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Aktueller Stand zur Wirksamkeit

Lesezeit: 7 Minuten

Beachten Sie wegen des zunehmenden Wirkstoffverlustes unbedingt die Regeln für ein nachhaltiges Resistenzmanagement. Das gilt vor allem, wenn es um die Kontrolle der hoch resistenzgefährdeten Krankheiten Septoria tritici, Mehltau und Netzflecken geht. Insbesondere in diesen Fällen ist es wichtig, die Besonderheiten der unterschiedlichen Fungizidgruppen zu berücksichtigen. Nachfolgend ein Überblick zur Resistenzsituation:


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Septoria tritici ist in 2020 in NRW verbreitet vorgekommen, allerdings mit sehr spätem Befall ohne Ertragseinfluss. Nach sehr langer Trockenheit war der Juni regenreicher, sodass in den Versuchen gegen Ende Juni sehr gute Wirkungsbonituren möglich wurden. Die Ergebnisse: Revystar und besonders Revytrex zeigten mit Abstand die beste und längste Wirkung gegen Septoria. Im Ranking folgte dann Ascra Xpro mit allerdings schon deutlich geringerer Wirkung. Elatus Era enttäuschte – im Unterschied zu den Vorjahren fiel die Leistung erheblich schlechter aus.


Der Grund dafür ist möglicherweise, dass die weite Ausbreitung veränderter Septoriatypen bei den Carboxamiden nun sichtbar wird. Durch verschiedene Mutationen lässt die Wirkung nach. Das gilt grundsätzlich für alle Wirkstoffe dieser Gruppe (Kreuzresistenz), dennoch reagiert jeder mit leicht unterschiedlichen Resistenzfaktoren. Septoria-Populationen in Europa beinhalten mittlerweile bis zu 30% verschiedene Mutanten, wobei die wenig sensitiven Typen vornehmlich in England und Irland gefolgt von Deutschland vorkommen. In Deutschland gibt es ein Nord-Süd-Gefälle mit der weitesten Verbreitung in Schleswig-Holstein und NRW.


Grundsätzlich ist von einer weiteren Zunahme auszugehen, sodass man über die Jahre mit einem noch höheren Wirkungsverlust der SDHI-Wirkstoffe rechnen muss. Eine komplette Unwirksamkeit – verursacht durch eine Mutante wie bei den Strobilurinen – ist aber unwahrscheinlich. Denn die Mutante C-H152R mit sehr hohen Resistenzfaktoren wird in der Vegetation zwar selektiert und nimmt zu. Fitnessnachteile bei diesem Typ verhindern aber eine Ausbreitung im Folgejahr.


Momentan lässt sich durch eine geschickte Verwendung von Revysol die nachlassende Wirkung der Carboxamide kompensieren. Wichtig bleibt aber, dass man in der Spritzfolge jeden Wirkstoff – sowohl die Azole (Revysol, Prothioconazol und Prochloraz) als auch die Carboxamide – nur einmal verwendet. Zusätzlich ist es angeraten, zumindest bei hohem Befallsdruck den nicht resistenzgefährdeten Wirkstoff Folpet (im Folpan 500 SC) in die Strategie zu integrieren.


Braun- und Gelbrost sind nach wie vor gut und sicher zu kontrollieren. Zu beachten sind lediglich die Besonderheiten in den verschiedenen Getreidekulturen. Carboxamid-Kombinationen und hier insbesondere Elatus Era zeigen bei Starkbefall eine erheblich bessere Wirkung als alle anderen Produkte.


Die gute Wirksamkeit der Strobilurine kann man zusätzlich nutzen – im Bedarfsfall auch für frühe Behandlungen und falls notwendig in Weizen und Triticale auch im Doppeleinsatz. Bei Braun- und Gelbrost besteht keine Resistenzgefahr, in Gerste sind die Besonderheiten bei den Netzflecken zu berücksichtigen.


Mehltau ist zunehmend schwieriger in Schach zu halten, auch deshalb, weil gut eradikativ wirksame Produkte wie Gladio, Agent, Corbel und Ceralo nicht mehr zur Verfügung stehen.


Vegas schwächelt mittlerweile in Teilgebieten Deutschlands. Besonders nördlich der Linie von Aachen bis Rügen lassen sich zunehmend resistente Typen bis hin zur Unwirksamkeit nachweisen. Im Süden funktioniert Vegas noch. Talius mit ausschließlich vorbeugender Wirkung wirkt in NRW noch gut, ist aber nicht uneingeschränkt resistenzsicher. In Schleswig-Holstein lassen sich zunehmend resistente Isolate finden. Dort gilt es, vorhandenen Mehltau vorzugsweise mit Fenpropidin (enthalten in Kantik) zu beseitigen. Eventuell lässt sich dann mit Talius noch eine vorbeugende Leistung erreichen.


In NRW sollte man dagegen vorzugsweise Talius verwenden. Um vorschnelle Resistenzentwicklungen zu vermeiden, ist es wichtig, immer ein eradikativ wirksames Fungizid zuzumischen – auch wenn nur wenige Mehltaupusteln vorkommen. Leider ist die Auswahl mittlerweile stark eingeschränkt, sodass sich hierfür am besten Kantik (Strohauflage) und Pronto Plus (nicht in Triticale zugelassen) eignen. In Triticale könnte man bei beginnendem Befall auch Osiris (sofern verfügbar) zumischen. In weiter entwickelten Beständen kann nach EC 31 beginnender Befall im Weizen oder mittlerer Befall in Triticale mit Input Triple (enthält Talius) langanhaltend kontrolliert werden. Gerstenmehltau ist sehr einfach in Schach zu halten. Denn hier wirkt auch noch das Strobilurin Pyraclostrobin, das im Balaya und Comet enthalten ist.


Flexity und Property sind gegen Mehltau nur noch bedingt wirksam. Die Mehltaupopulation hat auf den Wirkstoff reagiert. Abhängig vom Auftreten der Krankheit ist der Anteil von adaptierten Typen in den Regionen unterschiedlich. In Schleswig-Holstein besteht die Population fast vollständig aus angepassten Typen, in NRW zu Anteilen um 60%. In Ostdeutschland und erst recht in Süddeutschland ist der Anteil erheblich geringer. Hier können Sie auch mit einer deutlich besseren Wirkung kalkulieren. Komplett resistente Mehltautypen kommen fast nicht vor (auch im Norden nicht), weil diese nicht fit sind und sich somit nicht vermehren können. Starker Mehltau in Weizen ist weder mit Flexity und erst recht nicht mit Property zu kontrollieren. Gegen Anfangsbefall ist aber eine Wirkung zu erwarten. In jedem Fall sollten nur volle Aufwandmengen zum Einsatz kommen.


Netzflecken treten in den letzten Jahren nur mit wenig Befall in Gerste auf. Gut so, denn die Wirksamkeit der Produkte ist stark eingeschränkt. Prothioconazol und Cyprodinil sind die Basiswirkstoffe gegen Netzflecken.


Die Carboxamide sind nahezu verbraucht. Verschiedene Mutanten mit unterschiedlichem Sensitivitätsverlust sind in der Netzfleckenpopulation mit Anteilen um 85% weit verbreitet. Mit 20% Anteilen vom Wildtyp hat sich die Situation in 2020 leicht verbessert bzw. stabilisiert. Eine echte Wirkung ist aber nicht mehr möglich. In Kombination mit anderen Wirkstoffgruppen ist von den SDHI-Wirkstoffen nur noch eine kleine Zusatzwirkung auf Netzflecken zu erwarten.


Bei den Strobilurinen ist die Situation unterschiedlich. Die zur Unwirksamkeit führende G143A-Mutante kommt bei Netzflecken europaweit nicht vor. Die weniger schlimme F129 L-Mutante ist dagegen mittlerweile in Europa weit verbreitet (in 2019 mit 45% Anteil) und kommt in 2020 auch in Deutschland mit hohen Anteilen von 75% in der Population vor. Die Strobilurine wirken auf derart veränderte Populationen unterschiedlich. Azoxystrobin (Amistar) ist fast unwirksam, Fluoxastrobin (Fandango) ist etwas besser.


Gute Wirkungen sind mit Trifloxystrobin (Twist wird leider nicht vertrieben) möglich. Pyraclostrobin (Comet, Balaya, Ceriax, Priaxor) wirkt auch bei hohen Mutationsanteilen noch sehr sicher. Gegen Netzflecken sollte Comet (enthält nur Pyraclostrobin) aber niemals solo zum Einsatz kommen. Das Zumischen z.B. von Prothioconazol zu 0,5 l/ha Comet verbessert die Wirkung um 20 bis 35%. So zeigt z.B. bei Starkbefall eine Kombi aus Priaxor + Prothioconazol effektive Wirkungsgrade.


Um die Wirksamkeit nachhaltig zu sichern, empfehlen wir den Wechsel der Wirkstoffe innerhalb der Gesamtstrategie. Das gilt für Cyprodinil, Prothioconazol und Pyraclostrobin. Bei hohem Netzfleckendruck kann man zur frühen Behandlung z.B. Kayak vorlegen, um zur Abschlussbehandlung z.B. Balaya + Prothioconazol nachzulegen.


Ramularia ist vom Resistenzstatus her als dramatisch einzustufen. Strobilurine sind schon seit Jahren resistent. Carboxamide bringen nur noch eine Restwirkung. Auch Prothioconazol hat enorm an Wirksamkeit eingebüßt. Bis dato ließ sich die Krankheit mit Chlorthalonil noch sehr sicher und frei von Resistenzen kontrollieren. Die Verwendung ist aber zur Saison 2021 nicht mehr erlaubt. Die Kontrolle von Ramularia entwickelt sich somit zum Problem.


Echte Alternativen sind momentan nicht verfügbar. Das früher sehr gut wirkende Prothioconazol hat in den letzten fünf Jahren enorm an Leistung verloren, scheint sich nun aber auf geringem Niveau zu stabilisieren. In der Regel erreicht der Einsatz von Prothioconazol plus Carboxamid (je nach Befallsdruck) nur noch einen Wirkungsgrad von 30 bis 60%. In unseren Versuchen zeigte der Wirkstoff Revysol eine Wirksamkeit von 50 bis 70%. Ein Starkbefall lässt sich hiermit somit nicht sicher kontrollieren. Zudem ist der Wirkstoff stark resistenzgefährdet. Bleibt abzuwarten, ob Revysol gegen Ramularia dauerhaft stabil bleibt.


Mit Netzschwefel lässt sich die Wirkung der Fungizide ergänzen – aber nur leicht mit Wirkungsgraden um 5 bis 10%. Trotzdem kann Netzschwefel einen Beitrag zur Kontrolle von Ramularia leisten, vielleicht auch, um vorschnelle Resistenzen bei Revysol zu verhindern. Hierzu werden wir weitere Versuche durchführen.


Für Folpan 500 SC wird eine Zulassung (frühestens für 2022) in Gerste angestrebt. Zur Saison hofft die Firma auf eine Notfallzulassung. Die Entscheidung durch die Zulassungsbehörden steht allerdings noch aus. Mit Folpan lässt sich Chlorthalonil zwar nicht ersetzen, Wirkungsgrade um 60 bis 80% in Kombination mit breit wirksamen Fungiziden sind aber möglich. Als Multisite-Fungizid ist Folpan nicht resistenzgefährdet und leistet einen Beitrag zum Schutz anderer Fungizide vor schneller Resistenz. Ramularia ist in vielen Regionen die wichtigste Gerstenkrankheit.


matthias.broeker@topagrar.com

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