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Das Wetter bestimmt die Fungizid-Intensität

Lesezeit: 10 Minuten

Zahlreiche Faktoren beeinflussen den Fungizid-einsatz. Hauptfaktor ist aber die Witterung. Die Zusammenhänge erklärt Hermann Hanhart, Landwirtschaftskammer NRW.


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Die Witterung war 2010 extrem unterschiedlich: In Ostdeutschland feucht und infektiös wie normalerweise im Westen, umgekehrt im Westen trocken und gesund wie häufig im Osten. Die Praxis reagierte aber nicht immer richtig. Im Westen wurde oft zu viel, im Osten häufig zu spät behandelt. Lernen lässt sich daraus, dass nicht zu festen Terminen behandelt werden darf, sondern Witterung und damit das Krankheitsauftreten den Fungizideinsatz bestimmt.


Die Fungizidpalette bietet vielfältige, für jede Situation fast optimale Bekämpfungsmöglichkeiten. Wichtig ist nur, dass in der Praxis die Situation richtig eingeschätzt wird. Neben der Witterung sind Saattermin und Sortentoleranz zusätzlich zu berücksichtigen. Mit Ausnahme von Weizen nach Weizen als Mulchsaat, hat die Vorfrucht nur geringen Einfluss auf das Auftreten von Krankheiten.


Neue Strategien gegen Mehltau


Mehltau wird oft mitbehandelt. Nur wenn er früh auftritt, nimmt er eine Sonderstellung ein. Um Resistenzen zu vermeiden, sollten dann neue Strategien verfolgt werden. Wichtig ist von vornherein stärkeren Befall zu vermeiden, um hohen Selektionsdruck für Wirkstoffe mit langer Dauerwirkung zu verhindern.


Besonders in Regionen mit häufigen Mehltauproblemen dürfen die Wirkstoffe nicht überstrapaziert werden. Dementsprechend sollten Sie bei ersten Mehltaupusteln und anfälligen Sorten, wie z. B. Winnetou oder Akteur, ab dem 10. April in EC 29/30 gezielt behandeln. Im Winnetou könnte z. B. 0,3 l/ha Corbel mit 0,2 l/ha Talius, im Akteur ab EC 30 Agent mit 0,6 l pro ha plus 0,15 – 0,2 l/ha Talius mit eingesetzt werden, bei Septoriagefahr (Infektionswitterung) ergänzt um 1,0 l/ha Bravo. Corbel und Agent beseitigen mit angepasster Menge die vorhandenen Mehltaupusteln. Talius kann dann fast ohne Selektionsdruck den Neubefall über einen Zeitraum von ca. 35 Tagen verhindern.


In weniger anfälligen Sorten darf geringer Mehltau (häufig Stressmehltau) toleriert werden. Meist verliert sich der Befall in der Schossphase. Wo Mehltau unterschätzt wurde und um EC 31/32 starker Befall auftritt, muss gezielt die stärkste Kombination aus 0,6 l/ha Gladio ergänzt mit 0,2 – 0,25 l/ha Vegas zum Einsatz kommen.


Wenig Septoria im Herbst


Deutlich weniger Weizenanbau als Frühsaat und ein kalter Oktober mit verhaltenem Wachstum sprechen nicht für extremen Befall. Ein grüner, warmer Winter könnte die verhaltene Krankheitsentwicklung aber kompensieren, während ein kühler, langer Winter für eine entspannte Ausgangssituation auch im Frühjahr sorgen würde. Aber auch die Witterung im März und vor allem im April beeinflussen die Ausbreitung der Krankheiten.


In Übersicht 1 sind verschiedene Strategien mit Schwerpunkt Septoria aufgeführt. Frühe Behandlungen gegen Septoria tritici werden nur dann notwendig, wenn mehrfache Infektionsperioden im April und vor allem in der ersten Maiwoche auftreten. Bleibt es in dieser Wachstumsphase eher trocken, spielt Septoria fast keine Rolle mehr.


Witterung beachten!


Bei Frühsaat, anfälliger Sorte (Asano, Akteur, Cubus, Event, Hattrick, Orvantis) und viel Regen im April/Anfang Mai muss infektionsnah um EC 31/32 behandelt werden. Die wirksamsten Fungizide gegen Septoria sind Flamenco mit guter kurativer, aber schlechter Dauerwirkung, Input, Input Xpro und Aviator Xpro mit guter kurativer und guter bzw. bei Bixafen sehr guter Dauerwirkung.


Die Strategie kann dann wie folgt aussehen: Mit z. B. Cirkon plus Bravo oder bei gleichzeitigem Mehltaubefall mit Agent + Talius + Bravo ab EC 31 Neuinfektionen über 10 bis 12 Tage verhindern. Mit der Nachlage von Aviator in EC 32/33 gelingt dann der Anschluss an die Abschlussbehandlung.


Alternativ wäre eine Spritzfolge ab EC 31 mit Flamenco + Bravo, gefolgt von z. B. Capalo + Bravo in EC 32 auch breitwirksam möglich.


Bei weniger optimalen Infektionsbedingungen, darf auch weniger intensiv behandelt werden. So z. B. bei trockener Witterung um Ende April bis zum 5. Mai, dann Wechsel zu unbeständiger Witterung. Der Weizen ist ca. 25 bis 30 cm lang und erreicht EC 32. Mit Flamenco, nach Niederschlägen eingesetzt, werden bis zu fünf Tage alte Infektionen gestoppt. Bravo sichert die Dauerwirkung, während Osiris zusätzlich ersten Braunrost verhindert und die Septoriawirkung unterstützt.


Mit besserer Halmbruchwirkung sind Alternativen mit Input, Input Xpro oder der Kombination aus Capalo plus Flamenco möglich. Erfolgt diese Behandlung um EC 33, wird der Anschluss an die Abschlussbehandlung sicher erreicht.


So kriegen Sie Rost in den Griff


Hoher Befallsdruck von Septoria und Rost schließen sich aus. Mit höherem Rostbefall ist immer dann zu rechnen, wenn im Frühjahr länger sonnige Witterung vorherrscht. Gelbrost hat geringere Ansprüche an die Temperatur als Braunrost. Beide Roste benötigen für frühen Befall aber die grüne Brücke über Winter. Da Gelbrost 2010 im Weizen kaum auftrat, dürfte der Ausgangsbefall für eine starke, frühe Epidemie zu klein sein.


Braunrost ist schwieriger einzuschätzen. Nach mildem, grünem oder kaltem Winter mit dauerhafter Schneeauflage verbleibt im Umfeld ausreichend Ausgangsbefall. Herrscht dann ab April warmes, relativ trockenes Wetter vor, kann z. B. im Rheinland schon ab Ende April die Epidemie starten.


Im kontinentaleren Osten bleibt auch bei typischem Rostwetter mehr Spielraum. Wichtig ist aber in Braunrostjahren, dass von EC 37 bis 75 (ca. 20. Mai bis 30. Juni) Rostbefall weitestgehend verhindert wird.


Braunrost lässt sich mit den richtigen Fungiziden sicher bekämpfen. Produkte auf Epoxiconazolbasis sind sehr gut wirksam. Bei Capalo und erst recht bei Osiris unterstützt die Formulierung die Wirkung. Beide Mittel (Osiris mehr) haben eine antisporulierende Wirkung, so dass vorhandene Braunrostpusteln nahezu ausgeschaltet werden. Champion plus Diamant bringt mit hoher Menge eine Dauerwirkung bis zu sechs Wochen.


Prothioconazol ist schwach gegen Braunrost, etwas besser gegen Gelbrost. Durch die Zumischung von Spiroxamide (z. B. in Input oder Input Xpro) wird die Wirkung deutlich verbessert, was auch für Bixafen gilt. Trotzdem erreichen alle Produkte auf Prothioconazolbasis nicht die Leistung von Epoxiconazol-Mischungen.


Dementsprechend ist in Jahren mit warmer, sonniger Frühjahrswitterung für frühe Behandlungen vorzugsweise Capalo einzuplanen (s. Übersicht 2). Die Erfahrung zeigt, dass auch im Rheinland Behandlungen mit Schwerpunkt Braunrost kaum vor EC 32/33 notwendig werden. Meist ist Braunrost mit zwei Behandlungen sicher zu kontrollieren. Im Osten reicht oft eine Behandlung in EC 49/51 (ohne Fusariumwirkung) vorzugsweise mit Champion plus Diamant.


Häufig ist die Witterung weder für Rost noch für Septoria optimal, erlaubt phasenweise aber Infektionen. Zur Absicherung, erst recht bei hohen Weizenpreisen, ist dann in Septoria-anfälligen Sorten eine Behandlung nach Niederschlägen um Anfang Mai wirtschaftlich sinnvoll. Wird früh vor EC 32 angefangen, sind in der Regel zwei Blattbehandlungen notwendig. Breit gegen Septoria, Halmbruch und Rost kann mit Input Xpro oder Capalo plus Flamenco um EC 32 begonnen werden. Bei anhaltender Infektionswitterung ist eine geringe Menge von Champion plus Cirkon vor der Abschlussbehandlung nachzulegen.


In wenig anfälligen Sorten und/oder bei verspäteter Infektion sollten erstmals ab EC 33 höhere Mengen breit wirksamer Fungizide bzw. Kombinationen zum Einsatz kommen, um danach nur noch die Abschlussbehandlung durchzuführen.


Beim Abschluss Fusarium beachten


In Jahren mit trockenem Frühjahr und bei gesunden Sorten lässt sich durchaus mit nur einer vorgezogenen Abschlussbehandlung die höchste Wirtschaftlichkeit erreichen. Geeignet sind dann breit wirksame Fungizidkombinationen wie z. B. Champion + Diamant (Schwerpunkt Rost) oder Aviator + Fandango, vorrangig gegen Septoria.


In den feuchten Anbauregionen (z. B. in NRW) bleibt Fusarium die wichtigste Krankheit im Weizen, wobei Mulchsaaten nach Mais am stärksten gefährdet sind. Aber auch Weizen, der nicht direkt nach Mais steht, ist gefährdet. Hohe Anteile Mais in der Fruchtfolge sorgen durch schlechte Strohrotte immer für ausreichendes Sporenmaterial. Gleiches gilt für viel Getreidestroh auf der Bodenoberfläche.


Entscheidend ist das Wetter zur Blüte und in der Einlagerungsphase. Feuchte, warme Witterung – am schlimmsten heißes Wetter mit Gewittern – verursacht dann die Infektion von Fusarium. Lang anhaltendes, feuchtes Wetter zur Abreife begünstigt die Ausbreitung des Pilzes in der Ähre und führt zu hoher Toxinbildung.


Gegenteilig wirkt trockene und/oder sehr kühle Witterung zur Blüte. Infektionen sind dann nicht möglich. Trockenes, heißes Wetter in der Abreifephase (wie 2010) lassen selbst starke Infektionen verkümmern. Fusarium spielt in solchen Jahren keine Rolle.


Die Fungizidstrategie sollte für gefährdete Schläge so geplant werden, dass mit der letzten Behandlung Einfluss auf Fusarium genommen werden kann. Ob Fusarium dann tatsächlich bekämpft werden muss, richtet sich nach der Witterung zur Blüte.


Innerhalb der Strategie gilt es, Leitlinien des Resistenzmanagements zu beachten. So ist bei vorrangiger Behandlung von Septoria konsequent auf Wirkstoffwechsel zu achten, um schwer bekämpfbare Septoriatypen nicht einseitig zu selektieren. Bei Braunrost ist das zwar auch wünschenswert, aber weniger wichtig als bei Septoria.


Nach Vorlage von Prothioconazolhaltigen Produkten kommt dann zum Abschluss Osiris mit breiter Wirkung inklusiv Fusarium infrage. Bei Vorlage von Epoxiconazol-Fungiziden können Kombinationen, wie z. B. Aviator + Fandango + Pronto Plus, Input + Credo oder Prosaro solo bzw. – mit besserer Ertragsleistung – auch Prosaro + Fandango + Pronto Plus, breit wirksam eingesetzt werden.


Nicht gegen Fusarium, aber mit guter DTR-Wirkung sind z. B. auch Taspa + Credo oder Taspa + Amistar Opti möglich.


Der Termin orientiert sich an Niederschlägen. Bei feucht-warmer Witterung im Ährenschieben sollten Sie zügig behandeln. Auch gegen Fusarium werden, sofern erste Blütenblättchen aus den Ährchen heraustreten, dann beste Wirkungsgrade erreicht. Temperaturen unter 18 °C sind für Fusariuminfektionen nicht günstig. In solchen Phasen können Sie die Behandlung noch um einige Tage schieben, erst recht wenn der Wetterbericht wärmere, feuchte Witterung vorhersagt.


DTR erfordert spezielle Strategien


Bei DTR sind die Möglichkeiten der Bekämpfung stark eingeschränkt. Auch die neuen Carboxamide bringen keinen Fortschritt. DTR ist glücklicherweise keine Krankheit, die immer und sehr weit verbreitet auftritt.


Befall kann früh nur auf pfluglos bestellten Schlägen mit Weizen nach Weizen vorkommen. Die Krankheit ist immer auf Vorjahresbefall und auf Strohreste angewiesen. Die Ausweitung von DTR-Befall ist in der Regel erst zum Ährenschieben möglich, wenn nach mehrfachen Infektionsphasen das Potenzial an Konidiosporen angewachsen ist.


Warme Witterung im April und Mai mit gelegentlichen Schauern ist DTR-Wetter. In solchen Jahren ist eine sichere Bekämpfung enorm wichtig.


Fungizide mit dem uralten Wirkstoff Propiconazol gehören immer noch zu den wirksamsten Produkten. Daneben sind die Wirkstoffe Prothioconazol und Cyprodinil noch gut wirksam. In Übersicht 3 sind Strategien gegen DTR aufgeführt.


Zwei- oder dreimalbehandeln?


Je nach Region und Krankheitsdruck sind zwei bis drei Behandlungen erforderlich. In typischen feuchten Regionen (z. B. in Westfalen) wird in der Regel zum ersten Termin eine breite Behandlung gegen Halmbruch, Septoria und Zusatzwirkung gegen DTR erforderlich, auch Mehltau kann noch auftreten. Nur mit Input, Input Xpro oder Capalo + Cirkon sind derart breite Wirkungen realisierbar.


Sind schon früh viele DTR-Symptome vorhanden und lässt günstige Witterung Ende April/Anfang Mai bei Temperaturen über 20 °C mit Schauern Infektionen zu, bringt das preiswerte Achat zum Input eine sehr gute Wirkungsergänzung. Meist ist aber die zweite Behandlung die wichtigere, denn erst bei warmer, feuchter Witterung kommt DTR nach EC 32 so richtig in Schwung. Hier muss nahe an Infektionen behandelt werden. Gladio ist in dieser Phase das beste Produkt, gefolgt von Cirkon.


In trockeneren Lagen ist häufig erst um EC 33 die erste Behandlung notwendig. Bei günstigster DTR-Witterung (warm mit Schauern) ist Gladio + Diamant zu favorisieren. Bleibt die Witterung kühl und feucht, sollte breiter wirksam mit geringerer DTR-Wirkung behandelt werden. Dann gewinnt Halmbruch an Bedeutung. Mit Capalo + Cirkon wird zusätzlich noch Mehltau kontrolliert. Alternativ ohne Mehltau ist auch Champion + Diamant in solchen Witterungsphasen geeignet. Die Abschlussbehandlung muss in DTR-Strategien immer in die Ähre platziert werden, da auch die besten Fungizide maximal vier Wochen Dauerwirkung bringen. Empfehlungen für die Spritzung zum Abschluss, abgestimmt auf verschiedene Situationen, finden Sie in Übersicht 3.

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