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Der Wiesenschweidel – das verkannte Talent

Lesezeit: 6 Minuten

Wiesenschweidel – das leistungsfähige Futtergras haben viele nicht auf dem Plan. Zu Unrecht, wie aktuelle Versuche zeigen. Diese verraten mehr über seine Eignung für Niedermoore und sein wahres Talent.


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Eines ist der Wiesenschweidel (Festulolium) auf jeden Fall: Ein Multitalent. Denn er lässt sich sowohl im Ackerfutterbau, z. B. als Mischungspartner für Klee und Luzerne, als auch im Grünland einsetzen. Hier ist er für den Schnitt und die Mähweide geeignet. Bei Beweidung fressen ihn die Tiere gerne.


Was ist Wiesenschweidel?


Oft gibt es aber Verwirrung darüber, um welches Gras es sich beim Wiesenschweidel (Festulolium) handelt. Darunter versteht man heute die Kreuzungsprodukte aus einer Schwingel- (Festuca) und einer Weidelgras-Art (Lolium). Diese Definition gilt seit 2004.


Ursprünglich war der Wiesenschweidel die gezielte Züchtung aus Wiesenschwingel und Welschem Weidelgras. Um diese ursprüngliche Form geht es hier. Es handelt sich dabei um ein mehrjähriges Horstgras mit überwiegend aufrechter Halmstellung. Es sieht dem Welschen Weidelgras relativ ähnlich und kann bis zu 1 m hoch werden. In der Mehrjährigkeit kommt es andererseits dem Wiesenschwingel deutlich näher. Wiesenschweidel erreicht hohe TM-Erträge bei guter bis sehr guter Futterqualität. Im Frühjahr bzw. Frühsommer bildet er ähnlich viele Halme mit Blütenständen wie das Welsche Weidelgras.


Für nordostdeutsche Verhältnisse ist er eine Alternative zum Deutschen Weidelgras, da er für 3 bis 4 Nutzungen pro Jahr geeignet ist. Weidelgras kann sein hohes Leistungspotenzial dagegen erst bei 4 und mehr Nutzungen entfalten. Doch wird es selten so häufig genutzt.


Volle Leistung bereitsbei 3 bis 4 Nutzungen


Der Wiesenschweidel ist früh nutzungsreif. Im 1. Aufwuchs ist er vergleichbar mit Knaulgras, Wiesenschwingel und den spätesten Sorten der frühen Reifegruppe beim Deutschen Weidelgras bzw. nahe der mittleren Reifegruppe. Das erfordert eine frühe Nutzung, um die hohe Futterqualität auch ernten zu können. Die 2. Nutzung muss bei dem Ziel hoher Energiegehalt ebenfalls früh (etwa 21 bis 25 Tage nach der 1. Nutzung) erfolgen.


Unter trockenen Bedingungen wächst der Wiesenschweidel relativ zügig und kräftig nach. Seine unkrautunterdrückende Wirkung ist für die Futtererzeugung günstig. Da er nur eine recht lockere Grasnarbe bilden kann, sind bei der Wahl der Mischungspartner gute Narbenbildner mit hoher Narbendichte zu bevorzugen. Auch sollten die Partner in der Nutzungsreife zueinander passen.


Geeignet für Niedermoor?


Der Wiesenschweidel gilt als geeignet für Mineral- und Anmoorböden sowie auch für Vor- und Mittelgebirgs-Lagen. Weniger sicher erscheinen die bisherigen Aussagen zu seiner Ausdauer auf Niedermoor. Beobachtungen zeigten, dass er den hier kritischen Wintereinfluss besser verkraftet als Deutsche Weidelgräser.


Ob sich der Wiesenschweidel als Mischungspartner für Grünland-Ansaatmischungen eignet, das haben Landeseinrichtungen in verschiedenen Regionen Deutschlands in den letzten zehn Jahren in Versuchen geprüft. In Anlehnung an den dazu mehrortig durchgeführten Ringversuch haben wir auf einem nordostdeutschen Niedermoorstandort einen Wiesenschweidel-Mischungsvergleich angelegt (Versuchs-Details siehe Kasten). Hier die wichtigsten Beobachtungen zur Entwicklung der Hauptbestandsbildner:


Im Jahr 2009 war ein relativ normaler Futterwuchs zu beobachten. Der Winter 2009/2010 brachte Perioden mit niedrigen Temperaturen und eine lange geschlossene Schneedecke. Diese winterlichen Bedingungen hatten starke Narbenschädigungen zur Folge. Davon war das Deutsche Weidelgras am stärksten betroffen. Es nahm in den Mischungen 1 bis 10 (Übersicht 1) im 2. Jahr Ertragsanteile von 20 bis 60 % ein. Nach dem Winter lagen sie im 3. Jahr nur noch bei unter 10 %, überwiegend um 5 %.


Gegenüber dem Vorjahr dominierte das Knaulgras in den Mischungen 1 bis 3 mit sehr hohen Anteilen. In den Mischungen 5 bis 8 nahm das Wiesenlieschgras deutlich zu. In Mischung 7 wurde der Wiesenschwingel (mit über 50 %) und in Mischung 11 der Rohrschwingel (mit etwa 80 %) überragender Mischungspartner.


Deutsches Weidelgras auf Moor ein unsicherer Kandidat


Damit bestätigte sich, dass auf derartigen Standorten Deutsches Weidelgras als Hauptbestandesbildner nur eine unsichere Lösung ist. Bei allen unbestrittenen züchterischen Fortschritten in der Mooreignung dieser Art muss letztlich akzeptiert werden, dass hier mit weiteren bzw. anderen Leistungsträgern in der Grasnarbe zu arbeiten ist.


Insgesamt regenerierten sich die Bestände im Lauf des ersten Halbjahres 2010 erstaunlich gut. Zusätzlich erschwerend kamen 2010 die Niederschläge in teilweise überdurchschnittlicher Höhe und die damit verbundenen länger anhaltenden hohen Grundwasserstände hinzu. So war die Fläche zu Zeiten der Nutzungsreife nicht befahrbar. Das wirkte sich ungünstig auf den Futterwert aus. Das Deutsche Weidelgras war im Wachstum durch den zeitweiligen Wasserüberschuss stark gehemmt. Hier die Ertragsergebnisse:


In beiden Jahren lagen die Wiesenschweidel-Reinsaaten (WSW1, WSW2) auf stabil hohem Niveau mit etwas über 100 dt TM/ha (siehe Übersicht 2). Allerdings blieben sie damit überwiegend un-ter den Erträgen der Mischungen. Den höchsten Ertrag brachte die ergänzende Variante 11 mit dem Rohrschwingel in der Mischung. Dieser konnte sich nicht nur nach dem Winter am besten entwickeln. Er zeigte sich auch im Vegetationsverlauf in guter Verfassung bzw. konnte das Wasserangebot für die Ertragsbildung gut nutzen.


Ausgeglichen hoch im Ertrag war in beiden Jahren die Mischung 2. Den Rückgang des Deutschen Weidelgrases kompensierten Wiesenschweidel und Knaulgras im Masseaufwuchs. Auch in den Mischungen 6 und 10 glich der Wiesenschweidel den Ausfall des Deutschen Weidelgrases aus. Sie gehören neben den Mischungen 3, 5, 7 und 9 zu den ebenfalls beobachtenswerten Varianten. Der Abfall der Mischungen 4 und 8 vom 2. zum 3. Jahr lag ebenfalls am Deutschen Weidelgras, der hier nicht durch andere Partner aufgefangen werden konnte.


Späte Nutzung verdirbt die Futterqualität


Bei betriebsüblicher Nutzung der Wiesenschweidel-Aufwüchse (Sorte Paulita) zeigte sich, dass mit verlängerter Aufwuchszeit Futterqualität verloren geht (Übersicht 3). Es bestätigte sich, dass ein Monat Aufwuchsdauer zwischen dem 1. und 2. Schnitt zu lang ist, um eine energiereiche Silage zu erzielen. Die Fasergehalte sind zu hoch, die Verdaulichkeit (ELOS = Enzymlösliche organische Substanz) ist zu niedrig und der Energiegehalt ohnehin deutlich geringer als zu fordern. Ähnliches gilt teilweise für den 3. Aufwuchs.


Eine wesentliche Folgerung lautet daher: Wer mit Neuansaaten und Nachsaaten arbeitet, muss dem Nutzungstermin und der Beobachtung seiner Pflanzenbestände deutlich mehr Aufmerksamkeit schenken. Die vorhandenen hohen Leistungspotenziale, gerade hinsichtlich der Qualität, bleiben sonst ungenutzt.


Der Wiesenschweidel kann normalerweise ähnlich hohe Zuckerwerte (WKH = Wasserlösliche Kohlehydrate) erreichen wie die Weidelgräser. Zum Energiegehalt ist anzumerken, dass sich über die Schätzformel für die Berechnung (neben den Werten für Faser und Verdaulichkeit) der relativ niedrige Rohfettgehalt bemerkbar macht. Hier gilt es noch Erfahrungen zu sammeln, da es an Erklärungen für die unter den Erwartungen liegenden Rohfettwerte mangelt.


Im Mittel der Gras-Mischungen (Übersicht 4) sieht es ähnlich aus wie beim Reinbestand. Die negativ zu wertenden Gehalte werden aber noch übertroffen. Statistisch gesicherte Unterschiede zwischen den Mischungen gibt es in den Gehalten an Rohprotein, Wasserlöslichen Kohlenhydraten, ELOS und in den Fasergehalten.


In der Übersicht 5 sind nur die vier Mischungen aufgeführt, die in einem der vier Schnitte den höchsten oder den geringsten Energiegehalt erreicht haben. Der letzten Spalte entnehmen Sie, wie die geernteten Bestände zusammengesetzt waren. Der Zusammenhang zwischen den tragenden Arten und dem Energie-Wert zeigt sich deutlich.

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