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Erträge gegen steigenden Schädlingsdruck absichern

Lesezeit: 5 Minuten

Frühe Aussaat der Winterungen, enge Fruchtfolgen, hohe regionale Anbaudichten bestimmter Kulturen und reduzierte Bodenbearbeitungssysteme haben bereits in der Vergangenheit für hohen Schädlingsdruck in einzelnen Kulturen gesorgt. Gegenwärtige Entwicklungen lassen befürchten, dass wir mit weiteren schädlingsbedingten Ertragseinbußen zu rechnen haben. Es geht dabei um folgende Probleme:


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1. Klimawandel:

Eine frühe Saat ermöglicht Winterungen, stabile Ertragsanlagen (Getreide) auszubilden und Reservestoffe (Raps) vor Winter einzulagern. Damit legt man den Grundstein für hohe Erträge. In den letzten Jahren hat milde Witterung in Herbst und Winter die Vegetationszeit verlängert und uns zusätzlich 100- bis 200-°C-Tage beschert. Damit stieg aber auch das Anbaurisiko der Frühsaaten durch Schadinsekten und die mit ihnen verbundenen Folgeprobleme. Durch Blattläuse und Zikaden übertragene Verzwergungsviren im Getreide und Kohlfliegenbefall im Raps begrenzen die Erträge.


Schädlinge wie die Kohlfliege bilden bei längerer Vegetationszeit mehr Generationen aus. Damit steigt das Schadpotenzial. Bei der Kohlfliege kommt es zum Schlupf einer vierten Fliegengeneration, die nochmals Eier in die Rapsbestände ablegt. Da bereits nach wenigen Tagen die Larven aus den Eiern schlüpfen, kann es zu einer zweiten schädigenden Generation im Raps kommen. Für eine Verpuppung (ca. 3 bis 4 Wochen später) reicht die Zeit dann jedoch meist nicht mehr aus, sodass es zumindest zu keinem verstärkten Populationsaufbau – mit entsprechend negativen Folgen für das Folgejahr – kommt.


Weil Blattläuse in der Lage sind, sich eingeschlechtlich fortzupflanzen, bauen sie sehr schnell neue Populationen auf und vermehren sich bei passenden Temperaturen massenhaft. Zudem erhöhen sich durch milde Winterwitterung die Überlebenschancen. Damit steigt die Gefahr, dass sie Viren nach erfolgter Primärinfektion im Bestand weiterverbreiten.


2. Greening:

Um ökologische Vorrangflächen (öVF) im Rahmen des Greenings anzulegen, bauen viele Landwirte Zwischenfrüchte an. Bei der Auswahl der Arten für die Mischungen berücksichtigen Anbieter aber unzureichend phytosanitäre Aspekte. Der hohe Kreuzblütler-Anteil bietet gute Vermehrungsmöglichkeiten z.B. für die zweite Kohlfliegen-Generation. Auch die Jungkäfer des Rapsglanzkäfers fressen an den Knospen von früh gesätem Ölrettich und Senf.


Die stärksten Auswirkungen der künstlichen „grünen Brücken“ ergeben sich jedoch durch die in den Mischungen enthaltenen Wirtspflanzen für Getreide- und Rapsvirosen. Der Zwischenfruchtanbau verbreitet durch Hafer-Arten das Gelbverzwergungsvirus (BYDV) und vor allem die Grüne Pfirsichblattlaus aufgrund ihres großen Wirtspflanzenkreises (Kreuzblütler, Leguminosen, Korbblütler, Phacelia) das Wasserrübenvergilbungsvirus.


3. Resistenzen:

Vektoren muss man bekämpfen, um Virusinfektionen zu vermeiden. Das ist vor allem bei der Grünen Pfirsichblattlaus schwierig. Die Blattläuse befinden sich meist unter den Blättern. Dort werden sie durch die Behandlung mit Kontaktinsektiziden nicht erfasst. Zudem hat die Pfirsichblattlaus bereits gegen einige Wirkstoffe Resistenzen entwickelt. So sind die einzigen für die Bekämpfung von Blattläusen als Virusvektoren im Herbst zugelassenen Wirkstoffe Pyrethroide. Diese sind gegen die Pfirsichblattlaus unwirksam. Auch gegen den Rapserdfloh kann man nur Wirkstoffe aus dieser Gruppe einsetzen. Das Verbot der neonicotinoiden Beizen in Raps hat die Zahl der Insektizid-Behandlungen erhöht und fördert die Resistenzentwicklung.


Etwas Ähnliches zeichnet sich bei der Großen Getreideblattlaus ab. Derzeit führt der geringe Anteil Pyrethroid-resistenter Tiere in den Populationen noch nicht zu Bekämpfungsproblemen. Auch hier sind im Herbst nur Pyrethroide zugelassen. Ein wirkungsvolles Resistenzmanagement ist mit einer Wirkstoffgruppe allein nicht möglich.


Was können wir tun? Diesen Herausforderungen lässt sich nur mit einem Zusammenspiel aus angepasstem Ackerbau und intelligentem Pflanzenschutz wirksam begegnen. Dabei sind die acker- und pflanzenbaulichen Maßnahmen wegen der fortschreitenden Resistenzentwicklung und eingeschränkten Zulassungssituation besonders wichtig.


Bodenbearbeitung anpassen!

Das heißt nicht zwangsläufig, intensiver zu arbeiten. Wird z.B. zu Raps nicht gegrubbert, sondern gepflügt, steigt der Kohlfliegenbefall. Der lockere Boden nach dem Pflug erleichtert den Kohlfliegenweibchen, ihre Eier tiefer abzu-legen. Nach Raps sollte man den Boden jedoch möglichst intensiv bearbeiten, um den Schlupf der zweiten Generation zu senken. Je tiefer die Puppen vergraben werden, umso geringer ist die Schlupfrate. Hier ergibt sich jedoch ein Zielkonflikt mit dem Ausfallraps-Management, das nach der Ernte eine möglichst flache Bearbeitung erfordert, damit die Rapssamen nicht in die sekundäre Dormanz fallen.


Saatzeiten überdenken!

Der größte Eingriff in die ackerbauliche Praxis werden die späteren Saattermine sein. Das beinhaltet nicht nur den Verzicht auf extreme Frühsaaten von Getreide und Raps, sondern auch, die Aussaatreihenfolge des Wintergetreides anzupassen. Muss ein Betrieb aus arbeitswirtschaftlichen Gründen früh mit der Aussaat beginnen, sollte er zunächst spätreife, schossfeste Winterweizensorten mit hohem Vernalisationsanspruch drillen. Darauf folgen die frühreifen Winterweizensorten. Wintergerste sollte dann möglichst zum optimalen Termin bestellt werden, um einen frühen Zuflug von Virusvektoren zu vermeiden.


Greenen mit Bedacht!

Nicht immer ist eine Zwischenfrucht die günstigste Variante, um mit öVF zu „greenen“. Lassen sich negative Auswirkungen auf Nachbar- oder Folgekulturen auch durch überlegte Artenwahl nicht vermeiden, sollte man andere Maßnahmen wie Leguminosenanbau oder Stilllegung weniger produktiver (Teil-)Flächen erwägen.


Pflanzenschutz optimieren!

Muss trotz aller ackerbaulichen Maßnahmen doch eine chemische Bekämpfung erfolgen, ist der weiteren Resistenzentwicklungen, durch effektiven Insektizideinsatz vorzubeugen. Dazu gehört:


  • einen wirksamen Wirkstoff zu wählen,
  • das Insektizid unter günstigen Witterungsbedingungen auszubringen,
  • durch optimierte Applikationstechnik (feintropfig, ausreichende Wassermenge) die Benetzung sicherzustellen,
  • die Eigenschaften des Wirkstoffes zu berücksichtigen. Das bedeutet: Pyrethroide oder Organophosphate nicht mit pH-Wert-steigernden Zusätzen kombinieren, die den Abbau der Wirkstoffe in der Spritze forcieren.


Sind Resistenzen bereits nachgewiesen, darf man keine Wirkstoffe aus der betroffenen Gruppe mehr verwenden, um keinen weiteren Selektionsdruck auszuüben.

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