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Die ganze Südpfalz bewegt sich

Lesezeit: 4 Minuten

Auf über 100 ha Blühflächen kommen die Südpfälzer Landwirte in einem gemeinsamen Kraftakt mit Politik, Verbänden und Industrie. Ein Modell auch für andere Regionen?


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In einer Gunstregion wie der Südpfalz 100 ha aus der Produktion zu nehmen, um Blühflächen anzulegen – dieses Kunststück ist 30 Landwirten und Winzern mit breiter Unterstützung von regionalen Organisationen und Unternehmen gelungen. Auf über 200 Schlägen säen und pflegen sie seit 2016 ein- und mehrjährige Blühflächen, legen Lerchenfenster an und führen weitere biodiversitätsfördernde Maßnahmen durch.


Dass sich eine ganze Region in einem 15 km breiten Gürtel – von Landau in der Pfalz im Norden bis zur französischen Grenze im Süden – für die Artenvielfalt auf Äckern und Weinbergen engagiert, ist nicht die einzige Besonderheit des Projektes. Einzigartig sind auch die Finanzierung über Spendengelder, die gemeinsame Organisation von Aussaat und Pflegemaßnahmen sowie das begleitende Artenmonitoring durch unabhängige Experten.


Initiative von praktikern


„Die Landwirte bringen ihre Flächen ein und bereiten sie für die Aussaat vor. Um den Rest kümmern wir uns“, sagt Reinhold Hörner. Bei dem Winzermeister und Ackerbauer aus Hochstadt (Lkr. Südliche Weinstraße), der auch Präsident des Weinbauverbandes Pfalz ist, laufen alle Fäden des Projektes zusammen.


Hauptinitiatoren für die „Biodiversitätsregion Südpfalz“ waren der Naturschutzverband Südpfalz und die Firma BASF. An der Koordination, Finanzierung und Durchführung beteiligen sich zudem das Landwirtschaftsministerium Rheinland-Pfalz, die RWZ-Tochter RWS, die VR-Bank und die Stiftung zum Schutz von Landschaft und Natur in der Südpfalz sowie der Maschinenring Südpfalz. Die Kosten für das Monitoring trägt BASF im Rahmen der konzerneigenen Initiative „FarmNetzwerk Nachhaltigkeit.“ Insgesamt schätzt Hörner die laufenden Ausgaben pro Jahr auf etwa 50000 €, wobei das Saatgut einer der größeren Blöcke ist. Zum Einsatz kommen bisher die einjährige Mischung „Fakt 1“ sowie die mehrjährigen Mischungen „Lebensraum 1“ und „Veitshöchheimer Bienenweide“. Sie wurden zum Teil speziell an die Region angepasst und viele beteiligte Landwirte lassen sich die Einsaat übers Greening als „Brache mit Honigpflanzen“ fördern. „Denn Maßnahmen im Agrarumweltprogramm passten bisher nicht zu unseren Strukturen“, betont er. Bei der Auswahl der Standorte hat jeder Praktiker freie Hand. Oft handelt es sich um unförmige Feldkanten oder Spitzkehren, um vernässte oder zu starker Trockenheit neigende Standorte. „Unser Ziel ist, produktives Ackerland intensiv zu nutzen und den Rest zu begrünen, um dort Freiräume für mehr Arten zu schaffen“, so Hörner.


Sorgfalt bei der Aussaat


Reinhold Hörner hat selbst auf 2,5 von insgesamt 100 ha Ackerfläche Blühmischungen eingesät. Dass auf seinem Schlag „Hochstadt, Am Nussbaum“ besonders viele wertvolle Arten aufkamen, führen die Biologen auf eine gelungene Bodenvorbereitung und eine sorgfältige Aussaat zurück (s. Übers. 1). Sein Berufskollege, Thomas Knecht aus Herxheim, betont: „Wir brauchen ein feinkrümeliges, unkrautfreies Saatbett wie für Raps oder Rüben und eine flache Ablage der feinen Samen.“


Weil aber gerade das für viele Landwirte eine Herausforderung ist, führt der Maschinenring bei den allermeisten Projektteilnehmern die Einsaat einheitlich mit einem 60-PS-Schlepper und einer 3m-Güttler-Prismenwalze mit pneumatischem Saataufsatz durch. Und zwar möglichst immer mit dem gleichen Fahrer. „Dass sich so die Aussaat unter Umständen vier Wochen hinzieht, ist nicht ideal, aber besser, als wenn jeder Landwirt selbst sät. Denn in der Regel schenkt er seinen Hauptkulturen die größere Aufmerksamkeit“, meint Hörner. Fingerspitzengefühl ist auch bei der Pflege mehrjährig angelegter Flächen gefordert. Damit künftig ein streifenweiser Schröpfschnitt möglich ist, haben die Bauern vor Kurzem mit Spendengeldern ein Doppelmessermähwerk angeschafft. „So können wir früher und höher schneiden, so dass wir nicht alle Insekten auf einen Schlag vertreiben“, erklärt Reinhold Hörner. Geplant ist, dass ein Lohnunternehmer alle Flächen mäht. Den Zeitpunkt dafür bestimmt er gemeinsam mit dem Maschinenring.


Wie geht es weiter?


Die Landwirte loben das vertrauensvolle Miteinander der Partner innerhalb des Projekt-Netzwerks. „Wer uns ein Mähwerk finanziert, muss darauf vertrauen können, dass wir die Mittel nicht in den Sand setzen.“


Dass sie jedes Jahr das nötige Geld zusammenbekommen, ist dennoch keine Selbstverständlichkeit und die Beschaffung kostet Reinhold Hörner viel Zeit. Als BASF die Abteilung Nachhaltigkeit im Frühjahr 2019 neu organisierte, wurden die Landwirte zunächst unruhig. Die Finanzierung des Projektes habe dabei aber nie zur Debatte gestanden, teilt das Unternehmen mit.


Den Praktikern gibt das Auftrieb, zumal weitere Aufgaben warten. Thomas Knecht: „Wir planen einen Blühstreifenverbund und diskutieren über Insektenschutzzonen sowie über ein anderes Feldwegemanagement.“


silvia.lehnert@topagrar.com

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