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Ertragssichere Zweizeiler für den Süden

Lesezeit: 8 Minuten

Was nutzt ein hohes Ertragspotenzial, wenn die Sorten es wegen Blattverbräunungen, Trockenheit oder Kahlfrösten nicht ausschöpfen können? Gefordert sind daher vor allem ertrags­stabile Sorten. Empfehlungen gibt Dr. Josef Freundorfer, Amt für Landwirtschaft.


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Der Trend zum sinkenden Anbau von Wintergerste ist durchbrochen. So standen in diesem Jahr mit 244 369 ha exakt 2,3 % mehr Gerste auf bayerischen Feldern als im Vorjahr. Die Vorgaben zum Greening (Anbau-diversifizierung) haben diese Trendumkehr unterstützt.


Dennoch: Vor allem in den viehlosen Ackerbaubetrieben hat Gerste in den letzten Jahren an Bedeutung verloren. Verluste durch Auswinterung spielten wegen des milden Winters zwar keine Rolle. In den wärmeren Regionen Bayerns und Baden-Württembergs traten jedoch zum Teil massive Schäden durch Verzwergungsviren auf.


Zweizeiler liegen weit vorn:

Im Süden haben nach wie vor die zweizeiligen Sorten die Nase vorn. Ihr Vermehrungsanteil liegt im Vergleich zur Gesamtvermehrung in Bayern bei rund 86 %, in Baden-Württemberg bei 77 %.


Obwohl die Mehrzeiler in den bayerischen Landessortenversuchen im mehrjährigen Durchschnitt rund 3 dt/ha mehr Ertrag bringen, dominieren weiterhin die Zweizeiler den Anbau. Ihre Vorteile sind die gute Standfestigkeit, die geringe Neigung zu Halm- und Ährenknicken (Strohstabilität) und die bessere Kornausbildung. Vor allem Marktfruchtbetriebe setzen trotz der Fortschritte bei den Mehrzeilern weiterhin auf zweizeilige Sorten. Der wichtigste Grund für sie: Bei den im Süden häufiger vorkommenden Hitzeperioden mit abrupter Abreife bilden sie die Körner in der Regel sicherer aus.


Den Ertrag halten:

Die Gerstenerträge schwanken im Süden immer wieder deutlich. Starke Blattverbräunungen durch Ramularia, Frühsommertrockenheit, Hitzeperioden und Kahlfröste führen jahresbedingt zu Mindererträgen. Gute Sorten zeichnen sich dadurch aus, dass sie auch unter schwierigen Bedingungen hohe Erträge bringen (Ertragsstabilität).


Wie wichtige Gerstensorten im Süden mehrjährig im Ertrag abgeschnitten haben, ist in Übersicht 1 am Beispiel der vier bayerischen Anbaugebiete dargestellt. Diese reichen teilweise in benachbarte Bundesländer hinein. Die Auswertung enthält daher auch Ergebnisse von Versuchsstandorten mit ähnlichen Boden- und Klimaverhältnissen aus Baden-Württemberg, Hessen, Thüringen und Sachsen. Die Relativerträge beziehen sich auf den Ertragsmittelwert der im Jahr 2014 in Bayern geprüften Sorten. Die Auswertung beinhaltet die Ergebnisse der letzten 5 Jahre (Landessortenversuche und Wertprüfungen). Hier die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:


  • Hohe Kornerträge erzielen bei den mehrjährig geprüften Zweizeilern die Sorten Matros, Anisette, SU Vireni und California. Matros und Anisette sind jedoch anfällig für das Gelbmosaik-virus. Bei den neueren Zweizeilern liefern Colonia EU, Caribic, Albertine, KWS Glacier und Zirene gute Erträge. Auf den besseren Standorten (Tertiärhügelland/Gäu) fallen KWS Glacier und Zirene allerdings etwas zurück. Im guten Mittelfeld liegen Famosa, Captain und Sandra. Letztere ist insbesondere in den besseren Lagen sehr ertragsstark.
  • Die zweizeilige Sandra bildet zudem eine exzellente Kornqualität. In Bayern hat sie die größte Anbaubedeutung. Bei der Kornqualität hebt sich auch SU Vireni positiv ab. Schwächen sind dagegen bei Matros, Anisette, Famosa und Albertine erkennbar.
  • In puncto Ertragsstabilität überzeugen in den letzten Jahren vor allem Anisette, Matros und Colonia EU, gefolgt von SU Vireni, California und Albertine. Bei den Mehrzeilern liegt die neuere Sorte SU Ellen mit Abstand an der Ertragsspitze. Sie besitzt jedoch keine Gelbmosaikvirus-Resistenz. Sehr ertragsstark sind offenbar auch KWS Meridian und KWS Tonic sowie die Hybridsorten SY Leoo, Galation EU und Wootan. Geht es vor allem um eine hohe Ertragssicherheit punkten in den letzten Jahren KWS Meridian, KWS Tonic und die Hybridgerste Galation EU.


Wichtige Winterhärte:

Auch wenn die letzten beiden Winter sehr mild waren, sollten die schweren Auswinterungsschäden im Jahr 2012 Anlass genug sein, die Winterhärte der Sorten auf keinen Fall zu vernachlässigen.


Wie unterschiedlich die Sorten dabei sind, deckte das Auswinterungsjahr 2012 auf. Im Mittel sind die mehrzeiligen Gersten winterhärter als die zweizeiligen. Bei den Mehrzeilern besitzt Loreley die beste Winterhärte. Aber auch KWS Meridian, KWS Tenor, Titus, KWS Keeper, Anja und Lomerit können in diesem Merkmal punkten. Bei den zweizeiligen Sorten sind Anisette und Matros überdurchschnittlich winterfest.


Standfest und strohstabil:

In viehhaltenden Betrieben ist Wintergerste häufig ein fester Bestandteil in der Fruchtfolge. Aufgrund des regelmäßigen Gülleeinsatzes liefern die Böden dieser Betriebe in der Regel viel Stickstoff nach. Je nach Witterung führt dies zu Wachstumsschüben. Futterbau- und Veredelungsbetriebe müssen daher viel Wert auf das Merkmal Standfestigkeit legen.


Sehr „standhaft“ zeigt sich vor allem die Sorte SU Vireni. Eine hohe Sicherheit bringen auch Caribic und Albertine. Abstriche bei der Standfestigkeit und bei der Strohstabilität sind dagegen bei Matros zu machen. Die mehrzeiligen Sorten sind in den letzten Jahren standfester geworden. Ein deutlicher Zuchtfortschritt mit einer guten bis sehr guten Note ist bei SU Ellen gelungen. Viele der in Übersicht 1 aufgeführten Sorten sind mittel bis gut standfest.


Bei der Strohstabilität präsentieren sich derzeit SU Vireni, Caribic, California und Captain am besten. Die Mehrzeiler offenbaren dagegen in diesem Merkmal und vor allem beim Ährenknicken im Vergleich zu den Zweizeilern weiterhin deutliche Schwächen. Mit einer mittleren bis geringen Anfälligkeit können KWS Keeper und Tamina punkten. Kathleen, Titus und SY Leoo haben hier Schwächen.


Sparen mit gesunden Sorten:

Dass beim Wintergersten-Anbau im Süden ein einmaliger Fungizideinsatz am wirtschaftlichsten ist, belegen Ergebnisse aus langjährigen bayerischen Versuchen. Um bei dieser Strategie einen ausreichenden Schutz zu gewährleisten, darf die Behandlung jedoch frühestens ab dem Fahnenblattstadium erfolgen. Die Sorten müssen daher breite Resistenzen mitbringen.


Bei den Mehrzeilern haben immer noch Souleyka und Kathleen die breiteste Resistenzausstattung. Aber auch KWS Keeper, Anja und Tamina heben sich positiv ab. Bei den Zweizeilern zeigen sich die mehrjährig geprüften Sorten Famosa, SU Vireni und California noch recht gesund. Von den neueren Sorten liegen Zirene und Captain auf einem guten Resistenzniveau.


Wichtig ist es aber vor allem, die Schwachpunkte der Sorten zu kennen: So muss man bei Caribic, KWS Liga und KWS Glacier besonders auf Mehltau achten. Die Winterbraugerste Wintmalt ist anfällig vor allem gegenüber Rhynchosporium. Bei den Hybridgersten SY Leoo und Wootan ist eine hohe Anfälligkeit bei Zwergrost zu beobachten.


Regelmäßig und teilweise massiv tritt im Süden der Ramularia-Blattfleckenkomplex auf. Sortenunterschiede sind erkennbar, halten sich aber in Grenzen. Häufig präsentieren sich die später abreifenden Typen etwas gesünder. Bei den mehrjährig geprüften Sorten besitzen Anisette, Famosa, Wintmalt und California eine überdurchschnittliche Abwehrkraft. Im Sortiment der neueren Zweizeiler fallen Caribic, Zirene, KWS Liga und Captain positiv auf.


Anfällig gegenüber Ramularia sind Sandra und KWS Glacier. Bei den Mehrzeilern treten die Blattverbräu-nungen bei Lomerit, Galation EU und KWS Tonic stärker auf. Die übrigen geprüften Mehrzeiler sind mittel bis gering anfällig.


Das Auftreten von Mosaikviren konzentriert sich in Süddeutschland auf veredelungsstarke Regionen mit hohem Wintergerstenanteil in der Fruchtfolge. In den Befallsgebieten tritt zunehmend auch bei Typ 1-resistenten Sorten Befall auf. Das weist auf den bereits länger bekannten Virustyp BaYMV-2 hin.


Schutz gegen Virosen:

Derzeit besitzen nur wenige Sorten eine Resistenz gegen diesen Virustyp. Bei den Zweizeilern kombiniert die neuere Sorte Caribic eine Doppelresistenz mit einem hohen Ertragspotenzial. Im mehrzeiligen Sortiment bieten sich Kathleen, Otto und KWS Keeper an. Auch sie erzielen mittlere bis hohe Erträge.


Massive Schäden haben in diesem Jahr die Verzwergungsviren in Teilen des Südens verursacht. Mit Paroli wurde in 2012 die erste Sorte mit einer Toleranz gegen das Gelbverzwergungs-Virus der Gerste zugelassen. Da Gerste aber auch vom Weizenverzwergungs-Virus befallen wird, stehen weiterhin produktionstechnische Maßnahmen im Vordergrund. Kostengünstig und effektiv ist es, den Saatzeitpunkt nach hinten zu verschieben (nach dem 25. September).


Mehr Hybriden am Markt:

Vor allem Veredelungsbetriebe probieren derzeit verstärkt Hybridsorten aus. Die Ergebnisse aus den Versuchen zeigen dazu Folgendes: Hybriden bringen zwar gute Erträge, die besten mehrzeiligen Liniensorten erzielen häufig aber die gleiche Leistung. Mit SU Ellen steht derzeit eine Liniensorte im Kornertrag an der Spitze der bayerischen Sortenversuche.


Wirtschaftlich fallen die Hybriden im Vergleich zu den ertraglich ebenbürtigen Liniensorten zurück. Denn trotz deutlich reduzierter Aussaatstärke ergeben sich bei den Hybridgersten etwas höhere Saatgutkosten (lesen Sie hierzu auch den Standpunkt auf Seite 71).


Die Züchter empfehlen eine hybrid-optimierte N-Strategie und nennen eine bessere Spätsaatverträglichkeit als Vorteil. Um dies zu prüfen, wurden in Bayern in 2013 und 2014 umfangreiche Versuche durchgeführt. Die Liniensorten KWS Meridian und Souleyka traten gegen die Hybridsorten Hobbit und SY Leoo an. Das empfohlene Hybriddüngeverfahren musste sich der Standarddünge-Empfehlung für mehrzeilige Gersten stellen („Düngeberatungs-system Stickstoff Bayern“). Hier die wichtigsten Ergebnisse:


  • Die hybridoptimierte N-Düngung brachte keine Mehrerträge.
  • Auch bei späteren Saatterminen ließen sich bei den geprüften Hybridsorten Hobbit und SY Leoo keine positiven Ertragseffekte im Vergleich zu den Liniensorten feststellen.


Es bleibt abzuwarten, ob sich neue Hybriden in den nächsten Jahren ertraglich deutlicher von den Liniensorten abheben.

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