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Erbse & Bohne – das Plus für Ihre Fruchtfolge

Lesezeit: 10 Minuten

Der Trend zur GVO-freien Fütterung, der hohe Vorfruchtwert und die Wirkung als Gesundungskultur machen Körnerleguminosen interessant – auch außerhalb des Greenings. Wirtschaftlich können die Eiweißpflanzen durchaus mit anderen Hauptkulturen mithalten.


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Von einem Schattendasein kann keine Rede mehr sein. Lag die Anbaufläche von Ackerbohnen im Jahr 2013 noch bei 16500 ha, kletterte sie im letzten Jahr bundesweit auf 46400 ha. Auch bei Futtererbsen gab es einen Boom – von 37900 ha im Jahr 2013 auf 85500 ha im Jahr 2017.


Einen großen Anteil an der Ausweitung der Flächen hatten sicherlich die Anrechnung der Leguminosen auf das Greening und verschiedene Agrarförderprogramme in den Bundesländern. Seit dem 1. Januar 2018 ist jedoch ein Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf Ökologischen Vorrangflächen nicht mehr erlaubt. Trotz des nun erhöhten Anrechnungsfaktors von 0,7 auf 1,0 wird dieses Verbot den Positivtrend voraussichtlich deutlich bremsen.


Sommerungen im Aufwind:

Dennoch kann sich der Anbau von Leguminosen auch außerhalb des Greenings lohnen. Denn Fruchtfolgen mit Sommerungen werden zunehmend interessanter.


Vor allem im Norden hat der äußerst niederschlagsreiche Herbst 2017 dazu geführt, dass sich viele Körnermais- und Rübenflächen nicht mit Wintergetreide bestellen ließen. Aber auch pflanzenbauliche Probleme wie hohe Besatzdichten mit Ungräsern (Acker-fuchsschwanz, Windhalm) und eine rasant fortschreitende Resistenzentwicklung bei Fungiziden und Insektiziden führen zum Umdenken in der Fruchtfolgegestaltung.


Neben Sommerungen wie Mais, Kartoffeln und Rüben gewinnen daher zusätzlich Nischenkulturen wie Hafer, Braugerste und Leguminosen wieder an Bedeutung. Speziell beim Anbau von Körnerleguminosen sollte man sich vorher aber um die Vermarktung kümmern. Welche Vermarktungsstrukturen sich mittlerweile gebildet haben und welches Potenzial in den Eiweißpflanzen steckt, entnehmen Sie dem Standpunkt auf Seite 70.


Ackerbohne oder Erbse?

Wer die Leguminosen erfolgreich anbauen will, sollte die Flächen dafür sorgfältig auswählen. Oft landen diese Kulturen auf ertragsschwachen Ackerflächen, auf denen sie dann im Ertrag enttäuschen.


Um die passende Leguminose für Ihren Betrieb zu finden, ist es wichtig, die Standortansprüche der jeweiligen Kultur zu kennen. Die Ackerbohne bevorzugt schwere Böden mit guter und sicherer Wasserversorgung. Erbsen schöpfen dagegen ihr Leistungspotenzial eher auf leichten, flachgründigen Böden aus.


Vor allem in der Zeit von der Blüte bis zur Kornausbildung benötigen beide Arten ausreichend und kontinuierlich Wasser. Bei Erbsen endet dieser Entwicklungsabschnitt bereits im Juli, bei Ackerbohnen vier bis sechs Wochen später. Sommertrockene Standorte eignen sich daher in erster Linie für Erbsen.


Sortenwahl ohne Qual:

Nach der Standortwahl stellt sich die Sortenfrage. Bei Ackerbohnen sind gut standfeste Sorten, kombiniert mit einem hohen Ertragspotenzial, entscheidend. Auch das TKG spielt eine Rolle, da dieses mit Werten von 350 bis 650 g stark variiert und die Saatgutkosten beeinflusst. Eine Bewertung wichtiger Sorten für den Hauptfruchtanbau im Frühjahr entnehmen Sie der Übersicht 1.


Das durchschnittliche Ertragsniveau von Ackerbohnen lag im bundesweiten Projekt Demonetzwerk Erbse/Bohne (2016 bis 2018) und im LeguAN-Projekt (2012 bis 2014) bei 53 dt/ha. Auf Gunststandorten waren Erträge von 60 bis 70 dt/ha keine Seltenheit. Dass das Ertragspotenzial der Bohnen bei optimalen Witterungs- und Bodenbedingungen sogar bei 100 dt/ha liegen kann, zeigen aktuelle Landessortenversuche aus Schleswig-Holstein.


Achten Sie beim Einsatz in der Tierfütterung zudem darauf, ob die Sorte tanninhaltig ist. Die meisten Ackerbohnensorten enthalten Tannin und eignen sich damit insbesondere in der Rindviehfütterung. Bei praxisüblichen Rationsanteilen sind sie aber auch problemlos in der Schweinefütterung einsetzbar. Neuere ertragreiche Sorten wie Tiffany (vicin/convicinarm) lassen sich gut in der Geflügelfütterung verwerten.


Tanninfreie Sorten konnten sich dagegen wegen der eher schwächeren Ertragsleistung nicht durchsetzen. Sie sind nahezu vom Markt verschwunden. Wer Ackerbohnen zur Gründüngung bzw. zum Zwischenfruchtanbau nutzen möchte, kann die seit dem letzten Jahr neu zugelassenen Sorten Adlon und Avalon ausprobieren. Beide zeichnen sich durch ein geringes TKG aus.


Bei der Auswahl einer Erbsensorte hat nach wie vor die Standfestigkeit höchste Priorität. Nur mit standfesten Sorten lassen sich Ernteverluste im Rahmen halten. Hilfreich bei der Sortenwahl sind die Ergebnisse der Landessortenversuche und die Anbauempfehlungen in den Regionen. Bewährte Körnererbsensorten sind Respect, Astronaute, Alvesta und Salamanca. In den Projekten Demonetzwerk und LeguAN erzielten sie im vierjährigen Durchschnitt knapp 40 dt/ha, mit Spitzenerträgen von bis zu 60 dt/ha. Ihre Bewertung ist in Übersicht 2 auf Seite 69 dargestellt. Die tschechische Sorte Tip zeichnete sich in den letzten Jahren durch sehr hohe Proteingehalte aus.


Insgesamt hat die Flächenausdehnung der Leguminosen zu verstärkten Züchtungsaktivitäten geführt. Neue Züchter sind am Markt, andere haben eingestellte Zuchtprogramme reaktiviert. Im Dezember 2017 gab es fünf neue Sortenzulassungen bei Ackerbohnen und Futtererbsen, darunter zwei Sommerungen sowie drei Sorten für den Herbstanbau. Da der Vermehrungsanbau der neuen Sorten erst in diesem Jahr startet, ist noch kein Saatgut zur Frühjahrsaussaat 2018 verfügbar. Für die Herbstaussaat können die Züchter aber voraussichtlich Saatgut bereitstellen. Dies ist dann im Einzelfall zu klären.


Rote Karte für Unkräuter:

Weil sich die Leguminosen vor allem in der Jugend langsam entwickeln, sollte man die Unkrautbekämpfung nicht auf die leichte Schulter nehmen. Bei Ackerbohnen kommt noch erschwerend hinzu, dass nach dem Fall der Blätter während der Abreife Licht auf den Boden gelangt, was die Keimung von Spätunkräutern anregt.


Gegen zweikeimblättrige Unkräuter darf man Restbestände von Basagran nach dem Auslaufen der Zulassung nur noch bis zum 30. Juni 2018 aufbrauchen. Es wirkt gegen Klette, Kamille und Vogelmiere.


Sollten keine neuen Herbizide zugelassen werden, könnte die mechanische Unkrautbekämpfung künftig an Bedeutung gewinnen. Während beim Hacken eine exakte Abstimmung zwischen der Arbeitsbreite der Sämaschine und der Hacktechnik erforderlich ist, lässt sich mit dem Striegel reihenunabhängig arbeiten. Der Erfolg einer mechanischen Maßnahme hängt von der Witterung und dem Wachstumsstadium der Pflanzen ab. Ist es beim Striegeln bzw. Hacken eher trocken, ist von einer guten Wirkung auszugehen. Nach einer erfolgreichen VA-Behandlung ist diese Maßnahme aber wenig sinnvoll, da sie neue Unkräuter zur Keimung anregt.


Problem Nano-Viren?

Erstmalig trat im Jahr 2016 Befall mit Nano-Viren in Erbsen und Ackerbohnen in größerem Umfang auf. Befallene Pflanzen vergilben stark und weisen gekräuselte, marmorierte Blätter auf. Die Ertragseinbußen waren 2016 regional sehr unterschiedlich, in 2017 spielten die Viren keine Rolle.


Überträger von Nano-Viren sind eine Reihe von Blattlausarten, die sich im Vorfeld an befallenen Pflanzen infiziert haben. An Körnererbsen tritt am häufigsten die Erbsenblattlaus auf, die aber auch an Ackerbohnen zu finden ist. Wegen ihrer grünen Farbe ist sie nur sehr schwer im Bestand zu erkennen.


Weil sich diese Lausart bei Erschütterungen fallen lässt, ist eine sorgfältige Kontrolle der Bestände im Frühjahr sehr wichtig (Klopfprobe). An Ackerbohnen dominiert dagegen die Schwarze Bohnenlaus, die Kolonien bildet und an den Pflanzen fest sitzen bleibt.


Bekämpfen können Sie Blattläuse am besten mit Pirimicarb, das z.B. im Pirimor enthalten ist. Die Zulassung läuft zwar am 30. April 2018 aus, Restbestände darf man aber noch bis zum 31. Oktober 2020 aufbrauchen. Nach derzeitiger Zulassungssituation gibt es gegen Blattläuse nur noch Pyrethroide mit ausschließlicher Kontakt- und geringer Dauerwirkung.


Ein weiterer wichtiger Schädling ist der Ackerbohnenkäfer. Die Larven des Käfers bohren sich durch die dünnen Hülsenwände und fressen sich in die unreifen Samen. Ein Großteil der Käfer verlässt die Bohnen vor der Ernte. Diejenigen, die mit ins Lager gelangen, richten dort keine weiteren Schäden an.


Viele Anbauer stellen sich allerdings die Frage, wie es mit der Keimfähigkeit von durchlöcherten Ackerbohnen aussieht. Bei zertifiziertem Saatgut ist die Keimfähigkeit geprüft und auf dem Etikett angegeben. Beim Nachbau empfiehlt sich auf jeden Fall ein eigener Keimtest, um eventuell daraufhin die Saatstärke anpassen zu können.


Problematisch ist ein Käferbefall vor allem, wenn die Ackerbohnen nicht weiter aufbereitet (z.B. geschält, gespalten, gemahlen) werden, sondern als ganzes Korn vermarktet werden sollen. Insbesondere im Export für die Humanernährung spielt der Lochfraß eine große Rolle.


Generell empfiehlt es sich, die Wasseraufwandmengen bei einer Insektizidanwendung gegen Blattläuse und gegen den Ackerbohnenkäfer deutlich zu erhöhen. Der Hersteller empfiehlt bei Pirimor sogar bis zu 600 l/ha. Andernfalls sind untere Blatt-etagen nicht sicher zu erreichen.


Wirtschaftlicher als viele meinen!


Eine Chance haben Ackerbohnen oder Erbsen natürlich nur, wenn unterm Strich die Wirtschaftlichkeit stimmt. Einfache Deckungsbeitragsrechnungen bezogen auf die jeweilige Kultur unterschätzen allerdings den Beitrag der Eiweißpflanzen zum Betriebsergebnis. Wichtig ist, die gesamte Fruchtfolge mit Körnerleguminosen zu betrachten. Nur dann fallen ihre positiven Eigenschaften auf, die sich z.B. aus der Bewertung ihres Vorfruchtwertes ergeben.


Bis zu 200 €/ha Vorfruchtwert:

Vor allem in engen Fruchtfolgen mit viel Wintergetreide und in Systemen mit konservierender Bodenbearbeitung können Körnerleguminosen ihre Stärken ausspielen. So reduzieren sie als Blattfrucht und Sommerung pflanzenbauliche Probleme, unterbrechen Infektionsketten und ermöglichen ein gezieltes Resistenzmanagement. Aus ackerbaulicher Sicht gelten sie daher als „Gesundkultur“ in der Fruchtfolge. Ihre Vorteile:


  • Die Körnerleguminosen hinterlassen nach der Ernte Reststickstoff im Boden, den die nachfolgenden Kulturen nutzen können. Die potenziellen N-Einsparungen zur Nachfrucht hängen vom Standort sowie der Witterung ab und belaufen sich auf 30 kg N/ha und mehr.
  • Die intensive Durchwurzelung und gute Bodengare nach Leguminosen erlauben es, die Bearbeitungsintensität zur Folgekultur zu reduzieren. Das entzerrt Arbeitsspitzen und senkt die Arbeitserledigungskosten.
  • Ackerbohnen und Erbsen vertragen eine extensive Saat – eine durchgängig pfluglose Bewirtschaftung innerhalb der Fruchtfolge erleichtert sich dadurch.
  • Folgefrüchte reagieren überwiegend mit deutlichen Mehrerträgen auf die Leguminosenvorfrucht. Im konventionellen Anbau können Sie mit Mehrerträgen von 5 bis 10 dt/ha rechnen. Die positiven Ertragseffekte sind sogar noch in der zweiten Folgekultur zu spüren.


In konventionell wirtschaftenden Betrieben liegt der Vorfruchtwert von Ackerbohnen oft bei rund 200 €/ha, von Erbsen bei 167 €/ha (errechnet auf Basis der jeweiligen Marktpreise). Wie sich diese Werte genau zusammensetzen, entnehmen Sie der Übersicht 3. Unberücksichtigt blieben dabei z.B. die Einsparungen beim Pflanzenschutzeinsatz, der Beitrag der Leguminosen zur Erhöhung der Biodiversität, die Funktion als Insektentrachtpflanze usw.


Innerbetrieblich verwerten?

Wer sich für den Anbau von Ackerbohnen oder Erbsen interessiert, sollte im Vorfeld planen, wie er die Ernte verwenden will. Beim Verkauf sind vorherige Absprachen mit der aufnehmenden Hand sinnvoll. Die Nutzung von Online-Märkten, wie www.leguminosenmarkt.de, kann eine gute Alternative zum Handel sein.


Wegen des hohen Futterwertes der Eiweißfrüchte ist die inner- oder zwischenbetriebliche Verwertung besonders interessant. Werden Körnerleguminosen verfüttert, liegt ihr Futterwert deutlich über ihren zurzeit am Markt erzielbaren Erzeugerpreisen. Das gilt sowohl für die Schweine- als auch die Rinderfütterung. Dass Futterwertvorteile von bis zu 10 € je dt zugunsten von Erbse und Ackerbohne möglich sind, zeigt Übersicht 4. Ermittelt wurde der Futterwert auf der Grundlage von verdaulichem Eiweiß (nXP) bzw. der Gehalt an umsetzbarer Energie (MJ ME) und praececal verdaulichem Lysin (pvc Lysin). Dieser Wert wurde mit dem Preis von Weizen und gv-Sojaschrot verglichen.


Gut konkurrenzfähig:

Integriert man Körnerleguminosen in die Fruchtfolge, sind die erzielbaren Erzeugerpreise bzw. Futterwerte kombiniert mit möglichst hohen Erträgen sehr wichtig für den betrieblichen Erfolg. Die Wirtschaftlichkeit von Ackerbohnen bei unterschiedlichen Erträgen und Erzeugerpreisen im Vergleich zu Weizen und Raps, entnehmen Sie der Übersicht 5. Die Berechnungen erfolgten anhand der Direkt- und ar-beitserledigungskostenfreien Leistungen (DAL) in Praxisbetrieben des Demonstrationsnetzwerkes Erbse/Bohne in 2016.


Die wichtigsten Ergebnisse: Bei erfolgreich ausgehandelten Erzeugerpreisen ist es möglich, Ackerbohnen und Erbsen sogar bei niedrigeren Erträgen wirtschaftlich anzubauen. Sie können bei den DAL mit Winterweizen und Winterraps mithalten. In ertragsschwächeren Jahren können Zahlungen aus Agrarumweltmaßnahmen mögliche wirtschaftliche Einbußen abmildern.


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