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„C-Kreislauf ist klimaneutral“

Lesezeit: 4 Minuten

Welche Rolle spielt die Kohlenstoffbindung in der Landwirtschaft für den Klimaschutz? Um das zu beantworten, ist es wichtig zu wissen, was als klimaschutzrelevante C-Festlegung und was als klimaschädliche Emission zu betrachten ist.


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CO2-Emission und der biologische C-Kreislauf


Die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre steigt ungebremst. Die Hauptursachen für den menschengemachten CO2-Anstieg sind


  • das Verbrennen fossiler Energieträger wie Kohle und Erdöl und6


  • großflächige Landnutzungsänderungen wie Entwaldung oder die Entwässerung von Moorböden.7


CO2 und andere Treibhausgase wie Methan und Lachgas absorbieren Wärmestrahlung, die sonst zurück ins Weltall entweichen würde, und erwärmen dadurch die Erde. Die sogenannte Keeling-Kurve (Übersicht, S. 52) zeigt die Zunahme der CO2-Konzentration. Bei näherem Hinsehen sind neben dem langfristigen Anstieg auch jährliche Schwankungen zu erkennen. Dieses Auf und Ab ist auf den biologischen C-Kreislauf zurückzuführen. Sichtbar ist der Saldo zwischen der C-Bindung durch die Photosynthese der Pflanzen und der Freisetzung aus pflanzlichen Stoffen, weil sie entweder von Pilzen, Tieren und Menschen veratmet oder verbrannt werden. C-Bindung und -Freisetzung finden im biologischen Kreislauf zum Teil jahreszeitlich versetzt statt und gleichen sich nach Ablauf eines Jahres weitgehend aus.


Nahrung: C-Festlegung und -Freisetzung Hand in Hand


In Deutschland bindet die Landwirtschaft jährlich kurzzeitig ca. 400 Mio.t CO2. Davon bleibt etwa die Hälfte als Erntereste und Wurzelrückstände auf dem Acker, die andere Hälfte verteilt sich auf Nahrungs- und Futtermittel sowie nachwachsende Rohstoffe.


Mit der Produktion von Nahrungsmitteln sind deren Konsum und damit die baldige Wiederfreisetzung des gebundenen Kohlenstoffs untrennbar verbunden. Die andere Hälfte des Kohlenstoffs, den die Landwirtschaft bindet, wird in der Landwirtschaft selbst wieder freigesetzt – und zwar durch den Abbau von Wurzeln und Ernteresten sowie durch die Fütterung der Tiere. ▶


Atem anhalten?


Den Lesern des Beitrags mag der Atem gestockt haben: Wenn die Landwirtschaft durch C-Bindung in Nahrungsmitteln zum Klimaretter wird, sind wir als Konsumenten von Nahrungsmitteln dann CO2-Sünder, weil wir CO2 ausatmen? Diese Leser seien beruhigt: Die internationale Klimapolitik und der zu ihrer wissenschaftlichen Unterstützung eingerichtete Weltklimarat (IPCC) betrachten die jährlichen Schwankungen des biologischen C-Kreislaufs durch C-Bindung und -Freisetzung nicht als klimarelevante Kohlenstofffestlegung bzw. CO2-Emission.


Die nationalen, durch den Menschen verursachten Emissionen werden nach internationalen Vorgaben in den Treibhausgasinventaren berichtet. Die großen C-Mengen, die jährlich biologisch gebunden, aber auch wieder veratmet werden, sind als durchlaufende Posten nicht in den Treibhausgasinventaren berücksichtigt – und das aus gutem Grund. Denn das jährliche Auf und Ab des biologischen Kreislaufs stellt weder eine Bedrohung noch eine Rettung für das Klima dar. So bleibt der Welt viel Bürokratie für das genaue Nachrechnen dieses Nullsummenspiels erspart. Die Anrechnung der kurzfristigen CO2-Speicherung in Nahrungsmitteln als Klimaschutzmaßnahme wäre ebenso absurd, wie wenn sich die Mineralwasserindustrie das in Getränken gebundene CO2 als Klimaschutz anrechnen würde. Klimasünder wären dann die Verbraucher, die die Mineralwasserflaschen öffnen.


Klimaschutz durch humus


Eine langfristige C-Bindung im Humus geht dagegen in die Treibhausgasinventare ein. Ein Aufbau von Bodenhumus wird als CO2-Festlegung und ein Abbau als CO2-Emission gewertet. Bewertet werden hier also langfristige Veränderungen. In den landwirtschaftlich genutzten Böden Deutschlands sind bis in 1 m Tiefe rund 2,5 Mrd. t Kohlenstoff gespeichert. Das zeigt die Bodenzustandserhebung Landwirtschaft des Thünen-Instituts. Der Erhalt oder Aufbau von Humus hat daher eine große klimapolitische Bedeutung.


Ebenso wie das CO2 aus dem Kon-sum von Nahrungsmitteln wird auch das bei der energetischen Nutzung landwirtschaftlicher Rohstoffe (z.B. aus Biogas oder Biokraftstoffen) freigesetzte CO2 in den Treibhausgasinventaren als klimaneutral bewertet. Dennoch geht dieser Faktor in die Bilanz ein: Wenn fossile Energieträger durch Bioenergie ersetzt werden, dann sinken die in der Treibhausgasbilanz abgebildeten Emissionen. Das UBA schätzt die Minderungswirkung auf 20 Mio. t CO2. Andererseits setzt die Landwirtschaft CO2, Methan- und Lachgas in Höhe von über 100 Mio.t CO2-Äquivalenten frei. Die Minderung dieser Emissionen stellt eine große Herausforderung dar, die sich mit einfachen Rechentricks nicht lösen lässt.


Unser Fazit


Kohlenstoffspeicherung in Ernteprodukten wie Weizen ist kein angewandter Klimaschutz. Bei der Verwendung des Weizens als Nahrungs- oder Futtermittel wird der gebundene Kohlenstoff wieder freigesetzt. Für den Klimaschutz relevant sind dagegen die Veränderungen der langfristigen Kohlenstoffspeicher im Humus und Emissionsminderungen durch den Ersatz fossiler Energieträger mit Bioenergie.


Statt sich unter Verweis auf die kurzfristige C-Bindung zum Klimaretter zu erklären, sollten wir als im Landwirtschaftssektor Tätige mit soliden Informationen an die Öffentlichkeit gehen, sonst verspielen wir wertvolles, gesellschaftliches Vertrauen.


Bernhard Osterburg und Axel Don, Thünen-Institut, Braunschweig

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