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Beste Liniensorten toppen Hybriden im Norden

Lesezeit: 8 Minuten

Der Anbau von Wintergerste legt nicht nur wegen des Greenings wieder zu. Wie die Linien- und Hybridsorten auf Ihrem ­Standort abschneiden, verrät Dr. Ulrich Lehrke von der LWK ­Niedersachsen, Hannover.


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Mit Spitzenerträgen von deutlich über 100 dt/ha hat Wintergerste vor allem im letzten Jahr auf vielen Standorten überzeugt. Für einen zusätzlichen Anbauschub sorgen derzeit die Greening-Auflagen zur Anbaudiversifizierung. In diesem Frühjahr haben zudem die Gerstenbestände die Trockenheit in Norddeutschland häufig besser überstanden als die späteren Wintergetreidearten.


Für einen möglichst wirtschaftlichen Anbau ist die Zulassung neuer Sorten wichtig, um den biologischen Fortschritt nutzen zu können. Wegen des Anbaurückgangs in den letzten Jahren sind jedoch die Aktivitäten der Züchter im Vergleich zu Weizen rückläufig. Aktuell wurden bei Wintergerste vom Bundessortenamt nur sechs neue Sorten zugelassen. Zum Vergleich: Beim Weizen sind es 13 neue Sorten.


Künftig nur noch Hybriden?

Bei Wintergerste setzen die Züchter zunehmend auf das Hybridverfahren. Fraglich ist, ob der Landwirt davon wirklich einen Leistungsschub erwarten kann. Oder steckt dahinter eher die Absicht, den Nachbau zu verdrängen (siehe Standpunkt)?


Um die höheren Saatgutkosten der Hybriden auszugleichen, sind höhere Erträge erforderlich (siehe Übersicht 1). Es zeigt sich, dass die Mehrkosten des Hybridsaatgutes gegenüber einer Liniensorte (Z-Saatgut) bei 54 € je ha, im Vergleich zum Nachbau sogar bei 72 € je ha liegen. Dies entspricht bei einem Preis von 14 €/dt einem nötigen Mehr­ertrag der Hybridgerste von 3,9 dt je ha bzw. 5,1 dt/ha. Die Ergebnisse der Landessortenversuche (LSV) und die Erfahrungen der Praxis zeigen jedoch, dass die besten Liniensorten die Hybriden im Ertrag sogar übertreffen können.


Hohe Erträge mit neuen Sorten:

Nach wie vor ist der Ertrag bei der Sortenwahl das wichtigste Merkmal. Auf den Lehmstandorten stiegen die Erträge in den letzten Jahren im Mittel der Sorten auf über 100 dt/ha an. Daher eignet sich diese Standortgruppe besonders gut, um das Leistungspotenzial der Sorten zu prüfen. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass das hohe Niveau der letzten beiden Jahre vorrangig auf die günstige Witterung in der Abreife zurückzuführen ist.


Das Ranking belegt, dass fast ausnahmslos neue Sorten wie Quadriga, Wootan (Hybride), Tamina, KWS Keeper und Anja im vorderen Feld liegen. Vor allem Wootan und Quadriga bestätigen mit ihrer guten Leistung die hohen Erträge der Wertprüfung (WP). Beide Sorten erhielten im Ertrag die Höchstnote 9. Quadriga ist als Liniensorte somit auf Augenhöhe mit der Hybride Wootan. Auch Tamina schließt an die gute WP-Leistung an. KWS Keeper, eine Sorte mit doppelter Gelbmosaikvirus-Resistenz, kann das Er­gebnis aus Wertprüfung und guter Vorjahrsleistung nicht ganz wiederholen.


Langjährig hohe Erträge erzielen auch KWS Meridian, KWS Tenor und die bereits „betagte“ Lomerit (Zulassung 2001). Diese Sorte hat sich wegen ihrer Ertragsstabilität in den letzten Jahren in vielen Regionen erfolgreich im Anbau gehalten, obwohl sie deutliche Schwächen bei Lager und Gesundheit zeigt. Ihr Vorteil ist vor allem die frühe Reife. Neuere Sorten wie KWS Tenor reifen dagegen eher später ab, sodass die Erträge abhängig von den Abreifebedingungen stärker schwanken.


Weil die Sorten z. B. auf Bodenart oder Höhenlage unterschiedlich reagieren, prüft man sie in den LSV im Norden auf mehreren Standorten. Relevant sind dabei Merkmale, wie z. B. Reife oder Bestockungsfähigkeit. Die Top 5 der Sorten der jeweiligen Standorte zeigt Übersicht 2 auf Seite 71. So schnitten die Sorten ab:


  • In den Marschregionen überzeugte in diesem Jahr vor allem die neu zugelassene zweizeilige Sorte KWS Glacier. Aber auch die Hybriden SY Leoo und Wootan sowie KWS Tenor und die zweizeilige Matros schnitten ertraglich gut ab. In den Vorjahren waren Nerz, Pelican, KWS Keeper und Anja an der Spitze. Im letzten Jahr litten die sehr späten Sorten an der Trockenheit.
  • Auf den Lehmstandorten im Nordwesten haben frühreife Sorten die Nase vorn. Dies gilt besonders für die Hybriden Galation, Wootan und SY Leoo.
  • Vorteile brachten die frühen Hybridsorten auch auf den Sandstandorten im Nordwesten. Vorne lag hier allerdings die Sorte Quadriga. In den Vorjahren zeigten auch KWS Tenor, Loreley und zweizeilige Sorten wie Matros in diesen Gebieten stabil hohe Erträge.
  • Die Vorzüge der zweizeiligen Sorten beweisen Matros und California auf den Sandböden im Norden. Zudem bringen hier Quadriga, Daisy und Anja gute Erträge. In den Vorjahren überzeugten KWS Tenor und SY Leoo.
  • Auf den ertragsstarken Lehmstandorten im Süden liegen Quadriga und Wootan vorn. Gut schnitten zudem KWS Meridian, Tamina und die ältere Sorte Lomerit ab.
  • In den Höhenlagen überzeugten neben Wootan und Quadriga auch SY Leoo, KWS Keeper und Pelican.


Bei der Vermarktung spielt nach wie vor die Kornqualität eine große Rolle. Messen lässt sie sich anhand des Hektolitergewichts. Keine Probleme die 62 kg/hl zu erfüllen, haben generell die zweizeiligen Sorten. Daher sind sie auf schwächeren Standorten immer im Vorteil.


Die Züchter haben die mehrzeiligen Sorten in diesem Merkmal jedoch wesentlich verbessert. Zieht man Zoom als Vergleich heran, zeigt sich der Züchtungsfortschritt vor allem bei den neuen Hybriden. Eine gute Qualität ist auch von Daisy, KWS Meridian, Tamina und KWS Keeper zu erwarten. Schwächere Hektolitergewichte bilden z. B. SU Ellen, Loreley und Antonella. Wie weitere Sorten hinsichtlich der Qualität abschneiden, entnehmen Sie der Übersicht 3.


Ertragsrisiko senken!

Wichtig ist zusätzlich die Wahl einer gesunden Sorte. Sie sollte auch bei hohem Krankheitsdruck stabile Erträge bringen. Die Einstufung der Sorten steht in Übersicht 4.


Von den verschiedenen Blattkrankheiten hat sich der Zwergrost in den letzten Jahren als ein sehr wichtiger Erreger herauskristallisiert. Viele Sorten sind offensichtlich gegen diesen Erreger anfällig. Begünstigt haben ihn zudem die milden Winter. Als stark anfällig hat das Bundessortenamt Leibniz, Lomerit, SY Leoo, Wootan und SU Ellen eingestuft. Resistent gegenüber Zwergrost sind dagegen z. B. Tamina, Daisy, KWS Keeper und KWS Tenor.


Ertragsverluste entstehen bei Wintergerste darüber hinaus durch Lager sowie Halm- und Ährenknicken. Um die Sortenunterschiede in diesen Merkmalen beurteilen zu können, findet in den Landessortenversuchen folgende Prüfung statt: Die Wintergerste wird in zwei Stufen geprüft – behandelt und unbehandelt. Als behandelt gelten Flächen, auf denen Fungizid- und Wachstumsreglereinsätze erfolgten. Die Differenz beider Stufen zeigt das Verlustrisiko einer Sorte an. Die Ergebnisse zeigen, dass die sehr ertragreichen Sorten Leibniz, Quadriga, Wootan, Lomerit, KWS Meridian und SY Leoo ohne Fungizidschutz bzw. Wachstumsreglern hohe Verluste von im Mittel 30 dt/ha verzeichnen (Übersicht 5). Trotz der besseren Rosteinstufung liegen auch KWS Keeper und KWS Tenor auf sehr hohem Niveau. Deutlich geringere Ertragsverluste zeigen die mehrzeiligen Sorten Titus, Tamina, Anja und die Zweizeiler Matros und California.


Diese hohen Ertragsverluste der anfälligen Sorten in den Varianten ohne Behandlung zeigen sich auch bei der Direktkostenfreien Leistung. Die geprüften Sorten unterscheiden sich in der monetären Leistung um rund 200 €/ha in der behandelten Stufe (Vergleich Quadriga und Metaxa). Die meisten Sorten liegen um den Mittelwert von 1 320 €/ha recht eng zusammen. Die Erlöse in der Kontrolle schwanken von etwa 950 bis 1 200 €/ha. In den behandelten Stufen liegen Quadriga, California, Wootan, Pelican, Galation und KWS Meridian im vorderen Feld.


Geht es um die Ertragsstabilität bei Krankheitsbefall besitzen die zweizeiligen Sorten California und Matros Vorteile. Bei den mehrzeiligen Sorten sind Titus, Tamina und Anja ertragsstabil. Sie liegen in den behandelten Varianten im guten Mittelfeld.


Empfehlung: Wer auf leichten Böden hohe und zugleich sichere Erträge erzielen will, sollte zweizeilige Sorten anbauen. Matros, California und KWS Glacier sind leistungsstarke, standfeste Sorten mit guter Gesundheit.


Bei den mehrzeiligen Sorten sind hohe Erträge offenbar stärker mit Verlustrisiken verbunden. Dies gilt besonders für die beiden leistungsstarken Sorten Quadriga und Wootan, aber auch für KWS Meridian und KWS Tenor. Weil es nicht in jedem Jahr möglich ist, den optimalen Behandlungstermin zu treffen, empfiehlt es sich, für den Anbau auch gesündere Sorten wie Tamina oder Anja in Betracht zu ziehen. Jahresbedingt kann man damit eventuell eine Fungizidmaßnahme einsparen.


Neue Sorten zur Probe:

Insgesamt hat das Bundessortenamt sechs neue Sorten zugelassen. Die Liniensorten KWS Kosmos, Joker und die Hybride Pharaoo erreichten die höchste Ertragsstufe 9 und ragen daher etwas aus dem Sortiment heraus. Joker und Pharaoo sind recht gesund und haben auch in der unbehandelten Stufe die höchste Ertragsnote erlangt. Alle drei Sorten sind mittellang. Ihr Leistungsvermögen müssen die Sorten jedoch erst noch in den LSV unter Beweis stellen.


Bei den zweizeiligen Sorten wurde KWS Infinity zugelassen. Die Ertragsnote liegt bei 8 – behandelt und auch unbehandelt. Die Einstufung der neuen Sorten finden Sie in Übersicht 2 auf Seite 79 in dieser Ausgabe.

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