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Die Gefahr aus dem Boden

Lesezeit: 5 Minuten

Gelbliche Befallsnester in Gerste, oft in Bearbeitungsrichtung auseinander gezogen, deuten auf einen Befall durch die Gerstengelbmosaikvirose hin – ausgelöst durch das Gerstengelbmosaikvirus (Barley yellow mosaic virus, BaYMV mit den Stämmen BaYMV-I und BaYMV-II) und/oder das Milde Gerstenmosaikvirus (Barley mild mosaic virus, BaMMV). Der bodenbürtige Überträger Polymyxa graminis infiziert junge Gerste im Herbst in feuchten Böden, besonders gefördert von Staunässe und frühem Frost (siehe Kasten).


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Vormarsch der Viren:

Neben dem Gelbmosaikvirus-Komplex verursachen weitere bodenbürtige Viren immer öfter wirtschaftliche Ertragsausfälle in Winterweizen, -gerste, -triticale und -roggen. Dazu zählen diese sogenannten Furoviren:


  • Getreidemosaikvirus (Soilborne cereal mosaic virus, SBCMV),
  • Weizenmosaikvirus (Soilborne wheat mosaic virus, SBWMV) mit den Stämmen Nebraska (N) und New York (NY) und
  • Gerstenmosaikvirus (Soilborne barley mosaic virus, SBBMV).


Zudem zählt das folgende Bymovirus dazu:


  • Weizenspindelstrichelmosaikvirus (Wheat spindle streak mosaic virus, WSSMV).


Die Viren SBCMV, SBWMV und WSSMV infizieren Triticale, Roggen, Hart- und Weichweizen. Das SBWMV kann auch Gerste, Dinkel, Einkorn und Emmer befallen. Starke Schäden verursacht SBBMV nur in Gerste.


Typische Symptome:

Überträger ist, wie auch bei BaYMV/BaMMV, der Wurzelparasit Polymyxa graminis. Er überdauert in Form von Dauersporen in Wurzelresten im Boden. Nach der Herbstaussaat des Getreides keimen Zoosporen aus, dringen in die Wurzeln der Pflanzen ein und schleusen damit das Virus in die Wurzelzellen. Abhängig von der Temperatur breitet es sich in die oberirdischen Pflanzenteile aus.


Im zeitigen Frühjahr zeigen infizierte Getreidepflanzen grüne oder gelbe Mosaiksymptome in den nach dem Winter neu wachsenden Blättern. Bereits in EC 21 treten starke Vergilbungen an befallenen Stellen im Feld auf. Im Laufe der Vegetation breitet sich die Infektion in die nachfolgenden Blattstadien bis in das Fahnenblatt aus. Erkrankte Pflanzen bilden nur wenige ährentragende Halme und bleiben teilweise im Wuchs zurück. Wie stark die Ertragsverluste ausfallen können, zeigt Folgendes:


  • In Thüringen war 2016 ein Winterweizenbestand der Sorte JB Asano mit SBWMV-N befallen. Im Infektionsherd lag der Ertrag nur bei 72 dt/ha, in den gesunden Stellen hingegen bei 105 dt/ha – der Ertragsverlust beträgt 31%.
  • In Schleswig-Holstein lag der Ertragsverlust einer mit SBWMV-NY befallenen Versuchsfläche mit anfälligen Weizensorten bei rund 40%.
  • Auf mit SBCMV und WSSMV befallen Flächen betrug der Ertragsverlust bei Roggen sogar bis zu 70%.


Ohne Labor geht’s nicht.

Allein über die Mosaiksymptome der betroffenen Blätter lässt sich nicht erkennen, welches Virus die Virose verursacht. Für einen exakten Nachweis und zur Differenzierung der Viren sind Laboruntersuchungen notwendig.


Mithilfe von Antiseren, die sich im sogenannten DAS-ELISA-Verfahren einsetzen lassen, können Virusproteine aus Blattsaft sichtbar und messbar gemacht werden. Das ermöglicht eine sichere Bestimmung der Virusart.


Um die Gefahr bodenbürtiger Viren für Deutschland bewerten zu können, prüfte das JKI zusammen mit Landwirten und Mitarbeitern der Pflanzenschutzdienste, wie stark sich die Viren bei Weizen, Triticale und Roggen ausgebreitet haben. Die Befallsstandorte finden Sie in Übersicht 1.


Das Ergebnis des Monitorings: 132 Befallsflächen sind in Deutschland registriert. Besonders betroffen von den bodenbürtigen Viren sind die nördlichen und zentralen Anbauregionen. Wie viele Flächen in den Bundesländern befallen sind, entnehmen Sie der Übersicht 2.


Hauptsächlich kommen das SBCMV und WSSMV vor, häufig als Mischinfektion, die in Roggen und Triticale erhebliche Virosen auslösen. Das für Roggen, Triticale und Weizen hoch aggressive SBWMV ließ sich in drei Bundesländern nachweisen. Bisher nur auf einem Feld in Niedersachsen wurde das für Wintergerste sehr aggressive SBBMV registriert.


Einzig in Hessen und dem Saarland sind keine einzelnen Befallsregionen nachgewiesen. Seit den zwei SBCMV-Infektionsherden 1996 in Bayern ist auch dort keine Infektion mehr registriert worden. In Baden-Württemberg ist seit 2002 nur eine Fläche kontaminiert. Auf diesem lehmigen Boden verbreitete sich der Infektionsherd in 15 Jahren in Bearbeitungsrichtung, die Nachbarflächen sind jedoch noch nicht betroffen.


Dieser Fund deutet darauf hin, dass die Ausbreitung der Virose aus Infektionsherden eventuell abhängig vom Bodentyp durchaus längere Zeiträume benötigt.


Was ist zu tun?

Bodenbürtige Viren lassen sich mit ackerbaulichen Maßnahmen oder mit Pflanzenschutzmitteln nicht bekämpfen. Denn der Wurzelparasit Polymyxa graminis kann in Form seiner Dauersporen Jahrzehnte im Boden überleben. Nur der Anbau resistenter Getreidesorten sichert in Befallsgebieten gute Erträge. Die Resistenz von Winterweizen gegen die vier Furoviren basiert auf einer sogenannten Translokationsresistenz und funktioniert wie folgt:


Die Viren dringen mittels Polymyxa in die Wurzeln ein und vermehren sich dort unterschiedlich intensiv. Sie können sich jedoch nicht in die oberirdischen Pflanzenteile ausbreiten.


In Weichweizen wird diese Resistenz durch das Sbm1-Gen kontrolliert. Im Hartweizen übernimmt dagegen das Sbm2-Gen/QSbm.ubo-2BS diese Funktion. Bei Triticale wurde ebenfalls eine Resistenzquelle gefunden, die sich bislang aber noch nicht lokalisieren ließ.


Ziel der Resistenzzüchtung gegen bodenbürtige Furoviren im Weizen ist, das Sbm1-Gen in ertragsreiche Sorten einzukreuzen. Im Jahr 2018 gibt es mit KWS Maddox, KWS Salix, Ribbeck PZO und Rebell nur vier Sorten mit dieser Resistenz. In Hartweizen-, Roggen- und Triticalesorten sind bisher keine Resistenzen gegen Furoviren vorhanden.

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