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Biodiversität als Geschäftsmodell

Lesezeit: 6 Minuten

Wer über das Greening hinaus weitere Biodiversitätsmaßnahmen anlegt, kann dafür einen finanziellen Ausgleich bekommen. Hier die Details eines neuen Projektes.


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Trotz vieler Bemühungen ist es um die Artenvielfalt derzeit nicht gut bestellt. So sinkt die Biodiversität laut der kürzlich stattgefundenen Weltnaturkonferenz noch immer in einem „besorgniserregenden Ausmaß“. Um den Trend umzukehren, ist es wichtig, dass Politik, Industrie, Verbraucher und Landwirtschaft an der Gemeinschaftsaufgabe „Mehr Artenvielfalt“ arbeiten.


Genau hier setzt ein neues Projekt an, welches das Unternehmen BASF im Rahmen seiner Nachhaltigkeitsstrategie initiiert hat. Das Ziel: 10% vernetzte Biodiversitätsfläche bis 2030 pro Betrieb. Der Schlüssel dazu ist die Nutzung von wenig produktiven (Teil)-flächen. BASF bietet interessierten Landwirten auch ein Finanzierungsmodell dazu an.


Zehn Maßnahmen für die Artenvielfalt stehen zur Wahl


Kern des Projekts, an dem man bereits teilnehmen kann, ist folgender: Zusätzlich zum Greening legen die Teilnehmer weitere biodiversitätsfördernde Maßnahmen an, die sich gut in den eigenen Betrieb integrieren lassen. Dabei können sie aus einer Liste von zehn Maßnahmen, die von einem Biodiversitätsbeirat auf ihren ökologischen Wert und auf Praxistauglichkeit geprüft wurden, drei auswählen. Hier die Liste und wichtige Details dazu:


  • Mehrjährige Blühflächen und -streifen: Aussaat einer mehrjährigen Blühfläche mit einer Standzeit von mehr als vier Jahren. Die wildkräuterreiche Mischung muss mind. 20 Arten enthalten. Zur Pflege ist im ersten Jahr ein 15 cm hoher Schröpfschnitt notwendig – dann jährlich zum Winterausgang und nochmals ab Anfang Juli. Gewünscht ist ein abschnittsweises Mähen oder Schlegeln, damit immer Blüten vorhanden sind.7


  • Ackerrandstreifen: Die Streifen am Feldrand sollen eine Mindestbreite von 3 m aufweisen. Eine chemische oder mechanische Unkrautkontrolle sowie der Einsatz stickstoffhaltiger Dünger sind hier nicht erlaubt.8


  • Brache mit Selbstbegrünung: Auf der Fläche darf keine landwirtschaftliche Produktion erfolgen – nur Selbstbegrünung. Die Standzeit sollte mehrjährig sein, jedoch mindestens nach der Ernte bis zum 1. August des Folgejahres.9


  • Aussaat kleinkörniger Leguminosen: Der Anbau von Luzerne, Kleegras oder Rotklee sollte möglichst mehrjährig erfolgen, mindestens aber von April bis Ende August. Es müssen zudem über 250 m2 zur Blüte gelangen. Wird die Fläche in einen großen Schlag integriert, muss man abschnittsweise mähen, damit ständig eine Teilfläche blüht.10


  • Neuanpflanzung von Sträuchern: Anpflanzungen vorzugsweise von Weißdorn, Schlehdorn, Spilling oder Feldahorn an trocken-warmen Standorten mit wenig Vegetation – eine Kombination soll eine maximale Blühperiode über das Jahr gewährleisten.11


  • Punktuelle Strukturvielfalt: Möglich sind Erdaufschüttungen, Lesesteinhaufen, Totholzhaufen (jeweils mind. 1 m3) oder Abbruchkanten (mind. 1 m2 mit einer Höhe von mehr als 30 cm).12


  • Feldlerchenfenster: Anlage von zwei Lerchenfenstern/ha (jeweils 20 m2 groß) im Herbst durch Aussparungen während der Aussaat. Geeignet dafür sind Wintergetreideflächen (außer Gerste). Wichtig: keine Anlage direkt an Fahrgassen, Mindestabstand zum Feldrand 50 m und zu Baumreihen, Hecken und Gebäuden 150 bis 200 m.13


  • Nisthilfen für Vögel und Fledermäuse: Vor allem sinnvoll, wenn kaum alte und morsche Bäume vorhanden sind oder an Gebäuden geeignete Brutnischen fehlen. Die Nistkastenform und die Zielart kann man frei wählen (Standortempfehlungen beachten!).14


  • Kiebitz-Inseln: Nur sinnvoll, wenn Kiebitze in der Region vorkommen. Die Anforderung ist eine mindestens 0,5 ha große Brache inmitten eines Ackers, idealerweise im Bereich von Nassstellen.15


10.Rebhuhn-Flächen: Aussaat einer mehrjährigen Blühfläche (mindestens 20 m breit) in Regionen, in denen Rebhühner vorkommen. Mahd niemals vor Mitte August. Zusätzlich muss jährlich ein kleiner Abschnitt frisch angesät werden – denn die Küken profitieren von frischen, nicht verfilzten Beständen.


Wer als interessierter Landwirt drei Maßnahmen dieser Liste umsetzt, erfüllt die Voraussetzungen für eine Teilnahme am Projekt. Finanziert werden auch Maßnahmen, die bereits über ÖVF gefördert werden. Wichtig ist nur, dass insgesamt mindestens 1% mehr Biodiversitätsfläche als die hierbei vorgegebenen 5% umgesetzt werden. Ziel ist eine Steigerung dieser Flächen auf insgesamt 10% pro Betrieb bis zum Jahr 2030. Tipp: Damit möglichst wenig produktive Ackerfläche verloren geht, ist es sinnvoll, die Maßnahmen bzw. Streifen entlang von Gewässern oder Hecken anzulegen. Damit erfüllt man auch gleichzeitig die Abstandsauflagen bei Pflanzenschutzeinsätzen.


Einer der Partner des Projektes ist Landwirt Dominik Bellaire, der in Neupotz in der Südpfalz einen Ackerbaubetrieb bewirtschaftet. Er hat sich für die Anlage von Feldlerchenfenstern, das Aufstellen von Sitzhilfen und den Anbau von Luzerne (Stufenschnitt) entschieden. Damit will er einen Beitrag für mehr Biodiversität leisten. Zudem sieht er für seinen Betrieb weitere Vorteile: „Die Luzerne nutze ich als Futter für meine Kühe. Zudem fördert die Leguminose das Bodenleben, liefert Stickstoff für die Folgekultur und hilft beim Resistenzmanagement“, erklärt er.


Neues Finanzierungsmodell


Wichtig ist natürlich, dass sich die Anlage der Maßnahmen auch rechnet. Damit die Förderung von Biodiversität ein lohnender Betriebszweig werden kann, bietet BASF den Teilnehmern folgendes an: Für die Umsetzung der drei ausgewählten Biodiversitätsmaßnahmen erhält man einen festgelegten finanziellen Ausgleich, der über das Loyalitätsprogramm FarmersClub der BASF ausgezahlt wird. Mitglied in diesem Club kann man nur werden, wenn man Kunde der BASF ist. Mit dem Loyalitätsprogramm FarmersClub können Landwirte Punkte z.B. beim Kauf von Pflanzenschutzmitteln sammeln. Normalerweise werden diese Punkte gegen Prämien eingetauscht. Entscheidet sich der Landwirt für die Umsetzung von Biodiversitätsmaßnahmen, so verdoppelt BASF seine Punkte als Anreiz zur Förderung der Biodiversität und zahlt die ausgewählten Biodiversitätsleistungen in bar aus. Wie hoch die Beträge für die biodiversitätsfördernden Maßnahmen sind, zeigt die Übersicht.


Eingereicht und dokumentiert werden die Maßnahmen per App. Stichprobenartige Kontrollen werden durch BASF durchgeführt. Interessierte Landwirte können über lerchenbrot@basf.com Kontakt aufnehmen.


Ausblick


Mit diesem Projekt soll Biodiversität für die Betriebe geschäftsrelevant werden. „Durch die Zahlungen lassen sich die Maßnahmen im Betrieb wirtschaftlich darstellen“, sagt Landwirt Bellaire. „So ist es möglich, die Produktion hochwertiger Lebensmittel mit der Förderung von Biodiversität unter einen Hut zu bekommen.“


matthias.broeker@topagrar.com

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