Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

topplus Aus dem Heft

Empfehlungen für Standorte mit Ackerfuchsschwanz

Lesezeit: 9 Minuten

Falsches Saatbett, Striegeln, Atlantis auch im Herbst – was ist die Lösung gegen das Ungras?


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Auf milderen Lehmstandorten kommt Ackerfuchsschwanz vor, der sich zumeist aber gut kontrollieren lässt. Dies liegt neben den Bodenverhältnissen oft auch daran, dass auf diesen Standorten über Jahre auch Blattfrüchte in der Fruchtfolge stehen.


Geeignete Herbizide oder Mischungen für Ihre Fläche


Ein Einsatz eines flufenacethaltigen Produkts wie Herold SC, eingesetzt im Vorauflauf, schaltet die Ungräser auf milden Standorten meist vollständig aus. Um auch Kamille nachhaltig zu erfassen, haben sich auf undrainierten Flächen Kombinationen mit z.B. Lentipur 700 bewährt (beachten Sie dabei die Sortenverträglichkeit bei Winterweizen). Mit den Solo-Flufenacetpräparaten wie Sunfire, Vulcanus, Cadou SC und Fence kann man den Unkrautpartner flexibel in Art und Menge wählen (siehe Übersicht 3).


Trinity hat von den CTU-Präparaten den Vorteil, dass es sich in allen Kulturen und auch auf drainierten Flächen nutzen lässt. Eine mögliche Mischung ist dann 0,48 l/ha Sunfire + 1,5 bis 2,0 l je ha Trinity. Eine Kombination aus 0,48 l/ha Sunfire + 4,0 l/ha Jura bietet noch etwas mehr Potenzial bei der Gräserbekämpfung. Vergleichbar können Sie den Boxer Cadou SC Pack nutzen, der sich bis auf den länderspezifischen Abstand zum Gewässer anwenden lässt.


Setzen Sie die beiden zuletzt genannten Kombinationen aus Verträglichkeitsgründen eher in Weizen und Triticale ein. Gerste kann stärker aufhellen und für den Roggen ist die Flufenacetmenge zu hoch. Diese sollte man in Roggen auf 125 g/ha reduzieren.


Für eine gute Wirkung von Flufenacet sind feuchte Böden und Niederschläge von gut 10 mm nach der Anwendung ideal. Doch so passend fällt der Regen nur selten. In der Vergangenheit hat sich allerdings gezeigt, dass es auch bei relativ trockenen Bedingungen sinnvoll ist, den frühen Anwendungstermin (bis 3 Tage nach der Saat) zu wählen. Zumindest dann, wenn der Boden noch aufsteigende Restfeuchte hat bzw. Feuchtigkeit über Tau auf den Boden gelangt. Im Herbst 2018 war aber selbst das vielerorts nicht erfüllt.


Bei völlig ausgetrockneten Böden, Temperaturen oberhalb von 20°C und Hochdruckeinfluss ist es nicht sinnvoll, Bodenherbizide zu nutzen. Dann stellt sich die Frage nach dem Einsatz eines Striegels. ▶


Striegeln gegen Ackerfuchsschwanz?


Unter den Bedingungen von 2018 wurde das Striegeln an fünf Standorten auf verschiedenen Böden ausprobiert. Die Saat lag ausreichend tief auf etwa 4 cm, sodass ein flacher Blindstriegelgang möglich war.


Die Ergebnisse: An einem der fünf Standorte ließ sich der Fuchsschwanzbesatz um 30% durch das Blindstriegeln reduzieren. An den übrigen war es so trocken, dass in den oberen 2 cm kein Fuchsschwanz keimte. An einem sechsten Standort erfolgte der Einsatz des Striegels im Nachauflauf zu EC 21 des Getreides. Bei wunderbarer, feinkrümeliger Bodenstruktur konnte auf dem tonigen Boden ein Wirkungsgrad von 40 % erreicht werden.


Fazit daraus: Man wird zwar selten auf eine anschließende Herbizidmaßnahme verzichten können. Eine Reduktion der Fuchsschwanzpflanzen um 40 % senkt aber auch das Risiko, auf resistente Pflanzen zu treffen, um 40 %. Bei mehrmaligem Striegeleinsatz sind auch Wirkungsgrade um 60 % möglich. Auflaufschäden durch das Blindstriegeln traten nicht auf. Auch durch das Striegeln im Nachauflauf wurde die Kultur nicht stärker beeinträchtigt.


Im Notfall im Nachauflauf


Wer auf den Einsatz eines Bodenherbizids im Vorauflauf wegen Trockenheit verzichten musste, kann diese später mit einem Blattherbizid kombinieren. Als blattaktive Mittel kommen die Fettsäuresyntesehemmer Axial 50, Traxos und Sword infrage (siehe Übersicht 3). Axial 50 eignet sich für Gerste, Traxos für Weizen und Triticale, Sword + FHS für Weizen, Triticale und Roggen. Wichtig ist bei diesen Produkten, einen Kompromiss aus möglichst kleinen Pflanzen und kühlen Temperaturen zu finden. Am besten behandeln Sie bei unter 10°C, sobald die Ungräser zwei Blätter entwickelt haben. Kleinere oder noch nachauflaufenden Pflanzen muss dann das Bodenherbizid bekämpfen.


Auf Normalstandorten sollten diese Maßnahmen für eine vollständige Gräserbekämpfung ausreichen. Treten dagegen Resistenzen auf, wird‘s schwieriger.


Lösungen für Problemstandorte


Tritt Ackerfuchsschwanz auf Ihrer Fläche stark auf, sind die Pflanzen zudem weniger empfindlich gegenüber Herbiziden und lassen sie sich auf tonigen Böden über Bodenherbizide so gut wie nie vollständig bekämpfen? Dann handelt es sich um einen Problemstandort. In diesen Fällen muss es zunächst das Ziel sein, den Samenvorrat im Boden konsequent zu senken. Wer dazu die Stoppeln striegelt, statt die Samen mit der Kurzscheibenegge zu vergraben, bringt mehr Samen zum Auflaufen. Langfristig gesehen ist es besser, den Ungrassamen an der Oberfläche vergammeln zu lassen, als ihn zu vergraben und in den Folgejahren wieder hochzuholen. Doch das Vergammeln braucht Zeit, demnach eine Abfolge von Winterung und Sommerung. Dass auch eine späte Saat das Ungras Nr. 1 eindämmt, zeigt der Beitrag von Manja Landschreiber, LK Schleswig-Holstein, in der top agrar 6/2020 überzeugend.


In puncto (Rest)-Wirkung von Blattherbiziden spielt die Konkurrenzkraft der Kultur zudem eine große Rolle. Im letzten Herbst wurden vor diesem Hintergrund Versuche angelegt. Gerste, Weizen, Triticale und Roggen wurden zusammen mit Ackerfuchsschwanz am 13.10.2019 auf Lössboden in der Nähe von Soest ausgesät. Die Kulturen und der Fuchsschwanz entwickelten sich über die gesamte Vegetation gut. Am 3. Juni 2020 erfolgte die Ernte. Je Parzelle wurden 1,4 m2 abgeschnitten. Die Kultur und der Fuchsschwanz wurden getrennt und die Fuchsschwanzähren getrocknet und gewogen. Je m2 ergaben sich folgende Gewichte der Ackerfuchsschwanzähren:


  • Wintergerste (Durchschnitt aus den Sorten Quadriga, KWS Orbit und Gallileo) = 21 g/m²,
  • Winterroggen (Durchschnitt aus den Sorten KWS Serafino und KWS Tajo) = 32 g/m²,
  • Wintertriticale (Durchschnitt aus den Sorten Ramdam, RGT Belemac und Lombardo) = 78 g/m² und
  • Winterweizen (Durchschnitt aus den Sorten Informer, RGT Reform und Campesino) = 97 g/m².


Das heißt: Auf Standorten, auf denen Atlantis nicht mehr wirkt, ist der Anbau von Gerste nicht die schlechteste Wahl. Sortenunterschiede hinsichtlich der Fuchsschwanzunterdrückung ließen sich nur im Weizen beobachten. Im Vergleich zu den Sorten Informer und RGT Reform konnte Campesino den Fuchsschwanz um 30% besser unterdrücken. Neben einer höheren Bestandesdichte (+ 22%) kann man dies auch auf die rasche Jugendentwicklung zurückführen.


Fazit des Versuchs: Um Fuchsschwanz zu unterdrücken, eignen sich Bestandesdichtetypen mit rascher Jugendentwicklung bzw. Sorten, die sich in der Jugend gut entwickeln und ein dichtes Blätterdach bilden. Selten lässt sich beides in einer Sorte vereinen. Geeignet sind, neben der älteren Sorte Johnny, aus unserer Sicht auch Campesino, Argument, Benchmark, KWS Talent und LG Initial.


Neben der Sortenwahl sind sichere Saatstärken und eine passende Andüngung wichtige Maßnahmen, um einen Bestand zu etablieren, der Gräser unterdrücken kann. Diese Faktoren haben oft einen größeren Einfluss als die Sorte.


Ein Falsches Saatbeet hilft


Ist die Sortenfrage geklärt, kann auch ein falsches Saatbeet einen großen Beitrag zur Ungraskontrolle leisten. Dazu wird das Saatbeet 2 bis 3 Wochen vor der geplanten Saat erstellt, aufgelaufener Ackerfuchsschwanz mit mindestens 1000 g/ha Glyphosat abgetötet und die Saat ohne weitere Bodenbearbeitung eingebracht.


Bei der Methode des falschen Saatbetts besteht allerdings die Gefahr, dass wegen Trockenheit kaum Ungras aufläuft oder das Saatbeet vollregnet und man kein Wintergetreide säen kann. Dann muss man zwangsweise eine Sommerung anbauen, was gewissermaßen auch ein Beitrag zur Ackerfuchsschwanzbekämpfung ist.


Ohne die Anlage eines falschen Saatbeets ist es in der Regel günstig, nach der Saat zu walzen. Das verbessert die Auflaufbedingungen für Kultur und Ungras. Zudem verbessern sich dadurch die Wirkbedingungen für Bodenherbizide, die man bis 3 Tage nach der Saat einsetzen sollte.


Doppelschlag im Herbst?


Ein Doppelschlag heißt, in kurzer Abfolge Bodenherbizide mit jeweils voller Aufwandmenge einzusetzen. Der erste Einsatz erfolgt wenige Tage nach der Saat, der zweite ins Spitzen der Kultur. Wie gut ein Doppelschlag wirkt, zeigt Übersicht 4. Im Versuch wurden zwei gängige Varianten geprüft. Das Ergebnis: Im Schnitt der drei Standorte ließ sich die Wirkung durch die zweite Behandlung mit 4,0 l/ha Boxer um 10% steigern. Im besten Fall waren es 17% (Standort Höxter), im schlechtesten Fall 4% (Standort Coesfeld). Falls man die Wirkung durch einen Doppelschlag, wie am Standort Bonn, auf fast 100% steigern kann, ist die Maßnahme ein voller Erfolg.


Atlantis im Herbst?


In der Vergangenheit war es Konsens, Atlantis nur im Frühjahr einzusetzen. Denn im Schnitt der Jahre waren die Wirkungen im Frühjahr besser als im Herbst – Spätaufläufer wurden miterfasst und Phasen mit offener heller Witterung kommen im Frühjahr sicherer vor. Auf der anderen Seite nimmt die Empfindlichkeit der Ungräser mit zunehmender Größe ab.


Mittlerweile gibt es Standorte, auf denen die Erfolgsaussichten durch Herbstbehandlungen größer sind, was sicherlich auch mit den milden Wintern zusammenhängt. In England ist man auf den Fuchsschwanzstandorten z.B. sehr darauf bedacht, die Atlantisbehandlung frühestmöglich im Herbst durchzuführen, das heißt, wenn sich die Masse der Ungräser im Zweiblattstadium befindet. Später keimende Samen muss dann das vorgelegte Bodenherbizid erfassen.


In unseren Versuchen haben wir Atlantis im Herbst und auch im Winter eingesetzt. Wurde in oder vor einer Tiefdruckwetterlage behandelt, waren die Wirkungsgrade schlecht. Bei sonnigem Wetter waren die Ergebnisse hingegen sehr gut. Selbst bei Frost im Dezember war die Maßnahme gut wirksam und verträglich, wenn unter Hochdruckeinfluss behandelt wurde. Das soll nicht heißen, dass Behandlungen im Dezember sinnvoll sind. Es ist aber ein Hinweis darauf, dass es nicht unbedingt warm sein muss. Für solche Behandlungen stehen Atlantis OD und Niantic zur Verfügung. Ein Zusatz von AHL oder SSA ist im Herbst nicht möglich. Die Effekte sind zudem deutlich geringer als im Frühjahr. Falls die Wachsschichten sehr dick sind, bietet es sich an, mit 1,0 l/ha Dash die Tropfenanlagerung zu verbessern.


Ein falsches Saatbeet, Doppelschlag, Atlantis im Herbst – kommt Ihnen das auch gerade komisch vor. Daher gilt: Langfristig geht es um Fruchtfolge, Drainage, pH-Wert, Humus, Bodendruck, Strohverteilung und Regenwürmer. ▶

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.