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Ertragsstabile Sorten für den Süden

Lesezeit: 9 Minuten

Mit blattgesunden, robusten Typen gelingt es am besten, die zunehmenden Herausforderungen im Weizenanbau zu meistern. Mithilfe der LSV-Ergebnisse finden Sie die richtigen Sorten für Ihren Betrieb.


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Die Frage nach der richtigen Sorte wird nicht nur wegen des Klimawandels immer anspruchsvoller. Auch politische Vorgaben, wie z.B. die Düngeverordnung (DüV), bewirken permanent Veränderungen. Eigenschaften wie eine optimale N-Ausnutzung sind heute bei der Sortenwahl ebenso gefragt wie gute Qualitäten und hohe Erträge.


Wenig Blattkrankheiten erschweren Bonitur


Im Gegensatz zur Praxis sind trockene Frühjahre wie 2020 aus versuchstechnischer Sicht schwierig. Denn bei einem geringen Krankheitsdruck differenzieren die Sorten in den LSV nur wenig, was eine verlässliche Bonitur erschwert.


Insgesamt entwickelten sich Blattkrankheiten in den Beständen in diesem Frühjahr wegen der geringen Niederschläge nur sehr langsam bzw. gar nicht. Selbst Erreger, die in der Vergangenheit immer wieder in erheblichem Maße auftraten, wie Septoria tritici, waren selten oder sehr spät in der Vegetation auf den Blättern zu finden. Ebenso verhielt es sich mit den Rosten. Aufgrund der eher kühlen Temperaturen konnte sich Braunrost im Süden selbst in anfälligeren Sorten wie Axioma, Foxx, Kerubino, Lemmy, Patras, Pep und Spontan nicht so weit entwickeln, dass er den Ertrag hätte beeinflussen können. Gelbrost, der noch vor einigen Jahren zu erheblichen Problemen im Weizenanbau führte, ist züchterisch mittlerweile so weit bearbeitet, dass anfällige Sorten im Anbau schlichtweg nicht mehr vorkommen.


Im Großen und Ganzen bietet das derzeitige Sortenspektrum bei Winterweizen sehr breite Toleranzen/Resistenzen gegenüber relevanten Krankheiten. Diese Eigenschaft wird in Zukunft immer wichtiger. Denn nur robuste Sorten werden es schaffen, die unterschiedlichsten Anforderungen in den jeweiligen Anbaujahren zu meistern.


Bei neueren Sorten lässt sich der positive Trend zu blattgesunden Typen weiterhin beobachten. Dass das neue Zuchtmaterial für Jahre mit höherem Krankheitsdruck gut gerüstet ist, lesen Sie in der Info „Neue Sorten“ ab Seite 57.


Auch wenn Trockenheit das Bonitieren erschwert, bilden die regionalen, unabhängigen Landessortenversuche (LSV) und die daraus resultierenden Sortenempfehlungen nach wie vor die Grundlage für die betriebsindividuelle Sortenwahl. Grundsätzlich ist es allerdings nicht ratsam, von einem Jahr auf das andere einen 100%igen Sortenwechsel durchzuführen. Vielmehr gilt es, eine interessante Sorte aus dem LSV mit einer bewährten zu vergleichen. Nach einem erfolgreichen Probeanbau kann man sie dann in den Betrieb integrieren.


Fusarium – unterschätzen Sie Die Gefahr niemals!


Achten Sie bei der Sortenwahl unbedingt auf das Merkmal Fusariumanfälligkeit. Denn der Pilz bildet eine Vielzahl verschiedener Toxine. Vor allem in der menschlichen Ernährung und bei der Verfütterung ist u.a. Deoxynivalenol (DON) eine ernst zu nehmende Gefahr. Doch eins vorneweg: Eine 100%ige Reduktion von Fusariumtoxinen gibt es nicht. Wichtig ist aber, den Gehalt von DON im Ernteprodukt so gering wie möglich zu halten.


In diesem Jahr traten wieder Infektionen in den Beständen auf. Ob und wie stark Fusarium die Weizenähren befällt, hängt von vielen Faktoren ab. Haupteinflussfaktor ist sicherlich die Witterung. Bei Temperaturen von ca. 18°C kombiniert mit mindestens 2 l/m² Niederschlag im Zeitraum von EC 61 (Beginn Blüte) bis einschließlich EC 69 (Ende Blüte) ist eine Infektion sehr wahrscheinlich. Dass aber auch kühlere Temperaturen, verbunden mit hohen, lang anhaltenden Niederschlägen (im Juni), für einen Befall ausreichen, zeigen Beobachtungen aus diesem Jahr.


Während man das Wetter nun mal nicht beeinflussen kann, ist es aber mit einer Reihe von Maßnahmen möglich, die Infektionsgefahr zu senken. Dazu gehören


  • eine wendende Bodenbearbeitung mit dem Pflug,
  • der Anbau einer Vorfrucht mit geringem Infektionspotenzial, wie z.B. Raps und
  • die Wahl einer wenig fusariumanfälligen Weizensorte.


Um den DON-Gehalt sicher zu reduzieren, ist es wichtig, möglichst viele dieser Maßnahmen umzusetzen.


Hinsichtlich der Anfälligkeit gegenüber Fusarium unterscheiden sich die Sorten deutlich. Um diese Unterschiede besser herausstellen zu können, gibt es in Bayern spezielle Sortenversuche, bei denen grundsätzlich die reine Sortenanfälligkeit geprüft wird. Dazu werden spätestens bis Ende März Maisstoppeln mit Wurzeln in die Parzellen gestreut, um Infektionen direkt zu provozieren. Zudem erfolgt eine Fungizidbehandlung bis spätestens EC 37, um eine fungizide Wirkung auf die Ähre sicher auszuschließen.


Die langjährigen Ergebnisse der Fusariumprüfungen entnehmen Sie der Übersicht 1 auf Seite 56. Vor allem für Betriebe, die Körnermais in der Fruchtfolge haben und somit Winterweizen unter erhöhtem Fusariumrisiko anbauen, sind diese Ergebnisse von höchster Bedeutung. Sie sollten Sorten wählen, die mit einem „+“ bzw. „++“ beim Kriterium Fusarium bewertet werden. Die Eigenschaften der Sorten finden Sie in Übersicht 3 auf Seite 58.


Hervorzuheben sind bezüglich Fusariumtoleranz die Sorten Argument (B), Axioma (E), Boss (B), Moschus (E) und Spontan (A). Als neue Sorte mit der hervorragenden Einstufung „++“ ist die Sorte Viki (E) separat zu nennen.


Im Jahr 2020 ließen sich nicht nur in Praxisschlägen, sondern auch in einigen Landessortenversuchen deutliche Fusariuminfektionen feststellen. Das Infektionsgeschehen traf selbstverständlich nur die Sorten bzw. Reifegruppen, die während des Regens in der Blüte waren. Die Versuchsansteller konnten eindeutig feststellen, dass an den mittel eingestuften Sorten stärkere Infektionen auftraten. Demnach ist es durchaus positiv zu bewerten, dass in den bayerischen LSV keine Sorte aufgenommen wird, die eine unterdurchschnittliche Leistung bzw. Einstufung gegenüber Fusarium aufweist. ▶


Stickstoffeffizienz ist gefragt


Die Düngeverordnung (DüV) stellt insbesondere in den roten Gebieten hohe Anforderungen an das Düngemanagement der Betriebe. Ein Baustein für mehr Düngeeffizienz ist auch die Umsetzung bzw. Ausnutzung des verfügbaren Stickstoffs durch die Sorte.


Grundsätzlich gilt, dass eine Pflanze den Stickstoff am besten umsetzt, wenn sie an die örtlichen Gegebenheit gut angepasst ist. Dazu gehört auch, dass sie gesund, standfest und robust ist. Weil Sorten, die es in die LSV geschafft haben, in diesen Punkten generell ein hohes Leistungsniveau besitzen, lassen sie sich per se als stickstoffeffizient bezeichnen. Darüber hinaus achtet man bei den Empfehlungen auf eine gute Kombination aus Ertrag und Qualität. Bei der Qualität spielt der Rohproteingehalt eine wichtige Rolle – dieser ist auch ein Parameter für den N-Entzug.


Unter den Empfehlungssorten gibt es qualitätsbetonte Typen wie Axioma (E), Moschus (E) und Spontan (A), die einen hohen N-Entzug über überdurchschnittliche bis hohe Rohproteingehalte erzielen. Demgegenüber stehen ertragsstarke Sorten wie Asory (A), Argument (B) und Campesino (B), die eine hohe N-Ausnutzung über den Ertrag erreichen.


Ertragsvergleiche nur innerhalb der Qualitätsgruppe


Die Erträge der Sorten im LSV schwanken in jedem Jahr stark. Relativerträge von 90 bis 110% sind keine Seltenheit. Um die Erträge objektiv zu bewerten, ist es wichtig, nach Qualitätseinstufung und Verwertungsrichtung zu differenzieren (siehe Übersicht 2).


Im E-Sortiment sind rohproteinstarke und ertragsbetonte Sorten vertreten. Als rohproteinstarke Qualitätssorten empfehlen sich Axioma und Moschus sowie die einjährig geprüfte Sorte Viki. Zwar liegen ihre Erträge teils deutlich unterhalb des Sortimentsmittels. Wer für die Vermarktung aber sichere E-Qualitäten erzielen will, sollte diese Sorten wählen. Nach wie vor erreicht Axioma die höchsten Rohproteingehalte.


Als ertragsstarke Sorten im E-Segment eignen sich KWS Emerick und die ältere Sorte Kerubino. Jedoch besteht bei beiden die Gefahr, dass am Ende der Rohproteingehalt im Erntegut nur für eine A-Qualität ausreicht.


Das größte Sortiment im LSV besteht aus A-Weizensorten. Im Ertrag liegen die bewährten Sorten dicht beieinander. Asory erreicht zweijährig Erträge auf höchstem Niveau. Der Rohproteingehalt ist für einen A-Weizen aber unterdurchschnittlich. Demgegenüber steht Spontan, der Erträge auf dem Niveau einer mittleren bis guten E-Sorte erreicht. Sein Rohproteingehalt sollte in der Vermarktung für einen Qualitätsweizen in der Regel reichen. Patras bewegt sich in puncto Ertrag und Rohprotein auf mittlerem Niveau. Die Sorte erzielt auch bei hohen Erträgen noch eine A-Qualität. Die Sorten Apostel und RGT Reform erreichen langjährig überdurchschnittliche Erträge, liefern beim Landhandel aber oft nicht die für einen A-Weizen geforderten 13% Rohprotein.


Das B-Sortiment wird durch sehr ertragsstarke Kandidaten bestimmt. Vor allem die neueren Sorten wie Argument, Campesino und Informer überzeugen ertraglich. Auch in der unbehandelten Stufe 1 erreichen die B-Weizen durchweg gute Erträge. Das ist ein Zeichen dafür, dass es sich hierbei überwiegend um gesunde Sorten handelt.


Es scheint so, als würde der C-Weizen wegen der DüV an Bedeutung verlieren (zu niedriger Düngebedarfswert). Zudem haben sich in den letzten Jahren neben der sehr ertragsstarken, aber wenig standfesten Sorte Elixer keine weiteren C-Weizen etablieren können. Mit KWS Keitum, KWS Sverre und LG Lunaris wurden in diesem Jahr allerdings gleich drei neue C-Weizen zugelassen.


Winterhärte nicht aus dem Blick verlieren


Die letzten Winter waren in Süddeutschland im Vergleich zum langjährigen Mittel viel zu mild – Auswinterungen blieben somit aus. Dadurch spielt das Kriterium Winterhärte bei der Sortenwahl in den Betrieben kaum noch eine Rolle.


Doch verlieren Sie das Merkmal nicht aus den Augen! Um die Winterhärte der Sorten bestimmen zu können, führt eine Kooperation der Landesanstalten bzw. Landwirtschaftskammern in Bayern, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Sachsen sowie Instituten in Polen sogenannte Kastenanlagen (Provokationsversuche) durch. Vor allem der milde Winter 2019/2020 führte jedoch dazu, dass nicht einmal die Sorten in der Kastenanlage sich für eine Bonitur eigneten. Trat Frost auf, reichte dieser nicht aus, um Pflanzenausfälle bzw. -schädigungen zu verursachen.


Somit haben viele, insbesondere neue Sorten, ihre Kältetoleranz unter Freilandbedingungen in unserer Region noch nicht unter Beweis stellen können. Daher ist in Übersicht 3 unter dem Merkmal Winterhärte nur noch bei den älteren Sorten eine Einstufung zu finden. Demnach sind Apostel (A), Patras (A), RGT Reform (A) und Elixer (C) als überdurchschnittlich und Axioma (E) als durchschnittlich zu bewerten. Weitere Sorten, die eine überdurchschnittliche bzw. gute Winterhärte besitzen und noch im Jahr 2020 als Anhang- oder als Vergleichssorte im Rahmen der Wertprüfungen mit geprüft wurden, sind Genius (E), Kerubino (E), und Julius (A).


daniel.dabbelt@topagrar.com


Unser Autor


Thomas Gerstmeier,Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Augsburg

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