Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Aus dem Heft

Damit Krautfäule nicht zuschlägt...

Lesezeit: 8 Minuten

Bei nasswarmer Witterung lauert der aggressive Krautfäulepilz, bei Trockenheit steht Alternaria in den Startlöchern. Gefragt sind punktgenaue Behandlungen mit den richtigen Fungiziden.


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Das Thema Krautfäule spielte in den vergangenen zwei Kartoffelanbaujahren wegen der Hitze und Trockenheit eine eher untergeordnete Rolle. Doch seien Sie auf der Hut: Je nach Niederschlagsverteilung und Feuchtigkeit während der Vegetation 2020, kann sich die Situation schnell ändern und eine deutlich intensivere Fungizidstrategie erfordern.


Passen Sie den Fungizideinsatz daher unbedingt an Boden, Sorte und Standort an. Bereits vor dem Anbau sollte sich jeder Erzeuger darüber Gedanken machen, welche Flächen, Regionen (Anbaudichte) und auch Ausrichtungen windoffen sind, um den Infektionsdruck mit Krautfäule per se gering zu halten. Liegen die Flächen hingegen in Tälern, in denen sich Nebel lange hält, ist in diesen Beständen von vornherein die Infektionsgefahr deutlich höher.


Wichtig ist zudem, gesunde Sorten zu wählen. Die Züchter achten mittlerweile verstärkt – neben vielen weiteren Zielen – auf eine verbesserte Widerstandskraft neuer Sorten gegenüber Krankheiten. Leider ist der Krautfäuleerreger Phytophthora infestans als sehr aggressiver Pilz bekannt, der Resistenzen auch in kurzen Zeiträumen überwinden kann.


So treffen Sie den Spritzstart


Dass Kartoffelpflanzen bereits bei einer Wuchshöhe von 5 bis 10 cm einen Pilzbefall aufweisen können, zeigte sich in der Vergangenheit. In solchen Fällen ist davon auszugehen, dass das Pflanzgut eine gewisse Belastung mit auf das Feld gebracht hat. Wegen der guten Kartoffelgesundheit 2019 ist das Risiko in dieser Saison allerdings als eher gering einzustufen. Dazu kommt, dass die durchnässten Böden Ende Februar zwar noch einen hohen Infektionsdruck vermuten ließen, dieser sich aber durch das sonnige und trockene Wetter der letzten Wochen deutlich reduziert hat.


Entscheidend für den Spritzstart ist neben dem Pflanzgut und der Bodenfeuchtigkeit auch die Blattnässe. Regnet es während des Auflaufens der Kartoffeln, ist im Anschluss mit den Krautfäulespritzungen zu beginnen. Bleiben Starkregenfälle aus, sind Prognosemodelle wie z.B. Simblight für die Ermittlung des optimalen Spritzstarts hilfreich. Das Modell nutzt unter Einbeziehung regionaler Wetterdaten für die Berechnung folgende Parameter:


  • Name der angebauten Sorte,
  • Datum, nach dem mindestens 80% der Kartoffelpflanzen aufgelaufen sind,
  • Anteil der Kartoffelfelder in der Region und
  • die Befahrbarkeit des Schlages.


Daraus errechnet das Prognosemodell einen Phytophthora-Index, der das Risiko des Erstauftretens von Krautfäule beschreibt. Unter www.isip.de ist es kostenfrei abrufbar.


Stimmen Sie diese Ergebnisse am besten mit der Beratung ab, da das Modell individuelle Gegebenheiten nicht immer ausreichend abdeckt. Um sich zusätzlich abzusichern, kann man inzwischen Wetterstationen verschiedener Hersteller nutzen, die lokale Angaben zu Niederschlägen, Boden- und Luftfeuchtigkeiten liefern. Das lässt genauere Rückschlüsse auf die Begebenheiten am eigenen Standort zu.


welches Fungizid zu anfang?


Wählen Sie die Mittel für die Erstmaßnahme abhängig von der Standortstruktur und vom Krautfäuledruck. Bei geringem Druck reichen teilsystemische Wirkstoffe wie z.B. ein Dimethomorph (Acrobat Plus WG, Areva MZ) oder ein Cymoxanil (Curzate M WG, Video) aus.


Bei witterungsbedingt höherem Infektionsdruck sind systemische Wirkstoffe wie Fluopicolide, Propamocarb (Infinito/Proxanil) oder der relativ neue Wirkstoff Oxathiapiprolin (Zorvec Enicade NZEB) zu nutzen. Die Empfehlungen für die Saison 2020 entnehmen Sie der Übersicht 1 auf Seite 76. Aufgrund der in einigen Regionen auftretenden Resistenzen von Phytophthora gegenüber Metalaxyl (Ridomil Gold MZ/Fantic M), raten wir von diesem Wirkstoff zum Spritzstart ab.


Tipps zu Folgebehandlungen


Abhängig von Standort, Neuzuwachs der Blätter, Niederschlagsmengen und der Mittelauswahl bei der Erstbehandlung ist nach vier bis acht Tagen eine Folgemaßnahme notwendig. Um den Bestand über die gesamte Vegetationszeit gesund zu halten, sind Wirkstoffe passend zum Behandlungsabstand zu wählen. So reicht die Wirkdauer der meisten Wirkstoffe rund vier bis acht Tage, manchmal bis zu zehn Tage, wie bei Zorvec Enicade NZEB. Strategien abhängig vom Infektionsdruck finden Sie wiederum in Übersicht 1.


Um Resistenzen vorzubeugen ist es wichtig, bei der Mittelauswahl auf den Wechsel der Wirkstoffe bzw. der Wirkstoffgruppe (FRAC-Gruppe) zu achten. Ein Beispiel: Bei geringem Infektionsdruck kann man gut mit einem Curzate M WG/Video starten. Ein Tanos oder Reboot dürften dann nicht folgen, da diese zu Teilen den gleichen FRAC-Code (in diesem Fall 27) besitzen und demnach dieselbe Wirkstoffgruppe und denselben Wirkmechanismus haben. Welchem FRAC-Code die jeweiligen Wirkstoffe zugeordnet sind, entnehmen Sie der Übersicht 2 auf Seite 77.


Keine CHance für Alternaria


Neben Phytophthora spielt vor allem bei trockenheißen Witterungsbedingungen auch Alternaria solani/alternata sortenabhängig eine immer wichtigere Rolle. Am besten ist es, vorbeugend in der frühen Vegetationsphase des Laubwachstums auf Fungizide mit Nebenwirkung auf Alternaria zu setzen und generell jegliche Form von Stress für die Pflanzen auszuschalten. Hierzu zählen z.B. eine ausgewogene Düngung und eine ausreichende Wasserversorgung.


Geeignet gegen Alternaria ist der in vielen Fungiziden vorkommende Wirkstoff Mancozeb. Ab 1,4 bis 1,6 kg/ha reinem Mancozeb-Wirkstoff können Sie von einer guten Wirkung gegen Alternaria ausgehen – wichtig ist der tatsächliche Wirkstoffgehalt in Verbindung mit der Aufwandmenge/ha. Ist ein Wirkstoffwechsel gegen Alternaria erforderlich, eignet sich das Difenoconazol (z.B. im Revus Top), das gleichzeitig gut gegen Krautfäule wirkt.


In anfälligeren Sorten und Problemgebieten mit hohem Infektionsdruck kann eine sichere und längere Wirkung als beim Mancozeb nötig sein. Diese erreichen Sie mit dem Einsatz von speziellen Alternaria-Fungiziden wie Narita, Ortiva/Zoxis Super oder Signum. Allerdings ist Alternaria gegenüber Strobilurinen (Ortiva, Signum) gebietsweise in erheblichem Maße resistenzgefährdet. Sprechen Sie daher mit Ihrer Beratung vor Ort über eventuelle Probleme.


DamitS wirklich wirkt…


Generell sollte man Fungizidmaßnahmen gegen Krautfäule und Alternaria vor anstehenden Niederschlägen durchführen, um einen optimalen Schutz vor möglichen Infektionen zu gewährleisten. Dabei spielen die Regenfestigkeit der Mittel und die tatsächlich gefallenen Regenmengen eine wichtige Rolle – denn beide Aspekte entscheiden über den Termin der Folgebehandlung. Bei Starkregen oder sogar Hagel sollte man das Spritzintervall verkürzen. Problematisch ist dabei oft, dass sich die Flächen nach starken Regenfällen nicht befahren lassen, was die Gefahr von Lücken im Fungizidschutz empfindlich erhöht. Berücksichtigen Sie zudem nicht nur natürliche Niederschläge bei der Mittelwahl, sondern auch evtl. Beregnungsgaben.


stoppspritzung bei Befall


Spielt die Witterung überhaupt nicht mit, kann es trotz optimaler Strategie zu einem Krautfäulebefall kommen. Kon-trollieren Sie Ihre Bestände idealerweise morgens im Tau. Besonders gefährdete Stellen sind Fahrspuren, Senken oder das Vorgewende. Aktive Krautfäule erkennt man am Ölfleck, dann am weißen Pilzrasen auf der Blattunterseite. Später treten gelblich-grüne Flecken auf, die sich in kürzester Zeit schokoladenbraun verfärben. Trockenes Wetter lässt diese Flecken spröde und brüchig werden. Ein Befall am Stängel ist durch nekrotische Flecken zu erkennen. Biegt man so einen Stängel, bricht er wie Glas. Ein stark befallener Bestand riecht leicht muffig.


Tritt im Worst Case Krautfäule im Kartoffelbestand auf, muss sofort eine „Stoppspritzung“ erfolgen. Diese ist teuer und erfordert einen intensiven Einsatz hochwirksamer Produkte. Wählen Sie dafür immer eine Mittelkombination aus einem sporenabtötenden Fungizid (Fluazinam oder Cyazofamid) und einem translaminaren Fungizid mit (teil-)systemischer Wirkung.


Nach der ersten Maßnahme muss zwingend nach zwei bis maximal drei Tagen die zweite erfolgen. Nutzen Sie hierfür wiederum eine Kombination aus den zwei oben genannten Produktgruppen. Achten Sie dabei unbedingt auf einen Wirkstoffwechsel und wählen Sie immer volle Aufwandmengen!


reden sie mit ihrem Abnehmer


Wegen der sensiblen Analytik sind heute selbst geringste Rückstände von Wirkstoffen nachweisbar. Das Einhalten der gesetzlich festgelegten Rückstandsmengen ist in der Regel zwar möglich. Dennoch bergen die systemischen Mittel hier ein gewisses Risiko. Deshalb gehören diese Fungizide an den Anfang Ihrer Spritzabfolge. Sollte es in einem Jahr viel regnen und der Krankheitsdruck dadurch extrem hoch sein, kann man auf diese potenten Mittel jedoch auch später in der Spritzfolge nicht verzichten. Sprechen Sie in diesen Fällen mit Ihren Abnehmern und ziehen Sie die Beratung hinzu.


Je nachdem, für welchen Verwendungszweck oder Lieferanten Sie produzieren, gelten nicht nur die gesetzlichen Vorgaben, sondern auch sekundäre Standards vom Handel. Diese basieren zwar nicht auf wissenschaftlichen Grundlagen, gelten aber dennoch, wenn Sie entsprechende Verträge unterschrieben haben. Deshalb ist Folgendes wichtig: Dokumentieren Sie, was Sie machen und wann! Das gilt nicht nur für Ihre Fungizidstrategie, sondern auch für alle anderen Bereiche, in denen Rückstände entstehen können.


Noch ein Wort zu COVID-19: Das Virus stellt momentan unser gesellschaftliches Leben in einem ungeahnten Maß auf den Kopf. Das gilt auch für das Konsumverhalten – Restaurants und Gaststätten sind geschlossen, konsumiert wird in den eigenen vier Wänden. Sprechen Sie mit Ihren Abnehmern, wie sich die geänderten Verzehrgewohnheiten auf deren Strategie auswirken und wie Sie sich dort einfügen können. Denn auch für gesunde Kartoffeln sollte der Absatz im Voraus geklärt sein!


daniel.dabbelt@topagrar.com

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.