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Den Rapsunkräutern Paroli bieten

Lesezeit: 10 Minuten

Neue Saison, neues Glück! Wie Sie den Herbizideinsatz trotz schwieriger Auflagen und hartnäckigeren Unkräutern meistern, erklärt Manja Landschreiber, LWK Schleswig-Holstein.


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Drei schlechte Ernten in Folge lassen selbst den stärksten Rapsverfechter verzweifeln. Nur der Mangel an gleichwertigen Alternativen verhindert, dass die Anbauflächen drastisch sinken. Viele Landwirte suchen nun nach Einsparpotenzialen. Bietet der Herbizideinsatz dafür Ansätze?


Fest steht: Bei intensivem Rapsanbau passt sich das Unkrautspektrum auf der Fläche der langjährigen Herbizidstrategie an. Dann treten verstärkt rapsverwandte Unkräuter wie Rauke-Arten, Barbarakraut und Hirtentäschel auf. Dazu kommen oft noch Ochsenzunge/Krummhals, Hundskerbel und Storchschnabel. Wer seine Fruchtfolge dagegen auflockert, hat damit weniger Probleme.


Wichtig ist auch, dass die Bodenherbizide gut wirken. Dafür müssen die Böden feucht sein. Besonders bei pflugloser Bestellung ist zudem auf ein gutes Strohmanagement zu achten. Andernfalls werden die Herbizide an die organische Masse gebunden, was die Wirkungsgrade deutlich verschlechtert. Und „last but not least“ sollte ein wüchsiger Bestand in der Lage sein, kleine Unkräuter zu unterdrücken.


Clomazonefrei oder nicht?

Immer mehr geht es um die Frage: Mit oder ohne Clomazone? Wegen der Auflagensituation kommt der Einsatz in sehr klein strukturierten Gebieten von vornherein kaum infrage (siehe Übersicht 1). Das liegt insbesondere an der Auflage NT 155, die einen Abstand von 50 m zu Ortschaften, Haus- und Kleingärten usw. vorschreibt. In eher großräumigen Regionen entscheidet letztlich das Unkrautspektrum über einen Einsatz.


Der 50 m-Abstand lässt sich zwar auf 20 m reduzieren, wenn man Clomazone-haltige Mittel wie Centium 36 CS, CS 36, Gamit 36 AMT oder das neue Präparat Circuit SynTec nicht in Tankmischungen mit anderen Pflanzenschutzmitteln oder Zusatzstoffen ausbringt (NT 154). Das verkompliziert jedoch den Einsatz, weil für einen evtl. Mittelpartner eine zusätzliche Überfahrt erfolgen muss.


Clomazone-haltige Produkte sind, wenn es die Auflagen zulassen, vor allem bei gesichertem Auftreten von Rauke-Arten zu empfehlen. Der Wirkstoff greift sicher gegen Wegrauke, Hirtentäschel und Klettenlabkraut. Seine Bekämpfungslücke heißt: Kamille!


Wer trotz eines Raukenbesatzes auf den Wirkstoff verzichten muss, kommt um eine Nachbehandlung mit Fox nicht drumherum. Aus Verträglichkeitsgründen ist Fox nur mit Runway oder Effigo mischbar (nicht mit Gräserherbiziden, Fungiziden oder Insektiziden!). Wichtig beim Einsatz ist eine ausgeprägte Wachsschicht des Rapses, um Schäden am Blatt (Fox-Sprenkelungen) zu vermeiden. Bedenken Sie, dass ein Fox-Einsatz nicht in jedem Herbst möglich ist. So kam das Mittel im nassen Herbst 2017 in Schleswig-Holstein nur selten zum Einsatz. Die Folgen waren deutlich sichtbar: Am Feld-rand überragte die harte, sperrige Wegrauke oft den diesjährigen kurzen Raps.


Auch Metazachlor im Fokus:

Treten auf Ihren Rapsflächen Kamille-Arten und Ackerfuchsschwanz stärker auf, ist der Wirkstoff Metazachlor gefragt. Und damit befinden wir uns in der nächsten Diskussion. Wie viel von der zugelassenen Aufwandmenge kann man kritiklos einsetzen? Der Zulassungsinhaber und auch die Amtliche Beratung empfehlen, 750 g/ha Metazachlor nicht zu überschreiten. Aus Vorsorgegründen wird derzeit über 500 g/ha bzw. über Metazachlor-freie Maßnahmen diskutiert.


Hintergrund sind Funde sogenannter nichtrelevanter Metabolite im Grundwasser. Mit geringeren Aufwandmengen will man diese reduzieren. Bei künftig schärferen Grenzwerten könnten sich dadurch die Chancen erhöhen, dass der Einsatz von Metazachlor möglich bleibt. Ein Weg, den Gesamteintrag vor allem in wassersensiblen Gebieten zu senken, wäre auch eine erweiterte Fruchtfolge mit z.B. alle fünf bis sechs Jahre Raps auf einer Fläche. Es lohnt sich, zumindest darüber nachzudenken. Einen Kommentar dazu finden Sie unter www.topagrar.com/rapsunkraut2018


Strategien für Ihren Raps:

Empfehlungen für Strategien mit und ohne Clomazone entnehmen Sie der Übersicht 2. Wichtig ist dabei, die Wirkstoffe und ihre Leistung zu kennen:


  • Metazachlor-haltige Produkte (Auflagen beachten!) wie Fuego, Fuego Top, Butisan Kombi und Butisan Gold wirken am besten, wenn man sie im Vorauflauf auf feuchte Böden gegen keimende oder gerade auflaufende Unkräuter einsetzt. Gegen Kamille sollte das Keimblattstadium nicht überschritten werden, sonst reißt die Wirkung schnell ab. Um gegen Kornblume, Klatschmohn und Kamille-Arten vorzugehen, empfiehlt sich der Zusatz von Runway VA.


Ist der Vorauflauftermin nicht realisierbar, können Sie im Nachauflauf z.B. Fuego Top mit Runway (Aminopyralid, Clopyralid, Picloram) kombinieren. Damit schließen Sie auch gleich die Lücke gegen starken Kornblumendruck.


  • Dimethachlor, enthalten z.B. in Colzor Uno, gehört ebenso wie Metazachlor zur Gruppe der Chloroacetamide (HRAC-Klasse K3). Beide Wirkstoffe verhalten sich ähnlich, wobei Dimethachlor schlechter gegen Kamille-Arten wirkt. Daher geht eine mögliche Kombination von 0,5 l/ha Fuego + 0,5 l/ha Colzor Uno mit einer Gesamtwirkstoffmenge von 500 g/ha aus der Gruppe K3 stark zu Lasten der Kamille-Wirkung. Daran ändert auch eine Kombination von Colzor Uno mit Clomazone nichts. Diese schließt zwar die Lücke gegen Wegrauke und Klettenlabkraut und verbessert zudem die Hirtentäschel-Leistung, beeinflusst aber nicht die Wirkung auf Kamille.


Nur eine Spritzfolge von Colzor Uno, gefolgt von Runway, löst die KamilleProblematik, hat als Bekämpfungslücke neben Wegrauke aber vor allem Klette.


  • Dimethenamid-P sollte bei starkem Druck mit Storchschnabel-Arten zum Einsatz kommen. Enthalten ist der Wirkstoff in Butisan Gold und Butisan Kombi, allerdings fehlt im Kombi das Quinmerac gegen Klettenlabkraut. Deshalb wird Butisan Kombi oft mit Clomazone kombiniert, um neben Klette auch Wegrauke zu erfassen.
  • Metazachlor-frei können Sie mit Tanaris arbeiten (Dimethenamid-P und Quinmerac). Die nicht immer ausreichende Kamille-Leistung lässt sich durch den Zusatz von Runway VA ausgleichen. Alternativ können Sie Runway (evtl. plus Fox gegen Wegrauke) im Nachauflauf nachlegen.
  • Quinmerac empfiehlt sich vor allem auf Flächen mit Klettenlabkraut und Geflecktem Schierling. Bei starkem Schierlings-Druck sind 250 g/ha des Wirkstoffs nötig. Enthalten ist Quinmerac in Fuego Top und Butisan Gold.
  • Pendimethalin im Mittel Stomp Aqua wirkt mit 0,5 bis 0,7 l/ha gut gegen Ochsenzunge und Klatschmohn. Setzen Sie es maximal 48 Stunden nach der Saat ein – ein späterer Termin kann den Raps schädigen. Im Nachauflauf lässt sich Stomp Aqua erst ab EC 16 wieder verträglich einsetzen. Hinweis: Wählen Sie bei starkem Druck mit Ochsenzunge auf jeden Fall den Vorauflauftermin. Achten Sie zudem auf die speziellen Auflagen des Herbizids.


Was geht im Nachauflauf?

Wegrauke und Ackerstiefmütterchen lassen sich auch im Nachauflauf mit Fox erfassen. Ein Splitting verbessert die Wirkung (0,3 l/ha ab dem 4-Blattstadium, rund 0,5 bis 0,7 l/ha ca. 10 Tage später in EC 16). Gegen Ochsenzunge/Ackerkrummhals und Storchschnabel erreichen Sie eine Nebenwirkung. Wer Runway oder Effigo zumischt, verstärkt die Wirkungsgrade zusätzlich und sichert gegen Kornblume, Kamille und Klatschmohn ab. Mischen Sie keinesfalls weitere Mittel in den Tank!


Optimal ist warmes Wetter beim Einsatz. Achten Sie bei Fox-Spritzungen zudem auf trockene Rapsblätter, sonst können Blattflecken die Folge sein. Zwischen der Herbizidmaßnahme und dem Einsatz eines Wachstumsreglers, Insektizids oder Gräserherbizids sollten fünf bis sieben Tage liegen, weil sich die Wachsschicht erst wieder aufbauen muss.


Falls gegen Storchschnabel kein Spezialwirkstoff zum Einsatz kam, können Sie mit Fox (Splittinganwendung) eine Teilwirkung erreichen. Die erste Maßnahme gegen Storch- und Reiherschnabel sollte vor dem zweiten Laubblattstadium des Unkrauts erfolgen. Reduzieren Sie keinesfalls die Aufwandmengen. Die zweite Applikation rund sechs bis acht Tage später ist ein Muss, damit der Storchschnabel nicht wieder austreibt.


Falls Sie Stomp Aqua im Vorauflauf nicht spritzen konnten, besteht die Möglichkeit, das Mittel gegen Ochsenzunge/Ackerkrummhals und Klatschmohn ab dem 6-Blattstadium mit 2,0 l/ha einzusetzen. Am besten erfolgt die Anwendung während der Vegetationsruhe. Eine zu späte Spritzung im Frühjahr (nach Vegetationsbeginn) kann allerdings zu Schäden an den Blütenanlagen führen. Weitere Hinweise zu den Eigenschaften und Auflagen wichtiger Herbizide gegen Unkräuter finden Sie in Übersicht 3 auf Seite 78.


Tipps gegen Gräser:

Früh aufgelaufene Gräser und Ausfallgetreide werden durch die Vorauflauf-Behandlung mit Bodenherbiziden (Metazachlor bzw. Metazachlor + Dimethenamid-P) zum Teil miterfasst. Der erste Einsatz speziell gegen Ausfallgetreide sollte erfolgen, wenn das Getreide 1 bis 2 Blätter hat. Warten Sie nach einer Clomazone-Maßnahme aber das Durchgrünen ab. Zu empfehlen sind dann Produkte aus der Gruppe der FOPs wie Agil-S, Fusilade Max, Gallant Super, Panarex oder Targa Super.


Falls eine zweite Behandlung (3- bis 4-Blattstadium) nötig ist, können Sie diese mit einem Wachstumsregler und/oder Insektizid kombinieren. Die Wachstumsregler wirken wie Öle und beschleunigen die Wirkstoffaufnahme. Gelistete Zusatzstoffe verbessern die Wirkung dagegen nur bei Soloanwendungen der Gräsermittel.


Speziell gegen Ausfallgerste und bei günstigen Bedingungen (hohe Luftfeuchte) können Sie die Aufwandmenge auf 30 bis 50% reduzieren. Roggen und Weizen sind etwas hartnäckiger, in diesen Fällen sind zwei Drittel bis die volle Aufwandmenge zu empfehlen.


K.o. für Fuchsschwanz:

In Getreidefruchtfolgen treten zunehmend Probleme mit schwer bekämpfbarem Ackerfuchsschwanz auf. Nutzen Sie den Raps für eine konsequente Bekämpfung und planen Sie auf betroffenen Flächen den Einsatz von Kerb Flo, Cohort oder Milestone ein. Diese besitzen einen anderen Wirkort als die DIMs und FOPs und sind somit ein wichtiger Baustein in der Fuchsschwanzbekämpfung. Hier ein Fahrplan gegen das Ungras Nr. 1:


  • Bereiten Sie das Saatbett rechtzeitig, um dem Fuchsschwanz ausreichend Zeit zum Auflaufen zu geben (falsches Saatbett). In puncto Zeit sind Winter- oder Sommergerste ideale Vorfrüchte.
  • Behandeln Sie die den Auflauf direkt vor der Saat mit Glyphosat.
  • Führen Sie die Aussaat des Rapses ohne eine Bodenbearbeitung durch, da diese eine erneute Auflaufwelle hervorrufen würde.


Anschließend spielen die Wirkstoffe Metazachlor und Dimethenamid-P, die Sie evtl. bei der Vorauflaufanwendung eingesetzt haben, auch gegen Fuchsschwanz eine wichtige Rolle. Denn erste, gerade keimende Ungraspflanzen werden von den Wirkstoffen erfasst. Die Wirkungsgrade hängen dabei von der Bodenfeuchte ab.


Danach sollte eine separate Ungrasbekämpfung erfolgen: Weil FOPs wie Agil-S oder Gallant Super vielerorts nicht mehr gegen Fuchsschwanz wirken, kommen vermehrt Focus Ultra oder Select 240 EC aus der Gruppe der DIMs zum Einsatz. In der Praxis zeigt der Wirkstoff Clethodim im Select 240 EC oft eine bessere Wirkung als Cycloxydim (Focus Ultra). Das liegt daran, dass Focus Ultra wegen einer deutlicheren Resistenzausprägung verstärkt auf die Target-Site Resistenz Leu1781 selektiert, was dann schneller im Feld sichtbar wird. Aber auch Clethodim selektiert. Das heißt: Wenn die resistenten Genotypen in hohem Anteil homozygot vorliegen, funktioniert auch Select 240 EC nicht mehr. Ziel muss es sein, die Einsatzhäufigkeit von Focus Ultra und Select 240 EC zu minimieren.


Wer seinen Raps erfolgreich zum optimalen Kerb-Termin (Dezember) gebracht hat, sollte das Herbizid mit voller Aufwandmenge einsetzen. Das gilt auch für die anderen Propyzamid-Produkte. Feuchte Böden und/oder nachfolgender Regen sind zwingend nötig, da gerade bei frohwüchsigen Rapsbeständen der Bodenwirkstoff schnell von den Blättern abgefangen wird. Für eine gute Wirkung sind Bodentemperaturen von unter 10°C erforderlich (gilt auch für Milestone). Ist es wärmer, baut sich der Wirkstoff zu schnell ab.


Interessenskonflikte sind vorprogrammiert, wenn die Vorbehandlung versagt hat und die Herbstwitterung nicht mitspielt. Wer den Kerb-Einsatz vorziehen muss (weil der Fuchsschwanz zu groß wird), sollte bedenken, dass die Wirkung des Mittels am schlechtesten ist, wenn große Fuchsschwanzpflanzen auf warmes Herbstwetter treffen. Dass die besten Einsatztermine in der Regel im Dezember liegen, zeigen Versuche der LWK Schleswig-Holstein.


Die nachlassende Wirkung von Propyzamid gegen schon bestockten Fuchsschwanz hat im Übrigen nichts mit einer beginnenden Resistenz von Kerb Flo und Co. zu tun. Dies liegt daran, dass der Wirkstoff in den obersten 3 bis 5 cm des Bodens am stärksten konzentriert ist. Großer Fuchsschwanz mit tiefen Wurzeln ist aus diesem Bereich herausgewachsen. In diesen Ausnahmefällen kann Focus Ultra blattaktiv unterstützen. Richten Sie aber auch in diesen Situationen den Anwendungstermin am Wirkstoff Propyzamid aus.


Wer sich an diese Strategie hält, kann seinen Raps wirkungsvoll vor Fuchsschwanz schützen. Über die Gesamtfruchtfolge gesehen, besteht im Winterraps die größte Chance, das Samen-potenzial zu reduzieren. Kontakt:


matthias.broeker@topagrar.com

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