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Erste Hilfe für Ihren Raps

Lesezeit: 7 Minuten

Selten standen die Rapsbestände so unterschiedlich. Die Bandbreite reicht vom 6- bis zum 12-Blattstadium. Passen Sie die N-Gaben der Bestandsentwicklung an. Empfehlungen gibt Hansgeorg Schönberger, N.U. Agrar GmbH, Schackenthal.


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Wer seinen Raps rechtzeitig in noch feuchte Böden säte, hat jetzt einen gut entwickelten Bestand mit 10 bis 12 Blättern je Pflanze. Wie lange diese Freude allerdings anhält, bleibt abzuwarten. In einigen Regionen haben Kohlfliegenlarven aufgrund der fehlenden Insektizidbeize die Wurzeln angefressen. Wegen der Trockenheit im Spätherbst faulten sie zum Glück nicht ganz ab.


Ein Großteil der Bestände ist zurzeit sehr unterschiedlich entwickelt. Große Pflanzen mit 12 Blättern stehen neben schwachen, die kaum das 6-Blattstadium erreicht haben. Ursache dafür war erst die Nässe im August und dann die Trockenheit. Regional hielt die Nässe länger an und führte zu einer verspäteten Aussaat. Diese Bestände befinden sich häufig erst im 4- bis 6-Blattstadium. Es bleibt zu hoffen, dass sie einen strengen Winter überstehen.


Insgesamt ist der Raps in diesem Jahr eher schlecht entwickelt. Neben Kohl-fliegenlarven und Erdflöhen haben dem Raps vor allem im Osten auch Blattläuse zugesetzt und ihn „ausgesaugt“. In einigen Beständen führte zudem das Wasserrübenvergilbungs-Virus zu Schäden.


Stellen Sie sich mit der Düngestrategie auf diese unterschiedlichen Bedingungen ein. Die Höhe und Aufteilung der N-Gaben müssen sich nach der Bestandsentwicklung und Bodenstruktur richten.


So viel Gesamt-N im Frühjahr:

Der N-Bedarf des Rapses ergibt sich aus der vom Ertrag abhängigen N-Aufnahme und dem nicht von den Pflanzen aufnehmbaren Rest-Stickstoff (Rest-N), der nach der Ernte im Boden verbleibt.


Den Ertrag können Sie wie folgt abschätzen: Um das volle Ertragspotenzial (100%) bringen zu können, sollten die Pflanzen mit wenigstens 10 Blättern in den Winter gegangen sein. Mit 8 Blättern sind noch 95% des üblichen Ertrages zu erreichen. Raps mit nur 6 Blättern bringt maximal 80%.


Wie viel Rest-N im Boden bleibt, hängt von der Bodenart und -feuchte ab. Je höher der Tonanteil und je trockener der Boden ist, umso mehr N bleibt gebunden. Die Werte schwanken von 40 kg N/ha in feuchtem Sand bis 80 kg N je ha im trockenen Ton.


Von diesem ertrags- und standortbezogenen N-Bedarf (N-Aufnahme + Rest-N im Boden) müssen Sie abziehen:


1. Den vor Winter bereits aufgenommenen Stickstoff,


2. den Nmin-Vorrat im Boden,


3. die bis Ende der Blüte zu erwartende N-Nachlieferung (Nmob).


Daraus ergeben sich die benötigten N-Düngermengen. Beispiele für unterschiedlich entwickelte Rapsbestände entnehmen Sie den Übersichten 1 bis 3 auf Seite 66.


1. „Vor Winter-N“:

Am besten ist es, wenn Sie den vor Winter bereits aufgenommenen Stickstoff Ihrer Bestände abschätzen und die Werte in den Übersichten anpassen. Wer diese Mengen bei der Frühjahrsdüngung berücksichtigt, düngt auch effizient. Nach der Novelle der DüngeVO wird dies künftig zwingend notwendig werden.


Für die Praxis hinreichend genau lässt sich die N-Aufnahme vor Winter anhand der Bestandesdichte, der Entwicklung der Rapspflanzen (ausgebildete Blätter oder Wurzelhalsdurchmesser), sowie des Ernährungszustandes abschätzen. Es gilt:


  • Ein Raps mit 40 Pflanzen je m2, der sich zurzeit im 6-Blattstadium befindet und keinen N-Mangel zeigt, hat in Spross und Wurzel rund 30 bis 35 kg N/ha aufgenommen. Im 8-Blattstadium sind es 50 bis 60 kg N/ha, im 10-Blattstadium 75 bis 90 kg N/ha und im 12-Blattstadium 110 bis 130 kg N/ha.
  • Dünn stehende Bestände mit 30 Pflanzen/m2 haben ca. 20% weniger Stickstoff, dicht stehende mit 50 Pflanzen/m2 dagegen rund 15% mehr Stickstoff eingelagert. Dazu zwei Beispiele: Ein früh aufgelaufener Raps mit 30 Pflanzen/m2, der bis zur Vegetationsruhe 12 Blätter je Pflanze bilden konnte, enthält jetzt 90 bis 100 kg N/ha. Ein später, dick gesäter Raps, der in der 2. Septemberhälfte aufgelaufen ist und 6 Blätter je Pflanze bilden konnte, hat trotz 50 Pflanzen/m2 dagegen bisher nur 35 bis 40 kg N/ha aufgenommen.
  • Beobachten Sie N-Mangel bei den jeweiligen Beständen (jüngere Blätter hellgrün, ältere gelb bis rötlich), konnte der Raps 20 bis 25% weniger Stickstoff vor Winter einlagern.


Setzen Sie diese N-Aufnahme des Rapses vor Winter voll an, wenn Ihr Bestand ohne Blattverlust aus dem Winter kommt. Falls einige Blätter abgefroren sind, ist der darin enthaltene Stickstoff nicht gänzlich verloren. In diesen Fällen können Sie ca. 70% der ermittelten Menge anrechnen. Denn nach der Zersetzung der Blätter steht der Stickstoff den Pflanzen wieder zur Verfügung.


Schwierig ist es bei abgefrorenen Blättern allerdings, den Entwicklungsstand des Bestandes festzustellen. Ermitteln können Sie diesen auch anhand des Wurzelhalsdurchmessers. Bei normaler Bestandesdichte von 35 bis 40 Pflanzen/m2 befindet sich Raps im 6-Blattstadium, wenn sein Wurzelhals 6 mm dick ist (stricknadeldick). Im 8-Blattstadium ist ein Bestand bei einem Wurzelhals von 8 bis 10 mm (bleistiftdick), im 10-Blattstadium bei 10 bis 13 mm (wie ein kleiner Finger). Befindet sich der Bestand im 12-Blattstadium, ist der Wurzelhals 15 bis 20 mm dick (in etwa wie ein Mittelfinger).


2. Richtige Nmin-Menge anrechnen:

Neben der N-Aufnahme des Rapses vor Winter müssen Sie den mineralischen N-Vorrat im Boden (Nmin) abziehen. Kräftiger Raps hat den Stickstoff im Boden und die N-Nachlieferung im Herbst so gut wie verbraucht. Im übersäten Bereich begann dieser Raps im Oktober aufzuhellen. Falls Ihre Bestände vor Winter erste Anzeichen von N-Mangel erkennen ließen, ist der Nmin-Vorrat auf ein Minimum zurückgegangen. Dies dürfte bei den meisten früh aufgelaufenen, üppigen Beständen der Fall sein. Das gilt auch, wenn Sie vor der Saat mit Gülle gedüngt haben. Denn weit entwickelter Raps hat den Ammonium-Anteil der Gülle weitgehend aufgenommen oder Stroh und Stoppeln der Vorfrucht haben den Stickstoff fixiert.


Wer Gülle oder DAP bzw. SSA erst im Oktober ausgebracht hat, kann dagegen davon ausgehen, dass der Raps im Herbst nicht mehr den gesamten Stickstoff aufgenommen hat. Zudem bewirkt diese Düngung einen sogenannten „Priming-Effekt“. Dadurch wird im Boden frühzeitig mehr (Ammonium-)Stickstoff aus der organischen Substanz verfügbar. Den N-Überhang im Boden und die frühere Nachlieferung müssen Sie bei der Frühjahrsdüngung anrechnen. Eine Auswaschung von Ammonium ist auf mittelschweren und schweren Böden auch bei hohen Niederschlägen nicht zu befürchten.


In schwachen Beständen erfolgte meist eine stärkere N-Anschubdüngung im Herbst. Somit dürfte unter diesen mehr Stickstoff vorliegen, der wegen der fehlenden Niederschläge bislang auch kaum ausgewaschen wurde. Vor allem in die-sen Fällen bietet sich die Nmin-Untersuchung kurz vor Vegetationsbeginn an.


Es lohnt sich auch, den Boden mit dem Spaten aufzugraben, um die Strohrotte und Bodenstruktur zu beurteilen. Ist noch unverrottetes Stroh vorhanden, wird dieses mit den Wurzeln um den Stickstoff konkurrieren. Das können durchaus 40 kg N/ha sein. Diese werden dem Raps fehlen, wenn mit dem Anstieg der Bodentemperatur auch die Strohrotte in Gang kommt.


Stoßen Sie beim Graben auf grobe Kluten, können Sie davon ausgehen, dass diese den Stickstoff- sowie gesamten Nährstoffhaushalt einschränken. Kluten in der unteren Krume verringern die N-Freisetzung im Frühjahr um 30 bis 40%! Ob der Frost Anfang Januar die Kluten und Strukturschäden im Übergang vom Ober- zum Unterboden beseitigen wird, ist zu bezweifeln. Denn vielerorts enthält der Boden bislang nicht genug Wasser, damit die Sprengwirkung des Eises zum Tragen kommen kann.


3. Nmob ermitteln:

Als Letztes müssen Sie den mobilisierbaren Stickstoff (Nmob) abziehen. Wie viel Stickstoff aus dem Humusvorrat des Bodens freigesetzt wird, lässt sich bei Mineralböden auf der Basis des Humusgehaltes und des C:N-Verhältnisses berechnen. Überschlägig kann man die Nachlieferung anhand der Bodenpunkte einer Fläche ableiten. Nach Getreidevorfrucht können Sie folgende Mengen als Nmob ansetzen:


  • 10–20 kg N/ha bei 30 BP,
  • 25–35 kg N/ha bei 60 BP,
  • 35–60 kg N/ha bei 90 BP.


Rechnen Sie bei optimaler Bodenstruktur und Witterung die oberen Werte an. Umgekehrt gelten bei schlechter Bodenstruktur oder Trockenheit, Nässe und Kälte die niedrigeren Mengen.


Die N-Freisetzung aus der organischen Fraktion von Gülle bzw. Stallmist können Sie wie folgt kalkulieren: Pro 10 m3 Gülle oder 8 t Stallmist, die vor der Aussaat eingearbeitet wurden, können Sie 10 kg N/ha ansetzen. Bei langjähriger organischer Düngung müssen Sie zusätzlich deren Nachwirkung berücksichtigen. Das sind pro 10 m3 Gülle weitere 10 kg N/ha bzw. weitere 8 kg N/ha je 1 t Stallmist. Weil diese Orientierungswerte schwanken, empfiehlt es sich, den Nährstoffgehalt organischer Dünger zu untersuchen.

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