Die aktuelle Debatte um die Neonikotinoide als Beizmittel lässt kaum Hoffnung auf eine Rückkehr zu. Die EU-Kommission hatte Ende März überraschend Verordnungsentwürfe vorgelegt, die einen Einsatz der Wirkstoffe Imidacloprid, Chlothianidin und Thiamethoxam nur noch im Gewächshaus erlauben sollen. Damit wäre ein EU-weiter Ausstieg für die Saatgut-behandlung und Spritzanwendung besiegelt.

Zurzeit prüft die Bundesregierung diese Entwürfe. Eine eindeutige Position zu diesem weitreichenden Verbot hat sie offensichtlich noch nicht. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt plant, das in Deutschland geltende Verbot für die Saatgutbehandlung von Raps und Getreide auch auf EU-Ebene zu verankern.

Welche Anwendungen vom Neonikotinoid-Verbot künftig tatsächlich betroffen sind, dazu soll es in Brüssel Mitte Mai eine Abstimmung unter den EU-Mitgliedstaaten geben. Frankreich wird dabei wohl an der Seite der EU-Kommission stehen. Denn es hat bereits den nationalen Ausstieg vom Neonikotinoid-Einsatz ab 2018 verabschiedet.

top agrar meint: Bereits im letzten Jahr zeigten sich die dramatischen Folgen des Wegfalls der insektiziden Beizen im Raps. In den Hochburgen im Nordosten Deutschlands schmierten die Rapserträge auf unter 30 dt/ha ab. Die Gründe dafür waren neben den Fraßschäden durch Erdfloh und Kleine Kohlfliege auch die Folgeschäden.

Eine weitere Konsequenz des Neonikotinoid-Verbots ist, dass man gegen Erdflöhe nur noch Pyrethroide einsetzen kann. Das heizt die Resistenzbildung deutlich an. Dass der Nationale Aktionsplan Pflanzenschutz aber ein funktionierendes Resistenzmanagement vorschreibt, wird in der Debatte völlig außer Acht gelassen. Sehenden Auges verschärft die Politik durch das Generalverbot das Schädlingsproblem. Die verantwortlichen Entscheider ziehen eine flächige, mehrmalige Insektizidbehandlung mit Pyrethroiden einem umweltfreundlichen Beizeinsatz direkt am Saatkorn vor. Das ist fachlich voll daneben und für den Umweltschutz sogar schädlich.