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Beim Raps nicht mit Nährstoffen sparen

Lesezeit: 8 Minuten

Obwohl Dünger teuer ist, bleibt es das Ziel, den Raps gut zu versorgen. Gerade schwache Bestände benötigen einen frühen und intensiven Anschub – die Erzeugerpreise geben das her.


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Der Düngermarkt ist das Thema der Stunde. Ist die Preisspitze beim Stickstoff mittlerweile erreicht? Oder wird es sogar Versorgungsengpässe geben? Welche Alternativen gibt es? Und wo lässt sich ohne größere Ertragsverluste sparen? All diese Fragen und Sorgen treiben die Anbauer um und trüben den Blick auf die ebenfalls historisch hohen Rapspreise. Vorkontrakte lassen sich zurzeit für über 50 €/dt abschließen und liegen damit ca. 15 €/dt über den Offerten der Vorjahre. Bei einem unterstellten Ertrag von 35 dt/ha ergibt sich ein Mehrerlös von über 500 €/ha. Der Preisanstieg beim Stickstoff (N) von 0,70 €/kg auf über 2,00 €/kg beansprucht bei einer Menge von 150 kg/ha dagegen nur rund 200 €/ha und damit weniger als die Hälfte des Mehrerlöses. Nüchtern betrachtet lohnt sich düngen trotz der Mondpreise.


Denn neben der betriebswirtschaftlichen Betrachtung bleibt die pflanzenbauliche Perspektive, die – ohne zu viel vorwegzunehmen – zu einem ähnlichen Ergebnis kommt. Jedoch lässt die Düngeverordnung (DüV) für eine bedarfsgerechte Düngung vor allem von schwachen Beständen nur wenig Spielraum.


Raps – der Verlierer der DüV


Von allen großen Ackerkulturen setzt die DüV dem Raps am stärksten zu. Die eingeschränkte Herbstdüngung in Roten Gebieten, das Verbot der langjährig bewährten, frühen N-Gabe auf oberflächlich gefrorenen Böden sowie die volle Anrechnung einer eventuellen Herbstdüngung auf die Frühjahrssollwerte sind nur die offensichtlichen Benachteiligungen der für unsere Fruchtfolgen so wichtigen Winterblattfrucht.


Mindestens ebenso schwer wiegt, dass auf kalten und nachlieferungsschwachen Böden keine Zuschläge mehr zulässig sind. Aufgrund seines sehr frühen Nährstoffbedarfs profitiert der Raps nämlich kaum von der später einsetzenden N-Mineralisation aus dem Bodenpool und ist damit, wie keine andere Kultur, auf den frühen Mineraldünger angewiesen.


Raps darf nicht hungern…


Einen N-Mangel ab Spätherbst quittiert Raps mit empfindlichen Mindererträgen. Grund hierfür ist die N-Umlagerung aus den alten Blättern. Dabei ist nicht primär der Blattverlust das Problem, sondern die damit verbundene Reduktion der Seitentriebe. Sie gehören aufgrund ihrer frühen Anlage zu den potenziell ertragreichsten Trieben. Im Gegensatz zum Getreide reduziert Raps nicht die schwachen, sondern die starken Triebe zuerst, was die Bedeutung einer kontinuierlichen Stickstoffversorgung unterstreicht.


…Luxuskonsum ist aber Auch nicht das ziel


Selbst im Falle ausreichender N-Vorräte sollten Sie dem Raps jedoch keinen Luxuskonsum gönnen, da N-Menge und Ölgehalt negativ korreliert sind. Mit zunehmendem N-Einsatz steigt der Proteingehalt im Korn zu Lasten des Ölgehalts. Aus wirtschaftlicher Sicht verbietet sich deshalb eine zu hohe N-Düngung doppelt: Wegen hoher Düngerkosten und geringerer Erntevergütung.


Das Ganze hat aber auch eine ökologische Dimension. Denn eine überhöhte N-Düngung landet auch im Stroh. Das Problem der Überschüsse nach der Ernte verschärft sich somit weiter. Wird diese Aufgabe von der Landwirtschaft nicht gelöst, droht mittelfristig ein Zwischenfruchtgebot nach Raps, da das meist nachfolgende Getreide nicht in der Lage ist, die hohe Nachlieferung vor Winter aufzunehmen – vor allem dann nicht, wenn nach Raps eine intensive Bodenbearbeitung erfolgt.


Eine exakte Kalkulation der notwendigen N-Düngung je nach Standort und Bestandesentwicklung ist also nicht nur vor dem Hintergrund des Düngermarktes dringend angeraten.


PflanzenBedarf versus DüV


Der aus pflanzenbaulicher Sicht bemessene N-Bedarf setzt sich zusammen aus dem Stickstoff in Korn, Blatt und Wurzel sowie dem Residual-N, der nicht aus dem Boden entzogen werden kann und stark von der jeweiligen Bodenart abhängt (Übersicht 1, Seite 56). Der Stickstoff im Korn errechnet sich aus dem Ertrag (dt/ha) multipliziert mit dem Faktor 3,4. Im Blatt stecken nochmal ca. 30 bis 40% des Kornentzugs. Für die Wurzel kann überschlägig mit 1 kg N pro Pflanze kalkuliert werden (35 Pflanzen/m2 = 35 kg/ha N). Von dieser Summe ist neben dem Nmin auch der vom Raps genutzte Anteil des Nmob (= über die Vegetationsperiode aus dem Boden mobilisierter Stickstoff) sowie der bereits vor Winter aufgenommene Stickstoff abzuziehen. Letzterer hat für gewöhnlich den größten Einfluss.


Der Vergleich mit der Berechnung nach DüV (Übersicht 2) zeigt, dass es vor allem bei schwach entwickelten Beständen schwer wird, sie bedarfsgerecht zu ernähren. Selbst in weit entwickelten Beständen mit hoher N-Aufnahme vor Winter sind die Einsparpotenziale sehr gering und hängen stark vom Standort ab. In Roten Gebieten wird es grundsätzlich eng. Bei weniger als 100 kg/ha N, ist mit empfindlichen Mindererträgen zu rechnen.


Wie sehen die Bestände aus?


Je nach Saattermin präsentieren sich die Bestände erwartungsgemäß unterschiedlich:


  • Frühsaaten litten regional verstärkt unter Erdflohbefall und sind mit 12 bis 14 Blättern teils zu weit entwickelt. Einige dieser Bestände sind zudem aufgrund einer zu hohen Bestandesdichte aufgestängelt und laufen noch Gefahr auszuwintern. Sollte sich wider Erwarten zu Vegetationsbeginn kein Blattverlust einstellen, ist für die Startgabe besondere Vorsicht geboten, um einen ineffektiven Transport von Nitrat-N in die älteren, großen Blätter zu vermeiden.
  • Spätsaaten (teils bis in die zweite Septemberdekade hinein) haben bis Vegetationsende noch acht bis zehn Blätter ausbilden können. Der Befall mit Herbstschädlingen war sehr moderat und ein Überwachsen hat nicht stattgefunden – alles in allem also weitgehend unproblematische Bestände.
  • Sorgenkinder sind allerdings die um die Monatswende August/September bestellten Rapsäcker. Regional haben hohe Niederschläge in dieser Periode zu starken Verschlämmungen geführt. Bestände, die nicht umgebrochen wurden, haben jetzt sechs Blätter und tun sich weiter schwer. Selbst wenn Sie hier früh andüngen können, wachsen die Bäume für diese wurzelschwachen Rapse nicht mehr in den Himmel.


Herbstentwicklung und Nmin bestimmen Startgabe


Die Höhe der Startgabe hängt vom Standort und der N-Aufnahme des Bestandes ab (Übersicht 3). Grundsätzlich sollten Sie mit der ersten Überfahrt den N-Bedarf bis Streckungsbeginn (ca. 120 kg/ha N) decken. Je nach Sorptionsfähigkeit des Bodens müssen Zuschläge für den Residual-N erfolgen (30 bis 70 kg/ha N). Von diesem Sollwert ist nun der bereits aufgenommene Stickstoff sowie der Nmin abzuziehen. Daraus resultiert:


  • In schwach entwickelten Beständen mit geringer N-Aufnahme kann es dazu führen, dass Sie die gesamte N-Düngung bereits in der Startgabe aufbringen müssen. Das gilt insbesondere für bessere Böden.
  • Konnten die Pflanzen dagegen vor Winter schon viel Stickstoff aufnehmen, führt dies oft zu sehr geringen Startgaben. In diesem Fall sollten Sie aber 40 kg/ha N auf leichten und 60 kg/ha N auf schweren Böden nicht unterschreiten.
  • Bei sehr niedrigen Nmin-Werten ist es zudem sinnvoll, einen Teil des Stickstoffs in der Startgabe in Nitratform zu applizieren, um eine ausreichende Konzentration im Bodenwasser zur Förderung der Cytokinine bereitzustellen. Der Raps springt sonst nicht an.


Gülle und Co. als Lösung?


Sein ausgeprägtes Wurzelsystem lässt den Raps grundsätzlich organische Dünger effizient verwerten. Aufgrund seines hohen Grundnährstoffbedarfs sind Volldünger wie Gülle und Gärrest attraktiv. Vor allem hohe Kaligehalte in Rindergüllen oder NawaRo-Gärresten kommen den Pflanzen entgegen. Kali und Ammonium befinden sich vorrangig in der flüssigen Phase, sodass der Raps – abgesehen von sehr sorptionsstarken Böden – sie nahezu vollständig nutzen kann.


Anders sieht es bei Phosphor und dem organisch gebundenen N-Anteil aus. Diese müssen zunächst mineralisiert werden, was höhere Bodentemperaturen bedarf. Damit kommt speziell dieser Stickstoff zu spät für den frühen Bedarf des Rapses. Zu späte Nachlieferungen verzögern im Zweifel die Abreife und Umlagerung oder verstärken schlimmstenfalls den N-Überschuss nach der Ernte und damit die Gefahr für N-Verluste. Somit ergeben sich zwei Handlungsoptionen:


  • Ist die Verfügbarkeit organischer Dünger wie in vielen ostdeutschen Ackerbauregionen begrenzt, sollte die Aufbringung auf Kulturen erfolgen, die auch die organisch gebundenen Nährstoffe zu höheren Anteilen nutzen können. Dazu zählen vorrangig Rüben und Mais, die die gesamte Mineralisationsperiode im Feld stehen und eine kontinuierlichere Nährstoffaufnahme über das Jahr aufweisen. Auch spätreife Weizen sind dem Raps noch vorzuziehen.30


  • Sind organische Dünger hingegen ausreichend und zu günstigen Konditionen verfügbar, empfiehlt es sich, den Einsatz auch im Raps einzuplanen. Voraussetzung ist jedoch, dass zunächst eine mineralische Start-/Regenerationsgabe in Form eines schwefelhaltigen N-Düngers erfolgt. Die Gülle sollte dann zeitnah folgen, sobald die Flächen mit der schweren Technik befahrbar sind, spätestens aber bis Mitte März.31


Stickstoff allein reicht nicht


Dort, wo es zu hohen Niederschlägen kam, ist davon auszugehen, dass diese die Anionen (Nitrat, Sulfat, Borat, Molybdat) in tiefere Bodenschichten verlagert haben. Hier ist nicht nur mit geringeren Nmin-Werten als in den Vorjahren zu rechnen, sondern auch mit einem höheren Schwefelbedarf infolge niedriger Smin-Gehalte. Wenn in der geplanten N-Strategie nicht mindestens 50 kg/ha S fallen, sollten Sie eine Ergänzung über günstige (nicht N-haltige) S-Dünger vornehmen. Neben verschiedenen Kalidüngern bieten sich auch Kieserit oder Granukal S an. Keinesfalls darf eine schwache S-Versorgung die N-Ausnutzung beeinträchtigen. Der Schwefel aus organischen Düngern liegt in festen Verbindungen vor und wird für den Raps zu spät mobilisiert. Eine Anrechnung darf daher nur in sehr begrenztem Maße stattfinden.


Weiterhin ist es dringend ratsam, mit der ersten Rüssler-Spritzung die Borversorgung abzusichern. Besonders auf leichten Böden mit geringen pH-Werten muss zudem mit Molybdän-Mangel gerechnet werden.


Ihr Kontakt zur Redaktion:anne-katrin.rohlmann@topagrar.com

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