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Damit Ihre Kartoffeln konkurrenzlos wachsen

Lesezeit: 9 Minuten

Mehr Resistenzen machen den Herbizideinsatz in Kartoffeln kniffeliger. Wie Sie die Dämme unkrautfrei halten, verraten Dr. Josef Kuhlmann und Klaus Sandbrink, LWK Niedersachsen.


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Vor allem in engen Fruchtfolgen verändert sich auch im Kartoffelbau das Unkrautspektrum. Weil zudem viele Herbizid-Wirkstoffe in mehreren Kulturen zugelassen sind, gelangen sie immer häufiger auf dieselbe Fläche. Dadurch selektieren sich verstärkt resistente Biotypen heraus.


In Regionen, in denen bereits Triazinon-resistente Unkräuter wie Melde, Weißer Gänsefuß, Kreuzkraut, Amarant oder Schwarzer Nachtschatten auftreten, ist besonders darauf zu achten, die Wirkstoffe zu wechseln. Weil zurzeit keine grundlegend neuen Wirkmechanismen bei Herbiziden am Markt sind, sollte jeder Anbauer seine Strategie mehr denn je an das Unkrautspektrum anpassen.


Dämme frühzeitig häufeln:

Damit die Vorauflaufherbizide gut wirken, ist das frühzeitige Anhäufeln wichtig. Direkt nach dem Pflanzen gehäufelte Dämme enthalten mehr Bodenwasser, sind dadurch stabiler und unempfindlicher gegenüber Verwehungen.


Ideal für den Einsatz von Bodenherbiziden im Vorauflauf ist, wenn das Pflanzen und Häufeln in einem Arbeitsgang erfolgt. Zum Behandlungstermin sind die Kartoffeldämme dann abgesetzt und ein großer Teil der Unkräuter ist bereits gekeimt oder aufgelaufen. Auch unliebsame „Kandidaten“ wie schwer bekämpfbare Wurzelunkräuter lassen sich so deutlich früher erkennen und zumindest teilweise noch im Vorauflauf packen.


Wichtig ist, dass die Böden während und nach der Herbizidmaßnahme möglichst feucht sind. Beachten Sie im Vorauflauf zusätzlich Folgendes:


  • Stimmen Sie die Mittelwahl auf die Leitunkräuter Ihrer Fläche ab und achten Sie dabei auf die Sorten-Empfindlichkeit gegenüber Metribuzin.
  • Beachten Sie die Gewässer-Abstandsauflagen der Präparate.
  • Passen Sie die Mengen und Kombinationen der Witterung an.


Ein Schwerpunkt der Empfehlungen liegt auf Tankmischungen mit Bandur. Der Wirkstoff Aclonifen ermöglicht auch unter schwierigen Witterungsbedingungen ein sicheres Bekämpfen Triazinon-resistenter Gänsefuß- und Meldearten. Hervorzuheben sind die für ein Bodenherbizid sehr geringen Ansprüche an die Bodenfeuchtigkeit. Gegen eine breite, intensive Mischverunkrautung eignen sich z.B. 3,0 l/ha Bandur + 0,4 bis 0,6 l/ha Sencor liquid.


Ab diesem Jahr können Sie auch den neuen Boxer Sencor liquid Pack nutzen, der den Boxer Sencor WG Pack ablöst. Trotz des etwas geringeren Wirkstoffgehaltes lässt sich Sencor liquid mit gleicher Menge wie Sencor WG einsetzen. Bei der flüssigen Fertigformulierung mit dem Namen Arcade ergaben sich in unseren Versuchen hinsichtlich der Wirkung und Verträglichkeit bisher keine Unterschiede zu Boxer + Sencor.


Breit einsetzbar ist auch das Herbizid Metric. Die flüssig formulierte Kombination enthält Metribuzin plus den Wirkstoff Clomazone (Centium CS), der die Leistung auf Klette und Windenknöterich erhöht. Metric bietet sich kombiniert mit 2,0 bis 2,5 l/ha Bandur an, um vor allem die Wirkung auf Melde und Gänsefuß abzusichern. In unseren Versuchen traten durch Clomazone in 2015 und 2016 allerdings nachhaltige Blattaufhellungen auf (siehe Foto auf Seite 102). Die Symptome waren zudem sortenabhängig. Aussagen zur Ertragsrelevanz lassen sich zurzeit aber noch nicht treffen.


Der Termin muss sitzen:

Setzen Sie Herbizide wie Bandur, aber auch Artist, Centium 36 CS oder Metric möglichst bis spätestens eine Woche vor dem Durchstoßen der Kartoffeln ein. Bei trockener Witterung treten zwar bei Maßnahmen bis kurz vor dem Durchstoßen kaum Schädigungen auf, fallen nach dem Spritzen aber höhere Niederschlagsmengen, sind Schäden zu beobachten.


Dass ab dieser Saison verfügbare Bodenherbizid Proman erweitert die Palette der Vorauflaufherbizide (siehe Kasten). Es lässt sich bis kurz vor dem Durchstoßen anwenden. In Herbizidstrategien eignet es sich als Partner z.B. zu Bandur, Artist oder Boxer. Der Wirkstoff Metobromuron soll nach Firmenangaben auch gegen Metribuzin-resistenten Gänsefuß wirken. Punkten kann dieses Produkt auch hinsichtlich der günstigen Abstandsauflagen zu Gewässern. Weitere Hinweise zu Mitteln und empfohlenen Mengen entnehmen Sie Übersicht 1 auf Seite 102.


Am sichersten wirken die Breitbandherbizide von der Keimphase der Unkräuter bis zu ihrem Auflaufen. Haben vor allem Weißer Gänsefuß und Melde-arten aber bereits eine Wuchshöhe von 5 cm überschritten, sollten Sie aus Sicherheitsgründen immer einen blatt-aktiven Mischpartner zugeben.


Bewährt gegen alle breitblättrigen Unkräuter hat sich in diesen Fällen das Herbizid Quickdown. Eine Menge von 0,3 l/ha Quickdown + 0,75 l/ha Toil (Formulierungshilfsstoff) reicht aus. Einige Anbauer versuchen stattdessen, die Wirkung der Basismischung mit Zusätzen von AHL oder Paraffinöl zu erhöhen. Aktuelle Erfahrungen zeigen, dass dies zwar möglich ist, sich aber nicht immer die erhoffte Wirkung einstellt.


In Diskussion steht immer wieder die Überlegung, auf Standorten mit höheren Humusgehalten auf den Nachauflauf auszuweichen. Die Empfehlung dazu lautet: Gerade unter diesen schwierigen Bedingungen ist der Vorauflauftermin mit allerdings blattaktiven Komponenten besonders wichtig. Denn nur im Vorauflauf lassen sich auch größere Unkräuter und Problemkandidaten wie Schwarzer Nachtschatten, Triazinon-resistente Gänsefußarten oder Windenknöterich relativ sicher und verträglich für die Kartoffel ausschalten. Deshalb gilt der Grundsatz: Je schwieriger die Unkrautbekämpfung, desto wichtiger ist das frühzeitige Anhäufeln der Dämme und das Beseitigen der Verunkrautung bis spätestens zum Durchstoßen der Kartoffeln.


In winderosionsgefährdeten Lagen sollte man die Anwendung von Bodenherbiziden bei stark böigem Wetter verschieben. Zu groß ist die Gefahr, dass der Wind die Wirkstoffe verlagert.


Wie empfindlich ist Ihre Sorte?

Während man viele Metribuzin-empfindliche Sorten im Vorauflauf noch ohne größeres Schädigungsrisiko behandeln kann, wirken sich Nachauflaufeinsätze bei ihnen oft stark ertragsmindernd aus. Für diese Sorten steht nach dem Auflaufen allein der Wirkstoff Rimsulfuron (Cato) zur Verfügung. Wegen der geringen Wirkungsbreite ist die Cato- Soloanwendung jedoch selten eine Option. Daher gilt in Metribuzin-empfindlichen Kartoffelsorten umso mehr die Forderung, gut abgesetzte Dämme zum Herbizidtermin zu schaffen und mit robusten Aufwandmengen der richtigen Mittel oder Kombinationen im Vorauflauf nachhaltig saubere Bestände zu schaffen.


Ob Ihre Kartoffelsorte gegenüber Metribuzin empfindlich reagiert oder nicht, entnehmen Sie der Übersicht 2 auf Seite 104. Zurzeit nimmt die Bedeutung von Sorten mit einer genetisch bedingten Empfindlichkeit gegen Metribuzin weiter zu. Dass auf die Angaben der Hersteller leider nur bedingt Verlass ist, zeigen Versuche der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Zum Teil sind die Tabellen der Anbieter veraltet oder stimmen aus anderen Gründen nicht.


Ausnahme Nachauflauf:

Geht in unempfindlichen Sorten kein Weg an den Nachauflauf vorbei, eignen sich gegen breitblättrige Unkräuter Sencor oder Mistral (Metribuzin) bzw. Cato (Rimsulfuron).


Die Metribuzin-haltigen Mittel zeigen zu diesem Termin deutliche Schwächen gegenüber Windenknöterich, Klette und Schwarzen Nachtschatten. Dazu kommt die auf vielen Standorten auftretende Wirkschwäche gegenüber Weißem Gänsefuß und verschiedenen Meldearten. Ursache dafür sind verschiedene Mutationen, die sich in den letzten Jahren verstärkt nachweisen ließen. Auch wenn es sich hierbei nicht um vollständige Resistenzen handelt, sind die Minderwirkungen beträchtlich. Vor allem in Jahren mit hoher Sonnen-einstrahlung und wenig Niederschlägen schlagen die Triazinon-Resistenzen stark auf die Wirkungsgrade durch.


Erheblich verbessern lässt sich die Wirksicherheit und -breite von Metribuzin-Produkten durch Mischungen mit Rimsulfuron (Cato). Verantwortlich hierfür ist auch der Formulierhilfsstoff Trend. Daher sollte vor allem bei Trockenheit die FHS-Menge bei 200 ml/ha oder mehr liegen. Das Herbizid Cato unterstützt die Metribuzin-haltigen Mittel am besten bei warmer Witterung. Dann treten auch die typischen Aufhellungen der Kartoffelblätter weniger stark auf.


Führen Sie die Behandlung spätestens bei 10 cm Wuchshöhe der Kartoffeln durch. Bei späteren Terminen sind die Wirkungsgrade oft schlechter, weil die wachsenden Kartoffelstauden die Unkräuter zunehmend abschirmen. Zudem lassen sich schwer bekämpfbare Unkräuter wie Windenknöterich und Klette nur bis zum 1. Laubblattstadium sicher von Cato + Sencor-Tankmischungen erfassen. Von einer ausreichenden Wirkung auf Schwarzen Nachtschatten können Sie nur bis zum Keimblattstadium ausgehen. Wegen des verzettelten Auflaufens dieses Unkrautes sind zufriedenstellende Wirkungen allenfalls bei geringem Besatz zu erwarten.


Besonders die Schwäche gegen Nachtschatten und die eingeschränkte Verträglichkeit machen Behandlungen im Nachauflauf mit Metribuzin und Rimsulfuron zu einer absoluten Notlösung.


Kein Kartoffeldurchwuchs:

In intensiven Kartoffelregionen bereiten die nach der Rodung auf dem Acker bleibenden Ausfallkartoffeln zunehmend Kopfzerbrechen. Die relativ kleinen Knollen behalten ihre Keimfähigkeit oft über mehrere Jahre, insbesondere wenn sie in tieferen Bodenschichten überwintern und vom Frost verschont bleiben.


Wer Probleme mit Ausfallkartoffeln hat, sollte auf eine wendende Boden-bearbeitung nach der Ernte verzichten. Die Knollen müssen dem Frost ausgesetzt bleiben. Ist der Winter allerdings mild, überlebt ein beträchtlicher Teil der Knollen und bereitet in engen Kartoffelfruchtfolgen Schwierigkeiten. Dazu zählen z.B. Sortenvermischungen oder grüne Brücken für Nematoden, Kartoffelkrebs und Krautfäule. Nachhaltige Bekämpfungserfolge in Getreide sind durch die späte Anwendung nach erneutem Knollenansatz kaum zu erwarten.


Gut bekämpfen lassen sich die Ausfallknollen im Mais, das zeigen aktuelle Versuche (in gepflanzten Kartoffeln). Das hoch systemische Mittel Effigo zeigte eine herausragende Wirkung auf die Tochterknollen, bei allerdings geringer Wirkung auf das Laub. Beim Beseitigen des Laubes war dagegen der Wirkstoff Mesotrione, enthalten in Maisherbiziden wie Callisto, Maran, Calaris, Elumis oder Arigo, im Vorteil. Wegen der vermutlich rasanten Wirkung verhinderte dieser auch einen erheblichen Teil des neuen Knollenansatzes.


Um Befallsflächen nachhaltig zu sanieren, bieten diese Produkte zumindest in Fruchtfolgen mit Mais einen erfolgreichen Ansatz. Dringend hinzuweisen ist dabei aber auf die Nach-baubeschränkung: Im Jahr vor der Kartoffel darf kein Effigo-Einsatz erfolgen!


Konzepte gegen Ungräser:

Gegen samenbürtige Gräser erzielen Vorauflaufherbizide wie Boxer, Artist und Bandur gute Wirkungsgrade. Kommen aber verstärkt Hirse, Getreideauflauf und Quecke vor, sind Nachbehandlungen oft nötig.


Treten neben Ungräsern auch breitblättrige Unkräuter auf, ist Cato das Mittel der Wahl. Geht es dagegen nur um Hirsen und andere Gräser, sind die reinen Graminizide die verträglichere Alternative. Ihre Kosten und Wirkungsgrade sind vergleichbar. Die Aufwandmengen wichtiger Gräsermittel ent-nehmen Sie Übersicht 3 auf Seite 104.


Für Probleme bei der Ernte sorgt immer wieder Quecke. In Trockenphasen können die Rhizome die Kartoffelknollen durchwachsen und dadurch Qualitätsmängel verursachen. Optisch ähneln diese einem Wurmfraß.


Für die Bekämpfung ist es günstig, die Kartoffeln früh zu pflanzen. Denn dies verschafft der Quecke einen Entwicklungsvorsprung gegenüber der Kartoffel. Das Ungras lässt sich mit Herbiziden dann besser benetzen, weil die weniger weit entwickelten Laubblätter der Kartoffeln es noch nicht abschirmen.


Zu den unliebsamen Ungräsern zählt auch immer öfter die Einjährige Rispe. Sie verursachte in den letzten Jahren verstärkt Ernteprobleme, offensichtlich aufgrund der abnehmenden Bedeutung von Metribuzin. Mittlerweile reicht die Dauerwirkung einiger Tankmischungen gegen Einjährige Rispe nicht mehr aus. Eine anfangs noch geringe Restverungrasung kann sich schnell zum nervtötenden Problem entwickeln.


Kontrollieren Sie daher ihre Kartoffelflächen bei ca. 15 bis 20 cm Wuchshöhe auf dieses zunächst unscheinbare Gras. Eine Nachbehandlung lohnt sich besonders, wenn Sie Metribuzin-freie Produkte bei der Unkrautbekämpfung genutzt haben.-mb-

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