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Befall mit Rübenfäule - welche Rolle spielt der Mais?

Lesezeit: 10 Minuten

Aufgrund der extremen Trockenheit im Sommer 2003 konnte sich die Späte Rübenfäule (Rhizoctonia solani) nicht so stark ausbreiten wie in den Vorjahren. Die starken Niederschläge im Mai verursachten in manchen Gebieten Bayerns ein ungewöhnlich frühes und starkes Auftreten der Rübenfäule. Diese früh befallenen Rüben sind durch die Wärme und die noch ausreichende Feuchtigkeit sehr schnell verfault. Die anschließende extreme Trockenheit bewirkte, dass nur noch wenig weitere Rüben befallen wurden. Dies ist auch der Grund, warum bei der Rübenanlieferung an die Fabrik verhältnismäßig wenig Schwarze Rüben zu finden waren. Im Gegensatz zum Jahr 2002 mit den ungewöhnlich feuchten Bedingungen wurden in 2003 nur etwa ein halb so viel befallene Rüben angeliefert. Dies darf aber nicht über das wahre Ausmaß des Befalles hinwegtäuschen. Insgesamt wurde in Niederbayern in den letzten Jahren ein kontinuierlicher Befallsanstieg festgestellt. Auffällig war auch in 2003 wieder, dass sich die Rübenfäule in Niederbayern häufig auf Flächen mit Bodenstrukturproblemen ausgebreitet hat. Oft waren es nur kleine Stellen im Feld oder Vorgewende, wo durch Bewirtschaftungsprobleme der Boden verdichtet wurde. Von hier erfolgte die weitere Verschleppung im Feld, meist in Bearbeitungsrichtung. Trockenjahr 2003 täuschte über tatsächlichen Befall Das tatsächliche Ausmaß des Befalles wird aber oft übersehen, da es am Blattapparat häufig nicht zu erkennen ist. Auch stärker angefaulte Rüben haben meist noch einen weitgehend intakten Blattapparat. Deshalb gibt ein Blick über einen Rübenschlag die wirkliche Befalsituation nicht wieder. Diese zeigte sich erst bei Kontrollen im Feld oder bei der Ernte. Hinzu kommt, dass in Jahren wie 2003 befallene Rüben total verfaulten aufgrund des frühen Befalls in Verbindung mit den hohen Temperaturen. Folge: Auf befallenen Stellen im Feld war oft keine einzige Rübe mehr zu finden. Die Späte Rübenfäule ist schon seit vielen Jahren zu beobachten. In 1996 wurde erstmalig nesterweiser Befall beobachtet. Seitdem tritt die Krankheit großflächiger auf, und es ist ein kontinuierlicher Befallsanstieg zu verzeichnen. In 1998 stieg die gefährdete Anbaufläche auf 18 %. 2002 lieferten 28 % der Anbauer aus dem Einzugsgebiet der Zuckerfabrik Plattling Rüben mit einem deutlich sichtbaren Anteil von schwarzen, verfaulten Rüben ab und erhielten einen Abzug von 1 bis 10 %. Der wirkliche Befall war aber deutlich höher. Viele Rüben sind bis zur Ernte so stark verfault, dass sie von den Erntemaschinen nicht mehr erfasst werden und auf dem Feld verbleiben. Im Jahr 2003 lieferten dagegen nur etwa 14 % der Rübenanbauer schwarze, verfaulte Rüben ab. Der tatsächlich vorhandene Befall auf den Feldern war aber deutlich höher. Was fördert den Befall? Seit dem ersten stärkeren Auftreten der Späten Rübenfäule konnten über die Ursachen ihrer Ausbreitung viele Erkenntnisse gewonnen werden. Aber noch immer gibt es deutlich mehr Fragen als Antworten. Vor allem über die Biologie des Schadpilzes ist noch zu wenig bekannt. Deshalb werden Praktiker und Berater mit Beobachtungen auf Befalschlägen konfrontiert, top Ackerbau 68 top agrar 3/2004 die nicht in das Bild des Erregers passen. Die Krankheit beginnt meist im Vorgewende, in Mulden oder in Teilen des Ackers mit Strukturproblemen. Als problematische Vorfrucht hat sich der Mais herausgestellt. Eine Fragebogen-Auswertung von rund 1 200 Betrieben in Niederbayern durch die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) zeigt Folgendes: Betriebe mit einem hohen Anteil Mais und Rüben in der Fruchtfolge waren von der Rübenfäule überproportional stark betroffen. Damit werden die Beobachtungen aus der Praxis bestätigt. Warme Gewitterregen im Sommer erhöhten die Befallsgefahr, wenn infolgedessen das Wasser auf den Feldern mehrere Stunden oder Tage stehen blieb. Der dadurch verursachte Luftmangel förderte die Ausbreitung der Krankheit deutlich. Betroffen waren vor allem Felder mit Strukturproblemen. Generell werden geschwächte Rüben stärker befallen. Böden mit Strukturproblemen schwächen zum einen die Rüben in der Entwicklung und machen sie somit anfälliger. Außerdem schaffen diese Bedingungen günstigere Voraussetzungen für die Entwicklung des Erregers. Deshalb ist die Verbesserung der Bodenstruktur bei der Bekämpfung sehr wichtig. Mittlerweile gibt es Betriebe, die durch eine Umstellung ihrer Anbautechnik das Problem der Späten Rübenfäule stärker entschärfen konnten. Denn es hat sich deutlich gezeigt, dass durch den Anbau Rhizoctonia-toleranter Sorten das Problem derzeit alleine nicht zu lösen ist. Betriebe, die in den letzten Jahren schon einen stärkeren Befall festgestellt hatten, planen immer mehr den Anbau von toleranten Sorten (Premiere, Fabiola, Solea, Syncro) ein. Der Anbau dieser Sorten ist in Gebieten ohne Befall aber noch nicht interessant, weil der Ertrag gegenüber Standardsorten meist etwa 5 bis 10 % niedriger ist, der Feldaufgang bei ungünstigen Bedingungen etwas niedriger sein kann und sie etwas schossfreudiger sind. Auf bodenverbessernde Maßnahmen setzen! Der Anbau dieser toleranten Sorten hat in den Versuchen und im Praxisanbau gezeigt, dass sie bei höherem Befallsdruck auch nicht befallsfrei bleiben. Der Anteil befallener Rüben ist zwar deutlich niedriger als bei Standardsorten, aber immer noch unbefriedigend hoch. Es zeigt sich ganz deutlich, dass das Problem mit dieser Krankheit nur im Verbund mit anderen produktionstechnischen Maßnahmen entschärft werden kann. Zu diesen Maßnahmen zählen: j Größere Abstände zwischen Mais und Rüben in der Fruchtfolge einhalten. j Auf eine vierjährige Rübenfruchtfolge umstellen. j Mais nicht als Rübenvorfrucht anbauen. j Mais durch Getreide ersetzen. Damit ist der Anbau von Zwischenfrüchten möglich. Betriebe, die Rüben in Mulchsaat anbauen, erreichen häufig eine deutliche Befallsreduzierung. j Strohmanagement bei Mais und Getreide verbessern. Es muss verhindert werden, dass sich im Boden Strohmatratzen bilden. Je stärker das Stroh zerkleinert und je intensiver es in den Boden eingemischt wird, umso schneller und optimaler erfolgt sein Abbau und Umbau. j Bodenstruktur durch verschiedene Maßnahmen verbesseren, wie z. B. ausreichende Kalk- und Humusversorgung, Anbau von Zwischenfrüchten, Mulchsaat, Humusmehrende Fruchtfolgen, schonendes Befahren der Flächen besonders bei ungünstigen Bedingungen, Beseitigen von Pflugsohlen usw. Diese Maßnahmen sind sehr komplex und erfordern vom Landwirt viel Engagement und längerfristiges Planen. j Stärkere Bodenverdichtungen möglichst vermeiden. Schwere Maschinen bei sehr feuchten Bedingungen eingesetzt, können auch den Unterboden stärker verdichten. Diese Verdichtungen sind nur sehr schwer wieder zu beseitigen. Die Wirkung bodenverbessernder und -verschlechternder Maßnahmen ist meist erst langfristig zu sehen. Dieser schleichende Effekt erschwert es dem Landwirt, die Wirkung zu erkennen. Indikatoren können aber die Beobachtung erleichtern. Die Zunahme von Wurzelunkräutern, wie z. B. Disteln, Ackerschachtelhalm, Winden, Landwasserknöterich, u.a., deuten häufig auf eine Verschlechterung der Bodenstruktur hin. Bodensonden, Spatendiagnose oder das Anschauen genommen und zwar auch auf Feldern, auf denen bisher noch kein Befall festgestellt wurde. Bei der Auswertung zeigte sich, dass ein Nachweis auch auf Feldern möglich war, auf denen bisher noch kein Befall festgestellt wurde. Dies deutet darauf hin, dass der Erreger überall zu finden ist. Es müssen nur die Bedingungen für den Erreger passen, dass dieser die Rüben schädigt. Weitere Untersuchungen sind aber noch erforderlich, um die-se Aussagen abzusichern. Hier die Ergebnisse: In Rüben wiesen von den Proben 34 % die AG 2-2 3B und 14 % AG 4, in Mais 1% AG 2-2 3B und 2% AG 4 in Unkräutern 16% AG 2-2 3B und 0% AG 4 auf. Bei den untersuchten Maispflanzen wurden überraschend wenig Erreger der Rübenfäule gefunden. Es wurden dabei auch gezielt Maispflanzen von Flächen untersucht, auf denen vorher Rübenfäule aufgetreten war. Maissorten unter Verdacht Aus Praxisbeobachtungen ist bekannt, dass Mais Standfestigkeitsprobleme bekommen kann, wenn er auf Flächen angebaut wird, auf denen ein Jahr zuvor Rüben mit einem stärkeren Rübenfäule-Befall standen. Einzelne Pflanzen aus solchen Befallsflächen wurden gezielt auf den Erreger der Rübenfäule an der LfL untersucht. Der Erreger konnte in den Wurzeln der umgefallenen Maispflanzen nachgewiesen werden. Ähnliche Ergebnisse brachten Untersuchungen am Institut für Zuckerrübenforschung (IfZ) in Göttingen. In 2002 und 2003 wurden daher in enger Zusammenarbeit mit der LfL weitere Versuche durchgeführt. Auf Flächen mit starkem Rübenfäule-Befall wurden verschiedene Maissorten angebaut, die von der staatlichen Beratung empfohlen werden. Von diesen Maispflanzen wurden zu verschiedenen Zeiten Wurzelproben genommen und auf Rhizoctonia-Befall untersucht. Außerdem erfolgte laufend eine Bonitur auf Standfestigkeitsprobleme und nach der Ernte auf Wurzelverbräunungen. Dabei wurde auch untersucht, ob die Maissorten unterschiedlich anfällig sind. Die Ergebnisse kurz gefasst: Bei 22 untersuchten Maissorten wurden im Jahr top Ackerbau 70 top agrar 3/2004 Rhizoctonia-Schadbilder im Mais In der Praxis wird beobachtet, dass Mais Standfestigkeitsprobleme bekommem kann, wenn er auf Flächen angebaut wird, auf denen im Vorjahr starker Rübenfäulebefall aufgetreten ist. Rhizoctonia-Befall an Mais. Offenbar sind Maissorten unterschiedlich anfällig für Rübenfäule. Fotos: Ettl (3), Moritz für den Rübenfäulereger sein können. Von den 43 untersuchten Pflanzen wurden die folgenden sieben mit Befall gefunden: Ackerschachtelhalm, Ackervergissmeinnicht, rauhaariger Amarant, Flohknöterich, Echte Kamille, gehörnter Sauerklee und Vogelknöterich. Auch hier sind noch weitere Untersuchungen notwendig, um abzusichern, welchen Einfluss diese und andere Pflanzen auf den Befall mit haben. Fazit für die Praxis Derzeit gibt es keine Maßnahmen, mit denen sich die Späte Rübenfäule schnell und nachhaltig in den Griff bekommen lässt. In Befallsgebieten ist der Anbau toleranter Sorten und das Beachten pflanzenbaulicher Maßnahmen unumgänglich. Der Anbau toleranter Sorten kann zwar den Befall nicht total verhindern, aber doch deutlich reduzieren. Unter leichten bis mittleren Befallsbedingungen gibt es bei den toleranten Sorten nur geringe Unterschiede in der Toleranz gegenüber der Rübenfäule. Auf Standorten mit starkem Befall bringen die Sorten Premiere und Solea etwas bessere Toleranzeigenschaften mit als die Sorten Fabiola und Syncro. Unerlässlich sind zudem alle Maßnahmen, die die Bodenstruktur erhalten oder verbessern. Als problematisch erwiesen haben sich auch der Mais in der Fruchtfolge und eine zu enge Fruchtfolge. 2003 stärkere Unterschiede im Befall und in der Wurzelverbräunung festgestellt. Unter den extrem trockenen Bedingungen des Jahres gab es aber nicht die erwartete starke Differenzierung im Befall. Da auch stärkere Gewitter und Regenschauer ausblieben, wurde die Standfestigkeit der einzelnen Maissorten nicht gefordert. Aus früheren Untersuchungen und aus Praxisbeobachtungen ist aber bekannt, dass es deutliche Sortenunterschiede im Befall gibt. Es sind noch weitere Untersuchungen notwendig, um diese Ergebnisse abzusichern. Untersucht wurden bei dem Rübenmonitoring auch gezielt Ungräser und Unkräuter, die von Befallsflächen stammten. Bisher ist noch wenig bekannt, ob Unkräuter oder Ungräser auch Wirtspflanzen top agrar 3/Rübenfäule zu erhalten, wurde 2001 erstmals bayernweit ein Rübenmonitoring unter Leitung der LfL durchgeführt. Dabei wurden in allen Regierungsbezirken Rüben, Mais sowie Unkräuter und Ungräser auf Befall mit Rhizoctonia solani untersucht. Monitoring brachte neue Hinweise Die Untersuchung erfolgte auf Befall mit dem Biotyp, der für diese Krankheit verantwortlich ist. Bei dem Pilz handelt es sich um einen Erreger, der in vielen verschiedenen Pflanzen vorkommt. Dabei ist er sehr stark spezialisiert auf verschiedene Wirtspflanzen. Der Erreger mit der Anastomosegruppe (AG) 2-2 3B ist für die Rübenfäule verantwortlich, während der Erreger mit der AG 4 am Wurzelbrand beteiligt ist bzw. die Seitenwurzelfäule bei den Rüben verursacht. Die Rübenproben wurden auf verschiedenen Schlägen in

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