Vor allem in niederschlagsreichen Futterbaugebieten bringt die neue Düngeverordnung große Probleme für viele wirtschaftlich starke und zukunftsfähige Milchviehbetriebe mit sich. Sie sind darauf angewiesen, die günstigen natürlichen Bedingungen von Grünland und Feldfutterbau zu nutzen, die relativ hohe Viehbestände je ha Futterfläche erlauben, ohne die Umwelt zu belasten.
Die Begrenzung der N-Ausbringung mit Wirtschaftsdüngern auf 170 kg je ha mit jetzt deutlich höheren N-Ausscheidungswerten für Milchkühe lässt keine sinnvolle Verwertung der Gülle zu. Auf Grünland lassen sich zwar mehr als zwei Kühe je ha ernähren, die daraus anfallende Gülle muss aber teils abgegeben werden. Im Gegenzug muss man Mineraldünger zukaufen – das ist völliger Irrsinn!
Sogar Betriebe mit weniger als 2,0 GV/ha kommen mit den aktuellen Ausscheidungswerten in Schwierigkeiten, wenn sie hohe Milchleistungen erreichen. Das ist fachlich nicht zu rechtfertigen, denn auch bei vergleichsweise intensiver Düngung ist die N-Auswaschung auf Grünland sehr viel geringer als auf Ackerland. Das ist seit langem bekannt und durch viele Untersuchungen bestätigt.
Die sogenannte Derogation mit erlaubter N-Ausscheidung pro ha Grünland von 250 kg wäre aus diesem Grund angemessen, sachgerecht und dringend notwendig. Die Attraktivität von Grünland- gegenüber Ackernutzung würde dadurch wesentlich gestärkt, ohne dass staatliche Mittel dafür fließen müssten.
Sollte die EU die Derogation erlauben, sind die Probleme der Landwirte aber nicht in vollem Umfang gelöst. Neben Stickstoff steht Phosphor im Fokus der Düngeverordnung und könnte zum nächsten Stolperstein werden. Bei der konkreten Umsetzung der Düngeverordnung in den Details wäre es auch sehr wichtig mit plausiblen und nicht überzogenen Werten für die Phosphor-Ausscheidung und -Verwertung zu rechnen, um nicht nach einem entschärften N-Problem vor einer ähnlichen Hürde im Bereich P zu stehen.