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Der Herr der Honigbienen

Lesezeit: 7 Minuten

Imker Ansgar Westerhoff führt mit etwa 5000 Bienenvölkern Deutschlands größte Imkerei. Für seinen Honig hat er eine Nische entdeckt.


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Wer auf das Gelände der Imkerei Westerhoff im brandenburgischen Worin fährt, hört das Summen tausender Bienen. Auf dem rund 2 ha großen Betriebsgelände ist ordentlich was los: Hoflader fahren umher, in der Werkstatt reparieren Mitarbeiter alte Bienenkästen und etwas abseits hinter den Gebäuden kümmern sich Imker in voller Montur um die Bienennachzucht.


Hobby zum Beruf gemacht:

Der Imker Ansgar Westerhoff hat bereits mit 17 Jahren – inspiriert von einem Nachbarn – als Hobby mit der Imkerei angefangen. Zu Beginn seines Studiums hatte er zusammen mit Freunden schon über 30 Bienenvölker. Die Bienenhaltung baute er nach dem Studium der Bienenkunde zunächst in Göttingen (Niedersachsen) weiter aus. Weil auf dem dortigen Gelände der Platz nicht mehr reichte, zog er vor 13 Jahren auf den heutigen Standort. Hier hat Westerhoff nun um die 5000 Bienenvölker und alles, was er für die Honigproduktion und -vermarktung benötigt. „So stark wachsen konnten wir nur, weil die Nachfrage nach deutschem Honig – speziell nach Biohonig – enorm gestiegen ist“, erklärt er. Die Selbstversorgung liegt in Deutschland nur bei 20%.


Den Niedrigpreissektor – so Ansgar Westerhoff – bedienen die deutschen Imker nicht. Das liegt an der intensiven Betreuung der Bienen, die im dicht besiedelten Deutschland sehr viel aufwändiger ist, als in anderen Ländern wie Brasilien oder Mexiko. Um den Absatz seines Honigs sorgt sich der Imker trotzdem nicht.


Tonnenweise Honig:

Rund 220 t Honig produzierten Westerhoffs Bienen im letzten Jahr. „In guten Jahren, wenn Temperatur und Niederschlag stimmen, lässt sich die Menge noch steigern. In schlechten Jahren, wenn z.B. die Varroamilbe stark zuschlägt, kann es aber auch deutlich weniger sein“, sagt Westerhoff. Mit der Menge im letzten Jahr ist der Imker zufrieden.


Viel weniger als 200 t sollten es jedoch vor allem wegen der hohen Personalkosten nicht sein. In der Saison beschäftigt er mehr als 30 Mitarbeiter, davon arbeiten rund 20 in Vollzeit. Allein das zeigt, wie arbeitsintensiv die Imkerei ist. Vor allem die Betreuung der Bienenvölker ist viel Handarbeit.


In den Schwärmzeiten, wenn die Größe der Völker stark wächst, müssen Westerhoff und seine Mitarbeiter jedes Volk einmal in der Woche kontrollieren. Denn: Haben die Bienen zu wenig Platz, teilt sich das Volk und ein Teil schwärmt aus, um sich eine neue Bleibe zu suchen. „Das darf keinesfalls passieren, da sonst Verluste von bis zu 60% eines Volkes entstehen“, sagt Westerhoff. „Abgesehen davon, dass direkt der Nachbar anruft, wenn die Bienen in irgendeinem Baum hängen.“


Daher müssen die Imker den Bienen zusätzliche Zargen (Kästen mit Waben) zum Einlagern von Honig auf die bisherigen Kästen aufbauen. Andersherum dürfen die Bienen aber auch nicht zu viel Platz bekommen. „Sonst schleudern wir zur Honiggewinnung lauter halbvolle Rähmchen. Das ist unglaublich zeit- und kostenintensiv“, so der Imker.


Vermarktung nur in Fässern:

Weniger aufwändig ist bei ihm die Vermarktung. Eine Direktvermarktung, z.B. über einen eigenen Hofladen, gibt es nicht. Er vermarktet den Honig ausschließlich in 300-kg-Fässern an einen großen Abnehmer, der ihn in Gläser abfüllt und weiter vertreibt.


Das ist auch für den Abnehmer von Vorteil. Er bekommt den vollständigen Ertrag und konkurriert nicht mit der Direktvermarktung um den Honig. „Das ist die Nische, die wir gefunden haben“, sagt Westerhoff.


Ein Jahr mit Westerhoffs Bienen


Die Standorte für seine Bienen zu finden, ist für den Imker kein Problem. Viele nutzt er jedes Jahr wieder. „Zudem halten alle Mitarbeiter die Augen offen“, sagt er. Einer ist sogar darauf spezialisiert, in weiter entfernte Gebiete zu fahren, um dort nach neuen Standorten zu suchen. Vor Ort bespricht der Mitarbeiter dann sein Vorhaben mit Förstern und Landwirten.


„Am effektivsten ist es, wenn die Bienen im Umkreis von 500 m bis 1 km um die Kästen herum sammeln“, sagt Westerhoff. Alles andere dauert zu lange und die Bienen verbrauchen dabei Honig. Wie ein „Bienenjahr“ bei ihm abläuft, erklärt er wie folgt:


Über Winter stehen die Bienenkästen an einem sonnigen, trockenen und geschützten Standort. Dort sammeln die Bienen im Frühjahr auch den ersten Nektar, z.B. von Obstblüten. Treten im Winter Probleme auf, ist der Imker machtlos. „Die Bienen müssen gesund und mit genügend Futter eingewintert sein“, so Westerhoff. Eingreifen kann er erst im zeitigen Frühjahr wieder.


Bereits im Februar oder März beginnen die Bienen zu brüten. Die meisten Tiere schlüpfen Ende März und im April. „Die Völker können in dieser Zeit regelrecht explodieren“, berichtet der Imker. In dieser Zeit herrscht bei ihm Hochbetrieb. Der Lebenszyklus einer Biene ist in der Übersicht auf Seite 132 dargestellt.


Wenn Bienen umziehen…

Vom Überwinterungsstandort geht es für Westerhoffs Bienen in den Raps. Um beim Verladen Zeit zu sparen, stehen die Bienenkästen zu viert auf einer Europalette mit gemeinsamer Bodenkonstruktion und einem Blechdeckel.


Mit den selbst konstruierten Raupenstaplern oder Hofladern verladen Westerhoff und seine Mitarbeiter abends die Bienen auf Lkws. Über Nacht erfolgt der Transport zu den neuen Flächen. „Diese müssen mindestens 6 km entfernt liegen, damit die Bienen nicht wieder zum alten Standort zurückfliegen“, weiß Westerhoff.


Wichtig beim Transport ist vor allem, dass die Bienen genug Luft bekommen. Daher bleiben bei ihm die Fluglöcher der Kästen während der Fahrt geöffnet. Das ist stressfreier. „Bei Nacht fliegen die Bienen ohnehin nicht“, sagt er. Wenn die Fahrt allerdings bis in den Morgen andauert, muss Westerhoff die Fluglöcher schließen. Denn bereits bei den ersten Sonnenstrahlen fliegen die Bienen los.


Im Raps angekommen, sind die Bienenvölker für etwa vier Wochen sehr gut versorgt und entwickeln sich stark. „Das tut den Bienen gut“, sagt Westerhoff. Im Raps erntet der Imker oft die höchsten Mengen an Honig. Er erntet bzw. schleudert erst, wenn die Blüte vorbei ist. Bis dahin erweitert er die Bienenkästen stetig.


Auf einen Hektar Raps stellt Westerhoff vier Bienenvölker. „Wenn viele Bienen an einem Feld stehen, sieht man die beschleunigte und gleichmäßigere Abreife der Bestände“, sagt Westerhoff. Das freut auch die Landwirte. Die genaue Bestäubungsleistung sei aber schwierig zu beziffern. Denn in Raps sind Bienen nicht die einzigen Bestäuber.


Nach dem Einlagern des Rapshonigs in die Waben muss die Verarbeitung schnell gehen. „Die Verluste wären gigantisch, wenn der Rapshonig in den Waben festklebt“, sagt Westerhoff. Daher müssen die Mitarbeiter im Drei-Schicht-Betrieb Tag und Nacht schleudern. Für Honig aus anderen Kulturen ist das zügige Verarbeiten dagegen nicht so wichtig. Nach dem Raps geht es für die Bienen in die Robinie, anschließend in die Linde. Danach wird sortiert: Nur gesunde Völker dürfen in den Schwarzwald, um Tannenhonig zu sammeln.


Kampf gegen die Varroamilbe:

Sorgen bereitet Westerhoff die zunehmende Gefahr durch Varroamilben. „Wegen des Klimawandels brüten die Bienen früher. Und Jahre mit hohen Bienenverlusten waren immer solche, in denen die Bienen früh mit der Brut begonnen haben und sich die Varroamilbe stark vermehren konnte“, so die Beobachtung des Imkers.


Zur Überwachung legt er Pappunterlagen unter die Gitterböden der Bienenkästen, um die Milben auszuzählen. Der Schädling macht vor allem ab Mitte Juli Probleme. Völker mit Varroamilben-Befall behandelt Westerhoff mit Ameisensäure. Sobald sie milbenfrei sind, nutzt er sie zur Vermehrung. So schlägt er zwei Fliegen mit einer Klappe: Er bekämpft effektiv die Varroamilbe und vermehrt und verjüngt die Völker. „Dies ist notwendig, weil man immer mit gewissen Ausfällen wie Winterverlusten, Abschwärmen oder stärkerem Varroabefall als erwartet rechnen muss“, sagt Westerhoff.


Doch trotz der Herausforderungen vor allem mit der Milbe bleibt Westerhoff seinen Bienen treu. Er arbeitet gern mit den fleißigen Honigsammlern. Ausweiten will er seine Bienenhaltung erst einmal aber nicht. „Mit 5000 Völkern sind wir derzeit mehr als ausgelastet“, erklärt er.Pia Fehrenbach

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