weizen.


Zuckerrüben, vor vier Jahren noch totgesagt, werden wir in 20 Jahren in größerem Umfang anbauen, z. B. in einer Fruchtfolge Zuckerrüben/Mais/GPS/Raps/Weizen oder auch, wenn der Maisanbau reglementiert werden sollte: Zuckerrüben/Ackerbohnen/Weizen/Raps/Weizen. Wie Fruchtfolgen der Zukunft aussehen werden, mit und ohne Mais, zeigen die Beispiele in Übersicht 4 und 5 auf Seite 78.


Bis zum 51. Breitengrad (Linie Mönchengladbach – Kassel – Leipzig) wird in den nächsten Jahren Soja als Eiweiß- und Ölpflanze zumindest auf weniger ertragsstarken Standorten Einzug halten, z. B. in einer Fruchtfolge mit Mais/Soja/Weizen/Raps/Weizen. In dieser Fruchtfolge muss Contans WG (Coniothyrium minitans) gegen Sklerotinia, die auch Soja und Leguminosen befällt, eingearbeitet werden.


Angepasste Sorten:

Im Getreidebereich können hitzetolerante, TKG-stabile, überwiegend früher reife Sorten stärker angebaut werden. Vor allem früher ährenschiebende Weizensorten, die den Langtag Ende Mai für die Kornbildung nutzen, werden ihre Chancen ausspielen können. Dadurch ist ein Ertragszuwachs möglich, ohne die Ernte zu weit nach hinten in den August hinein verschieben zu müssen. Diese Sorten dürfen aber nicht zu spät angebaut werden, weil sie dann zu wenig Zeit für die Anlage der Ertragsorgane haben.


Die Rüben-Sorten werden durchweg gegen Rizomania, Nematoden und – künftig noch wichtiger – gegen Rhizoctonia tolerant sein müssen. Auch im Mais wird die Toleranz gegen Rhizoctonia höchsten Stellenwert erreichen. Ein nicht zu unterschätzendes Problem wird mit der Häufung von Blattfrüchten auch der Befall mit Verticillium, die Rüben, Kartoffeln, Raps, Sonnenblumen und Sojabohnen befallen kann. Noch nicht geklärt ist, welche Rassen bzw. welcher Stamm welche Kultur bevorzugt besiedelt. Dennoch liegt es bei den Züchtern zu verhindern, dass sich diese Krankheit – wie auch Sklerotinia – zu einer Geisel entwickelt.


Durchwurzelbarer Boden:

Mit den veränderten Fruchtfolgen wird auch die Bodenbearbeitung neu gestaltet. Wir können es uns nicht erlauben, den knappen Faktor Boden durch Verringern des Bodenvolumens, das wir den Pflanzen zur Verfügung stellen, in seiner Leistungsfähigkeit zu begrenzen. Wir werden in den kommenden Jahren wieder mehr Wurzelraum schaffen müssen. Dies lässt sich durch tieferes Lockern in der Fruchtfolge oder durch versetztes Streifenlockern erreichen. Auch der Pflug wird ein comeback erleben. Ziel ist in jedem Fall, oganische Substanz und Nährstoffe in tiefere Schichten einzubringen und das Bodenvolumen zu erhöhen.


Die Ertragsteigerungen der 60er und 70er Jahre waren auf weniger begnadeten Standorten in erster Linie eine Folge der Krumenvertiefung. Diese werden wir in den nächsten 20 Jahren wieder vorantreiben müssen, um das Risiko Wasserstress und verringerte Nährstoffaufnahme einzugrenzen. Das bedeutet nicht, dass wir jedes Jahr unsinnig Sprit vergeuden, sondern dass die Bodenbearbeitung in der Fruchtfolge aufeinander abgestimmt wird:


  • Zu Pfahlwurzlern wie Zuckerrüben, Raps, aber auch zu Ackerbohnen, Soja und Sonnenblumen reicht es, wenn wir unter der Drillreihe tieflockern und in die Tiefe auch Dünger einbringen. Dabei geht es um weniger gut wasserlösliche Nährstoffe (Phosphor) oder Nährstoffe, die durch Tonminerale in trockenem Boden festgelegt werden (Kalium, Ammonium).
  • Mais dagegen erfordert ausreichend Feinerde in den oberen 15 bis 20 cm des Bodens, die entsprechend mit Nährstoffen versorgt sein müssen. Nach Mais bietet es sich an, die Strohmassen möglichst tief einzuarbeiten, um dem Humusabbau im unteren Krumenbereich zu begegnen. Das geht am besten mit dem Pflug.
  • Getreide nach Blattfrucht muss flächig, aber nur so tief bearbeitet werden, dass die Ernterückstände nicht stören. Voraussetzung ist, dass Bodenverdichtungen nicht den Wurzeltiefgang behindern.


Die Aussage, dass durch nicht wendende Bodenbearbeitung Humus angereichert wird, stimmt, aber nur für die obere Bodenschicht. Dort wird der Boden auf Dauer sogar puffig. Der untere Krumenbereich verarmt dagegen an Humus, wenn nicht regelmäßig Ernterückstände eingearbeitet werden, also keine wendende Bodenbearbeitung erfolgt. Das wirkt sich auf Schwarzerden nicht weiter dramatisch aus. Auf Böden mit von Haus aus niedrigen Humusgehalten führt dies aber infolge hoher Niederschläge zu ernsthaften Problemen.


Was sich in den kommenden Jahren verändern wird, ist die Art und Weise, wie wir über den Acker fahren: Das kreuz und quer an Spuren oder unnötige Überlappungen beim Bearbeiten, Düngen und Spritzen, das heute nach der Ernte und Bestellung deutlich sichtbar den Acker durchzieht, wird mit Hilfe der GPS-Technik bald der Vergangenheit angehören und sich auch in Ertragszuwächsen auswirken.


Exakte Saatgutablage:

Auch die Häufchenablage beim Säen wird hoffentlich bald keine Rolle mehr spielen. Saatgut ist kostbar und zu teuer. Vor allem, wenn wir dem Saatgut alles mitgeben wollen, was zu einem vernünftigen Start gehört (Pillierung). Dann haben wir vielleicht wieder die Chance, gegen Insekten zu beizen, die uns in Zukunft das Leben schwer machen werden.


Interessanter als eine Herbizidresistenz durch Gentechnik wird es sein, dem Saatgut Safener anzubeizen, um dann gezielt gegen Problemunkräuter vorgehen zu können. Wenn Pflanzenausfälle als Folge einer optimierten Drilltechnik geringer werden, weil sich die zu eng stehenden Pflanzen nicht mehr selbst vereinzeln und die Einzelpflanzen gleichmäßig bestocken, kommen wir im Getreide mit 80 bis 150 Pflanzen/m² bei früher Saat aus. Das setzt aber voraus, dass wir das Bestockungsvermögen der Einzelpflanze und damit deren Ertragspotenzial besser nutzen. Unter diesen Bedingungen ist es möglich, auch mit weiten Reihenabständen zu arbeiten.


Reihenweiten von 37 cm würden bei Zuckerrüben noch einmal einen Sprung um 12 bis 20 % im Ertrag bringen. Dann kann man Getreide auf 18,5 cm, Raps, Soja, Sonnenblumen oder auch die Rüben auf 37 cm und den Mais auf 75 cm säen.

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