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Der Preis für Mais: So kalkulieren Sie richtig im Maisanbau

Der Preis für Mais: So kalkulieren Sie richtig im Maisanbau

In den kommenden Wochen stehen vielerorts die Verhandlungen für Silomais-­Verkäufe an. Welche Preise sich bei den aktuellen Getreidenotierungen ergeben, sehen Sie hier.

Lesezeit: 7 Minuten

In den kommenden Wochen stehen vielerorts die Verhandlungen für Silomais-­Verkäufe an. Welche Preise sich bei den aktuellen Getreidenotierungen ergeben, hat Prof. Thore Toews von der FH Bingen kalkuliert.


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Der Preis für Silomais bleibt auch in diesem Herbst ein heiß diskutiertes Thema. Anders als etwa beim Weizen gibt es keinen flächendeckenden Markt, nach dem sich Anbieter und Käufer richten können, sondern allenfalls regionale Preisniveaus.


Entsprechend gilt es für Anbieter und Nachfrager genau zu kalkulieren, um den Spielraum in ihren Preisverhandlungen zu kennen. Den wichtigsten Orientierungspunkt liefert dabei der Weizenpreis. Er bildet insbesondere für mehrjährige Lieferverträge die Grundlage.


Denn langfristig wird ein Ackerbauer nur bereit sein, Silomais anzubauen, wenn er damit mindestens so viel Geld verdienen kann, wie mit der Kultur, die er durch den verstärkten Maisanbau verdrängt. Dies wird vielerorts Winterweizen, in manchen Regionen aber auch Roggen oder Sommergerste sein.


In der Regel wird die Frage lauten: Bei welchem Silomaispreis erziele ich am Standort denselben Gewinn wie mit Winterweizen-Anbau? Die Antwort liefert eine Vergleichsrechnung zwischen Weizen- und Maisanbau. Wie Übersicht 1 zeigt, ist hierfür der Gewinn des Weizenanbaus zu kalkulieren und als „Nutzungskosten“ zu den Gesamtkosten des Maisanbaus zu addieren. Dabei sind bei längerfristiger Planung sämtliche Kosten außer der Pacht und alle Leistungen außer der Flächenprämie zu berücksichtigen.


Weizenpreis als langfristiger Orientierungspunkt


Im Beispiel aus Übersicht 1 ergibt sich bei den unterstellten Annahmen ein Gewinn beim Weizenanbau von 22 €/ha. Ihm liegen ein Weizenertrag von 8 t und ein Weizenpreis von aktuell 125 €/t zugrunde. Wenn die Preise nach der Ernte nicht noch deutlich anziehen, wird es für Anbauer also leider kein gutes Weizenjahr.


Beim Silomais wurde ein Frischmasseertrag von 45 t/ha unterstellt. Die Gesamtkosten des Maisanbaus betragen 968 €/ha. Ernte- und Transportkosten sind für den Mais nicht berücksichtigt, da der Mais stehend ab Feld bzw. auf dem Halm verkauft werden soll.


Damit ergibt sich eine aktuelle Preisuntergrenze für den Silomais von 989 €/ha (968 €/ha + 22 €/ha). Das bedeutet: Ab einem Silomaispreis von 989 €/ha stehend ab Feld bzw. 22 €/t (989 € : 45 t) wäre der Maisanbau beim gegenwärtigen Weizenpreis rentabler als die Weizenproduktion. Der gesunkene Weizenpreis zieht also den daraus abgeleiteten Silomais-Preis kräftig mit nach unten.


Soll der Mais nicht frei Halm, sondern frei Silo verkauft werden, sind pro Tonne Frischmasse gut 7 € für Ernte und Transport draufzuschlagen. Für gelagerte Silage liegt der Preis noch einmal um gute 5 € höher, da neben den Lagerkosten Masseverluste von rund 10 % durch die Silierung zu berücksichtigen sind.


Wird an eine Biogasanlage verkauft, die den Gärrest zurückliefert, dann sinkt der erforderliche Silomaispreis. Denn zumindest in Ackerbauregionen ist der Düngewert, der zurückgelieferten Nährstoffe zu berücksichtigen. Bei aktuellen Düngerpreisen macht die Gärrestrücknahme gut 2 €/t Mais aus.


Diese Preise gelten wohlgemerkt bei einem unterstellten Weizenpreis von 125 €/t. Dieses niedrige Preisniveau sollte man aber sicher nicht in mehrjährigen Lieferverträgen festschreiben. Wird Weizen teurer, dann steigt auch der erforderliche Silomaispreis (Übersicht 2). Liegt der Weizenpreis z. B. bei 145 €/t, müsste der Anbieter schon 25,5 €/t für seinen Mais (stehend ab Feld) erhalten, damit sich der Anbau unter sonst gleichen Bedingungen lohnt. Bei 200 €/t Weizenpreis müsste Silomais sogar mindestens 35 €/t bringen. Fällt der Weizenpreis hingegen auf 100 €/t, sinkt der erforderliche Silomaispreis auf 17,6 €/t.


Aus diesem Grund empfiehlt es sich, den Silomaispreis in mehrjährigen Lieferverträgen flexibel an den Weizenpreis zu koppeln – z. B. so, dass der Anbauer stets 10 % mehr verdient als mit der Winterwei­zenproduktion. Zum beiderseitigen Ri­si­ko­ausgleich in langjährigen Partnerschaf­ten helfen außerdem ergänzende Regelun­gen, die den Maispreis in Ausnahmejahren nach oben und unten begrenzen.


Regional große ­Unterschiede


Auch das Ertragsverhältnis zwischen Mais und Weizen beeinflusst den erforderlichen Silomaispreis nicht unerheblich. Hier gilt die Regel: Je höher der Maisertrag im Verhältnis zum Weizenertrag ist, desto wettbewerbsfähiger der Silomais. Er zieht dann schon bei relativ niedrigen Preisen mit dem Weizen gleich. In Übersicht 3 auf S. 34 haben wir kalkuliert, welchen Preis der Silomais bringen müsste, wenn man die durchschnittlichen Weizen- und Silomaiserträge des jeweiligen Landkreises zugrunde legt (gleiche Preise und Kosten wie in Übersicht 1).


Deutlich wird, dass der Silomais in Bayern aufgrund seiner hohen Erträge schon bei relativ niedrigen Preisen (14,8 €/t) konkurrenzfähig mit Weizen ist, während auf guten Getreidestandorten z. B. in Schleswig-Holstein die höchsten Maispreise erforderlich sind (28,8 €/t).


Vergleich mit Körnermais


Kurzfristig gesehen können die Preise für Silomais aber auch deutlich von den Werten, die sich am Weizenpreis orientieren, abweichen. Denn Preise bilden sich bekanntlich durch Angebot und Nachfrage – und dabei müssen Verkäufer und Käufer je nach Marktlage nicht immer gleichermaßen zufrieden sein. Hat ein Ackerbauer schließlich den Mais schon angebaut und möchte ihn auf dem Spot-markt verkaufen, spielt der aktuelle Weizenpreis in seinen Verhandlungen keine Rolle mehr. Denn es besteht schlichtweg nicht mehr die Möglichkeit, Weizen oder eine andere Kultur anzubauen.


Die einzig verbleibende Alternative zum Silomaisverkauf ist nur noch, den Mais abreifen zu lassen und als Körnermais oder CCM zu vermarkten. Das lohnt sich aus ökonomischer Sicht, wenn die Leistungs-Kosten-Differenz beim Dreschen höher ist, als beim Häckseln.


Dies ist bei den zurzeit eingebrochenen Kursen für Körnermais (siehe Beitrag „Wettermarkt bei Körnermais“ auf Seite 126) erst der Fall, wenn der Silomaispreis unter 11,90 €/t fallen würde (Übersicht 4). Dies ist deutlich weniger als der Preis, der sich im Vergleich zum Weizen ergeben würde, und deshalb als kalkulatorische Preisuntergrenze in diesem Jahr von eher theoretischem Wert.


Im Gegenteil lassen die niedrigen Körnermaispreise sogar vermuten, dass das Angebot an Silomais in diesem Jahr noch kurzfristig steigen könnte. Nämlich dann, wenn einige Körnermaisproduzenten den Verkauf der Ganzpflanze z. B. an Biogasanlagen in Erwägung ziehen sollten. Dies lohnt besonders, wenn eine Maissorte gewählt wurde, die neben guten Körnererträgen hohe Massenerträge liefert.


Obere Preisgrenze in weiter Ferne


Trotz der niedrigen Weizen- und Körnermaisnotierungen können die regionalen Silomaispreise freilich auch über den bisher diskutierten Werten liegen. Denn gerade wenn viele Nachfrager in einer Region auf ein begrenztes Angebot an Mais treffen, führen die Gesetze des Marktes zu anziehenden Silomaispreisen.


Die rechnerische Preisobergrenze, die sich aus Sicht des Käufers dabei ergibt, ist allerdings in diesem Jahr, genau wie die kalkulatorische Preisuntergrenze durch den Körnermais, von eher theoretischer Natur. Sie ergibt sich langfristig durch den Rohstoffwert, den der Mais für den Abnehmer hat – wobei der tatsächliche Marktpreis kurzfristig auch deutlich höher oder niedriger liegen kann.


Maßgeblich hängt die Preisobergrenze von der jeweiligen Verwendung ab. So können Biogasanlagen aktuell bei höheren Maispreisen mitgehen als etwa Bullenmäster oder Milchviehbetriebe. Der Betreiber einer gut laufenden 190-kW-Biogasanlage, die den Güllebonus erhält, könnte theoretisch 35 €/t für Silomais stehend ab Feld bieten und trotzdem noch einen positiven Unternehmergewinn erzielen. So hoch ist in diesem Fall der kalkulatorische „Veredlungswert“ von Silomais. Bei anderen Anlagen liegt die „Schmerzgrenze“ deutlich niedriger.


Diese wird jedoch 2009 – angesichts der zu erwartenden guten Maiserträge und der derzeit niedrigen Getreidepreise – für die Preisfindung in der Praxis kaum eine Rolle spielen.


Wir halten fest


Beim aktuellen Weizenpreis von 125 € pro t ergibt sich in unserem Beispiel ein Silomaispreis von 989 € für den ha stehenden Mais bzw. 22 €/t (Ertragsverhältnis 8 t/ha Weizen, 45 t/ha Mais). Wird der Mais frei Silo abgegeben, müsste der Verkäufer über 29 €/t erlösen, um zumindest nicht schlechter als beim Weizen zu fahren. Für fertige Maissilage leiten sich 34 €/t beim derzeitigen Weizenpreis ab.


Haben Verkäufer und Käufer Interesse an einer langfristigen Partnerschaft, sollten sie einen Silomaispreis vereinbaren, der diesem Wert mindestens entspricht bzw. ihn übersteigt. Erfahrungsgemäß liegen die langfristigen Silomaispreise dabei näher am Wert, der sich durch den Weizenpreis ergibt, als am Veredlungswert für den Abnehmer, da dieser das deutlich höhere Risiko trägt.


Kurzfristig kann die Welt aber auch ganz anders aussehen. Denn der Spotmarkt agiert im Gegensatz zu langfristigen Partnerschaften vollkommen unabhängig von der Zufriedenheit der Marktteilnehmer. Hier entscheiden allein die Knappheitsverhältnisse.

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