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Alarmstufe Rot bei Cercospora!

Lesezeit: 4 Minuten

Im Süden wirken die Fungizide regional kaum noch gegen Cercospora. Über die Situation und Resistenzstrategien sprach top agrar mit Prof. Dr. Michael Zellner.


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Vor allem in Regionen mit hoher Rüben-anbaudichte lässt die Wirkung von Rübenfungiziden gegenüber Cercospora nach. Wie ist die Situation?


Zellner: In unseren südlichen und östlichen Nachbarländern wirken Fungizide gegen Cercospora bereits seit mehreren Jahren nur noch mangelhaft. Grund dafür ist die G143A-Mutation im Erbgut des Cercospora-Pilzes. Tritt diese auf, wirken Strobilurine wie Azoxystrobin oder Kresoxim-methyl im Feld nicht mehr.


Auch in Bayern ist eine Minderwirkung der gängigen Rübenfungizide gegenüber Cercospora festzustellen, vor allem in den südlichen Regionen. Die Strobilurin-Resistenz hat sich in den bayerischen Anbaugebieten entlang der Donau von durchschnittlich 32% im Jahr 2014 auf 74% im letzten Jahr massiv ausgeweitet, wie aktuelle Untersuchungen zeigen. In den fränkischen Gebieten ist die Lage weniger dramatisch. Dort ließ sich nur in einer von sechs Proben die Resistenz nachweisen. Nach Auskunft der Pflanzenschutzdienste in anderen Bundesländern nehmen die Resistenzprobleme in Richtung Norden ab.


Wirken neben den Strobilurinen auch die Azole in diesen Gebieten immer schlechter?


Zellner: Auch die Azol-Resistenz (shifting) hat in Bayern in den letzten beiden Jahren sprunghaft zugenommen. Im Jahr 2014 war die Wirkung noch bei 74% der Isolate befriedigend, im Jahr 2015 sank dieser Anteil bayernweit bereits auf 45%. In 17% der Proben war der sogenannte Sensitivitätsverlust des Cercospora-Pilzes bereits so hoch, dass die Wirkung der Azole auf keinen Fall mehr ausreichte, um eine Epidemie zu verhindern.


Es ist davon auszugehen, dass sich die Resistenzsituation weiter verschärft. In Jahren mit stärkerem Cercospora-Druck werden mit den derzeit zugelassenen Rübenfungiziden hohe Ertrags- und Qualitätsverluste im bayerischen Rübenanbau nicht zu verhindern sein.


Welche Strategie ist zu empfehlen, um Resistenzen vorzubeugen?


Zellner: Generell sollte man Strobilurine nur einmal, am besten zu Beginn der Spritzfolge kombiniert mit einem Azol anwenden. Geeignet für den Spritzstart sind z.B. 1,0 l/ha Juwel oder 0,6 bis 1,0 l/ha Spyrale + 0,6 bis 1,0 l/ha Ortiva.


Falls Folgebehandlungen notwendig werden, ist der Azol-Wirkstoff zu wechseln und der Spritzabstand abhängig vom Infektionsdruck zu verkürzen bzw. zu verlängern. Wichtig ist, die Präparate bei Solo-Anwendung nicht in reduzierter Aufwandmenge einzusetzen.


Wie lässt sich der Fungizideinsatz vor diesem Hintergrund optimieren?


Zellner: Zu frühe oder zu späte Fungizideinsätze sind unbedingt zu vermeiden. Beide Fälle führen dazu, dass zum Befallsausbruch nicht die maximal mögliche Fungizidmenge auf den Rübenblättern vorhanden ist.


Den optimalen Spritztermin ermittelt die regionale Beratung mithilfe von Prognosemodellen und Monitoring-Ergebnissen. Bei hohem Infektionsdruck erfolgt ein Warndienstaufruf. Darüber hinaus sollten Praktiker ihre Bestände kontrollieren und den Fungizideinsatz anhand der Bekämpfungsschwellen planen.


Dass die Fungizidmaßnahmen nur mit optimaler Düsentechnik, ausreichender Wasseraufwandmenge und bei passender Witterung durchzuführen sind, ist selbstverständlich. An heißen Sommertagen empfiehlt es sich, morgens oder abends zu behandeln.


Welche Optionen haben Landwirte in Resistenzgebieten?


Zellner: In Regionen mit starker Resistenz gegen Strobilurine ist der weitere Einsatz nicht mehr sinnvoll. Nach derzeitigem Zulassungsstand bleiben nur Azol-Fungizide übrig.


Um Alternativen für „Problemgebiete“ in Starkbefallsjahren zu finden, hat der amtliche bayerische Pflanzenschutzdienst viele Fungizide geprüft. Dabei zeigte sich, dass mit einer Mischung aus einem Kontaktfungizid in reduzierter Aufwandmenge mit einem Triazol eine verbesserte Wirksamkeit gegen Cercospora erzielt werden kann. Der Einsatz dieses sogenannten Multi-site-Inhibitors verlangsamt zudem die Resistenzentwicklung gegen die derzeitigen Wirkstoffgruppen.


Ob ein von uns geprüftes Kontaktfungizid im Rahmen einer Gefahr in Verzug-Zulassung (Art. 53) des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in der laufenden Saison bereits zum Einsatz kommen kann, ist derzeit nicht vorhersehbar. Trotz einer Zumischung mit diesen Fungiziden lässt sich das Bekämpfungsniveau vor der Resistenzausbildung aber nicht erreichen!


Welche ackerbaulichen Maßnahmen mindern den Druck?


Zellner: An oberster Stelle steht die Sortenwahl. Der Anbau von wenig anfälligen Sorten ist in den betroffenen Gebieten ein Muss, um auch in Jahren mit hohem Krankheitsdruck die Verluste in Grenzen zu halten.


Unbedingt verabschieden sollte man sich von engen Rübenfruchtfolgen. Der Anbau von Rüben auf derselben Fläche darf künftig maximal nur alle vier Jahre erfolgen. Darüber hinaus ist die Feldhygiene eine wichtige Vorbeugemaßnahme. Denn der Cercospora-Pilz überdauert den Winter auf befallenen Pflanzenresten wie Rübenblätter oder -köpfe. Alle Maßnahmen, die ein schnelles Verrotten fördern, senken das Infektionspotenzial im Frühjahr. Vor allem das Unterpflügen der Ernterückstände trägt dazu bei, die Menge an Cercospora-Sporen zu senken. -mb-

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