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Erkennen Sie die „inneren Werte“ Ihres Bodens!

Lesezeit: 8 Minuten

Verordnen Sie Ihrem Boden einen Gesundheits-Check! Auf welche Werte es dabei ankommt, und wie diese bei einem gesunden Boden aussehen sollen, erklärt Dr. Hartmut Kolbe, Sächsisches Landesamt für Landwirtschaft, Leipzig.


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Wissen Sie eigentlich, wie fruchtbar der Boden ist, auf dem Sie wirtschaften, und wem Sie dies zu verdanken haben? Wenn es die Natur gut mit Ihnen bzw. Ihrem Standort meint, dann bringt er regelmäßige Erträge von hoher Qualität. Ausgangsgestein, Relief, langfristige klimatische Bedingungen und Bodenorganismen beeinflussen maßgeblich diese natürliche Bodenfruchtbarkeit Ihres Standortes.


Das heißt: Auf einem Sandboden haben Sie kaum die Chance, Mitglied im 10-Tonnen-Club zu werden. Sie müssen sich meistens mit niedrigeren Erträgen als auf Lehmböden begnügen. Dieses Los teilen Ihre Kollegen in ungünstigen Klimalagen, z. B. Höhenlagen. Sie müssen sich ebenfalls mit weniger Ertrag zufriedengeben. Kurzfristige Extremwetterlagen schmälern oder gefährden dagegen die Erträge sowohl auf Gunst- als auch auf Grenzstandorten.


Anders ist es mit der erworbenen Bodenfruchtbarkeit, die die aktuelle Ertragsfähigkeit eines Standortes ausmacht. Sie entsteht im Wesentlichen durch lang- und kurzfristige anbautechnische Maßnahmen. Als Landwirt können Sie diese also beeinflussen.


10 bis 20 t/ha Bodenleben


Die Bodenfruchtbarkeit bestimmen im wesentlichen drei Eigenschaften: Physikalische (z. B. Bodenstruktur), chemische (z. B. Nährstoffe, Verfügbarkeit) und biologische. Von zentraler Bedeutung ist dabei das Bodenleben (s. Übersicht 1). Diese Mitarbeiter, die für Sie im Untergrund tätig sind, bilden eine bunte Truppe aus Tieren, Pflanzen, Pilzen und Mikroorganismen. Auch im Boden besteht eine strikte Aufgabenteilung:


Am Anfang der Nahrungskette stehen die so genannten Produzenten, z. B. Pflanzen und Algen. Diese bauen meist aus anorganischen Nährstoffen organische Substanzen auf.


Es folgen die Konsumenten. Sie leben von den pflanzlichen und tierischen Organismen.


Am Ende dieser biologischen Kreisläufe stehen die Mikroorganismen (so genannte Zersetzer). Sie zerlegen die organischen Materialien wieder zu pflanzenaufnehmbaren Elementen.


Nach aktuellen Schätzungen beträgt die Lebendmasse an Bodenlebewesen 10 bis 20 t/ha. Das entspricht einem Besatz von 20 bis 40 GVE/ha! Es lässt ahnen, wie wichtig die Bodenorganismen für die Fruchtbarkeit und Ertragsfähigkeit des Bodens sind. So hat das Leistungsvermögen der Bodenlebewesen entscheidenden Einfluss auf den Umsatz der organischen Substanz, die Humusbildung, Nährstoffdynamik und Stabilisierung der Bodenstruktur. Bodenorganismen fördern zudem das Wachstum der Pflanzen durch symbiotische Lebensgemeinschaften (Mykorrhiza, Knöllchenbakterien an Leguminosenwurzeln), Bereitstellung von Nährstoffen und Abbau von Schaderregern und Schadstoffen im Boden (siehe Übersicht 2, S. 52).


Wie Sie das Bodenleben beeinflussen


Mit fast allen landwirtschaftlichen Maßnahmen beeinflussen Sie direkt oder indirekt das Bodenleben, entweder positiv oder negativ. Die Möglichkeiten reichen von der Bodenbearbeitung über die Fruchtfolgegestaltung bis hin zu Düngung und Pflanzenschutz.


Steigende pH-Werte und bessere Nährstoffversorgung fördern zunächst das Bodenleben, bei höherer Versorgung kehrt sich dieser Effekt jedoch um. Vermeiden Sie daher bei der Nährstoffversorgung Extrembereiche und deutliche Nährstoffungleichgewichte. Auch hier gilt das Gesetz vom Minimum: Der Faktor bzw. Nährstoff begrenzt das Wachstum am meisten, dessen relative Versorgung am geringsten ist.


Checkliste zur Bodenfruchtbarkeit


Wie viel Leben in Ihren Böden steckt, und wie aktiv diese „Mitarbeiter im Untergrund“ sind, das entzieht sich leider weitgehend Ihrer direkten Kontrolle. Denn es gibt für die Praxis kaum geeignete Methoden. Sie können wohl die Regenwürmer zählen, aber die übrigen Vertreter und Aktivitäten des Bodenlebens bleiben für Sie unsichtbar. An indirekten Methoden, die Bodenfuchtbarkeit zu messen und zu kontrollieren, steht Ihnen dagegen ein ganzes Arsenal zur Verfügung.


Per Bodenuntersuchung, Bilanzierung oder Düngungsbemessung sollten Sie mindestens einen Parameter folgender Merkmale ermitteln: Humus, Stickstoff, Kalk, Grundnährstoffe und Spurenelemente. Die wichtigen Elemente des Untersuchungsprogramms entnehmen Sie der Checkliste in Übersicht 3 auf Seite 53. Eine flächenbezogende Schlagkartei zu führen, sollte selbstverständlich sein.


j Eine schlagbezogene Humusbilanz soll es sein


Organische Substanz ist eine wichtige Nahrungsquelle der Bodenorganismen. Wie gut Ihre Böden damit versorgt sind, stellen Sie mit schlagbezogenen Humusbilanzen fest. Die Bilanzierung sollte mindestens eine Fruchtfolgerotation umfassen. Auf jeden Fall sollte der Humussaldo auf jeder Fläche zumindest ausgeglichen sein (VDLUFA-Versorgungsgruppe C). Das gewährleistet langfristig einen standort- und bewirtschaftungstypischen Humusgehalt. Welche Humusbilanz-Methode zu Ihrem Betrieb passt, lesen Sie in top agrar 11/2008, Seite 54.


j Stickstoff bilanzieren und Gehalt untersuchen


Da Bodenorganismen im Ökolandbau eine besondere Wertschätzung genießen, streben Öko-Landwirte meist ein etwas höheres Versorgungsniveau mit organischer Substanz an. Es sollte aber nicht die Versorgungsstufe D überschreiten, da es sonst zu einer erhöhten N-Freisetzung kommen kann.


Zwischen der Versorgung des Bodens mit organischer Substanz und Stickstoff bestehen enge Zusammenhänge (z. B. N-Festlegung bei Strohdüngung). Wenn die Mikroorganismen eine N-Überversorgung abpuffern und den Stickstoff durch zwischenzeitliches Festlegen vor Verlagern und Auswaschen bewahren sollen, muss genügend umsetzbare organische Substanz im Boden sein. Gemeinsam mit dem nährstoffschützenden Zwischenfruchtanbau trägt das Bodenleben somit maßgebend zu einer höheren Nährstoffeffizienz bei.


Zur optimalen N-Düngungsbemessung stehen heute unterschiedliche Methoden zur Verfügung, z. B. die Nmin-Methode. Damit lässt sich auch der durch das Bodenleben verursachte Nährstoff-umsatz berücksichtigen.


Den Stickstoff-Versorgungsgrad können Sie mit verschiedenen Formen der Nährstoffbilanzierung ermitteln. Dabei führen Sie die N-Zufuhren und -Abfuhren von mindestens einer gesamten Fruchtfolge auf und saldieren diese. Das N-Saldo der einzelnen Schläge sollte nicht negativ sein. Die Düngeverordnung schreibt vor, Nährstoffvergleiche für N und P durchzuführen. Die vorgeschriebenen Saldo-Obergrenzen dürfen Sie nicht überschreiten.


j Auf pH-Wert, Grund- und Spurenelemente achten!


Bodenuntersuchung – ein alter Hut? Von wegen! Es lohnt, sich die „inneren Werte“ Ihrer Böden genauer unter die Lupe zu nehmen. Doch wann, wie oft und was? Hierauf sollten Sie achten:


pH-Wert: Bodenleben und Pflanzenwachstum sind nur in einem mäßig sauren bis neutralen pH-Bereich möglich. Für eine optimale Bodenreaktion und Bodenstruktur (Krümelbildung) sollten Sie daher die pH-Werte je nach Bodenart zwischen pH 5 bis 7,5 halten. Lassen Sie den pH-Wert 1 x pro Rotation untersuchen (siehe Übersicht 3).


Grundnährstoffe und Spurenelemente: Auf Grund ihrer vielfältigen Funktionen im Stoffwechsel der Bodenorganismen und Pflanzen sollten Sie den Versorgungszustand Ihrer Böden mit Haupt- und Spurenelementen ständig kontrollieren. Lassen Sie Ihre Böden mindestens 1 x je Fruchtfolge auf P, K und Mg (siehe Übersicht 3) untersuchen. Achten Sie darauf, dass die Bodengehalte in möglichst harmonischen Nährstoffverhältnissen vorliegen, da sonst ungünstige Nährstoffungleichgewichte (Antagonismen) entstehen können. Darüber hinaus ist es sinnvoll, in angemessenen Abständen auch die Spurenelemente mit untersuchen zu lassen.


Allgemein reicht die Gehaltsklasse C (VDLUFA) des Bodens für die Grundnährstoffe aus. Im Öko-Landbau, aber auch im konventionellen Getreidebau ist gewöhnlich auch die Versorgungsklasse B ausreichend.


Ergebnisse der Fruchtfolge-Schlagbilanzierung (siehe Übersicht 3) können Sie zur Kontrolle der langfristigen Entwicklung der Bodenfruchtbarkeit mit heranziehen. Bei sehr heterogenen Flächen empfiehlt sich das Verfahren der teilflächenspezifischen Düngung (Precision Farming) anzuwenden.


Eine ausreichende P-Versorgung ist für die meisten Standorte in der Regel gewährleistet, wenn die Salden mindestens den Wert 0 kg P/ha und Jahr nicht unterschreiten. Die Ergebnisse der K- und Mg-Bilanzierungen müssen Sie im Zusammenhang mit der Bodenart interpretieren. Dazu Beispiele:


Auf leichten Böden, besonders bei erhöhter Auswaschungsgefahr, reichen in der Regel ausgeglichene Salden nicht aus, um die Bodenversorgung auf gleichem Niveau zu halten. Der Grund: Niederschläge verlagern und waschen einen Teil dieser Nährstoffe aus. Die Salden sollten daher leicht positive Werte aufweisen.


Auf mittleren und schwereren Böden sollten Sie dagegen eine erhöhte Nachlieferung dieser Nährstoffe aus den Bodenvorräten bei der Saldo-Interpretation berücksichtigen. Auf diesen Böden sind nach den bisherigen Erfahrungen auch negative Salden von 20 bis 40 kg K/ha und Jahr auf Dauer akzeptabel.


So bewältigen Sie den Datenwust


Die meisten dieser Untersuchungen und Berechnungen gehören zum Standarduntersuchungsprogramm eines jeden Betriebes. Der Datenwust lässt sich mit Hilfe von Datenverwaltungsprogrammen besser bewältigen. Achten Sie aber auf passende Schnittstellen, z. B. zwischen elektronischer Schlagkartei und den Berechnungsprogrammen. Häufig bestehen hier noch deutliche Mängel.


Auf dem PC können Sie diese speziellen Programme (z. B: BEFU: http://www.landwirtschaft.sachsen.de/lfl/befu/) auf Ihrem Betrieb selbstständig anwenden. Sie können aber auch die Serviceleistungen der Untersuchungslabore hierzu nutzen. Bestimmte vertiefende Analysen, z. B. zur Nährstoff- und Humusbilanzierung für die Berechnung von Betriebsumstellungen und -erweiterungen, sollten Sie besser mit Hilfe der Beratung durchführen.


Darüber hinaus können Betriebe heute Serviceleistungen mit umfassenden Untersuchungen und Kalkulationen nutzen, die auch Aussagen zur Bodenfruchtbarkeit beeinhalten. Dazu gehört z. B. der Nachhaltigkeitsstandard der DLG.

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