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Biogas: ZweimalGetreide schlägt Mais

Lesezeit: 7 Minuten

Erst Wintergetreide-GPS, dann neue speziell für Biogas gezüchtete Sommergetreidesorten – damit können Sie den Maisertrag toppen. Auf welchen Standorten das gelingt und was beim Anbau zu beachten ist, erklärt Dr. Martin Schmid, LWK Nordrhein-Westfalen.


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Immer mehr Landwirte bauen Winter- und nachfolgend Sommergetreide als Ganzpflanzensilage für den Fermenter an. Neue, massenwüchsige Sommertriticale- und Hafersorten versprechen Mehrerträge von über 30%. Somit kann die Kombination den Mais als Spitzenreiter unter den Substraten im Ertrag schlagen – vorausgesetzt, der Standort passt. Die Vorteile dieses Zweifruchtsystems:


  • Wer im Rahmen des Greenings noch eine weitere Hauptfrucht benötigt (Anbaudiversifizierung), kann mit Getreide enge Maisfruchtfolgen auflockern.
  • Insbesondere in Regionen mit hohen Pachtpreisen senken die höheren Biomasseerträge des Systems die Flächenkosten.
  • Die Produktionstechnik ist bekannt.
  • Das Erntegut lässt sich flexibel als Biogassubstrat oder für die Fütterung nutzen. Steht Sommergerste nach früh räumender Wintergerste, ist auch eine Körnernutzung möglich.
  • Der Anbau von Sommerungen bindet Nährstoffe (Wasserschutz), verbessert die Bodenfruchbarkeit und schützt zusätzlich vor Erosion.
  • Treten beim Mais jahresabhängig Mindererträge auf, kann man mit dem Zweifruchtsystem das betriebliche Risiko streuen.


Wasser ist wichtig:

Wie hoch die Erträge von Sommergetreide-GPS als Zweitfrucht ausfallen, hängt vor allem vom Wasserangebot ab. Neben der nutzbaren Feldkapazität (nFK) des Standortes bestimmen die Niederschlagsmengen rund um den Saat-termin die Massenentwicklung.


Tipp: Beobachten Sie vor dem Anbau die Wetterlage! Ist es Anfang Juli in Deutschland kühl-feucht und sind die Bodenwasservorräte noch nicht verbraucht, stehen die Chancen gut, dass die Zweitfrucht gelingt. Liegt dagegen in dieser Zeit ein beständiges „Hoch“ über Mitteleuropa mit langfristig niederschlagsfreiem Trend, sollte das Saatgut besser im Sack bleiben. Das gilt vor allem, wenn die Böden zusätzlich ausgetrocknet sind.


Ertragsstarke, gesunde Sorten:

Die Züchter haben in den letzten Jahren intensiv an neuen, ertragsstarken Sorten mit guter Krankheitsresistenz gearbeitet, die sich speziell für die Biomasseproduktion eignen. Nach mehrjährigen Wertprüfungen im gesamten Bundes-gebiet hat das Bundessortenamt eine Triticale- und Hafersorte zugelassen.


Abhängig von der Standortgüte bringt die Sommer-GPS-Triticale Team PZO Erträge von 6 bis 8 t/ha TM. Das zeigen die Ergebnisse der Landessortenversuche. Die Sorte zeichnet sich durch hohe Krankheitsresistenz, insbesondere gegenüber Mehltau und Rostkrankheiten aus. Die standfeste Sommertriticale war bei optimaler Aussaat um den 5. Juli deutlich ertragsstärker als bisher angebaute Zweitfruchttriticalen. Der Einzelährentyp reift mittel bis spät ab, erreicht die geforderten TS-Gehalte von 32 bis 36% aber sicher.


Der neue Zweitfruchthafer Pinnacle brachte in den Landessortenversuchen in NRW die höchsten TM-Erträge von bis zu 11 t/ha TM im Jahr 2015. Gegenüber pilzlichen Schaderregern wie Haferkronenrost und Schwarzrost ist die Sorte gut resistent. Dies zeigte sich besonders im Vergleich zur klassisch angebauten Hafersorte Moritz. Ein flexibler Saatzeitpunkt vom 1. bis 15. Juli ist gut möglich. Wegen des hohen Massenaufwuches ist Pinnacle bei ungünstigen Bedingungen allerdings lageranfälliger als Triticale. Tritt Lager auf, liegen die TS-Gehalte oft nur noch bei 25 bis 30%.


Falls nur ein später Saatzeitpunkt in der zweiten Julihälfte – z.B. nach Wintergerste – infrage kommt, lassen sich ausschließlich mit Sommergerste noch ausreichende TS-Gehalte von 32 bis 36% zur Ernte erzielen. Auf den Sand- und Lehmstandorten in NRW erreichte die Sommergerste JB Flavour bei diesen späten Terminen den gewünschten TS-Gehalt bei Biomasseerträgen von 5 bis 7,5 t/ha TM.


Neben der Sommergetreideart und -sorte ist auch ein angepasster Saattermin und die richtige Pflanzenschutzstrategie für Höchsterträge des Zwei-fruchtsystems wichtig.


Saattermin bestimmt die Art:

Der optimale Aussaatzeitraum für Sommer-getreide-GPS als Zweitfrucht ist vom 2. bis 10. Juli. Bei diesem Aussaatfenster lassen sich sichere TS-Gehalte von 30 bis 36% erreichen.


Vor allem Sommertriticale und Hafer reagieren sehr stark auf den Saatzeitpunkt. Termine vor Anfang Juli führen in den meisten Fällen zu Mindererträgen, weil sich die Pflanzen dann schlechter bestocken. Bei späteren Saaten gegen Ende Juli sinken dagegen die TS-Gehalte zur Ernte (Anfang bis Mitte Oktober) auf nur noch 20 bis 25%. Zudem reicht die Zeit für eine ausreichende Ertragsbildung in diesen Fällen nicht mehr aus.


Sommergerste als GPS reagiert flexibler auf späte Saattermine. Gerste kann man noch bis zum 25. Juli säen und trotzdem akzeptable TS-Gehalte ernten. Ebenfalls sehr flexibel auf den Saatzeitpunkt reagiert Rauhafer. Allerdings lassen sich dabei zur Ernte oft nur TS-Gehalte von rund 20% erzielen, da er sehr lageranfällig ist.


Unabhängig von der Getreideart und Saatzeit sollte die Aussatstärke bei rund 350 Körnern pro m2 liegen. Alte Empfehlungen mit 400 Körner pro m2 bringen in der Regel keinen Ertragsvorteil, sondern erhöhen nur unnötig die Saatgutkosten.


Pflanzenschutz nach Maß:

Generell sind Pflanzenschutzmaßnahmen in Sommergetreide-GPS ertragswirksam und wirtschaftlich. Ein Herbizideinsatz sollte nach dem Keimen der Unkräuter ca. 3 bis 6 Wochen nach der Saat er-folgen. Bewährt hat sich dafür eine Kombination aus 1,0 l/ha Ariane C + 35 g/ha Dirigent SX. Das zeigen unsere Versuchsergebnisse.


Tritt auf Ihrem Standort stärkerer Unkrautdruck auf, kann je nach Vorfrucht ein Glyphosateinsatz vor der Aussaat hilfreich sein. Das gilt auch bei starkem Durchwuchs einer Winter-getreidevorfrucht. Zusätzlich ist in Sommergetreide-GPS eine Insektizidbehandlung gegen Läuse zu empfehlen. Bei Hafer als Zweitfrucht ist ein Insektizid unerlässlich. Neben dem Blattfraß übertragen die Läuse auch Viren. Diese Infektionen rufen in den meisten Fällen den größeren Schaden hervor.


Ob ein Fungizideinsatz notwendig ist, hängt von der Sorte ab. Neue, resistentere Sorten kommen oft ohne ein Fungizid aus. Ist der Befallsdruck allerdings hoch, sollte man nicht zu lange mit der Spritzung warten. Untersuchungen von Silagen mit Winter- und Sommergetreide-GPS zeigen, dass die Silierfähigkeit und Methanausbeute bei starkem Pilzbefall abnehmen. In Jahren mit gutem Massenwachstum hat sich auch der Einsatz eines Wachstumsreglers bewährt. Je nach Bestandsentwicklung lässt sich mit 0,3 bis 0,5 l/ha Moddus die Lagerbildung verhindern.


So viel Methanertrag:

Das Potenzial von Sommergetreide zur Methangas-bildung in Biogasanlagen hängt vor allem vom Krankheitsbefall der Bestände und dem Abreifegrad ab. Die Getreideart und -sorte spielt dagegen eine untergeordnete Rolle. Der Ertrag ist mit 260 bis 310 Normkubikmetern Methan bei einem Methangehalt von durchschnittlich 54% etwas niedriger als bei Wintergetreide-GPS. Mit größeren Schwankungen muss man bei ungünstigen TS-Gehalten oder bei hohem Pilzbefall rechnen.


Der optimale Erntetermin ist vom Übergang der Milch- zur Teigreife bei TS-Gehalten von 32 bis 36%. Dann sind bei gutem Kornansatz und wenig Pilzbefall die höchsten Biogaserträge möglich. Bei der Ernte sind kurze Häcksellängen von ca. 5 mm anzustreben.


Vereinzelt treten in der Praxis Pro-bleme mit Schwimmschichten beim Einsatz von Sommergetreide auf, insbesondere bei Sommergerste. Dies betrifft in der Regel Biogasanlagen mit einer ungünstigen Durchmischung im Fermenter oder wenn die Häckselqualität der Silagen zu wünschen übrig lässt. Anlagen, die mit hohen Mistanteilen zurechtkommen, sind auch für Sommergetreide-GPS bestens gerüstet.


Rentiert sich das?

Mit einer Kombination aus Winter- und Sommergetreide-GPS lassen sich maislastige Fruchtfolgen auflockern. Auch im Rahmen des Greenings (Anbaudiversifizierung) kann das interessant sein. Vor allem in Zeiten mit knappen Substraten ist der Zweifruchtanbau eine sinnvolle Ergänzung zu Mais, vorausgesetzt die Wasserversorgung des Standortes passt.


Mit neuen GPS-Sorten sind durchaus Erträge von über 8 t/ha TM möglich, die man zusätzlich zur Hauptfrucht ernten kann. Die Neuzüchtungen sind zudem krankheitsresistenter als bisher angebaute Sorten. Ob sich das System lohnt, hängt neben den Anbaukosten vom Zukaufpreis für Mais ab. Ein Beispiel:


Unterstellen wir, dass 1 t Mais mit 33% TS rund 35 € kostet, entspricht das Beschaffungskosten von 105 €/t TM. Weil Sommergetreide-GPS nur etwa 90% der Gasausbeute von Mais hat, darf die Beschaffung von 1 t TM Sommergetreide demnach nicht mehr als 94 € kosten. Bei 8 t TM/ha sind das 752 €/ha. Je nach Betrieb liegen die Anbau- und Erntekosten von Sommergetreide bei rund 400 bis 700 €/ha. Darin enthalten sind die wichtigsten Kosten wie Saatgut, Bodenbearbeitung, Saat und Ernte.


Erreicht man hohe Erträge von 8 t/ha TM lohnt sich demnach der Anbau von Sommergetreide-GPS als Zweitfrucht im Vergleich zu Zukaufmais. Wegen des Anbaurisikos (vor allem Witterung) ist viel Wert auf das Gelingen der Hauptfrucht Wintergetreide-GPS zu legen. Wer interessiert ist, kann in günstigen Lagen das System einmal auf einem Teil der Fläche ausprobieren.

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