Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

topplus Aus dem Heft

Empfehlungen für den Herbizideinsatz im Getreide

Lesezeit: 9 Minuten

Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass Bekämpfungslücken vor allem bei den Gräsern unliebsame Folgen haben können. Zeitpunkt und Wirkstoffwahl müssen daher sitzen.


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Sobald das Frühjahr beginnt, steht die erste Bestandskontrolle im Getreide an. Eine entscheidende Frage lautet dabei: Ist eine Herbizidmaßnahme notwendig? Insbesondere gegen Ackerfuchsschwanz und Windhalm ist eine rechtzeitige Maßnahme essenziell, um den gewünschten Bekämpfungserfolg zu erreichen. Je früher der Einsatz, desto kleiner sind die Ungräser und Unkräuter und desto höher die Wirkungsgrade.


Der Herbst 2021 bot in Norddeutschland gute Bedingungen für den Einsatz der Bodenherbizide. Nur später Rübenweizen und bei Getreide nach Körnermais ist oftmals keine Behandlung mehr erfolgt. Insgesamt ließen sich hohe Behandlungsquoten erreichen. Das ist wichtig, da Wirkstoffe wegfallen oder eingeschränkt werden und somit das Resistenzrisiko steigt. Der vergangene Sommer hat gezeigt, dass besonders gegen Ackerfuchsschwanz und Windhalm eine genaue Bestandskontrolle geboten ist, um rechtzeitig und gezielt reagieren zu können. Aus vielen Getreidebeständen schauten zur Ernte 2021 die Ähren des Ackerfuchsschwanzes heraus, oft waren die Bekämpfungserfolge unbefriedigend gewesen oder eine Nachbehandlung war ausgeblieben. Somit ergab sich ein enormes Samenpotenzial, was auf der Fläche verblieb.


Neben dem optimalen Einsatzzeitpunkt der Herbizidmaßnahme ist auch auf die passende Witterung zu achten. Eine zu geringe Luftfeuchtigkeit hat vor allem bei den Sulfonylharnstoffen eine erhebliche Minderwirkung zur Folge. Andere Produkte, wie z.B. Axial oder Traxos, sollten Sie möglichst solo applizieren und nicht mit weiteren Produkten in einer Tankmischung ausbringen, da es sonst zu Antagonismen kommen kann. Ziel jeder Ungrasbekämpfung sollte es sein, hohe Wirkungsgrade zu erreichen, um das Samenpotenzial auf der Fläche zu minimieren.


neue Wirkstoffe nicht in Sicht


Neue Herbizide zur Frühjahrssaison 2022 standen bei Redaktionsschluss nicht zur Verfügung. Es ist aber möglich, dass zu Vegetationsbeginn noch Neuerungen zugelassen und auch vermarktet werden. Um neue Wirkstoffe wird es sich dabei allerdings nicht handeln, sondern nur um neue Wirkstoffkombinationen. Eine wirkliche Entspannung ist daher beim Resistenzmanagement nicht in Sicht.


Bei allen Produkten sind die Zulassung und, im Hinblick auf die Fruchtfolgeplanung, insbesondere die Nachbaubeschränkung zu beachten!


Keine Chance für Windhalmreste


Windhalm läuft überwiegend im Herbst auf. Daher liegt hier der Schwerpunkt der Bekämpfung mit den flufenacethaltigen Produkten wie z.B. Cadou oder Fence bzw. die Kombinationsprodukte Herold oder Malibu.


Bei der Kontrolle der Bestände im Frühjahr spielt neben der Größe des Windhalms auch die Schlaghistorie eine Rolle, um einen einseitigen Wirkstoffeinsatz und somit Resistenzen zu vermeiden. Oftmals gute Einsatzbedingungen der Herbstherbizide ersparen nicht die Kontrolle im Frühjahr.


Ist Windhalm vorhanden, kann als reines blattaktives Gräserherbizid Axial mit 0,9 l/ha zum Einsatz kommen. Bei starkem Windhalmdruck sollten Sie Axial aufgrund von möglichen Antagonismen solo einsetzen, um die volle Wirksamkeit auszunutzen. Eine eventuell notwendige Maßnahme gegen dikotyle Unkräuter sollte dann später erfolgen. Die Ungrasbekämpfung hat in jedem Fall Vorrang.


Bei einem schwachen Besatz mit Windhalm ist auch eine gleichzeitige Bekämpfung zweikeimblättriger (dikotyler) Unkräuter möglich, z.B. durch die Applikation zusammen mit Biathlon 4D. Weitere Möglichkeiten:


  • Eine breitere dikotyle Wirkung gelingt mit dem Produkt Broadway + Netzmittel. Mit einer Aufwandmenge von 0,13 kg/ha + 0,6 l/ha FHS lassen sich neben Windhalm zusätzlich Kamille, Klettenlabkraut, Klatschmohn, Ackerstiefmütterchen, Storchschnabel, Knötericharten, Vogelmiere und Ausfallraps wirkungsvoll bekämpfen.
  • Ebenfalls empfiehlt sich der Einsatz von Axial Komplett mit 1,0 l/ha. Es hat dank des Wirkstoffs Florasulam (= Primus/Saracen) auch eine dikotyle Wirkung auf Kamille, Klettenlabkraut, Vogelmiere, Ausfallraps, Klatschmohn und Kornblume.
  • Eine weitere Möglichkeit besteht mit dem Produkt Husar Plus + Mero (NW 800: keine Anwendung auf drainierten Flächen zwischen dem 1. November und dem 15. März). Hier ist ebenfalls eine gewisse dikotyle Wirkung vorhanden.
  • Husar Plus und Broadway gehören zur Klasse der ALS-Hemmer (HRAC-Klasse B). Da auch hier zunehmend Resistenzen auftreten, gilt es, einen wiederholten Sulfonylharnstoffeinsatz in der Fruchtfolge zu vermeiden.


Konsequente Nachbehandlung bei Ackerfuchsschwanz


Wirkverluste machen auch die Ackerfuchsschwanzbekämpfung zunehmend schwieriger. Trotz Vorbehandlungen im Herbst sind oftmals Nachbehandlungen im Frühjahr notwendig, um eine ausreichende Bekämpfung im Winterweizen zu erzielen:


  • Die wirkungsstärksten Produkte zur Nachbehandlung in Winterweizen sind Traxos, Niantic/LS Mesolodo und Atlantis Flex.
  • Attribut fällt insbesondere bei weiter entwickeltem Ackerfuchsschwanz und höherem Besatz in der Bekämpfungsleistung ab.
  • Traxos bietet den Vorteil, dass es auch während der Vegetationsruhe eingesetzt werden kann. Bei leichten Frösten lassen sich hier Wirkungsverbesserungen im Gegensatz zu verspäteten Applikationen im Frühjahr erzielen. Traxos gehört wie Axial zu der Gruppe der ACCase-Hemmer und sollte bei stärkerem Druck solo appliziert werden, um mögliche Antagonismen ausschließen zu können und die maximale Wirkungsleistung zu erzielen.
  • Alle übrigen Bekämpfungsmöglichkeiten im Winterweizen sind in der Gruppe der ALS-Hemmer eingeordnet.


Bei schwächerem Druck und kleinen Ackerfuchsschwanzpflanzen ist auch eine Kombination mit einem dikotylen Partner möglich. Hier einige Beispiele:


  • Wie bei der Windhalmbekämpfung kann Broadway + Netzmittel mit 220 g/ha + 0,8 l/ha als breit wirksames Herbizid zum Einsatz kommen.
  • Niantic bzw. LS Mesolodo können Sie in Winterweizen je nach Besatz und Sensitivität des Ackerfuchsschwanzes mit 300 bis 500 g/ha anwenden. Auf drainierten Flächen ist ein Einsatz aber nicht vor dem 16. März möglich (NW 800). Niantic/LS Mesolodo hat neben der Wirkung auf Ackerfuchsschwanz auch eine gewisse Wirksamkeit auf Kamille, Ausfallraps und Vogelmiere. Zu einer breiter wirksameren Bekämpfung können auch hier dikotyle Herbizide zugemischt werden.
  • 0,33 kg/ha Atlantis Flex + 1,0 l/ha Biopower (NW 800!) wirkt ebenfalls sehr gut gegen Ackerfuchsschwanz. Eine Zugabe von 30 l/ha AHL verstärkt die Wirkung noch einmal, kann aber zu Aufhellungen des Winterweizens führen. Ertragsdepressionen ließen sich zumeist nicht festgestellen.


In Winterroggen und Wintertriticale kann im Frühjahr ebenfalls eine Behandlung mit Traxos oder Broadway (inkl. Netzmittel) erfolgen. Atlantis Flex ist mit 200 g/ha zugelassen, sollte aufgrund von möglichen Verträglichkeitsproblemen in Winterroggen aber nur bedingt eingesetzt werden. Auch hier gilt bei dem Produkt die Auflage NW 800. Bei dem Einsatz von Sulfonylharnstoffen (wie z.B. Atlantis Flex) ist darauf zu achten, dass es am Behandlungstag und in den folgenden Tagen frostfrei ist und dass die Luftfeuchtigkeit mindestens 60% beträgt. Nur so lässt sich die volle Wirksamkeit erzielen und Phytotox an der Kultur vermeiden.


Wintergerste – wenig Möglichkeiten im Frühjahr


In der Wintergerste sollte in der Regel eine Herbstbehandlung erfolgt sein. Im Frühjahr können Sie gegen Windhalm nur mit 0,9 l/ha Axial oder 1,0 l/ha Axial Komplett nachbehandeln. Die maximale Aufwandmenge gegen Ackerfuchsschwanz beträgt im Frühjahr bei Axial 1,2 l/ha und bei Axial Komplett 1,3 l/ha. Beide Produkte sollten wegen möglicher Minderwirkungen nicht mit weiteren Herbiziden gemischt werden.


Lösungen gegen Trespe


Bei der pfluglosen Bewirtschaftung spielen Trespen immer häufiger eine Rolle. Die Wirkungserfolge sind aber noch vergleichsweise gut:


  • In Winterweizen erzielt Attribut hohe Wirkungsgrade in der Splittingmaßnahme 60 g/ha + 1,0 l/ha FHS, gefolgt von 40 g/ha + 1,0 l/ha FHS. Diese Aufwandmengen sind jedoch nur auf mittleren und schweren Böden zugelassen.
  • In Winterweizen und Wintertriticale können Sie 330 g/ha Atlantis Flex + 1,0 l/ha Biopower einsetzen.
  • Broadway erfasst die Trespe ebenfalls. Auch hier zeigte sich eine zweimalige Anwendung wirkungssicherer mit jeweils 130 g/ha + 0,6 l/ha FHS.
  • Avoxa mit 1,8 l/ha erfasst neben den Trespenarten auch Weidelgras sehr gut.


Die letzten beiden Empfehlungen sind auch im Winterroggen einsetzbar.


dikotyle Unkräuter nicht außer acht lassen


Oftmals ist, trotz einer eventuellen Herbstbehandlung, eine Nachbehandlung im Frühjahr u.a. gegen Kamille oder Klettenlabkraut notwendig. Je nach Verunkrautung stehen im Frühjahr eine Vielzahl an Produkten zur Verfügung:


  • Kamille und Ausfallraps lassen sich kostengünstig mit 0,02 bis 0,025 kg/ha Pointer bzw. Trimmer SX beseitigen.
  • Treten neben Kamille und Ausfallraps zusätzlich noch Klettenlabkraut und Knöterich auf, ist der Einsatz von 0,1 l/ha Saracen eine wirkungsvolle Möglichkeit.
  • Eine zusätzlich gute Wirkung auf Kornblume erzielen Sie mit 0,2 l/ha Primus Perfect bzw. 0,07 kg/ha Biathlon 4D + 1,0 l/ha Dash.
  • Bei Ehrenpreis und Ackerstiefmütterchen haben viele Frühjahrsherbizide eine Lücke. Schließen lässt sich diese mit einer Mischung von 0,1 l/ha Saracen + 0,04 kg/ha Artus.
  • Zusätzlichen Erdrauch, der auf immer mehr Flächen auftritt, bekämpft die Mischung 0,3 l/ha Pixxaro + 0,04 kg/ha Artus.
  • Spät bis BBCH 45 kann insbesondere gegen Klettenlabkraut preisgünstig 0,5 l/ha Tomigan 200 oder bei sehr kühlen Temperaturen 0,3 l/ha Pixxaro angewandt werden. Etwas teurer, aber mit einer breiteren Wirkung zusätzlich auf Kamille und Ausfallraps ist z.B. die Anwendung von 0,8 l/ha Tomigan XL.
  • Treten neben Klettenlabkraut und Kamille noch Kornblume, Hundskerbel, Stiefmütterchen und Storchschnabel auf, bietet sich eine Behandlung mit 0,05 kg/ha Pointer Plus an.


Weitere Empfehlungen zur Bekämpfung dikotyler Unkräuter zeigen die Übersichten 1 und 2.


Strategie mit Weitblick


Grundsätzlich gilt es nach der Flächenkontrolle abzuwägen, ob eine Frühjahrsbehandlung mit Herbiziden notwendig ist – insbesondere, wenn bereits eine Herbstmaßnahme erfolgt ist. Unter normalen Umständen ist es nicht das Ziel, das letzte Unkraut auf der Fläche zu bekämpfen. Gegen Gräser ist aber häufig eine Nachbehandlung notwendig und sollte im Hinblick auf das Resistenzrisiko rechtzeitig und konsequent erfolgen, bevor die Ungräser das Stadium der Bestockung erreichen.


Neue Wirkstoffe stehen nicht zur Verfügung, vorhandene Produkte haben häufig eine Drainauflage. Die richtige Strategie, also die passende Mittelwahl und die richtige Anwendung, muss jeder daher mit Blick auf seine Fruchtfolge richtig einschätzen. Dabei ist es oberstes Gebot, weitere Resistenzentwicklungen zu vermeiden, um auch in den kommenden Jahren hohe Wirkungsgrade zu erzielen und somit dem Wintergetreide einen optimalen Start in das Frühjahr zu bieten. ▶


Ihr Kontakt zur Redaktion:anne-katrin.rohlmann@topagrar.com


Ihr Kontakt zur Redaktion:anne-katrin.rohlmann@topagrar.com


Ihr Kontakt zur Redaktion:anne-katrin.rohlmann@topagrar.com


Preise, Aufwandmengen und Leistungen wichtiger Herbizide für den Frühjahrseinsatz entnehmen Sie den Seiten 102 bis 105.

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.