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Ertragsstarke B-Weizen auf der Überholspur

Lesezeit: 10 Minuten

Wer stabil hohe Erträge erntet, kommt mit der N-Bilanz am besten klar. Auf welche Merkmale Sie bei der Sortenwahl im Norden achten sollten, weiß Jörg Schaper, LWK Niedersachsen.


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In vielen Marktfruchtbetrieben ist Winterweizen das wichtigste Standbein. Erstmals findet der Anbau jetzt unter den restriktiveren Vorgaben der neuen Düngeverordnung (DüV) statt. Der wichtigste Punkt dabei: die ertragsabhängige Düngebedarfsermittlung.


Während sich auf den Hochertragsstandorten dadurch gegenüber dem bisherigen Sollwert bei rein mineralischer Düngung keine wesentlichen Änderungen ergeben, ist das auf schwächeren Standorten anders. Wegen der geringeren Erträge muss man auf diesen Flächen die N-Menge stärker senken.


Neben den klassischen Problemen mit Wetterunsicherheiten und ertragsmindernden Krankheiten wie Gelbrost oder Halmbruch, wird jetzt zusätzlich der Produktionsfaktor Stickstoff verknappt. Unter diesen Vorgaben wird es nur schwer gelingen, das bislang erzielte Ertrags- und Qualitätsniveau zu halten.


Neben ackerbaulichen Aspekten rückt dadurch auch das genetische Potenzial einer Sorte stärker in den Fokus. Die regionalen und unabhängigen Landessortenversuche (LSV) helfen Ihnen, die besten Kandidaten für Ihren Standort herauszufiltern.


Nur nach Ertrag schielen?

Nach wie vor liegen hoch ertragreiche Sorten im Norden an der Spitze. Dazu zählen z.B. Tobak (B) und Elixer (C), obwohl sie teilweise eine hohe Pflanzenschutzintensität verlangen. Für beide Sorten spricht die gute Ertragskonstanz. Wie wichtige Weizensorten in den Regionen ertraglich abgeschnitten haben, entnehmen Sie der Übersicht 1.


Dass der Ertrag aber nicht alles ist, zeigt die große Anbaubedeutung der A-Sorte RGT Reform. Ihr Ertragspotenzial ist zwar etwas geringer, trotzdem liegt sie bundesweit auf Platz eins der Vermehrungsflächen. Grund dafür sind die ausgeglichenen Sortenresistenzen ohne deutliche Schwächen. Dies erleichtert die Bestandesführung. Zudem lässt sich RGT Reform leicht dreschen und punktet bei der Winterhärte.


Wenn die Kälte kommt…

Auswinterungen treten zwar eher selten auf. Wenn es aber zu Kahlfrösten kommt, sind die Ertragsausfälle oft hoch. Dies hat sich im letzten Jahr vor allem in Mecklenburg-Vorpommern gezeigt.


Winterfeste Sorten sind besonders in stärker gefährdeten Höhenlagen oder kontinental geprägten Regionen zu bevorzugen. Doch auch in den übrigen Gebieten sollte der Weizen eine gewisse Winterhärte mitbringen. Der Anbau einer winterschwachen Sorte ist allenfalls gerechtfertigt, wenn sie entscheidende Vorteile gegenüber einer winterhärteren bietet. Generell erhöht sich dadurch aber das Anbaurisiko.


Der B-Weizen Benchmark erzielte in den niedersächsischen LSV zweijährig die höchsten Erträge. Wegen seiner ausgeprägten Winterschwäche ist er aber nur eingeschränkt zu empfehlen. Frühsaaten oder ein Anbau in gefährdeten Lagen sind in jedem Fall zu vermeiden.


Relevant ist es für Sie letztlich, die Winterfestigkeit einer Sorte zu kennen. Je nach Risikobereitschaft können Sie sich dann für oder gegen einen Anbau entscheiden. Zu den Sorten mit schwacher Winterhärte gehören neben Benchmark auch KWS Maddox, Porthus, Meister, JB Asano und der Grannenweizen Rubisko. Bei den neueren Sorten zählen KWS Barny, Bergamo, Kashmir und Nordkap nicht zu den robustesten. Wie anfällig die Sorten gegenüber Auswinterung sind, entnehmen Sie der Übersicht auf Seite 60.


Punkten durch Ertragsstabilität:

Um vor allem stabile Erträge zu erzielen und dabei möglichst noch Fungizide einzusparen, sind ausgewogene Resistenzen der Sorten wichtig. Der Gelbrostbefall war in dieser Saison im Vergleich zu den letzten drei Jahren gering. Doch seien Sie auf der Hut: Die Aggressivität der neuen Gelbrostrassen nimmt zu.


Die Höhe des Fungizidaufwands hängt oft von der Gelbrostanfälligkeit der Sorte ab. Hoch anfällig sind JB Asano, Matrix, Rumor, Kerubino, Landsknecht, Lear, Alexander und Benchmark. Nur wenn Sie z.B. auf die Spätsaatverträglichkeit oder frühere Reife einer hoch anfälligen Sorte nicht verzichten können, empfiehlt sich ein weiterer Anbau.


Nach dem Ährenschieben trat in diesem Jahr häufig Braunrost auf. In diesem Merkmal hat sich die Anfälligkeit einiger Sorten in den letzten Jahren sogar erhöht. Die Einstufung des Bundessortenamtes trifft bei Sorten wie z.B. Elixer oder Johnny nicht mehr zu. Wer gelbrostgesunde Sorten wählt, die aber anfällig für Braunrost sind (Tobak, Elixer, Faustus, Johnny), sollte den Fungizideinsatz nicht zu stark reduzieren.


Neben Rost spielen auch Mehltau, Septoria tritici, Halmbruch und vor allem Fusarium eine wichtige Rolle. Wegen der sehr hohen Fusarium-Anfälligkeit von Tobak kommt dieser Sorte eine Sonderstellung zu. Bauen Sie diesen B-Weizen nur nach Vorfrüchten mit geringem Fusariumrisiko an, wie z.B. nach Raps. Planen Sie in „Tobakbeständen“ zudem generell eine Fusariumbehandlung während der Blüte ein. Nach Mais oder in typischen Befallslagen empfehlen sich konsequenterweise nur Sorten mit guter Ährengesundheit.


Septoria und Mehltau lassen sich zurzeit noch gut bekämpfen, Resistenzen nehmen aber zu. Lassen Sie diese Krankheiten bei der Sortenwahl daher nicht außer Acht, zumal die Wirkstoffvielfalt insbesondere gegenüber Mehltau bereits stark eingeschränkt ist.


Die Gefahr von Halmbruch steigt nach milden, nassen Wintern. Beachten Sie die Anfälligkeit einer Sorte gegenüber diesem Erreger insbesondere in engen Getreidefruchtfolgen und bei früh gesätem Stoppelweizen.


Wie stark die Weizensorten auf einen Fungizid- und Wachstumsreglereinsatz reagieren, zeigt der Ertrag der verschiedenen Behandlungsstufen in den LSV (siehe Übersicht 2). Es gilt: Je höher der Ertrag „unbehandelt“ ist, desto ertragsstabiler ist die Sorte.


Immer standhaft bleiben:

Die Haupt-sorten Ihres Betriebes sollten zusätzlich standfest und gut dreschbar sein. Frühe Saattermine, milde Winter, frühe Nachdüngungstermine und eine hohe N-Nachlieferung erhöhen das Lagerrisiko. Treffen mehrere dieser Faktoren in einer lageranfälligen Sorte zusammen, können selbst hohe Wachstumsreglermengen Lager nicht sicher verhindern. Die Lagergefahr zu mindern, ist auch für die Folgekultur wichtig. Folgen Raps oder Zwischenfrüchte, ist die Zeitspanne bis zur nächsten Aussaat eng. Die Häckselqualität und die Strohverteilung müssen dann sehr gut sein. Voraussetzung dafür sind stehende Bestände.


Lagergefährdete Sorten wie Tobak und Elixer benötigen eine intensivere Bestandesführung. Bevorzugen Sie standfeste Sorten, zumal die Kombination von kurzem Wuchs, guter Standfestigkeit und guter Ährengesundheit möglich ist.


Auch die Fallzahl zählt:

In lagernden Beständen leiden auch schnell die Hektolitergewichte und Fallzahlen. Vor allem in Spätdruschgebieten und bei eingeschränkter Druschkapazität spielt die Fallzahlstabilität eine große Rolle. In den niedersächsischen LSV gibt es immer wieder Standorte, an denen sich Sortenunterschiede in der Fallzahl zeigen.


Ein Ergebnis aus dem letzten Jahr zeigt Übersicht 3. Um den Einfluss des Erntetermins auf die Fallzahl zu ermitteln, wurden Versuche nach früher und später Ernte verglichen. Die Ergebnisse:


Durch stabile Fallzahlen zeichnen sich vor allem die bewährten A-Weizensorten Julius, Reform und Patras aus. Gleiches gilt für die neueren Sorten Apostel und Nordkap. Bei Julius ist die stabile Qualität sicherlich das Hauptargument für die immer noch starke Verbreitung dieser „Spätdruschsorte“.


Von den B-Sorten zeigen sich Tobak, Rumor, Faustus, Benchmark, Desamo und Smaragd fallzahlstabil. Kritisch zu beurteilen sind neben Linus und Matrix auch neuere Sorten wie Anapolis, Bonanza, KWS Maddox und Bergamo.


Bei späten Ernteterminen ist auch die Strohstabilität wichtig. Zudem sollten die Körner fest in den Ähren sitzen. Ist das nicht der Fall, wie z.B. bei der Sorte Reform, erleichert das zwar den Drusch, die Gefahr des Ausfallens bei nicht zeitgerechter Ernte nimmt damit aber zu.


Sorgenkind Rohprotein:

Nach wie vor ist der Rohproteingehalt ein entscheidendes Qualitätskriterium bei der Vermarktung. Backuntersuchungen zeigen allerdings, dass sich auch mit proteinschwächeren Sorten hochwertige Mehle produzieren lassen, vorausgesetzt die Proteinqualität und die sonstigen Back-eigenschaften passen. Die Begrenzung der N-Mengen durch die neue DüV wird zwangsläufig niedrigere Proteinwerte zur Folge haben. Langfristig führt dies hoffentlich zur Schnellerfassung weiterer Parameter, wie z.B. des Feuchtklebergehaltes. Dies würde der Proteinqualität mehr Gewicht geben – Methoden dazu sind mehr als wünschenswert.


Die Düngemengen hängen neben dem Ertrag auch von der Qualität der Sorte ab. Für A- und B-Sorten gilt bei einem Niveau von 80 dt/ha ein N-Bedarfswert von 230 kg/ha. Für E-Sorten ist ein Zuschlag von 30 kg auf 260 kg/ha möglich.


Der Anbau von E-Sorten scheint auf den ersten Blick daher interessant zu sein. Der Haken ist aber, dass die DüV zusätzlich den maximal zulässigen Bilanzüberhang von 60 auf 50 kg N/ha reduziert. Wer verstärkt E-Sorten anbaut, belastet die N-Bilanz, weil diese ertraglich rund 10% unter den anderen Sorten liegen. Grund dafür ist die negative Beziehung zwischen Kornertrag und Rohproteingehalt. Generelle Unterschiede beim N-Entzug bestehen zwischen den Qualitätsgruppen nicht. Auch zwischen den Sorten fallen sie mit 10 bis 20 kg/ha gering aus.


Aus Sicht der Düngung wird auch der Anbau von C-Sorten uninteressanter. Bei diesen liegt der Bedarfswert nur bei 210 kg/ha, obwohl ertragreiche C-Sorten ebenfalls hohe N-Mengen entziehen. Weil man die Nmin-Werte, die N-Nachlieferung aus organischer Düngung des Vorjahres und Mindestwerte beim Einsatz von Wirtschaftsdüngern im Anbaujahr berücksichtigen muss, wird die noch „düngbare“ Menge schnell knapp. Auf weniger guten Böden sind Höchsterträge dann kaum möglich.


Weil zudem die Ertragsunterschiede zwischen C und ertragreichen B-Sorten nur noch gering sind, wird sich der Anbau wohl auf ertragsstarke A- und B-Sorten fokussieren. E-Sorten werden vor allem auf Flächen mit von Haus aus geringeren Erträgen ihren Platz finden.


Wegen der begrenzten N-Mengen und der nicht mehr zulässigen Herbstdüngung von Weizen ist es nötig, alle pflanzenbaulichen Register zu ziehen, die das Pflanzenwachstum unterstützen. Dazu gehören neben einer guten Boden-struktur auch eine optimale Grund-nährstoffversorgung inklusive Kalk. Achten Sie zudem auf eine gute Strohverteilung, eine weit gestellte Fruchtfolge und säen Sie nicht extrem früh. Ein Anbau von Stoppelweizen, insbesondere als Mulchsaat, wird noch schwieriger.


Neue Sorten zum Probeanbau:

Von den im Frühjahr 2017 neu zugelassenen Weizensorten stehen Achim (A) und die B-Sorten LG Imposanto, Kamerad, KWS Talent und RGT Sacramento bereits in den niedersächsischen LSV. Noch aus dem Zulassungsjahr 2016 werden erstmals die Sorten Kashmir (A) und KWS Barny (B) geprüft.


Achim (A) ist winterhart, reift eher spät ab und bildet hohe Proteingehalte bei mittlerer Fallzahleinstufung. Mit Ausnahme von Halmbruch ist die Weizensorte sehr gesund, weist allerdings Schwächen in der Standfestigkeit auf. Kashmir (A) ist eine etwas früher reifende, fallzahlstabile Sorte, die ebenfalls zu Lager neigt. Hinzu kommt eine nur knapp durchschnittliche Gesundheit bei Lücken in der Winterhärte. Im Ertrag wird Achim sich kaum von den bewährten Sorten Julius und RGT Reform absetzen können, etwas stärker ist Kashmir einzuschätzen.


Aus dem B-Sortiment ist KWS Talent ertraglich die interessanteste Sorte. Sie reift mittel ab und erzielt gute Fallzahlen. Ihr Proteingehalt ist – wie bei vielen ertragreichen B-Sorten – nur schwach. Gegenüber Rost ist Talent unempfindlich, gegen Halmbruch etwas anfälliger. Standfestigkeit und Fusariumeinstufung liegen im mittleren Bereich. Die Sorten LG Imposanto und Kamerad können bei der Fusariumanfälligkeit punkten (beide Note 3). Kamerad ist zudem blattgesund, sehr kurz, standfest und winterhart. LG Imposanto besticht durch seine hochwertige B-Qualität ohne deutliche Schwächen. Ertraglich reichen beide Sorten aber nicht an die besten B-Sorten heran. KWS Barny ist im Ertrag zwar vielversprechender, hat bei mittlerer Blatt- und Ährengesundheit aber die höhere Halmbruchanfälligkeit. Schwächen zeigt sie auch bei der Winterhärte und beim TKG. RGT Sacramento ist eine sehr frühe, begrannte Sorte. Auffällig ist ihr sehr hohes Ertragspotenzial in der unbehandelten Stufe, das in erster Linie auf die geringe Rostanfälligkeit zurückzuführen ist. Zu beachten ist eine erhöhte Auswinterungsgefahr.


Erstmals werden die E-Sorten KWS Montana und Ponticus geprüft. Von diesen beiden scheint Ponticus interessanter zu sein, da er ertraglich und vor allem im Proteingehalt besser ist. -mb-


Erstmals werden die E-Sorten KWS Montana und Ponticus geprüft. Von diesen beiden scheint Ponticus interessanter zu sein, da er ertraglich und vor allem im Proteingehalt besser ist. -mb-


Die Eigenschaften der Weizensorten sind in Übersicht 4 dargestellt.

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