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Alternative Hybridweizen?

Lesezeit: 5 Minuten

Gutes Wurzelwachstum und ein hohes Kompensationsvermögen macht Hybridweizen vor allem für Grenzstandorte interessant. Auf besseren Böden besticht sein hohes Ertragspotenzial.


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Hybride sind den Liniensorten in vielen Zuchtmerkmalen überlegen. Die Triebfeder der Hybridzüchtung ist der Heterosiseffekt, der durch die Kreuzung zweier Inzuchtlinien entsteht. Um die Eigenschaften im gleichen Maße zu erhalten, bedarf es jeweils wieder der Kreuzung der Elternlinien. Die Vorzüge der Hybridzüchtung, die vom Roggen bekannt sind, treffen auch auf Hybridweizen zu, wenn auch der Heterosiseffekt hier geringer ist.


Vorteile der Hybride


Dennoch bringt auch der Hybridweizen die folgenden Vorteile mit. Er ist:


  • vitaler,
  • stressstabiler,
  • hat ein leistungsfähigeres Wurzelsystem und
  • ein höheres Kompensationsvermögen.


Letzteres beinhaltet eine stärkere Bestockung, eine bessere Fertilität der Ähren, die zu einer höheren Kornzahl pro Ähre führt, sowie ein höheres Tausendkorngewicht im Vergleich zu Liniensorten. Wegen des tieferreichenden Wurzelsystems und der Fähigkeit, limitierende Ertragskomponenten zu kompensieren, bieten sich die Hybride besonders für Trockenstandorte an. Zumal sie im Frühjahr schneller loswachsen und dadurch früher mit der Stickstoffaufnahme beginnen. Dadurch können sie unter trockenen Bedingungen die Restfeuchte des Bodens besser ausnutzen.


Im Trockenjahr 2018 zeigte sich, dass sie im Vergleich zu Liniensorten auf Trockenstress mit deutlich geringerem Ertragsrückgang reagieren. In Versuchen auf wasserlimitierenden Grenzstandorten erzielte Hybridweizen nach Züchterangaben signifikant höhere Mehrerträge von 10%.


Den Ertragsvorteil spielen Hybride aber nicht nur auf Grenzstandorten aus. Mehrerträge lassen sich auch auf besseren Böden erzielen. Im Vergleich zu den ertragsstärksten A-Weizen Sorten realisierte Hybridweizen in den letzten Jahren im Durchschnitt ca. 8 bis 10% Mehrertrag.


SAATGUT HAT SEINEN PREIS


Doch die genannten Vorzüge gibt es nicht zum Nulltarif. Das Saatgut ist gegenüber Liniensorten deutlich teurer. Jedoch ermöglicht das hohe Kompensationsvermögen der Hybriden es, die Saatstärke zu reduzieren. Bei sehr früher Saat Mitte September lässt sich mit 100 bis 120 Kö./m2 kalkulieren. Dagegen wird es bei über 150 Kö./m2 problematisch, das ökonomische Optimum zu erzielen. Diese Grenze erreichen norddeutsche Landwirte in der Regel bei Saatterminen ab Mitte Oktober. Allerdings sind mittlerweile neue Sorten auf dem Markt, die aufgrund ihrer hohen Bestockungsleistung auch noch Aussaaten bis Mitte Oktober (in Süddeutschland bis Ende Oktober) mit 120 bis 150 Kö./m2 zulassen.


Bei 150 Kö./m2 liegen die Saatgutkosten in etwa 70 bis 80 €/ha höher als bei Liniensorten. Daraus resultiert, dass Hybridweizen trotz verringerter Saatstärke 3 bis 5 dt/ha mehr Ertrag bringen muss, um mit vergleichbaren Liniensorten wirtschaftlich konkurrieren zu können.


VORAUSSETZUNG: zeitige SAAT


Diese Mehrerträge lassen sich bei einer Saatstärke unter 150 Kö./m² aber nur durch eine zeitige Saat realisieren. Nur dann bleibt ausreichend Zeit für die Bestockung. Demzufolge eignen sich als Vorfrucht in erster Linie Raps, Leguminosen oder Kartoffeln. Auch frühräumender Stoppelweizen kann eine mögliche Vorfrucht sein.


Daher passt der Hybridweizen besonders in klassische Frühsaatregionen (siehe auch Reportagen auf Seite 56 und 58), vor allem dann, wenn hier geringe Saatstärken schon bei Liniensorten erfolgreich waren. Auf Ackerfuchsschwanzstandorten sind derartige Frühsaaten allerdings problematisch.


Nach Mais sind häufig Saatstärken von über 160 Kö/m2 nötig. In diesen Fällen wird es schwierig, die höheren Saatgutkosten durch den Mehrertrag zu decken.


Einfache Bestandesführung


Die Stickstoffdüngung sollte startbetont erfolgen. In der Praxis hat es sich bewährt, die ersten beiden Gaben mit einem stabilisierten Dünger zusammenzufassen und anschließend die Ährengabe in EC 37/39 mit ca. 40 kg N/ha zu bemessen.


Einzukürzen ist Hybridweizen in jedem Fall in EC 25 bis 29. Eine Nachlage in EC 31/32 ist, je nach Standort, nur bei Bedarf notwendig. Der Fungizideinsatz richtet sich nach Witterung, Standort und Befallslage. Häufig reicht eine ein- bis zweimalige Anwendung aus, da die Hybriden in der Regel gute Resistenzeigenschaften mit sich bringen. Hier lassen sich Fungizidkosten einsparen.


Hybridweizen noch eine Nische


Mit 5700 ha Anbaufläche und einem Marktanteil am deutschen Weizenmarkt von 0,2% ist der Hybridweizen noch eine Nischenkultur. Diese Nische fand er bisher überwiegend auf Grenzstandorten z.B. auf leichten Böden in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Hier bauen Landwirte ihn z.B. als Alternative zum Roggen an (siehe Reportage Seite 58). Doch seit die Landwirtschaftskammer NRW 2019 eine Hybridweizensorte in die offizielle Empfehlung aufnahm, steigt auch hier die Anbaufläche.


Da weltweit hohe Mengen an Forschungsgeldern in die Hybridzüchtung fließen, ist in den nächsten Jahren mit einem deutlichen Züchtungsfortschritt zu rechnen. Dieser kann dazu beitragen, dass der Hybridweizen seine Nische verlässt.


Herausforderung Saatgutvermehrung


Während beim Fremdbefruchter Roggen die Vermehrung der Hybriden vergleichsweise unproblematisch ist, gestaltet sich die Vermehrung von Hybridweizen deutlich schwieriger. Dies ist auch einer der Hauptgründe für die hohen Saatgutkosten.


Anders als beim Roggen muss die Mutterlinie steril sein, damit sie sich nicht selbst befruchten kann. Die Sterilität erzeugt man aktuell mithilfe eines sogenannten Gametozyds, welches per Pflanzen​schutzspritze ausgebracht wird. Dabei muss exakt der richtige Zeitpunkt getroffen werden. Andernfalls kommt es zu einem zu großen Anteil an Selbstbefruchtung und der Hybrideffekt lässt sich nicht ausreichend sicherstellen.


Deutschland ließ Gametozyten erst vor ein paar Jahren zu. Daher müssen Hybridzucht- und Vermehrungsprogramme hier erst aufgebaut werden. In Frankreich sind diese schon länger etabliert. Deshalb stammt im Moment ein Großteil der Vermehrungen aus Frankreich. ▶


anne-katrin.rohlmann@topagrar.com

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