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Alternaria: Stressfreie Kartoffeln sind gesünder

Lesezeit: 6 Minuten

Zunehmende Resistenzen und der Verlust wichtiger Wirkstoffe machen die Bekämpfung von Alternaria immer schwieriger. Wichtig ist der passende Spritzstart und der Wechsel von Wirkstoffen.


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Vermeiden Sie Stresssituationen bei Kartoffeln! Gestresste Pflanzen sind empfänglicher für Alternaria und begünstigen den Epidemieverlauf.


Ob ein Befall ertragsrelevante Ausmaße erreicht, beeinflussen jedoch mehrere Faktoren. Sorten der mittelfrühen bis späten Reifegruppen sind grundsätzlich gefährdeter für ertragsschädigenden Befall. Neben der Reifegruppe sind auch die Resistenz- und Toleranzeigenschaften der Sorten sehr unterschiedlich ausgeprägt. Jeder Anbauer kann zudem durch pflanzenbauliche Maßnahmen den Befall mit Alternaria beeinflussen. Im Folgenden werden Aspekte der Alternariakontrolle erläutert und Handlungsempfehlungen zur Bekämpfung gegeben.


stress fördert Anfälligkeit


Der Erreger Alternaria solani gilt als wesentlicher Verursacher der Dürrfleckenkrankheit in Kartoffeln. Vor allem Stress durch Trockenheit oder hohe Temperaturen und dadurch auftretender Nährstoffmangel fördern einen Befall. Für eine erfolgreiche Infektion benötigt der Pilz warme Temperaturen (> 22°C) und eine feuchte Blattoberfläche. Auch der Zuflug saugender Insekten, wie z.B. Blattläuse, belasten die Kartoffelpflanze zusätzlich. Kontrollieren Sie die Bestände dahingehend.


Diese Stresssituationen sind in Verbindung mit auftretenden Starkniederschlägen oder einer regelmäßigen Beregnung besonders förderlich für Alternaria. Der Pilz nutzt – im Vergleich zu anderen Erregern – trocken-nasse Phasen sehr effektiv zur Infektion der Kartoffelpflanzen.


Erste Symptome treten vornehmlich auf älteren Blättern im unteren Drittel des Blattapparates auf. Nach einer Infektion werden innerhalb von fünf bis sieben Tagen erste Symptome sichtbar. Diese zeigen sich als scharf abgegrenzte braune Flecken mit einer Größe von 0,5 bis 2,0 cm, gekennzeichnet durch konzentrische Ringe. Die Flecken können verschmelzen und bestehen im Inneren aus abgestorbenem brüchigem Blattgewebe. Von dort ausgehend findet bei feuchtwarmen Bedingungen die massenhafte Vermehrung und Verbreitung im Bestand statt.


Treten längere Trockenperioden in der zweiten Hälfte der Wachstumsphase auf, kann sich Alternaria besonders stark in den Beständen etablieren und für eine vorzeitige Abreife sorgen. Hier gilt es, die Bestände aufmerksam zu beobachten und gegebenenfalls durch den gezielten Einsatz mit alternariawirksamen Fungiziden zu schützen. Achtung: Führen Sie aufgrund der starken Resistenzentwicklung unbedingt einen Wirkstoffwechsel durch!


Bei der Kontrolle der Dürrfleckenkrankheit ist eine gute Mittelwahl wichtig. Versuche aus Niedersachsen zeigen, dass eine gezielte Bekämpfung vor allem in späten Reifegruppen der Stärke- und Verarbeitungskartoffeln durch den Schutz der photosynthetisch aktiven Blattfläche wirtschaftlich sinnvoll sein kann. Für eine sortenangepasste Strategie der Alternariabekämpfung wären umfangreichere Kenntnisse bezüglich der Anfälligkeit von Kartoffelsorten wünschenswert. Die aktuell vorliegenden Daten reichen diesbezüglich bei Weitem nicht aus.


Resistenzen breiten sich aus


Grundsätzlich sind zur Alternariabekämpfung Wirkstoffe aus den Gruppen der Triazole (DMI), Strobilurine (QoI), Carboxamide (SDHI) sowie Multi-Site Wirkstoffe verfügbar. Die ehemals hohe Wirksamkeit von Azoxystrobin (QoI) gegen Alternaria spp. basierte auf einer sehr spezifischen Wirkweise. Doch vor rund zehn Jahren hat die Mutation „F129L“ im Alternariagenom dazu geführt, dass Azoxystrobin gegenüber diesen mutierten Isolaten seine Wirkung verloren hat. Der Anteil dieser mutierten Isolate nimmt seither in der Population stark zu.


Eine parallele Entwicklung ist seit 2011 für den Wirkstoff Boscalid (SDHI) zu beobachten. Ein flächendeckender und gleichzeitig mehrmaliger Einsatz der Mittel Ortiva (Azoxystrobin) und Signum (Boscalid) hat in den vergangenen Jahren diese mutierten Isolate in der Population selektiert. Das Resultat ist eine Alternariapopulation in Deutschland, die mit regionalen Unterschieden zunehmend schlechter und zum Teil nicht mehr ausreichend durch diese Mittel bekämpfbar ist. Versuche in Niedersachsen belegen seit Jahren, dass die Feldwirkung von Ortiva und Signum stark zurück geht. Diese beiden Mittel sollten Sie demnach maximal einmal in der Alternariaspritzfolge einsetzen.


Fehlstart vermeiden


Entscheidend für eine erfolgreiche Bekämpfungsstrategie ist der richtige Zeitpunkt der ersten Alternariaspritzung. Nur wenn Sie rechtzeitig in der kritischen Phase zu Beginn der Epidemie eingreifen, lassen sich hohe Bekämpfungserfolge erzielen. Der optimale Termin für die erste Alternariaspritzung liegt ca. acht Wochen nach dem Auflaufen der Kartoffeln bzw. wenn erste Symptome zu sehen sind. Dann sollte ein wirkungsstarkes Alternaria-Spezialprodukt zum Einsatz kommen. Die derzeit wirksamsten Mittel sind Revus Top (Mandipropamid + Difenoconazol), Narita (Difenoconazol) und Tanos (Famoxadone + Cymoxanil) + Electis (Zoxamide + Mancozeb). Mit etwas geringerer Wirkung folgen die Kombinationen Electis oder Tanos jeweils mit Shirlan (Fluazinam), die im Rahmen der Krautfäulespritzung zum Einsatz kommen. Wie weitere Fungizide gegen Alternaria wirken, können Sie der Übersicht entnehmen.


Bald ohne Mancozeb


Der Multi-Site-Wirkstoff Mancozeb hatte in der Vergangenheit mit einer Nebenwirkung auf Alternaria immer einen berechtigten Platz in der Bekämpfungsstrategie. Durch den Wegfall der Zulassung darf man Mancozeb-Produkte in Kartoffeln letztmalig in der Saison 2021 einsetzen.


Insbesondere in alternariaanfälligen Sorten hat sich zu Beginn der Krautfäulebehandlung ein mancozebhaltiges Mittel (z.B. Ridomil Gold MZ) bewährt. In der gesamten Spritzfolge kann bei eher geringem Krautfäuledruck durch den wechselnden Einsatz von mancozebhaltigen Krautfäulemitteln, wie u.a. Acrobat Plus, Curzate M, Areva und Valbon, gleichzeitig eine Nebenwirkung auf Alternaria erreicht werden. Nach erfolgter erster Alternariaspritzung mit einem Spezialfungizid sollten Folgebehandlungen mit alternariawirksamen Mitteln 14-tägig erfolgen.


Ab der Saison 2022 erfordert der Wegfall von Mancozeb eine Anpassung der Alternariastrategie. Als Neuerung könnte nach erteilter Zulassung bereits für die Saison 2021 das Produkt Propulse mit den Wirkstoffen Prothioconazol (DMI) und Fluopyram (SDHI) zur Verfügung stehen. Die Wirkungsgrade von Propulse gegen Alternaria liegen nach vorläufigen Erkenntnissen aus Feldversuchen in Niedersachsen über denen von Revus Top. Mit Propulse würde sich die Palette der Alternaria-Spezialfungizide um ein wirkungsstarkes Produkt erweitern. Bis Redaktionsschluss lag noch keine Zulassung vor.


Fazit für die Praxis


Die Bekämpfung von Alternaria wird immer herausfordernder. Im Folgenden die wichtigsten Tipps für die Praxis:


  • Behandlungen in späten Stärke-, Industrie- und Speisekartoffeln sind am sinnvollsten.
  • Nutzen Sie Ihre eigenen Erfahrungen, um die Anfälligkeit der Sorten richtig einzustufen.
  • Vermeiden Sie Stressfaktoren wie Trockenheit, Blattlausbefall und Nährstoffmangel so gut es geht.
  • Setzen Sie die erste gezielte Alternaria-Spritzung acht Wochen nach dem Auflaufen der Kartoffeln (kritische Phase).
  • Mancozeb hat die Zulassung verloren. 2021 dürfen Sie Produkte mit dem Wirkstoff letztmalig einsetzen – nutzen Sie diese Möglichkeit in der Spritzfolge gezielt.
  • Die wirksamsten Mittel sind Revus Top, Narita und Tanos + Electis.
  • Die letzte Maßnahme gegen Alternaria sollte zwei bis drei Wochen vor Krautabtötung erfolgen.
  • Um eine weitere Resistenzbildung zu vermeiden, ist es wichtig, Wirkstoffe zu kombinieren und zu wechseln!


daniel.dabbelt@topagrar.com

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