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Die top Sorten des Südens

Lesezeit: 10 Minuten

Auch bei abrupter Abreife erreichen Zweizeiler oft noch die vom Handel geforderten Kornqualitäten. Welche Sorte zu Ihrem Standort passt, zeigen die unabhängigen Landessortenversuche.


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Mit 237000 ha ist die Anbaufläche von Wintergerste in Bayern im letzten Herbst nur leicht zurückgegangen. Eine Besonderheit in diesem Jahr war das häufige Auftreten von Taubährigkeit. Es ist zu vermuten, dass vor allem die Spätfröste Anfang April und um den 12. Mai dafür verantwortlich waren. Das Phänomen trat insbesondere in den nordbayerischen Regionen auf. Der Schaden reichte von wenigen betroffenen Ähren – bei denen einzelne Spindelstufen taub waren (Laternenblütigkeit) – bis hin zu Beständen, bei denen ein großer Teil der Ähren nur noch wenige Körner enthielt. Teils war die Einkörnung so schlecht, dass die Bestände vorzeitig als Ganzpflanzensilage geerntet werden mussten.


Im Mittel der letzten fünf Jahre lagen die Wintergerstenerträge in Baden-Württemberg bei 70 dt/ha, in Bayern knapp darunter. In Südbayern fielen dabei die Erträge mit durchschnittlich 76 dt/ha deutlich höher aus als in Franken mit 62 dt/ha.


Zweizeiler dominieren


Anders als in Norddeutschland dominieren im Süden seit jeher zweizeilige Sorten. Ihr Anbauanteil lag in Bayern in den letzten Jahren bei 87%. Hybridgersten standen auf rund 2% der bayerischen Wintergerstenflächen.


Ein Grund dafür ist, dass die Zweizeiler mit Hitzeperioden, die zu abrupter Abreife führen, häufig besser zurechtkommen. Auch unter Stress erzielen sie mit ihrer genetisch bedingt guten Kornqualität oft noch die vom Handel geforderten Hektolitergewichte (hl-Gewichte) sowie eine gute Kornausbildung und hohe Tausendkorngewichte (TKG). Zusätzlich weisen sie noch immer die beste Kombination aus geringer Lagerneigung und guter Halm- und Ährenstabilität auf.


LSV – die neutrale Hilfe bei der Sortenwahl


Um die passende Sorte zu finden, helfen die Landessortenversuche (LSV), die Ihnen neutrale Informationen liefern. Die mehrjährigen Leistungen der Sorten in vier süddeutschen Anbaugebieten, entnehmen Sie der Übersicht 1 auf Seite 74.


In die Ertragsverrechnung gehen die Ergebnisse von allen Prüfkandidaten der letzten fünf Jahre ein. Bei den neueren Sorten werden neben den Erträgen aus den LSV auch die Leistungen aus der vorausgegangenen Sortenzulassung (Wertprüfungen) berücksichtigt.


Die Darstellung in Relativerträgen soll die Übersichtlichkeit verbessern. Ein Relativertrag von z.B. 97% in der intensiv geführten Behandlungsstufe 2 bei der Sorte Sandra bedeutet, dass der Ertrag um 3% unter dem Versuchsmittel der Stufe 2 liegt. Mit einem Blick lässt sich somit erfassen, welche Sorten überdurchschnittlich ertragreich sind (Relativerträge von über 100%).


Wer punktet im Ertrag?


Berücksichtigen Sie bei den Ergebnissen in Übersicht 1, dass es in Bayern getrennte Versuche für zwei- und mehrzeilige Sorten gibt. Somit sind sie nicht direkt miteinander vergleichbar. An Standorten mit beiden Sortimenten übertrumpfen die Mehrzeiler im Schnitt die Zweizeiler im Ertrag um etwa 5%, hl-Gewicht und TKG sind dagegen um rund 1 kg bzw. 4 g geringer.


Die wichtigsten Ergebnisse: Die mehrjährig im LSV geprüften zweizeiligen Sorten unterscheiden sich im Ertrag nicht wesentlich. Nach einjähriger Prüfung fielen KWS Moselle und Newton (keine Gelbmosaikvirusresistenz) ertraglich positiv auf. Bleibt abzuwarten, ob sie das gute Ergebnis auch in dieser Saison bestätigen können. Die Braugersten KWS Liga, KWS Somerset und SY Tepee liegen in allen Anbaugebieten deutlich hinter dem Sortimentsmittel.


Bei den Mehrzeilern konnten KWS Higgins sowie die zweijährig geprüfte Hybride SY Galileoo im Ertrag punkten. Die derzeit im Anbau bedeutendste mehrzeilige Sorte KWS Meridian liegt ertraglich etwa im Mittelfeld.


Achten Sie bei der Sortenwahl nicht nur auf die behandelte Stufe 2, sondern auch auf Stufe 1. Denn Sorten, die dort gute Leistungen erzielen, sind einfacher in der Bestandesführung, da sie eine nicht termingerechte Pflanzenschutzbehandlung eher verzeihen.


Kornqualitäten müssen passen


Weil Wintergerste in erster Linie als Futter vermarktet wird, ist es wichtig, die vom Handel geforderten hl-Gewichte von mindestens 62, teilweise auch 63 kg/hl zu erreichen. Die besten hl-Werte weist die zweizeilige Sorte Caribic in den bayerischen Versuchen auf, gefolgt von SU Vireni und Sandra. Allerdings verfolgt der Züchter die Sorte Caribic nicht weiter. Nicht ganz so hohe Naturalgewichte wie die beste zweizeilige Sorte erzielte die mehrzeilige Hybride SY Baracooda. Alle hl-Gewichte gängiger Sorten finden Sie unter www.topagrar.com/gerste2020.


Bei der Sortierung konnten dank intensiver Züchtungsarbeit zahlreiche Mehrzeiler nachziehen. Betrachtet man nur die Futtergerstensorten ab dem Zulassungsjahr 2011, unterscheiden sich die beiden Sortimente in diesem Merkmal nicht mehr. Die Sorte mit der besten Sortierung im LSV ist seit Jahren die zweizeilige Sandra.


Sorten für Güllestandorte


Fest verankert ist Wintergerste in der Fruchtfolge vieler Viehhalter. Wegen der regelmäßigen Zufuhr organischer Dünger sollten Sie bei der Sortenwahl besonderen Wert auf Standfestigkeit sowie Halm- und Ährenstabilität legen. Auch bei einer verzögerten Ernte sind diese Eigenschaften von Vorteil.


Am besten kombinieren zweizeilige Sorten diese drei Merkmale. In den Versuchen fiel SU Vireni hier positiv auf. Nicht ganz so standfest, aber mit geringer Neigung zu Halm- und Ährenknicken, hat sich California präsentiert.


Unter den Mehrzeilern zeigte sich SU Ellen wenig lageranfällig. Sie neigt jedoch stärker zu Ährenknicken. Mirabelle und SU Jule präsentierten sich ebenfalls überdurchschnittlich standfest sowie strohstabil. Wegen ihrer unterdurchschnittlichen Erträge stehen sie aber nicht mehr in den bayerischen Landessortenversuchen.


Hauptproblem Ramularia


Um Wintergerste gesund zu halten, reicht in Sorten, die eine gute und breite Resistenzausstattung besitzen, häufig ein einmaliger Fungizideinsatz aus – selbst in Jahren mit höherem Befallsdruck. Die Achillesferse ist jedoch die Ramularia-Sprenkelkrankheit, welche durch eine intensive Strahlung nach längerer Schlechtwetterperiode ausgelöst wird. Wo Ramularia in den letzten Jahren regelmäßig auftrat, empfiehlt sich grundsätzlich ein Fungizideinsatz zwischen EC 39 und 55, auch wenn zu dieser Zeit noch keine Symptome sichtbar sind. Nachdem aber die Aufbrauchfrist aller Chlorthalonil-haltigen Mittel zum 20.5.2020 endete, muss der Ramulariaschutz im nächsten Jahr erstmals ohne diesen Wirkstoff erfolgen. Alternativ wird wohl – nach derzeitigem Kenntnisstand – Prothioconazol empfohlen werden, auch wenn bereits erste Resistenzen auftreten. Gute erste Versuchsergebnisse lieferte auch der neue Azolwirkstoff Mefentrifluconazol.


Die Sortenunterschiede im LSV sind in puncto Ramularia nicht besonders groß. Weil das Pflanzenalter die Befallsentwicklung beeinflusst und der gesamte Versuch an einem Tag bonitiert wird (ohne die Reifeunterschiede der Sorten zu beachten), erscheinen frühreife Gersten oft anfälliger als spätreife.


Weitere Krankheiten sind Zwergrost, Netzflecken und Mehltau. Rhynchosporium trat im letzten Jahr nur vereinzelt stärker auf. Wintergerste kann aber von Ährenfusarien befallen werden. Wie bei Weizen und Triticale gibt es Sortenunterschiede in der Anfälligkeit. Die Datengrundlage für ein Sortenranking ist aber zu gering. Es scheint jedoch, dass zweizeilige Sorten im Schnitt eine geringere DON-Belastung aufweisen als mehrzeilige.


Was tun bei Virusgefahr?


In Betrieben mit viel Wintergerste in der Fruchtfolge kommt oft das bodenbürtige Gerstengelbmosaikvirus Typ 1 (BaYMV-1) vor. Die meisten Sorten sind dagegen resistent (wie auch gegen das Milde Gerstenmosaikvirus). Tritt jedoch bei diesen Sorten trotzdem ein Befall auf, deutet das auf den Virustyp 2 hin. In diesen Fällen empfiehlt es sich, doppelresistente Sorten wie Valerie (zz) oder SU Laurielle (mz) anzubauen.


Größere Schäden verursachen in manchen Jahren von Insekten übertragene Verzwergungsviren. Mit der Sortenwahl kann man kaum dagegen vorbeugen. Denn nur sehr wenige Sorten wie z.B. Paradies und die neu zugelassene Contra (beide mz) sind resistent gegen das von Blattläusen übertragene Gerstengelbverzwergungsvirus, nicht jedoch gegen das von Zikaden übertragene Weizenverzwergungsvirus. Um das Befallsrisiko mit Verzwergungsviren zu senken, empfiehlt sich ein eher später Saattermin.


Mehr zu den Eigenschaften wichtiger Gerstensorten entnehmen Sie der Übersicht 2 auf Seite 76.


Hybride – eine Alternative?


In den süddeutschen Versuchen schnitten alle drei geprüften Hybridsorten, deren Saatstärke auf Züchterwunsch um 25% gegenüber den Liniensorten reduziert wurde, ertraglich meist überdurchschnittlich ab. Im Süden erreichte die ertragsstärkste Hybride SY Galileoo Erträge, die etwa auf Niveau der besten Liniensorte (KWS Higgins) liegen. Zu beachten ist, dass man Hybridsorten nicht nachbauen darf und die Saatgutkosten trotz niedrigerer Saatstärke höher ausfallen. Um wirtschaftlich das gleiche Ergebnis zu erzielen, sind etwa 3 bis 5 dt/ha Mehrertrag nötig.


Empfehlungen für den Süden


Unter den Zweizeilern eignen sich folgende Sorten:


  • Sandra bewegt sich im Ertrag zwar leicht unterhalb des zweizeiligen Versuchsmittels, hebt sich aber durch ihre hervorragende Sortierung ab. Sie besitzt auch ein gutes hl-Gewicht und ein hohes TKG. Ihre Mehltauresistenz ist gut. Die Widerstandsfähigkeit gegen Zwergrost und die Winterhärte sind dagegen mittel bis gering. Wie die meisten früher reifenden Sorten wird sie als anfälliger für Ramularia eingestuft.
  • SU Vireni bringt Relativerträge zwischen 97 und 100% bei gutem hl-Gewicht, Marktwareanteil und TKG. Die Mehltauresistenz ist überdurchschnittlich, gegenüber Zwergrost ist sie dagegen anfälliger. In den bayerischen Versuchen weist sie die beste Standfestigkeit und Halmstabilität auf. Daher eignet sie sich für Güllebetriebe und N-nachliefernde Böden besonders gut.
  • California zeigte sich etwas ertragsstärker als Sandra und SU Vireni, weist aber keine so guten Werte bei Sortierung und hl-Gewicht auf. Die mittel bis gut standfeste Sorte mit einer guten Halm- und Ährenstabilität reift bei ausgewogener Blattgesundheit etwas später ab.
  • SU Ruzena bringt Relativerträge von 100 bis 101%. Sie ist kurzstrohig und bildet dichte Bestände. Wegen des frühen Ährenschiebens und der etwas früheren Reife sollte man die mittel bis schlechte Note bei Ramularia nicht überbewerten. Auf die nur mittlere Ährenstabilität ist zu achten.
  • KWS Moselle liefert unter Einbeziehung der dreijährigen Wertprüfungen überdurchschnittliche Erträge und hohe hl-Gewichte. Das diesjährige Ergebnis wird entscheiden, ob sie in Nordbayern von der staatlichen Sortenberatung zur Aussaat 2020 empfohlen wird. Die stark bestockende Sorte ist mittel standfest und halmstabil. Ihre Mehltau- und Zwergrostresistenzen sind dagegen gut.


Bei den Mehrzeilern haben sich folgende Sorten im LSV bewährt:


  • KWS Meridian bringt mittlere Erträge bei guter Sortierung und leicht unterdurchschnittliche hl-Gewichte. Ungünstig ist die Neigung zu Lager und Halmknicken. Die für Netzflecken anfälligere Sorte verfügt über eine überdurchschnittliche Winterhärte.
  • SU Ellen liegt ertraglich im Mittelfeld, liefert hohe Marktwareanteile, aber das schwächste hl-Gewicht. Sie ist eine der standfestesten im mehrzeiligen Sortiment, jedoch mit dem Hang zum Ährenknicken. Sie bestockt schwächer, ist gut resistent gegen Rhynchosporium, aber anfällig für Zwergrost. Gegen die Gelbmosaikvirustypen 1 und 2 (BaYMV) ist sie resistent, nicht jedoch gegen das Milde Gerstenmosaikvirus (BaMMV).
  • KWS Higgins liefert vor allem in der intensiven Stufe 2 in allen Anbaugebieten ansprechende Erträge bei guter Sortierung und mittleren bis hohen hl-Gewichten. Weniger günstig sind die mittlere Standfestigkeit, die Neigung zu Halmknicken sowie die sehr schlechte Zwergrostresistenz der Sorte.
  • Die Hybridsorte Toreroo wurde 2019/2020 von der staatlichen Beratung in Baden-Württemberg zum Anbau empfohlen. In den abgebildeten Anbaugebieten brachte sie in Stufe 2 etwa mittlere, in Stufe 1 überdurchschnittliche Erträge. Toreroo bildet mittlere hl-Gewichte und ist gut zwergrostresistent.


Viele Neuzulassungen


In diesem Frühjahr wurden jeweils sechs zwei- und mehrzeilige Sorten vom Bundessortenamt zugelassen.


Bei allen zweizeiligen Neuzulassungen sind Standfestigkeit, Strohstabilität, Resistenzausstattung, Sortierung und hl-Gewicht in Ordnung. Die Zweizeiler Bianca, Jeanie, Normandy, SU Celly und Valhalla erhielten dieselben Noten im Ertrag. Die Sorte Bordeaux wurde in Stufe 2 um eine Note besser bewertet. Sie liegt damit ertraglich gleichauf mit den mehrzeiligen Neuzulassungen Esprit (gute Sortierung), SY Dakoota (Hybride, unterdurchschnittliche Sortierung, gutes hl-Gewicht) und Teuto (anfälliger für Lager).


Am ertragsstärksten wurde die mehrzeilige Viola bewertet. Sie ist kurzstrohig und zählt zu den standfesteren sowie strohstabileren Mehrzeilern, sie wird aber als stark mehltauanfällig und anfälliger für Zwergrost beschrieben. Der Marktwareanteil ist unterdurchschnittlich, die hl-Gewichte mittel.


Die mit doppelter Gelbmosaikvirusresistenz ausgestattete mehrzeilige Sorte KWS Memphis wird ertraglich etwa eine Note schwächer als die zuvor erwähnten Mehrzeiler bewertet. Sie weist eine gute Sortierung und ein hohes hl-Gewicht auf.


Eine der wenigen Sorten mit einer Resistenz gegen das Gerstengelbverzwergungsvirus (nicht gegen das Weizenverzwergungsvirus) ist die mehrzeilige Sorte Contra. Sie gilt als ertragsschwächste Neuzulassung mit unterdurchschnittlichem hl-Gewicht und neigt stark zu Lager und Halmknicken. Mehr zu neuen Sorten unter www.topagrar.com/neuzulassungen2020


matthias.broeker@topagrar.com

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